Samstag, 30. Oktober 2021

ReDesign / Upcycling eines alten Mantel

 Den ersten Mantel, den ich genäht habe, habe ich nicht besonders häufig getragen. Zum einen ist er nicht warm genug, um an wirklich kalten Tagen getragen zu werden, er hat eine Länge, die irgendwie ungünstig für nahezu alle meine Kleider und Röcke ist, die Taschen sind sehr klein (mir ist sogar einmal das Portemonnaie rausgefallen), vermutlich habe ich sogar die rechte und die linke Stoffseite verwechselt, denn an dem Mantel blieben alle Fäden, Haare, Hundehaare hängen, grauenhaft. Irgendwann entsprach die Qualität der Verarbeitung auch nicht mehr dem, was ich gut finde, der eine Kragen ist nicht ganz identisch mit dem anderen Kragen, ich hatte schlecht gebügelt und dann Kragen und Belege auf der rechten Seite zusätzlich festgesteppt, zu allem Überfluss auch noch mit einem Garn, das einen Tick heller als der Mantelstoff war. Ach ja, und die Ärmel waren ein wenig zu kurz, vielleicht 4 - 5 cm, ich mag es im Winter gerne, wenn sie bis zum Handrücken gehen, vor allem beim Rad fahren, das war hier nicht der Fall.

So wurde der Mantel am Ende des letzten Winters weggelegt, da der Stoff noch gut war. Auch das schöne grüne Venezia Futter hat ein zweites Leben verdient. So sah er vor dem Auftrennen aus:


Nach dem Nähwochenende, über das ich am nächsten Me made Mittwoch berichte, war ich motiviert, den Mantel aufzutrennen, auf die rabiate Methode, anschneiden und reißen, das geht recht schnell. Ich hatte gehofft, die Fadenreste durch eine Wäsche auszuwaschen, das war nur semierfolgreich.

Ich wollte statt eines Mantels eine Jacke, die nicht ganz so dick ist, Jacken finde ich für die Übergangszeit geeigneter und ich habe tatsächlich nur 2 Stück. Ich habe mir ein paar Jackenschnitte rausgesucht, die aus vielen kleinen Schnitteilen bestanden, habe mich dann letztendlich für eine Jacke entschieden, die ich bereits kopiert und genäht hatte, deren Passform gut ist und deren Schnitt mir auch sehr gut gefällt. Es ist diese hier aus Burdastyle 8/2020:


Dann wurden die Schnittteile aufgelegt, der Hund verscheucht, alles passte super, die Ärmel sind nur 4 und nicht 6 cm verlängert wie beim letzten Mal, die Gesamtlänge wird vermutlich 2 cm kürzer sein, aber damit kann ich leben.

Hier die fertig zugeschnittenen Teile und der Rest zum Entsorgen:

Beim Futter schwankte ich stark zwischen einem Jaquardfutter in ultramarin/schwarz Paisley, sehr elegant, dem alten grünen Futter (schied als erstes aus, weil es zu ähnlich gewesen wäre), dem Neukauf eines roten Futters bei gleichzeitigen roten Knöpfen und Kontrastnähten in rot (wollte ich nicht, denn es geht ja auch darum, Vorhandenes zu verwerten) und dem Füttern mit einem Kuschelleostoff, dem Rest vom Hundekissen, kein klassischer Futterstoff, aber ein Hingucker und vermutlich sehr gemütlich von innen. Der Leoplüsch reichte nicht ganz, weshalb ich oben Steppfutter angestückelt habe, siehe Foto unten. Ich habe überlegt, große Leoknöpfe zu kaufen, aber zwei alte Knöpfe, die gut passen, in der Knopfkiste gefunden.

So sieht die fertige Jacke aus, die Innenseite der Tasche ist mit dem Leoplüsch gefüttert und der Stoff schaut wie eine Paspel heraus, außerdem Paspelknopflöcher, diesmal schon etwas ordentlicher als beim letzten Mal, aber da ist noch Luft nach oben:


Und obwohl es draußen nieselt, bin ich nochmal kurz vor die Tür gegangen, um bei besserem Licht Fotos zu machen, es hängen noch diverse Fussel an der Jacke und ich sehe auf dem Foto, dass auch noch ein Dampfbügeln Sinn gibt, man sieht sogar noch alte Nähte vom Mantel:



Hinten ist eine große Falte:


Ich bin mir sicher, dass ich die Jacke häufiger als den alten Mantel tragen werde.

Ein schönes Wochenende aus Frankfurt, Anja

P.S. Die Ärmel saßen ziemlich eng, ich habe erst das Innenfutter rausgenommen, dann das Leofutter rausgenommen, um mehr Platz für Winterkleidung zu schaffen. Dennoch hat die Jacke es nicht geschafft, zu einem oft getragenen Kleidungsstück zu werden. Am Ende des Winters 23/24 habe ich sie ausgemustert.







Mittwoch, 6. Oktober 2021

Me Made Mittwoch - Vogue 9112 als Herbst- und Winterversion

 Nach einem häufig getragenen Sommer V9112 und einem nur zwei Mal getragenen festlichen V9112 habe ich letzte Woche die Herbstversion genäht. Und ich bin mehr als zufrieden, auch wenn sich die dickere Wolle natürlich ganz anders verhalten hat als die beiden anderen Stoffe.


Zu den Änderungen im Vergleich zum Original: die Säume sind um ca. 5 cm verlängert (wie bei dem Waxprintmodell), der Kragen ist gedoppelt (auch wie bei dem Waxprintkleid), statt Schrägstreifen habe ich Belege an den Armausschnitt genäht, damit bin ich glücklicher, auch wenn das Armloch jetzt ca. 1 cm enger ist. Genäht habe ich Größe M bei einer Körpergröße von 176 cm. Für diese Winterversion hätte ich vermutlich nicht soviel verlängern müssen, 2 bis 3 cm wären mir jetzt fast lieber, aber ich will nicht den ganzen Saum nochmal auftrennen. Denn ich habe Belege, Kragen, Saum mit der Hand festgenäht. Das Kleid ist nicht gefüttert, ich bevorzuge Unterkleider.


Zum Stoff: ich habe ihn (100 % Wolltuch, leichte Salz und Pfeffer Optik) im Sommer 2020 auf einem "Wühltisch" mit ziemlich vielen "Anzugstoffen" im Hof bei LTS gefunden. Als ich dorthin kam, war ich erst enttäuscht, den Weg aus München angetreten zu haben und nur im Erdgeschoß Stoffe zu finden (und den Hof mit Tischen unter Plastikzelten), die oberen Etagen sollten wohl renoviert werden. Wie auch immer, nach kurzem Rundgang im Erdgeschoß, habe ich mich den unscheinbaren Tischen gewidmet - und Schätze gefunden. Einige habe ich bereits vernäht, hier und hier. Aus einem anderen Stoff plane ich Ende Oktober ein weiteres Winterkleid. Die Wolltuche fühlten sich wunderbar an, sehr hochwertig, keine zugesetzte Kunstfaser, gut gewebt. Es waren Musterstücke, denke ich, denn es waren jeweils Zuschnitte von 2 oder 3 Metern. Sie rochen sehr muffig, als ob sie schon lange in einem Keller lagen. Das völlig vergilbte Etikett verwiese auf den Hersteller: Wülfing & Sohn. Ich weiß nicht mehr, was ich bezahlt habe, Auf jeden Fall weniger als 10 Euro den Meter.

Zuhause habe ich Wülfing & Sohn gegoogelt. Die Tuchfabrik in Radevormwald hat 1996 geschlossen. Es gibt dort jetzt ein Museum, das ich mir bestimmt irgendwann einmal anschauen werde. D. h., dass mein Stoff mindestens 25 Jahre alt ist. Zuhause habe ich ihn in der Waschmaschine gewaschen, getrocknet, gebügelt und jetzt vernäht, 

Hier noch eine Ansicht von hinten, das Bügeln finde ich nicht ganz einfach, aber es muss für mich nicht perfekt sein:


Und so hatte ich es am Samstag draußen an, bei spätsommerlichen Temperaturen ohne Jacke:


Mittlerweile ist es frischer geworden. Einen schönen Me Made Mittwoch, viele Grüße

Anja