Ich bin sehr spontan nach London geflogen, eigentlich wollte ich endlich nach Bordeaux, aber als standby Passagierin ist es in der Ferienzeit nicht so einfach, hin- und auch wieder zurück zu kommen. Schließlich möchte ich nicht irgendwo tagelang warten bis ein Platz frei ist. London ist immer schön und ich habe meine 2 Freundinnen, die ich aus unterschiedlichen Zusammenhängen kenne, auch bereits 6 Jahre nicht mehr besucht. Also London. Und Ausstellungen gibt es dort auch immer. Wegen Naomi wäre ich nicht extra gefahren, aber wenn ich schon einmal da bin, Naomi.
Um welche Naomi es sich handelt ist jedem klar. Ich hatte ein paar Skandale in Erinnerung, wusste aber sonst wenig über diese Frau. In der Ausstellung gibt es Informationen zu ihrer Kindheit und Jugend, dann wieder zu ihren Charity und politischen Aktivitäten, vermutlich alles nach den Skandalen. Über Skandale, Drogen, Alkohol, exzentrisches Verhalten habe ich nichts gelesen. Vielleicht erinnere ich das aber auch falsch. Hier bei Wikipedia ein paar Informationen. Und hier ein guter Überblick über alle Exponate. Kein beneidenswertes Leben, finde ich. In ihren 20ern jettete sie manchmal mehrmals wöchentlich zwischen Paris und New York hin und her, Concorde Tickets dokumentierten die vielen Reisen.
Die kleine Ausstellung ging über 2 Etagen in einem eigens gestalteten Einbau in einen Kuppelbereich. Insofern war es unten dunkel, eng und sehr warm, die Ventilatoren halfen wenig. Oben gab es Sicht, Licht und Platz. Ungünstig war oben allerdings, dass die Kleider in 2 Vitrinen übereinander gezeigt wurden (die oberen waren kaum zu erkennen, ähnlich erlebte ich es bei Dior in Paris, gefiel mir auch nicht). Überhaupt Vitrinen, sie reflektieren, die Struktur der Stoffe ist kaum erkennbar, Spiegel, um die Rückseite zu erkennen, gab es auch nicht. Man kann es wirklich besser machen.
Naomi Campbell war das erste dunkelhäutige Model, das es auf ein Cover schaffte. Hier Cover und Jacke aus dem Shooting. Es gab auch einen Überblick über andere schwarze Models vor ihrer Zeit, keine von ihnen war wirklich bekannt oder zumindest mir nicht bekannt.
Ein Blick in die obere Etage. Es gab in der Mitte - sehr witzig - ein Video, in dem Naomi erklärte, wie ein Model laufen soll. Dazu ein Übungsparcours mit Kameraaufnahme. Die Videos werden nach 24 Stunden gelöscht. Nur vereinzelte Kinder liefen über den Catwalk (heißt das so?). Es war auch nicht voll in der Ausstellung, angehende Topmodels habe ich nicht gesichtet, für die ist Naomi vermutlich aus einer anderen Zeit.
Die blauen Schuhe von Vivienne Westwood haben das Model zu Fall gebracht, das Video wurde gezeigt und sie ist total symphatisch lachend wieder aufgestanden. Der rechte Schuh ist von Azzedine Alaia in Kooperation mit Maison Margiela. Der Absatz ist der Figur von Naomi Campbell nachempfunden. Azzedine Alaia war so etwas wie ihr Ziehvater, denn sie ist mit 17 alleine nach New York gegangen und ohne Vater aufgewachsen.
Insofern hat Alaia auch etliche Outfits auf Naomi Campbell zugeschnitten.
Das Pantherkleid von John Galliano 1996 ist nicht aus Stretch, sondern im schrägen Fadenlauf (ihr seht die Knopfleiste an der Seite), ob man sich gut bewegen kann?
Naomi Campbell liebte den Leolook, Anfang der 90er Jahre war das total trendy, ich erinnere mich nicht daran.
Gezeigt wurde auch das Engagement von Naomi im Rahmen verschiedener against racism Bewegungen sowie ihr politisches Statement für Nelson Mandela. Auch heute ist sie noch aktiv für Black lives matter und unterstützt im Rahmen von Charity Auftritten.
Beeindruckende Modelmaße. Das Burberry Trenchabendkleid auf dem Foto unten hat Naomi Campbell 2022 zum Platinum Jubelee von Queen Elizabeth getragen, zusammen mit Kate Moss war sie eingeladen.
Hier 2 Modelle von afrikanischen Designern, zu deren Shows geht sie ohne Bezahlung, um sie zu unterstützen und Aufmerksamkeit zu erlangen. Das Fish&Chips Hoodie Kleid ist von Magugu aus 2022, deren Label 2016 in Johannesburg gegründet wurde.
Das gestreifte Mantelkeid von Kenneth Ize ist aus handgewebtem Yoruba Stoff, Nigeria. Der Designer verwendet überwiegend traditionelle Stoffe. Ich glaube, bei den afrikanischen Designern gibt es echt noch Entdeckungen zu machen.
In diesem Burberry Cape, das über einem Covid Schutzanzug getragen wird, ist Naomi Campbell während der Pandemie 2020 geflogen. Es gibt wohl ikonische Fotos und Videos, die zeigen, wie genau sie ihre Flugzeugsitze desinfiziert hat.
Wenn man sowieso in London ist und sonst nichts Konkretes zu tun hat und sich für Mode interessiert, ist die Ausstellung nett. Ich hätte mir mehr Informationen gewünscht, mehr Videos, mehr Struktur, eine bessere Platzsituation. 18 Pfund Eintritt ist auch nicht wenig, aber wenigstens war es nicht so überfüllt wie bei Frida Kahlo (das war 2018, ich habe nicht darüber berichtet wie ich gerade merke). Und es gibt im V&A noch mehr zu sehen.
Bis zum nächsten Bericht, viele Grüße, Anja
Was für ein Zufall, als ob wir uns abgestimmt hätten... Dass sich Alaia und Cambell so nahe standen, war mir neu. Wieder was gelernt. Vor einer Weile hatte ich mich für Jacken von Kenneth Ize begeistert und auf die Suche nach Aso oke Stoffen begeben. Bei etsy bin ich sogar fündig geworden. Ist allerdings nichts aus dem Projekt geworden. Sie liegen u. a. sehr schmal, weshalb ich sie beim ersten Mal würde anfassen wollen.
AntwortenLöschenSpannend! Herzlichen Dank fürs virtuelle Mitnehmen. Liebe Grüße Manuela
Wirklich witzig, du kennst aber auch alle Designer, mon dieu! Lieben Gruß nach Berlin, Anja
LöschenZu schnell getippt: Campbell natürlich…
AntwortenLöschenEine Ausstellung rund um ein Model ist eine ungewöhnliche Idee…, wobei Naomi ja als eine der Supermodels gilt.
AntwortenLöschenMerci für den interessanten Einblick.
Lieben Gruß von Susanne
Vielleicht verwechselst du in Hinblick auf die Skandale Naomi Campbell mit Grace Jones? Wäre so meine Vermutung. Aber ich weiß zu wenig über sie. Oder überhaupt über eines der Supermodels. High Fashion fand ich erstmals interessant, als ich die Alexander McQueen Ausstellung besucht habe. Nur wegen dieser Ausstellung wäre ich auch nicht nach London geflogen, hätte sie mir aber wohl auch angesehen, wenn ich zufällig dort gewesen wäre. Ich mag die Sonderausstellungen im V&A ja immer recht gerne, auch wenn sie nicht besonders günstig sind. Und sie bilden ein weites Spektrum ab, ich habe dort schon Ausstellungen über Modernism und Oper gesehen. Und eben auch über den einen oder anderen Designer. Die Frida Kahlo Ausstellung im V&A hätte ich sooo gerne gesehen, leider damals nicht möglich.
AntwortenLöschenJedenfalls danke, dass ich hier über dich dann doch ein bisschen die Naomi Ausstellung besuchen konnte.
Liebe Grüße, heike
Die Frida Kahlo Ausstellung fand ich enttäuschend, aber das lag mglw. auch daran, dass es so voll und eng war und ich schon vorher viel wusste. Grace Jones sicher nicht, aber evtl. so eine aus Brasilien, keine Ahnung, habe auch nicht mehr darüber nachgedacht. Alles Liebe nach Graz, da wäre ich auch gerne mal wieder hin, lg Anja
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