Donnerstag, 14. September 2023

Grasser 959

Da ist es fertig geworden, schneller als beim ersten "Versuch", dem Probemodell. Der schwere Sweat von The Fabric Sales weicht deutlich von dem Probewollstoff ab, das ganze Kleid ist wirklich winterfest, für verschneite kalte Tage. Insofern hadere ich im Moment ein wenig mit dem Ergebnis, ich hoffe, dass es sich ändern wird.


Im Vergleich zu Nummer 1 habe ich die Ärmel ca. 4 cm verlängert, jetzt passt mein Daumen gut durch das Daumenloch. Ich habe Seitennahttaschen ergänzt, es war genug Stoff da, sie sitzen etwas tief, weil ich sie unterhalb des grünen Einsatzes haben wollte, das ist Absicht. Ich habe das Oberteil um 3 cm verlängert und die Brustabnäher etwas verkleinert und um 3 cm tiefer gesetzt. Der schwere weniger elastische Stoff sitzt allerdings an der Schulter nicht gut, eigentlich müssten dort an jeder Seite 1 - 1,5 cm mehr sein, beim Probemodell fiel das nicht so auf, weil es sich eben mehr dehnte. So toll die Anleitung dieses Grasser Schnittmusters ist, so wenig kann ich mich mit der Passform anfreunden, einfach mal so an einigen Stellen größer machen, finde ich gewagt, weil ich nur eine Größe habe. Es war schon schwierig genug, sich für diese Größe zu entscheiden. Ich glaube nicht, dass ich noch oft Grasser Schnitte nähen werde. Kurioserweise komme ich mit Burda gut zurecht.


Unzufrieden bin ich auch mit dem Rollkragen, geschlossen drückt er mich ein, das war bei Nummer 1 auch so, ich weiß allerdings nicht genau, was ich hätte ändern können, hinten ist zu wenig Stoff, dann muss der ganze Ausschnitt geändert werden. Natürlich hätte ich verschiedene Probekrägen nähen können, aber das war ja auch nicht mein Hauptproblem bei Nummer 1. 

Wie ihr seht, habe ich auch den Reißverschluss unten wieder etwas murksig eingenäht. Das war bei Nummer 1 auch so, ich kriege es einfach nicht gut hin. Ich habe auch keine Lust, den Reißverschluss erneut heraus zu trennen. Immerhin ist der Stoff der innen dagegen genäht ist, wesentlich besser vernäht.

Diesmal habe ich beim Rockansatz auf die genaue Passung beim Muster geachtet (zumal ich auch die Taille angesichts des weniger elastischen Stoffes etwas verbreitert habe). Warum diesmal das Muster am Ärmel nicht passt, erschließt sich mir nicht, ich hätte das obere blaue Stoffstück vergrößern müssen, aber tatsächlich habe ich diesen Fehler erst auf den Fotos bemerkt.

Ebenfalls gibt es genau wie bei Nummer 1 ein Passungsproblem am Einschnitt des Reißverschlusses. Bei Nummer 1 dachte ich, der Fehler liegt bei mir. Inzwischen ist mir klar, der Fehler liegt im Schnittmuster. Eigentlich müssten die Linien am Einschnitt rechtwinklig verlaufen, tun sie nicht, also kann es mit eingeklapptem Stoff nicht mehr linientreu verlaufen. Auf Instagram sieht man Kleider, wo das Problem auch sichtbar ist. Beim Modell in der Grasser Vorschau allerdings nicht. Ich überlege tatsächlich, ob ich Grasser anschreibe und auf das Problem hinweise. Ich finde, dass an dieser so sichtbaren Stelle die Farben in ihrem Verlauf weiterfließen müssten. Das stört mich persönlich mehr als die eine schiefe Naht beim Reißverschluss.

Mehr gibt es nicht zu bekritteln. Warum ich diesmal so negativ drauf bin, ich weiß nicht. Vielleicht brauche ich auch erstmal wieder eine Näh- und Inspirationspause. In letzter Zeit gab es mehr Misserfolge als Erfolge (das Calvari Dress mit unfassbar vielen Änderungen, der Named Mantel, der zu eng ist und dieses Kleid, das auch trotz diverser Änderungen suboptimal ausfällt). Alles Indie Schnittmuster, an die ich höhere Erwartungen als an Burda knüpfe. Also vermutlich hilft auch ein Realitätscheck mit meinen Erwartungen.

Zusammenfassung:

Zeitaufwand: Zuschnitt 1,5 Stunden, Nähen 6 - 8 Stunden

Schwierigkeit: top Anleitung, daher gut machbar, vielleicht mehr Sorgfalt/Genauigkeit nötig

Kosten: 42 Euro Stoff, Schnitt, Garn vorhanden, ich habe noch 0,5 m einer anderen Farbe übrig, weil ich mir bei der Bestellung nicht sicher war, ob ich Oliv oder Rot als Kontrastfarbe wähle. Das Rot war dann sehr knallig, was auf den Fotos im Online Store nicht so rauskam.

Viele Grüße, Anja

2 Kommentare:

  1. Qualität und Zusammensetzung von Sweatstoffen ist ja doch sehr unterschiedlich und gerade von der Dehnbarkeit hängt ab, wie das Kleidungstück sitzt und wieviel Bewegungsfreiheit ermöglicht wird, daher glaube ich gern, dass deine zwei Versionen unterschiedlich ausgefallen sind und sich auch das Tragegefühl unterscheidet.
    Optisch finde ich dein neues Kleid ganz wunderbar; es sieht so schön lässig schick aus und mir gefällt die Länge, sowie auch die Farbstellung.
    Ich kann verstehen, dass dich die Kleinigkeiten, die du bemängelst, stören. Hoffentlich nur vorerst, denn als Hobbynäherin läuft es bei der Herstellung eines Werks doch nie vollkommen glatt und fehlerlos, oder? Die ein oder andere Stelle gibt es doch immer, die man evtl anders, besser oder wie auch immer hätte machen können.
    Ärgerlich auch oder gerade? Kaufkleidung ist auch oftmals nicht fehlerlos und wird trotzdem gekauft und getragen.
    LG von Susanne

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    1. Liebe Susanne, ach, du baust mich regelrecht auf. Danke für das positive Feedback. Mein Problem ist vermutlich, dass sich mein Maßstab - je länger ich näher und je mehr Menschen ich kennen lerne, die nähen - hin zu handwerklicher Perfektion verschiebt, ja, und das habe ich nie gelernt und wenn ich mich recht erinnere, habe ich dazu auch nie die rechte Lust gehabt. Dennoch steigt mein Anspruch an mich selbst, das gilt es, nun wieder etwas zurecht zu rücken. Tatsächlich ist alles, was ich nähe, viel schöner als das, was ich im Laden kaufen könnte. LG Anja

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