Letzten Me Made Mittwoch hat Mema diesen Rock nachgenäht. Was für ein tolles Stück. Mema bemängelte, dass er bei ihr schief war, das fand ich eher interessant. Die Konstruktion ist ein halber Teller und unten ist eine gerade Fransenborte angenäht. Das kann man auf der verlinkten Seite des Herstellers ziemlich gut erkennen. Am Tag zuvor war mir genau so ein Stoff begegnet. Ich habe dann den etwas günstigeren im Hauptlager von JP Stoffe in Mörfelden gekauft, denn der Original Chanel Bouclé mit 45 Euro pro Meter aus der Innenstadt-Dependence war mir doch etwas zu teuer. Ich hatte ermittelt, dass ich 2,2 m brauche (abgeschnitten wurden mir 2,6 m). Der Stoff liegt hinreichend breit, so dass ich aus dem "Abfall" an der einen Seite Borte machen kann. In diesem Video und auf dieser Seite wird gezeigt, wie das geht.
Hier mein Stoff, im Lager gab es ein passendes Bündchenband dazu, das habe ich oben an den Bund angenäht. Auch wenn es auf dem Foto nicht so scheint, es passt farblich perfekt. In meinem Fundus habe ich noch Nahtband in gleichem Grünton von Anette Görtz gefunden, das wollte ich statt des Futterstoffs an die Fransenborte nähen, damit sie stabilisiert wird. Ich hoffe, dass das funktioniert, da eine leichte Rundung zu überbrücken ist. Weiter unten erfahrt ihr, warum es dazu nicht mehr gekommen ist.
Taillenweite und Rocklänge waren schnell ausgemessen. Rockumfang unten ebenfalls, so dass ich als Erstes mit dem Zuschnitt bzw. der Bortenherstellung anfangen konnte
Der Halbteller war flott zusammen genäht, oben habe ich einen seitlichen Reißverschluss eingenäht und das Bündchen angenäht. Innen ist alles mit Schrägband versäubert, Aufhänger sind unsichtbar darin befestigt. An der Länge habe ich noch etwas herumgewerkelt. Der Rock war zu lang und etwas sehr schief. Man könnte ihn jetzt säumen und anziehen, aber ich habe mir ja vorgenommen, eine Fransenborte unten anzunähen.
Davon brauche ich fast 4 m, am Anfang war es interessant, die Fäden heraus zu ribbeln, irgendwann fragte ich mich, ob ich das durchhalte, es wurde zunehmend mühsamer und dauerte, die dünnen Fäden verteilten sich in der Wohnung, ich musste den Fußboden ständig fegen. Aber ich habe eine Reise mit dem Deutschland Ticket unternommen, da ist man lange unterwegs, kann auch nicht immer lesen und so eine Handarbeit ist eine dankbare Abwechslung. Mein Ziel war, mindestens eine ca. 5 cm breite Borte zu haben, mehr - das war mir klar - schaffe ich wahrscheinlich nicht (auch wenn ich Stoff genug hätte und das Original schätzungsweise 7 cm hat). Glücklicherweise steigerte sich mein Tempo, weil ich erkannte, wo ich vorsichtiger zupfen muss und wo ich längere Fäden auf einmal rausziehen kann. Nochmal würde ich so eine Borte aber nicht anfangen (oder nur, wenn in beiden Richtungen dicke Fäden verwebt sind, denn das würde immens viel Zeit sparen, ich weiß nicht mehr, ob das bei dem nicht gekauften Chanel Boucle der Falle war). Ich habe insgesamt viele U-Bahn und sonstige Bahnfahrten mit Fäden zupfen verbracht, ca. 15 - 20 Stunden:
An irgendeinem Punkt hatte ich dann wirklich keine Lust mehr. Ich war bei etwa 2 cm, an manchen Stellen etwas mehr, an manchen etwas weniger. Jedenfalls habe ich dann beschlossen, die Borte nicht weiter auszufransen, sondern mit etwa 5 cm Abstand an den Halbteller zu nähen. Innen gesichert, gebügelt. Jetzt kann sie gerne von selbst weiter ausfransen, vielleicht habe ich irgendwann Muße, weiter auszufransen. Nach den vielen Stunden wollte ich endlich ein fertiges Kleidungsstück in Händen halten.
Ich habe etliche olivgrüne, schwarze, anthrazitfarbene Oberteile, die dazu passen, bin sehr begeistert von dem (halb-) fertigen Rock. Vor der weißen Tür sieht man gut, wie weit ich es mit der Borte geschafft habe, ausreichend, damit ein Effekt sichtbar ist.
Am Abend, als ich geraden den Rock fertig hatte, fand die 5th Birthday Party von Alice&Co. Pattern mit dem Schwerpunkt Taschen statt. Da mein Rock wegen Halbteller und seitlichem Reißverschluss keine Tasche hat, kam mir der Gedanke, noch eine Zusatz-Bedarfs-Tasche aus den Stoffresten zu nähen, die gleichzeitig als Gürtel fungiert. Zugeschnitten habe ich schon während der Session und am Folgetag fertig gestellt. Hier das Ergebnis, eine nach oben verlängerte halbkreisförmige Tasche mit Reißverschluss, verstärkt und gefüttert, die auf ein Band, das sich mit 2 alten Perlmuttknöpfen schließt, gefädelt wird:
Ein bisschen Dekokram habe ich an Rock und Tasche angenäht.
Aber nun zu den Tragefotos, die mir ein bisschen schwer gefallen sind, denn ich habe schon am Vormittag geschwitzt und mich nach der Gassirunde schnell umgezogen, weil es richtig sommerlich warm geworden ist:
Nichtsdestotrotz gefällt der Rock, das Tragegefühl ist angenehm, ein interessanter Look. Ich glaube, dass ich ihn im Herbst ganz oft anziehen werde. Er ließe sich auch drehen, so dass die Streifen nicht im Bogen nach unten drehen, aber gerade so gefällt mir der Rock am besten.
Zusammenfassung:
Zeitaufwand: abgesehen von dem Ausfransen, schnell berechnet, schnell zugeschnitten, schnell genäht.
Schwierigkeit: einschließlich des Ausfransens einfach
Kosten: Stoff und Bündchenband ca. 32 Euro, der Rest aus dem Bestand
Und zu allerletzt, im August ist mein Blog 12 Jahre alt geworden, genauso alt wie unser Hund, der Blog am 18.8. und die Hündin, die in dem Herbstferien erst zu uns kam, am 26.8. Wer hätte damals gedacht, wie sich alles entwickelt. Das Nähen macht immer noch Spaß, damals mehr Kindersachen, heute nur noch Erwachsenensachen, das Bloggen macht auch immer noch Spaß, damals alles neu, Technik, Texte schreiben, umständlich Fotos von der Kamera einfügen (Smartphone kam erst später), heute ab und zu ein Post und unzählig viele nette persönliche Kontakte durch Bloggertreffen.
Klasse, große Klasse.
AntwortenLöschenDie Mühe mit den Fransen kann ich sehr nachvollziehen. Die Arbeit hat sich aber gelohnt.
Gruß Mema
Danke, ohne deinen Rock wäre ich niemals auf dieses Modell gekommen. LG Anja
LöschenGerade auf den ersten Bild gefällt mir der Rock sehr gut. Nicht alle passen zu Turnschuhen, dieser schon. Die Borte wäre nicht mein erster Gedanke gewesen, macht sich aber echt gut!
AntwortenLöschenViele Grüße, Tina
Noch eine Frage, wie funktioniert die Kombi aus Gummibund und Reißverschluss?
LöschenDer Gummibund ist leicht gedehnt angenäht und an der Seite mit dem Reißverschluss offen, eigentlich funktioniert er wie ein normaler Bund. Ich musste aber einen Reißverschluss annähen, weil ich sonst nicht reingekommen wäre, denn oben entsprechen die Maße ja genau meiner Weite. Im nachhinein hätte ich einen normalen Bund verwenden können, aber mir gefiel der Kontrast mit Material und Farbe gerade gut. LG Anja
LöschenDein Stoff gefällt mir viel besser als der Stoff des Originals vom Hersteller. Und das Bündchen finde ich eine tolle Idee, die Streifen quasi nochmal zitiert. Auch die Tasche ist eine gute Idee und toll umgesetzt. Und Wahnsinn, ich bewundere deine Geduld beim Fransen herstellen. Chapeau!
AntwortenLöschenLiebe Grüße, heike
Was für ein tolles Teil. Hab den Rock von Mema auch sehr bewundert, wie schön, dass Du dein eigenes Exemplar genäht hast. Schaut super aus! Einzeln und in der wunderbar sportlichen Kombi mit Sweatshirt und Turnschuhen. Mega! Gratuliere zu 12 Jahren Bloggerei! Schön, dass es immer wieder neue Dinge zu entdecken und zu lesen gibt.
AntwortenLöschenDer Rock sieht gut aus mit dem Sweatshirt. Wie sich die Streifen des Stoffes drehen ist ganz schön raffiniert; das gefiel mir auch schon bei Memas Rock. Den Stoff auszufransen ist eine ganz schöne Friemelei, das habe ich mal bei einem wesentlich kürzeren Stoffstück gemacht. Aber die Geduld hat sich gelohnt, das gibt noch das richtige Extra zum Rock. LG Gabi
AntwortenLöschenSehr cool !
AntwortenLöschenDer Streifenverlauf sieht sehr raffiniert aus, die Fransenborte am Saum ist auch in abgespeckter Form ein schönes Detail und das passende Täschen ist die perfekte, praktische Ergänzung.
LG von Susanne
Wow, der Rock ist wirklich toll. Die Farben, das Material und der extravagante Schnitt. Einfach perfekt für dich. LG Naehkatze Carola
AntwortenLöschenKlasse! Der Rock ist super! Ich bin total begeistert, vor allem von deinen Fransen. Ich glaube, ich hätte nach 1 Stunde schon keine Lust mehr gehabt...
AntwortenLöschenUnd: Happy Blog Birthday!
LG Miriam
Der Rock begeistert mich, die Mühe beim Ausfransen hat sich gelohnt. Das Täschchen ist eine schöne und praktische Ergänzung ein tolle Anregung. Sicher macht dir der Rock lange Freude wenn du so viele Kombinationspartner im Kleiderschrank hast. LG Jeanette
AntwortenLöschenAhnt man gar nicht, wie viel Arbeit in so einer Borte steckt. Kann ich gut verstehen, dass du irgendwann aufgehört hast. Sieht trotzdem toll aus! Könnte glatt gleich auch so einen Rock nähen (allerdings ohne Borte :D ).
AntwortenLöschenLiebe Grüße
Tina
Liebe Alle, danke für eure zahlreichen Kommentare, ich komme diese Woche einfach nicht dazu, zu antworten geschweige denn, bei euch allen zu kommentieren, viele Grüße, Anja
AntwortenLöschenErst einmal herzlichen Glückwunsch zum Bloggeburtstag!
AntwortenLöschenDein Rock gefällt mir richtig gut. Wie anders der Stoff wirkt, wenn er schräg fällt. Das Ausfransen ist ja eine Fleißarbeit.
Bald werden die Temperaturen kühler sein und du kannst deinen Rock öfters tragen.
LG, Heike