Dienstag, 26. September 2023

Galerie Dior

Letztes Wochenende war ich in Paris. So ein Besuch bedarf immer einer gewissen Vorbereitung, denn etliche Museen muss man buchen, um ohne große Wartezeit hinein zu kommen. Ich finde das recht umständlich, weil damit Flexibilität und Spontaneität verloren gehen. Außerdem weiß ich manchmal nicht genau, wie lange ich von A nach B brauche. Das beste Fortbewegungsmittel in Paris ist m.E. das Fahrrad (Velib Tagespass 5 Euro, man kann unendlich oft bis zu 30 Minuten radeln). Die Galerie Dior, ein Museum von und über Dior, ist im Dior Stammhaus an der Avenue Montaigne, wo sich die alteingesessenen Haute Couture Häuser befinden. Tatsächlich gab es am Einlass auch eine Schlange für Damen (Herren habe ich quasi nicht gesehen) ohne Ticket, die war aber ziemlich lang, wer ein Ticket aus dem Vorverkauf hatte wurde sehr schnell herein gelassen. Sämtliche Informationen rund um den Besuch finden sich in der Verlinkung. Es gibt auch ein Restaurant, dort war ich nicht.


Das ganze Haus ist verwinkelt, aber der Rundgang ist klar beschildert. Die Besucher drängen sich im ersten Raum mit den Fotos und Berichten zu Diors Jugend und Werdegang, danach verteilt es sich angenehm über die Räume und alle Exponate sind super zu sehen. Alles ist sehr für die Sinne dargestellt, tolle Lichteffekte, schöne Dekoration, Filme, Fotos im Hintergrund, angenehme Musik, manchmal auch ein passendes Parfüm von Dior. In der Form habe ich eine Ausstellung noch nicht erlebt. Das Atelier von früher (nachgebaut) kann man von oben betrachten.


Abendkleider (viel zu viele) werden in einem großen hohen Raum, der ständig sein Licht mit Funkeln, Glitzern verändert, präsentiert. Wie im Theater, es gibt Sitzplätze, um auszuruhen.


Am Ende schreitet man das berühmte Treppenhaus herunter, auf dem früher die Modelle gezeigt wurden (nachgebaut). Dahinter ist eine riesige Vitrine, deren verkleinerte Objekte (Handtaschen, Schuhe, Kleider, Flakons) entsprechend des Farbkreises von oben nach unten aufgebaut sind. Dort werden Unmengen von Selfies gemacht.
Zur Ausstellung selbst: manchmal werden Kleider aus verschiedenen Epochen nebeneinander präsentiert. Oft haben Designer alte Ideen aus den frühen Jahren wieder aufgegriffen: Blumenmotive, Schleifen, Tellerrock usw. Die Ausstellung ist nicht chronologisch, tatsächlich hatte ich das Gefühl, dass auch die neuen Sachen noch so sind wie das, was in den 50er Jahren kreiert wurde. Sehr interessant der Raum mit den Skizzen, den Probeentwürfen und einer Dame, die Techniken erklärte: handgenähte Knopflöcher und das Innenleben einer Jacke. Dort durfte man anfassen und Fragen stellen. Leider ist mein Französisch nicht so, dass ich alles verstanden habe. Dieser Raum hat mich am meisten fasziniert.
Es gab auch Fotos und daneben die Originale, Erläuterungen zur Zusammenarbeit mit Künstlern und Originale von deren Arbeiten. Gezeigt wurde der Schritt von der Haute Couture zum Pret-a-porter in den 60er Jahren mit der Entwicklung der Miss Dior Linie für jüngere Kundschaft, die modern sein wollte. Dazu habe ich kein Foto, die Modelle gefielen mir überhaupt nicht, in der Zeit wurde in London viel interessanter gestaltet.
Unten ist ein Bustier mit dazugehörigem Mantel. Der Stoff ist einfach der Hammer, leider kommt das auf dem Bild nicht raus, Dreidimensionale Blüten in mehreren Pastelltönen, wahnsinnig schön. Bei den wertvollen Materialien waren die Räume stark abgedunkelt. Dennoch fand ich die Ausleuchtung besser als bei der Chanel Ausstellung im Palais Galliera.




Natürlich gab es auch Schuhe und Flakons und Handtaschen. Oben ein sehr extravagantes Paar. Das Museum ist riesig, die Informationen sind ausreichend, irgendwann kann man sowieso nicht mehr alles lesen und verarbeiten, leider. Mein Besuch dauerte ca. 1.45 h. Ich hätte mir ein bisschen mehr Chronologie gewünscht, vor allem bei den späteren Chefdesignern, irgendwie war dann doch alles gleich (außer bei Yves Saint Laurent, aber der war auch nur kurz da), vielleicht sollte das auch so sein wegen des Wiedererkennungswerts. Auf jeden Fall lohnt es sich, die Galerie Dior zu besuchen.

Auch wenn ich persönlich der Kleidung und den Handtaschen von Dior eher gespalten gegenüber stehe. Beim Schaufensterbummel in Frankfurt habe ich eigentlich noch nie irgendwas richtig Tolles entdeckt. Aber das ist ja auch persönlicher Geschmack/Stil. Mit seinem New Look (zumindest weiß ich nun, wer den Begriff geprägt hat) mit einengender Korsettwirkung hat er m.E. nichts Neues geschaffen, sondern Mode aus früheren Jahrhunderten wiederholt. Natürlich laden die Kleider und Stoffe zum Träumen ein und in der entsprechenden Epoche zum Vergessen der Zeiten davor. Die Verarbeitung ist gigantisch. Kopien von Taschen mit Logo und T.-Shirts mit Logo habe ich auf einem Straßenmarkt in Neuilly zufällig entdeckt. Warum ist es den Menschen so wichtig, etwas von einer bestimmten Marke zu haben?

Dazu plane ich noch einen Blogpost in den nächsten Tagen, denn eine Marke wird noch häufiger kopiert und begegnete mir schon auf meinen ersten Italienreisen auf den Straßenmärkten. Es gibt dazu auch ein Museum in Paris: LV Dream.

Viele Grüße aus Frankfurt, Anja


5 Kommentare:

  1. Das liest und sieht sich wirklich interessant an! Da ich nach Paris nicht so schnell komme, danke fürs digitale Mitnehmen.
    Liebe Grüße Manuela

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    1. Ich kann mich wirklich glücklich schätzen, dass der ICE in 4 Stunden dorthin fährt und ich - solange mein Mann noch in dem Unternehmen arbeitet - einmal jährlich erheblichen Rabatt habe. LG Anja

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  2. Ich habe dank deinem Link gerade die Winterkollektion von Dior angeschaut und bin vor allem überrascht davon, dass es mindestens 50% Accessoires sind. Wieso gibt es so wenig Kleidung? Weiß man, dass eh keine Kundin größere Looks bei ihnen einkauft, bzw. ist das Geschäft mit den Leuten, die sich nur ein Teil leisten können tatsächlich wichtiger? Klar, wer sich nach langem Sparen etwas kauft, wird sich keine Seidenbluse kaufen, sondern eher eine Tasche. Zum einen will man ja oft das Logo, zum anderen unterstelle ich jetzt mal, dass für viele dieser Art Markenkäufer Kleidung auch eher ein Wegwerfartikel ist. Und Accessoires müssen halt auch nicht passen... Ob wohl Dior auch darauf setzt, Outfits quasi zu kapern, indem die Leute irgendwas tragen und dann aber davor stolz ihre Handtasche gehalten wird?
    Mich hat fast nichts angesprochen, außer vielleicht die Seidenbluse mit Plastron, aber nur weil ich weiß, wie schwer sie zu Nähen wäre und ich darauf keine Lust hätte. Vor allem nicht wenn das Ergebnis makellos sein soll.
    Danke für den schönen Bericht. Paris habe ich nicht auf der Liste der Reiseziel, aber sollte ich da mal versehentlich landen, weiß ich was ich machen kann.
    Grüße, Tina

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    1. Die Kollektion habe ich mir überhaupt noch nicht angeschaut, krass, dass 50 % andere Sachen sind, es wäre wirklich mal interessant in die Strategie hineinzuschnuppern. Ich glaube, die leben von ihrem Ruf, dem Namen und dann ist bei diversen Artikeln (vermutlich nicht der von dir erwähnten Bluse) die Gewinnspanne ziemlich hoch. LG Anja

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    2. Ach, bei den 1400€ der Bluse ist sicher auch noch der ein oder andere Euro verdient ;)
      Grüße, Tina

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