Dienstag, 20. Juni 2023

Sofa Makeover (auf die Schnelle)

Vor Jahren stellte Julia von Piek&Fein ihr Schlafsofa Makeover vor. Ich habe auch vor knapp 27 Jahren ein identisches blaues Sofa gekauft. Das hat mich von München nach Frankfurt begleitet und ist auch dort noch einmal umgezogen. Zeitweise stand es etwas planlos im Kinderzimmer herum, als da kein Platz mehr war und ein Klavier einzog, stellte sich bereits die Frage, was damit tun: eine lose übergelegte Stoffbahn suggerierte zumindest Ähnlichkeit zu den anderen Möbeln im Wohnzimmer, aber immer wieder überlegte ich, ob das Sofa nun auf den Sperrmüll gehört. Gebraucht wurde es nur noch selten, aber es war einschließlich der Matratze noch in Ordnung. Ich weiß gar nicht, ob die nachträglich angeschaffte Armlehne noch im Keller ist (sie ist noch da, aber ich kann die Halterung nicht mehr finden).

Als die Tochter letzten Sommer mitsamt Klavier endgültig ausgezogen ist, wurde ein Zimmer frei. Das ehemalige Arbeitszimmer, das vor 20 Jahren zum Kinderzimmer wurde, wurde wieder ein Zimmer für die Erwachsenen (und die Hündin).

Das Sofa mitsamt aufgelegtem Stoff, der aber nicht die gesamte Breite überdeckte, rückte wieder unter das Hochbett. Der blaue Originalstoff war in desolatem Zustand und ich hatte immer im Hinterkopf, da mal was zu machen. Twill & Heftstich hat auch mal ein Sofa aufgehübscht, recht professionell, ich finde den Post gerade nicht. Die blauen Kissenbezüge verschossen auch immer mehr, unten ein Vergleich Innenseite Kissen und Außenseite. Aber die "große" Lösung war mir zu arbeitsaufwändig. So verging wieder fast ein Jahr.


Die Kissen waren bereits zerlegt, so dass ich keine "richtige" Aufnahme des vorherigen Zustandes habe. Meine Kissen sind aber breiter als Julias Kissen, da sie vermutlich gleich ihr Sofa mit Armlehnen gekauft hat. Der Vorteil des Multy ist, dass es ein sehr geradliniges Design hat, aber riesige Stoffmengen durch die Schlafkonstruktion bewegt werden müssten. Es hätte mich auch Einiges an Handnäherei erwartet.

Da ich wusste, dass es auf dem Stoffmarkt einen Holländer gibt, der wirklich schöne und 3 m breite Dekorationsstoffe/Polsterstoffe verkauft, plante ich ein kleines und schnelles Makeover: eine Riesenhusse, quasi ohne Mittelnaht aus einem riesigen Stoffstück, das drapiert wird und an einigen Kontaktpunkten mit Klettband befestigt wird. Ich möchte die Husse zum Waschen abnehmen können. Aus gegebenem Anlass:

Bei den Kissen habe ich die Reißverschlüsse heraus getrennt und wie Julia das alte Kissen als Schnittmuster genommen. Mein Stoffverbrauch lag bei 2,80 m, dennoch werden alle Lagen alter Stoff gut überdeckt. Da das Sofa sowieso an der Wand steht, ist die Rückseite allerdings nicht bodenlang. Im nachhinein hätte mir auch gefallen, die Kissen in Rot zu nähen, aber da hätte ich wieder einen passenden Stoff in ähnlicher Qualität finden müssen. So war es einfacher.

Ist das nicht schön geworden? Der Raum ist an einigen Wänden Grün gestrichten, Teppich, Schreibtischstuhl, Vorhänge sind Rot, insofern harmonieren die Farben gut.

Zeitaufwand: ca. 1 Tag 

Schwierigkeitsgrad: einfach

Kosten: 72 Euro, Stoff und Klettband vom Stoffmarkt Holland, Garn aus dem Bestand 

Der neue Stoff in Nahaufnahme, einen ähnlichen habe ich noch für eine Tagesdecke für das WG-Zimmer der Tochter gekauft. Andere Farbkombination, anderes Muster, aber irgendwie ähnlich. Daraus ist mittlerweile eine Tagesdecke geworden und aus den seitlichen Panelen, die ich dann irgendwie richtig gut zusammengestückelt habe (Musterverlauf!) ein Vorhang für ihr Fenster, denn die Sonne strahlt jetzt doch heftiger hinein als sie vor einem Jahr bei Einzug dachte.

Viele Grüße, Anja

Donnerstag, 15. Juni 2023

Calvari Dress von Pauline Alice Pattern

Nachdem ich die Lust am Nähen wieder gefunden habe und das Cividini Dress erfolgreich fertig gestellt hatte, wollte ich aus dem etwas planlos gekauften Reststoff in Orange (vermutlich Triacetat wie die Brennprobe ergab) von Annette Görtz ein Hemdblusenkleid machen. Ich hatte den gesamten Rest von der Rolle genommen, etwa 2,5 m und begab mich auf die Suche nach einem Schnittmuster. Außerdem wollte ich nur 8 Knöpfe verwenden, denn ich hatte in Gütersloh ziemlich viele Knöpfe gekauft, aber jeweils nur 8 von einer Sorte. Insbesondere die Knöpfe stellten ein Problem dar. Manuela von Twill & Heftstich hat mir Kopien der mir fehlenden Nähanleitung des Saraste Dresses geschickt, ich habe ein ganzes Wochenende meinen Bestand an Schnittmustern und Heften durchgeschaut und mir mehrere Burdas in der Bibliothek bestellt. Die meisten Kleider mit maximal 8 Knöpfen entsprachen nicht dem Hemdblusenkleid, das ich mir vorstellte. Wie auch, denn ein Hemdblusenkleid ist üblicherweise durchgeknöpft und dann braucht es mehr als 8 Knöpfe.

Vorvergangenen (sagt man so?) Montag beim Nähdelsabend hat Julia von Piek & Fein ein Kleid gezeigt, das sie gerade näht: so ein Hemdblusenkleid schwebte mir vor und dieses, das Calvari Dress der spanisch-französischen Marke Pauline Alice, hat laut Plan nur 6 Knöpfe (ich habe einen Knopf mehr in die vordere Leiste eingearbeitet). Perfekt. Auch wenn Julia glaubte, dass 2,5 m Stoff zu wenig seien. Es gibt keine klassische technische Zeichnung. Die Ärmel sind im Schnitt definitiv kürzer und der Kragen ist ein normaler angenähter Kragen ohne Steg. Die Zeichnung ist insofern etwas irreführend.

Ich nähe selten Indie Pattern, fast nie, und wenn, dann erhoffe mir, durch die Anleitung neue Erkenntnisse. Der Schnitt war schnell runtergeladen, Montag Abend ging die A0 Datei zum Plotten und Mittwoch lagen die ausgedruckten Teile in meinem Briefkasten, ein langes Wochenende mit Feiertag lag vor mir. Die Fertigmaße des Kleides sind riesig, durch 2 hintere Falten wird sehr viel Weite geschaffen, insofern habe ich mich für Größe 40 entschieden (meine Brustmaße hätten eine 42 ergeben), ich wollte kein Zelt, sondern ein gerades Kleid. Außerdem habe ich das Kleid um 15 cm verlängert (das Modell ist für 165 cm große Frauen, ich bin 176 cm). 

Es war - wie zu erwarten - nicht möglich, die Teile auf meinem vorgesehenen Stoff zu platzieren. Es fehlte nicht viel, aber ich hätte Abstriche in der Länge machen müssen und das wollte ich nicht. Also habe ich einen anderen, haptisch identischen, etwas festeren Stoff herausgekramt. Vor einem Jahr beim Stoffverkauf von Dorothee Schumacher für ein anderes Schnittmuster gekauft. Beide Stoffe haben einen leichten Glanz, zur Zusammensetzung kann ich nur sagen, dass die Brennprobe auch bei dem Schumacherstoff auf Triacetat hinauslief, vielleicht ist aber auch noch etwas anderes beigemischt. Beide Stoffe fühlen sich toll an, fast seidenartig, der Stoff raschelt und knittert allerdings stark. 

Zum Nähen habe ich mich für die Microtexnadel entschieden, da die Nadeln bleibende Löcher produzierten. Verwendet habe ich Seidengarn, das es im Abverkauf von Karstadt reduziert gab.

Gestolpert bin ich beim Zuschnitt über den Ärmel, er kam mir definitiv kürzer vor als die Bildern aus dem Internet suggerierten. Ich habe ihn sicherheitshalber 10 cm verlängert (später wieder 4 cm gekürzt). Dann ging es los, als ich mit allen Taschen und Ziersteppereien fertig war, kam der Kragen. Ich bemerkte erstmals, dass nie von Vlieseline gesprochen wurde. Die habe ich dann entgegen der Anleitung doch in den Kragen, die Manschetten und die vordere Knopfleiste eingebügelt (für die Taschenklappen war es zu spät). Anfangs wurde in der Anleitung jedes Mal geschrieben, wie welche Naht gebügelt wird, der Kragen wurde nicht mehr gebügelt und auch danach fehlte jeglicher Bügelhinweis in der Anleitung. Überhaupt der Kragen. Er passte nicht wirklich gut zusammen, ich habe getrennt und neu genäht und irgendwie dachte ich, als alles einigermaßen fertig war, komisch, so einen Kragen habe ich schon mal mit guten Ergebnis bei der Mimi Bluse von Tilly and the Buttons genäht. Ich habe die Anleitungen allerdings zu spät abgeglichen. Die Reihenfolge ist komplett anders und die von Tilly führt automatisch zu einem saubereren Ergebnis, weil in einem Rutsch durchgenäht wird. Bei Danach habe ich mich nicht mehr so akribisch an der Anleitung orientiert. Auch die Manschetten im Nahtschatten angenäht, das hätte ich auch bei der inneren Passe machen können, die ist von Hand angenäht.

Da die Ärmel schon im Schnittmuster nicht so waren wie ich sie mir vorgestellt hatte, prüfte ich auch die Armkugel und die Armlöcher, sie wichen von meinem Grundschnitt ab. Die Anprobe des fast fertigen Kleides ohne Ärmel ergab, dass ich mich eingeengt fühlte. Ich habe also nachträglich die Armlöcher und die Kugel geändert, was aufgrund meines großzügigen Zuschnitts (1,5 cm Nahtzugabe) unproblematisch war. 

An den Seiten sind Schlitze ergänzt, ganz gerade, mit Paspel hinterlegt, der Fahrradtauglichkeitstest steht noch aus, aber ich bin zuversichtlich. Ich hatte noch überlegt, eine Rundung in die Saumkante einzubauen, habe es aber gelassen. Auf der Rückseite ist ein außen aufgenähter Aufhänger (wie bei dem Saint Shirt von Ann Ringstrand). Von den 3 m vorhandenem Stoff habe ich ca. 2,7 m gebraucht, aus den Resten wurde noch ein Bindeband, das mit dem letzten meiner 8 Knöpfe geschlossen wird. Ich mag das Kleid mit und ohne Bindeband und habe Schwierigkeiten zu entscheiden, was besser ist.

Schlussendlich fiel mir noch ein, dass ich bei Constanze auf der Minipressenmesse schöne Label gekauft habe. Eines schmückt das Kleid nun von innen.


Das Kleid trägt sich extrem luftig und leicht, ein perfektes Sommerkleid. Es hat mich einige Nerven gekostet. Mit dem Ergebnis bin ich jedoch mehr als zufrieden.

Kosten: Garn: 4,70 Euro, Knöpfe: 1,60 Euro, Stoff: ca. 40 - 50 Euro

Schwierigkeitsgrad: machbar, wenn man von der Anleitung abweicht, kann man den Kragen viel einfacher annähen und sich Arbeit sparen, die Passform hinsichtlich Schulter, Ärmel, Gesamtgröße bei mir änderungsintensiv. Überhaupt war ich von der Anleitung des gekauften Schnittmusters enttäuscht. 

Zeitaufwand: Insgesamt eine Woche immer wieder genäht, also für meine Verhältnisse reichlich, viele Ziernähte, die Spaß machen, viel Recherche zu Variationen und Anpassung (gewünscht und notwendig), Ärger über die Anleitung, dann lieber eine dürftige Anleitung, dann denke ich auch gleich von Anfang an nach und mit.

Zur Ergänzung noch Aufnahmen von der Rückseite mit und ohne Gürtel. Die aufgesetzte Tasche ist schwer zu erkennen und könnte für meine Körpergröße etwas tiefer platziert sein. Über Quer-, Längs- und sonstige Faltenwürfe sehe ich hinweg, der Stoff mit Stand betont sie sehr, aber die Bewegungsfreiheit ist gewährleistet, das ist mir sehr wichtig.


Und eine Frontalaufnahme mit Gürtel:
Abschließend Detailaufnahmen von dem Aufhänger, den diversen Taschen, dem Abschluss der vorderen Knopfleiste, die in einer Falte endet und man kann ein wenig besser die schönen Metallknöpfe von Annette Görtz erkennen. Grüße aus Frankfurt, Anja




Mittwoch, 14. Juni 2023

Cindy Shermann - Anti Fashion - Ausstellung und Nähdelstreffen

 In der virtuellen Nähdelsgruppe, ehemals Montagsnähen, kam die Idee auf, die Cindy Sherman Anti-Fashion Ausstellung in der Staatsgalerie in Stuttgart zu besuchen. Für viele ist Stuttgart nicht allzu weit und gut als Tagestrip umsetzbar. Einen ähnlichen Plan gab es schon mal während der Pandemie für eine andere Ausstellung, da machten dann die Covid-Bestimmungen einen Strich durch die Rechnung.

Eine digitale Abstimmung mit sämtlichen Wochenenden bis zum Ende der Ausstellung ergab für fast alle Interessentinnen einen gemeinsamen möglichen Termin. An dem ausgesuchten Samstag haben wir uns zu neunt zu einem ausgiebigen und leckeren Frühstück/Brunch getroffen und sind anschließend zu der gebuchten Führung gegangen. Einige haben sich extra für den Tag (teils in letzter Minute) neue Outfits genäht. 

Cindy Sherman fotografiert seit mehr als 50 Jahren Mode. Überwiegend für hochpreisige Modemarken oder Zeitschriften wie Harpers Bazaar und die amerikanische Vogue. Allerdings bricht Cindy Sherman mit dem, was allgemein als schön empfunden wird, das unterscheidet sie maßgeblich von den anderen bekannten Modefotografen (da fallen mir übrigens gerade nur Männer ein). Die Aufnahmen stellen Fragen nach Geschlecht, Alter, Einsatzzweck der Kleidung, sie stellen den Kontext, in dem die Kleidung getragen werden soll, in Frage. Die Modelle, die Cindy Sherman fotografiert (und als Werbefotos verkauft) werden ungewohnt präsentiert: verzerrte Gesichter, übermäßig und/oder unschön geschminkt, rote Finger, ist es Nagellack oder Blut?, transparente Kleidung, die Damenbinden darunter zeigt oder unrasierte Haare, Männer in Frauenkleidern und umgekehrt - dabei sind alle Fotos Selbstbildnisse von Cindy Sherman, die sich mit Make-up und Perücken entsprechend "verkleidet" hat, das hat sie schon als Kind gemocht. Gerade die Provokation, die in den Fotos liegt, steigert oft den Marktwert der Marke. Nur eine Kampagne einer Strickkollektion von Dorothee Bis wurde abgelehnt.  Hier ist ein digitaler Rundgang möglich. Außerdem gibt es ein tolles Video mit Erläuterungen. 

Uns hat die Ausstellung sehr beeindruckt, es gibt - für die, die in Stuttgart wohnen - auch ein tolles Beiprogramm mit  Vorträgen, Diskussionen, Workshops. Leider für mich zu weit. Als ich aber sah, dass es auch einen Modefotografie Workshop gibt, kam mir die Idee, im Anschluss mit der Nähdelsgruppe, zumindest im Kleinen ein bisschen Model-Foto-Location-Licht Themen zu besprechen und gemeinsam zu fotografieren. Die Staatsgalerie bietet dafür auch eine grandiose Kulisse. Ein gemeinsamer Kaffee rundete das Programm ab und gegen 17 Uhr sind alle wieder in ihre Züge gestiegen und heim gefahren.

Ich selbst habe keine Fotos gemacht und mich auf Gespräche, Ausstellung und Erklärungen konzentriert, aber wir haben hinterher natürlich ein bisschen Bilder ausgetauscht. Hier Eindrücke aus der Ausstellung. Wer man in den digitalen Rundgang (siehe oben) geht, kann man sich alles groß und en detail anschauen.



Ein Gruppenfoto gibt es auch:


Cindy Sherman Anti-Fashion wandert von Stuttgart in die Deichtorhallen Hamburg und danach ins Fotomuseum Antwerpen.

Und jetzt werde ich mich mit Fotos für mein Kleid beschäftigen. Da gab es leider keine Chance, es bis zum betreffenden Samstag fertig zu bekommen. 

Viele Grüße, Anja

Freitag, 9. Juni 2023

Stoffresteverwertung - ein Pullunder wie von MOOT

In einem Artikel in der Süddeutschen bin ich auf die Firma Made Out Of Trash aus Berlin gestoßen. Aus alten Wolldecken werden Mäntel, Jacken und Pullunder gefertigt. Die Pullunder sehen dann in etwa so aus wie auf dem Bild unten. Von  meinem dicken und warmen Wollstoff von Anita Pavani habe ich noch Reste, ganz wenig vom Mantel und einige größere Stücke von der Manteljacke. Das hätte für einen Super-Minirock für die Tochter gereicht (kein Interesse) oder für einen derartigen Pullunder.



Ein Schnittmuster war schnell konstruiert und dann noch ein bisschen angepasst. Ich habe Brustabnäher ergänzt und weil mein Stoff wirklich wahnsinnig dick ist, habe ich auf alles Gedoppelte verzichten. Der untere Rand endet mit der Webkante, ich wollte eigentlich einen kompletten Bruch im Muster, das ist mir nicht gelungen, die Webkante reichte genau so für die untere Kante. Der Mantelstoffrest kam auch nicht zum Einsatz, denn ich hätte die Bündchen daraus gefertigt, aber die hätte ich doppeln müssen, zu dick. Der untere Rand ist minimal verrutscht, damit kann ich leben. Auf die Ziersteppnaht habe ich verzichtet.

Am Ausschnitt und am Ärmel einfach gekauftes Schrägband. So richtig glücklich bin ich damit nicht. Aber etwas Besseres ist mir nicht eingefallen. Schrägband aus dünnem Karostoff wäre cool gewesen, aber ich wollte wirklich nur Reste verwenden.


Fotos von dem angezogenen Pullunder gibt es in der kälteren Jahreszeit. Außerdem habe ich noch aus Resten eine schwarze Leggings und eine Wimpelgirlande für den Balkon genäht (keine Fotos). Es ist wieder Platz im Schrank, juhu.

Kosten: keine, da lauter Reste verwendet

Schwierigkeit: niedrig, habe den alten Grundschnitt als Basis genommen und einfach an den Seiten zugegeben und probiert nach dem trial and error Prinzip

Zeitaufwand: abgesehen von dem Trennen einer schiefen Naht, sehr sehr schnelles Projekt

Grüße aus Frankfurt, Anja

Mittwoch, 7. Juni 2023

Me Made Mittwoch - Cividini Kleid aus Burda 6/2019


Ich habe Anfang des Jahres diese Seide bei The Fabric Sales gekauft. Genau die richtige Menge (bzw. ein bisschen weniger, da die Burda Angaben immer reichlich sind) für das oben gezeigte Kleid des italienischen Labels Cividini. In Burda 6/2019 wird die Marke vorgestellt. Schön schlicht und geradlinig. Und auf den zweiten Blick mit besonderen Details: einseitige Paspeltaschen, ein langer Gürtel mit D-Ringen, interessante Falten, um das Kleid in Figur zu bringen. Außerdem variabel zu tragen: als Tunika, als Kleid, mit Slipover drüber. Ich sehe viele Möglichkeiten - auch für die kühlere Jahreszeit. Die vorgesehene Seide ist ein bisschen durchsichtig. Das Original von Cividini/Burda ist ebenfalls leicht transparent und wird mit Unterkleid genäht und getragen. Unterkleider habe ich, insofern ging es mir nur um das Oberkleid.

Da Seide nicht unbedingt das ist, was ich täglich vernähe, habe ich mir das Projekt eigentlich für ein "begleitetes Nähen" aufbewahrt. Aber der Schnitt war längst kopiert und nach der langen Nähpause und der intensiven Sichtung meines Kleiderschranks während des Me Made May, hatte ich Anfang Juni riesige Lust, wieder zu nähen. Gleich zwei Kleider standen auf der Agenda, bei dem einen lag der Fokus auf dem Stoff, den ich vernähen wollte, es war und ist nicht leicht, das richtige Schnittmuster zu finden. Ich habe es auch noch immer nicht gefunden (dachte an eine veränderte Version des Saraste Dresses, aber ich glaube, das wird es jetzt doch nicht, ich muss da noch mal in mich gehen).  Bei dem anderen war klar, jetzt nähe ich einfach aus einem anderen Stoff das Cividini Kleid. Als Probekleid sozusagen.

Der Karostoff stammt vom sogenannten Stoffschrottplatz Münster. Ich hatte nur 2 m gekauft, wahrscheinlich war das alles, was da war, eine dünne Baumwolle, sehr angenehme Hemdenqualität, durchgefärbt, ganz einfach zu bügeln (der Stoff lag recht breit, vermutlich 160 cm). Aber die Nadeln hinterließen Löcher, weswegen ich nach den ersten Nähten auf die Microtexnadel gewechselt bin.

Es reichte für den Zuschnitt (Burda empfiehlt 2,60 m), nur die Innentaschenbeutel sind aus anderem Stoff und der hintere Ausschnittbeleg ist zweigeteilt und quer zum Fadenlauf zugeschnitten. Ansonsten passte alles auf mein Stoffstück. Den Gürtel habe ich sogar versehentlich doppelt zugeschnitten. Auf dem Burda Zuschnittplan sah es so aus, in der Anleitung stand nix davon. Mein Fehler. Da das Model beim Cividini Original 2 Gürtel trägt, habe ich aus dem fertigen Zuschnitt noch einen schnellen Bindegürtel genäht.

Ich habe das Kleid ohne jegliche Änderungen in Größe 42 genäht. Die Markierungen passten perfekt, für das Nähen der Paspeltasche habe ich auf ein Video zurück gegriffen, ich habe die Burda Anleitung  nicht verstanden. Am Ende ist die Tasche etwas anders geworden als sie sollte, ich hätte entsprechend der Videoanleitung ein größeres Paspelteil zuschneiden sollen. Sie sind dennoch gelungen, von außen sieht man nicht, dass innen ein paar zusätzliche Stiche die zu schmale Paspel fixieren. Bei dem Seidenkleid, das ich immer noch plane zu nähen, werde ich diesen Fehler vermeiden.

Weiterhin habe ich an den Ärmeln oberhalb der Manschette die Falten in unterschiedliche Richtungen eingeschlagen, aber das sieht kein Mensch.  Auch mein Fehler. Der Ärmel besteht übrigens aus 3 Schnittteilen. Und zufällig habe ich es geschafft, dass das Karo sogar an manchen Stellen aneinander passt. Einigermaßen auch an der hinteren Mittelnaht. Und das bei 2 m Stoff und wirklich keinerlei Möglichkeit, irgendetwas zu schieben. 


Die türkise Ledertasche habe ich vor Jahren genäht, erst seit ich einen gekauften neuen Schultergurt habe, nutze ich sie auch. Die Ledergurte sind zu kurz für die Schulter, meine Hände möchte ich frei haben.

Ich trage das Kleid seit Sonntag Abend im Dauereinsatz, bin sehr zufrieden, luftig, leicht, bequem. Fotos für den Me Made Mittwoch habe ich auch noch auf der Gassirunde Montag Morgen mit Selbstauslöser geschafft.

Zusammengefasst:

Kosten: Stoff deutlich unter 10 Euro, vielleicht 3 Euro der Meter, ich erinnere mich nicht mehr genau, Schnittmuster, Garn, D-Ring vorhanden

Schwierigkeit: abgesehen von den Pattentaschen ein einfaches Projekt, bei dem es nicht so auf die Passform ankommt 

Zeitaufwand: mehrere Tage und Abende, da ich viel zur Pattentasche recherchiert habe und zum ersten Mal mit Heftfäden gearbeitet habe (die mir dann doch rausgerutscht sind, besser mehrere Lagen Nähgarn nehmen oder richtiges Reihgarn)

Und dann überlege ich mal weiter, was ich aus dem anderen Stoff mache. Mittlerweile habe ich ein Schnittmuster bestellt, wenn die geplottete Datei ankommt, werde ich sehen, ob die vorhandenen 2,4 m für das geplante Kleid reichen werden. Sonst vernähe ich erst mal einen anderen Stoff vom letzten Jahr, da habe ich vorsorglich 3 m gekauft. Es bleibt spannend.

Viele Grüße

Anja

Sonntag, 4. Juni 2023

Überbleibsel vom Me Made May - Rock aus La Mia Boutique 2017


Es ist unglaublich, eigentlich verblogge ich immer ziemlich schnell alles, was ich nähe, da der Blog eine Art Nähtagebuch ist und ich dadurch einen Überblick habe, wann ich was genäht habe. 

Aber tatsächlich gibt es einen Rock, den ich auf meinem Blog nicht gefunden habe, ich weiß auch nicht genau, wenn ich ihn genäht habe, der Stoff stammt als Rest von Werning Stoffe in Herford, alles lange vor der Pandemie, vielleicht 2016 oder noch früher. Das Schnittmuster ist aus La Mia Boutique 4/2017 und hat mir damals auf Anhieb gefallen. Eigentlich keine große Sache, wenn nicht viele, viele Falten einzulegen gewesen wären. Der seitliche Reißverschluss war auch gelungen. Taschen gibt es ebenfalls. Im Prinzip könnte man den Rock als Vorgänger des Lunat*ca Rockes bezeichnen. Offenbar gab es bereits in Italien Midiröcke in 2017, verspätet kamen sie dann nach Deutschland.

Der Rock ist in einer italienischen Größe 46 genäht. Und das war das Problem, ich glaube auch, der Stoffrest war etwas knapp, jedenfalls erinnere ich mich, dass sich der Reißverschluss nur schließen ließ mit Einziehen des Bauches. Manchmal ging es besser, manchmal schlechter, aber so lag der Rock immer ganz hinten im Stapel und wurde selten hervorgeholt. Oder wenn, dann hatte ich das Gefühl, er passt nicht. Ich kann mich konkret an eine Gelegenheit erinnern, wo ich ihn getragen habe.

Ich wollte ihn bereits an meine Tochter abtreten (hätte ihn sogar enger gemacht), auch ein Verkauf auf ebay hat nicht geklappt und nun - seit einer Woche ist es warm, ich habe das Rockfach umsortiert - da taucht der Rock wieder auf - und passt, jedenfalls einigermaßen, also es ist nicht unbequem, ich kann gut sitzen, nichts kneift. Ich tendiere ja zu mehr als 1 cm Mehrweite und bin daher sehr bequeme Kleidung gewohnt, hier habe ich vermutlich 0,5 cm Mehrweite auf jeder Seite.

Dazu die Bluse, es gab sie vor langer Zeit, ca. 2018, als kostenlosen Download bei Crafteln. Mir gefällt, dass sich das blau-weiße Vichykaro fast im Rock wiederholt. Und ja - meine neuen Sandalen, ebenfalls superbequem, gehen auch dazu. Es handelt sich nicht um Hausschuhe, aber en vogue waren sie vermutlich 2021. Es gibt Beiträge dazu, denn bevor ich sie mitgenommen habe, habe ich recherchiert, wie und ob man sowas überhaupt draußen tragen kann. Man kann und da ich wirklich lange nach bequemen Sandalen gesucht (mit denen ich mindestens eine Stunde gut laufen kann) habe, habe ich sie auch behalten.




Nächsten Mittwoch gibt es auch wieder Neues auf dem Blog zu sehen. Ich habe das ganze Wochenende in Rock und Bluse zusammen mit einer Freundin genäht, ein etwas aufwändigeres Kleid für mich und sie mit meiner Unterstützung Ersatz für ein schlichtes Hängerchen. 

Bis dann, Anja