Sonntag, 28. November 2021

Look! Enthüllungen zu Kunst und Fashion im MARTa Museum Herford

 Zufällig wurde ich durch eine Dokumentation auf Arte auf die Ausstellung aufmerksam. Glücklicherweise kurz bevor ich sowieso zu Besuch nach Herford fahren wollte. Ich bin also gemeinsam mit meiner Mutter, die sich immer schon für Mode- und Nähthemen interessiert hat und in den 50er Jahren als Damenschneiderin gearbeitet hat und sogar mal mit nach Paris fahren durfte, ins Museum gegangen, eine schöne Abwechslung für sie, die zur Zeit wegen der Pandemie nicht soviel erlebt. 

Wie in fast allen Museen, die ich im letzten Jahr besucht habe, war es auch hier angenehm leer.


Das MARTa, geplant von Frank O. Gehry, ist auch ein eindrucksvolles Gebäude, liegt nahe am IC-Bahnhof, sehr zu empfehlen, es gibt immer wieder gute Ausstellungen, moderne Kunst, Architektur, Innenarchitektur.

Look ist mehr Kunst als Fashion, man kann eigentlich sagen, es ist Kunst aus Fashion, zum größten Teil aus alten Kleidern und Schuhen, aber es gibt auch (bearbeitete, verfremdete) Fotos und Videoinstallationen. Teilweise werden auch neue Materialien zu Kunst, gleich zu Beginn der Ausstellung ist dieser Dschungel, Anfassen erlaubt

Schautafeln erläutern die Themen Fast Fashion und Fair Fashion. Beeindruckend war ein Video "15 Stunden", in dem die Monotonie der Arbeit in einer chinesischen Nähfabrik spürbar wurde, selbst wenn man nur 10 Minuten zuguckte. Meine Mutter erinnerte sich, dass eine Nachbarin früher bei Ahlers (eine Textilfabrik aus Herford, die heute sicher in Asien herstellt, eine ihrer Marken ist Pierre Cardin) gearbeitet und den ganzen Tag Knöpfe angenäht hat. D. h., dass es derartig monotone Arbeit auch noch Anfang der 70er Jahren in Deutschland gab. Der Zusammenhang zwischen den Schautafeln, den Objekte, wo man selbst Fragen beantworten konnte und den Kunstobjekten erschloss sich mir nicht ganz. Manches stand ohne Bezug zueinander im Raum, aber vielleicht wirkt das auch auf jemanden, der sich noch nicht mit der Herstellung von Fashion beschäftigt hat, anders.

Diverse Objekte zeigten Häkel- und Strickarbeiten, verfremdet, neu zusammengesetzt, die im Endzustand wieder an Fashion erinnerten, Kopfbedeckungen und Umhänge, teils fühlte ich mich auch an die umstrickten Lampenmasten und Fahrradständer erinnert, davon gab es aber hier nichts, auch keine Fotos





Hier gebrauchte Outdoorkleidung neu zusammengesetzt zu einer überdimensionalen Weste


bzw. riesige Stoffbahnen zu einem Hemd vernäht, mit Acrylfarbe bemalt, so dass der Eindruck eines Hawaiihemdes entsteht, bestimmt 2,5 bis 3 m hoch, das kommt aus dem Foto nicht heraus


Verfremdete Schuhe, eine Skulptur, man erkennt noch die Riemen der Trekkingsandalen


Interessant auch die Geschichte dieser Kleidung aus Fliesen einer alten Seidenweberei auf einem Metallgestell von eben dieser Weberei in der ehemaligen UdSSR, etwas mehr Hintergrund zur Entstehungsgeschichte, zur Idee wäre schön gewesen, interessant war das Objekt allemal


Von der Ästhetik gefiel mir diese Baumskulptur mit bunten Plastiktüten unglaublich gut, wobei ihre Bedeutung an der Stelle zwischen den verfremdeten Selbstbildnissen nicht ganz klar wurde


Am Ende der Ausstellung war ein Raum in eine sogenannte Insel umfunktioniert, hier besteht die Möglichkeit, selbst kreativ zu werden und mit alten Kleidern, Garn, Knöpfen, Reißverschlüssen, Bändern Kunstwerke zu erschaffen. Mehrere Nähmaschinen standen bereit und tatsächlich war dieser Raum am vollsten, 3 oder 4 Personen werkelten, eine Mitarbeiterin erklärte und half.


Eine ganz andere Art von Modeausstellung, keine Mode-, sondern eine Kunstausstellung, die einen neuen Blick auf Mode wirft. Neben den textilen Objekten war Fotografie / Selbstinszenierung / Video ein Thema. Für mich hat sich der Besuch gelohnt, auch wenn man sicher noch ein bisschen mehr Erläuterungen zu den einzelnen Objekten hätte bringen können.

Ich finde es überhaupt spannend, in wie vielen Museen und Ausstellungen es mittlerweile etwas zu diesen Themen gibt, mir scheint, dass es immer mehr wird. Bei Twill und Heftstich gibt es auch immer wieder interessante Berichte von Ausstellungen, die ich nicht auf dem Schirm habe.

Viele Grüße
Anja


Sonntag, 21. November 2021

Weihnachtskleid Sew Along 2021

 Eigentlich bin ich nicht der Sew-Along Typ, weil ich meist mit vorgegebenen Zeitplänen nicht gut zurecht komme und lieber dann nähe und blogge, wenn ich Lust und Zeit habe. Aber in diesem besonderen Herbst habe auch ich Lust zu partizipieren. Zumal ich etwas zu nähen habe, das ich mir längst vorgenommen habe, aber vor mir her schiebe. Und genialerweise organisiert sogar jemand ein virtuelles Montagsnähen. Dankeschön!


Offen gestanden hat mein Kleidungsstück nichts mit Weihnachten zu tun und es ist auch fraglich, ob ich es Weihnachten anziehe, ich nehme den Sew Along diesmal eher zum Anlass, den Plan, der seit dem virtuellen Nähwochenende "Zwischen Nadel und Faden" ansteht, umzusetzen. Es ist eine Hose aus dezent graukarierter Wolle, Anzugstoff eigentlich, aber aus reiner hochwertiger Wolle, die definitiv nicht kratzt, deswegen brauche ich auch kein Futter. Ich mag gefütterte Hosen nicht, mir ist der Futtertaft am Bein kalt und unangenehm. Im ungünstigsten Fall ist mir das Futter innen, zumindest bei Kaufhosen, auch schon eingerissen. Der Plan ist also eine Hose. Ich mag weite Bein im Palazzolook, ich mag es, wenn vorne alles glatt ist, keine Bundfalten, außerdem habe ich mittlerweile die Erfahrung gemacht, dass rundgebogene Taschen vorne besser sind als schräge Eingriffstaschen, die stehen bei mir oft nach außen ab. Hinten kann ich mir gut 2 Paspeltaschen vorstellen, mit Knopf, obwohl ich die Taschen nicht benötige, stellen sie zumindest noch eine kleine nähtechnische Herausforderung dar. Aber kommen wir erstmal zu den Schnitten, die hier so herum liegen und in Frage kommen. Eigentlich ähneln sich ja die meisten weiten Hosenschnitte sehr, wenn ich meine Hefte durchblättere kommt mir vieles einfach neu aufgelegt vor, Variationen in Taschen, Bund, Gürtel, Verschluss, Gesäßtaschen und Länge natürlich.

Etwas anders ist diese Hose:


Ich habe das Schnittmuster ich an sich wegen des Oberteils gekauft, aber die Hose gefällt mir auch, allerdings hat sie keinen Reißverschluss, sie wird hinten mit mehreren Gummibändern übereinander gerafft. Im Netz gibt es jedoch mehrere sehr positive Berichte über Passform, Bequemlichkeit und Style der Hose. Die Paspeltaschen würden allerdings nicht dazu passen. Eine Hose mit Gummizug habe ich bisher nur für meine Tochter genäht bzw. in Form von Leggings, Schlafanzughose oder so, aber da der Gummizug nur hinten ist, das Modell von Vogue und ich gute Bilder auf Instagram gefunden habe, wäre es einen Versuch wert. Was meint ihr?


Eine andere Möglichkeit ist die bereits genähte Burdahose mit seitlichem Reißverschluss, an der ich allerdings damals im Gesäß  unglaublich viele Anpassungen vornehmen musste. Die habe ich nicht auf das Schnittmuster übertragen, ich kann allerdings das Schnittmuster mit dem einer sehr gut sitzenden La mia Boutique Jeans abgleichen, es wäre auch einfach, den Reißverschluss an die Seite zu verlegen und nicht die abstehenden schrägen Eingriffstaschen zu nähen.


In meinem Stash gibt es einen schwarzen und einen roten Reißverschluss, der rote wäre eigentlich ganz nett, denn der Stoff hat kleine eingewebte rote Karos, Futterreste in rot und grau für die Taschen sind auch da. Knöpfe ebenso, wobei der rote Knopf zum Verschließen vielleicht doch zu bunt ist.

Verlinkt beim ersten Treffen des Weihnachtskleid Sew Along im Me made Mittwochs Blog.

Herbstliche Grüße

Anja

Freitag, 19. November 2021

Mein Garment District in Frankfurt

 Aus bestimmtem Anlass und weil ich das schon lange mal vorgehabt habe, will ich einmal die für mich interessanten und zentral gelegenen Orte auflisten, die im weitesten Sinne mit Nähen zu tun haben und die sich alle rund um die Konstablerwache versammeln.

Erstmal geht es zu den Stoffläden, mein absoluter Favorit, in dem ich immer etwas finden würde und in den ich als Erstes gehe, wenn ich einen bestimmten Stoff suche ist:

JP Stoff Export Frankfurt - Stiftstraße 22

Es gibt auch einen Online-Shop, der jedoch nicht das Angebot hat wie der Laden, In Mörfelden-Walldorf hat JP Export auch ein Riesen Outlet Lager, das kenne ich leider nicht.

In diesem kleinen, aber gut sortierten, allerdings unglaublich vollgestopften Laden (bis unter die Decke stapeln sich die Stoffrollen - sie sind nicht auf Ballen umgewickelt wie das anderswo üblich ist), findet sich alles, was das Herz begehrt: edle Seide aus Italien, Fellimitat in allen erdenklichen Facetten und Farben, Wolle, Satin, Abendstoffe, Futterüberbleibsel von Designern aus Deutschland, Frankreich, Italien, im Sommer wundervolle Webwaren in allen möglichen Drucken, Sportlycra (den man erfragen muss, so versteckt liegt er), auch normalen Sweat, Jersey, Kinderstoffe - einfach alles. Wenig Auswahl bei Garn, Knöpfen, Reißverschlüssen. Die Preislage ist normal bei wirklich guter Qualität, natürlich haben Seide und Wolle ihren Preis, aber der ist nicht übertrieben. Es gibt auch einen minikleinen Korb mit Resten, dort finden sich manchmal Schätze. Ich habe mal 2 m wunderbare Dupionseide für 12 Euro ergattert.



Auf den Fotos kommt gut die "Ordnung" in dem Laden heraus. Die Beratung ist toll, immer freundlich. Vor ganz vielen Jahren, als ich noch nichts von einer Brennprobe gehört hatte und ich einmal die Zusammensetzung eines Stoffes, der nicht beschriftet war, wissen wollte, rückte die Verkäuferin mit einem Feuerzeug an.

Die Fotos sind übrigens nichts samstags nachmittags, sondern werktags kurz nach Ladenöffnung entstanden. Es wird einfach alles wieder irgendwie in die übervollen Regale gestopft. Um an die oberen Reihen zu kommen, braucht es eine Leiter, die steht irgendwo im Laden rum, man kann sie selbstständig holen.

Am Tag, als ich die Fotos machte, lag auch ein wundervoller Jaquardsteppstoff im Restekörbchen, aber ich bin standhaft geblieben.

Karstadt Stoffabteilung - neuerdings umbenannt in Galeria (5. OG hinter dem Restaurant, am schnellsten mit dem Aufzug, der sich an der Westseite des Gebäudes innen befindet) - Zeil 90


Ich kenne nur in Hannover die Stoffabteilung bei Karstadt, die in Frankfurt ist erheblich größer, sie ist sogar vom 4. OG ins 5. OG umgezogen, weil da mehr Platz ist. Ganz oft schaue ich einfach mal, was es so gibt, das Angebot wechselt sehr oft. Es gibt natürlich bestimmte Stoffe, die es immer gibt, z. B. das gute Venezia Futter, hochwertige Sweats, Jerseys, Satintafts in allen möglichen Farben. Neu ist das Sortiment an amerikanischen Quiltstoffen von wechselnden Designern, es gibt Gütermann Stoffe, von denen ich vorher noch nie gehört hatte, Schnittmuster von Burda, Vogue, Butterick, Simplicity sind verfügbar, man kann ausgiebig in den Katalogen blättern, die ausliegen.



Am interessantesten finde ich jedoch die, ich nenne es mal Modestoffabteilung mit den saisonal wechselnden aktuellen Stoffen, im Herbst/Winter Cord, Mantelflausch, Wolle, Kostümstoffe, Flanell, auch Baumwolle, Viscose usw., um Weihnachten/Silvester ein großes Angebot an festlichen Stoffen Ausbrenner, Pailetten, Sticktüll usw., für mich weniger spannend die Karnevalsstoffe, aber wen es interessiert, dann im Frühjahr/Sommer viel leichte Viscose, Baumwolle, Leinen. Gegen Ende jeder Saison werden die Preise radikal gesenkt, um die Lager zu räumen, d. h. wer antizyklisch kauft und seine Farben kennt, also nicht auf Modefarben setzt, kann sich hier gut mit Produkten für die nächste Saison eindecken.

Kurzwaren, Garn, Reißverschlüsse, Knöpfe gibt es auch. Und auch Nähbücher, Strick, Häkelkram usw.  Ich hoffe wirklich sehr, dass mir dieser Karstadt erhalten bleibt, denn er sollte schon mal geschlossen werden.

Die Stoffe liegen alle griff- und anfassbereit und sind umgewickelt. Sie sind nach Farben sortiert und werden immer wieder ordentlich eingeräumt. Gute Beratung, auch von einem Herrn, so dass man sich ein bisschen wie in Frankreich oder Italien fühlt, wo ja irgendwie gefühlt immer Männer Stoffe verkaufen.

Ob ich mir aus diesem eisblauen metallic Stepper noch etwas nähe?




Dieser Pailettenstoff ist - wie man sieht von 20 auf 6 Euro reduziert, das wäre etwas für ein Weihnachtskleid. Aber am Ende ziehe ich es wieder nicht an, auch hier bin ich standhaft geblieben, auch wenn die Verarbeitung von Paillettenstoff mal eine neue Herausforderung wäre.

Update: Karstadt hat am 23.6.2023 im Zuge des Galeria Insolvenzverfahrens diese Filiale geschlossen. Am letzten Tag sah die Stoffabteilung so aus:


In den Wochen vor der endgültigen Schließung konnte man noch alle Reißverschlüsse, Garne, Knöpfe, Stoffe usw. mit 30, dann 50, dann 70, am Ende 90 % Rabatt erwerben. Eine Ära geht zu Ende.

C.Pauli Nature Shop Frankfurt - Schäfergasse 17 (Update: Hat im April 2022 zugemacht!)


Nicht das Geschäft, in das ich regelmäßig gehe, aber es liegt nahe bei den anderen und direkt unter meinem bevorzugten Kurzwarenladen Toko, von daher möchte ich es nicht unerwähnt lassen. Von vorne sieht der kleine Laden aus wie ein Spielzeuggeschäft, in den hinteren Räumen liegen die Stoffe von C.Pauli, die man auch im Internet erwerben kann. Ich finde Anfassen sehr wichtig, deshalb gehe ich lieber offline als online Stoffe kaufen. Es gibt ein Körbchen mit Resten, 150 - 200 cm Stücke, die reduziert sind, an denen nur kleine Ecken für Muster abgeschnitten wurden. Allerdings sind etliche der Stoffe auch niedlich gemustert, Kategorie Biostoff/Kinderstoff.

Attia Stoffe - Hasengasse 1

Ein hochwertiger Stoffladen, nicht groß, der Burda Originalstoffe führt. Aufgeräumt und sortiert und auch gute, persönliche Beratung.

Kommen wir zu den Kurzwaren, da besuche ich eigentlich seit ich nähe, immer in den gleichen Laden:

Toko Kurzwaren (und Stoffe) - Schäfergasse 17 (im ersten OG)


Toko ist für mich interessant, weil es eigentlich alles an Kurzwaren gibt, was man sich vorstellen kann. Was es gibt, gibt es auch in einem Online-Shop, der etwas günstigere Preise hat, wie mir aufgefallen ist. Das Hauptaugenmerk von Toko ist wohl auch dieser Online Laden, denn ständig laufen Paketboten rein und raus.

Die Stoffe und Nähmaschinen sind erst vor einigen Jahren, als der Laden in größere Räume umgezogen ist, ins Sortiment genommen worden, finde sie weniger spannend. Aber Garn, Schrägband, Vlieseline, Reißer, Stecknadeln, Schneiderkreide, Nähmaschinenöl in großen Mengen und guter Auswahl. Natürlich mit der Beratung eines Einzelhandelsgeschäfts. Ich habe nur einmal dort Stoff gekauft, war von der Qualität (Stichwort Pilling) nicht überzeugt.

Nicht unerwähnt lassen möchte ich ein alteingesessenes Kurzwarengeschäft:

Wächtershäuser Kurzwaren - Töngesgasse 39


Ein sehr kleiner Laden, in den etliche meiner Bekannten gehen, Sortiment entspricht Toko, sehr große Knopfauswahl, aber uriger eingerichtet, für mich weiter entfernt, daher kaufe ich dort eher nicht ein. Aber generell wird er sehr empfohlen. Immer recht voll.

Ein wahres Paradies für mich ist die Abteilung der DIY-, Strick-, Häkel- und Nähbücherabteilung in der 

Zentralbibliothek - Hasengasse 4 (im ersten OG, rechts in der Mitte)

Es gibt in der Kunstabteilung auch Bücher zu Modeschöpfern, im Bildungssegment zu Schnitterstellung und Arbeitstechniken von Designern. Meist cruise ich am immer länger und größer werdenden Regal der Nähbücher vorbei. Anfangs interessierten mich insbesondere die Neuerscheinungen. Die gibt es irgendwie alle, zumindest alle deutschen und die Übersetzungen der englischsprachigen. Meist kommen sie ziemlich schnell in die Bibliothek, das Angebot ist viel viel größer als in irgendeinem großen Buchladen. Toll ist, dass in den Regalen Strick-, Näh- und Technikbücher liegen, die teilweise 10 - 20 Jahre alt sind, die es im Handel nicht mehr gibt und die man anschauen und sich hier auf Vorbestellung ausleihen kann. 

Im Erdgeschoss ist ein Regal mit Zeitschriften, wo die aktuelle Burda, Burda Easy, Ottobre, Simplicity ausliegen und ebenfalls ausgeliehen werden können. Im Verbund mit den Stadtteilbibliotheken besteht so Zugriff auf ein sehr breites Nähzeitschriftenangebot, das noch rückwirkend die Hefte letzten 2 bis 3 Jahre abdeckt.

Außerhalb meines Einzugsgebietes liegt in Sachsenhausen:

Martino Stoffe und Ideen - Darmstädter Landstraße 75

Ein gut sortierter Laden mit dem üblichen bekannten Angebot, Swafing, Hilco usw., einmal war ich da, um Farbenmix Bänder zu kaufen, schon lange her, daher kann ich nichts Aktuelles zu diesem Laden sagen.

Die Quiltmanufaktur - Mörfelder Landstraße 96 ist laut Internet dauerhaft geschlossen, vorher war sie in der Wallstraße, ein wunderbarer Laden mit tollen amerikanischen Quiltstoffen, die man - wie ich finde - auch für Kleidung nutzen kann.

Ebenso hat Lycka Stoffe - Egenolffstraße 34 offensichtlich im September ihr Ladengeschäft geschlossen, man kann nur noch bestellen, was ich persönlich sehr schade finde. That's it.

Vielleicht kann der ein oder andere diese Tipps ja einmal brauchen. Da alle weiter oben genannten Orte sehr dicht beeinander ist, verliert man auch nicht viel Zeit mit dem Bummel von Laden zu Laden.

Aus gegebenem Anlass füge ich noch eine Geschäft in Offenbach quasi neben dem Deutschen Ledermuseum ein, und zwar

Ideenreich

Hier gibt es die gängigen Swafing, Hilco, Fibremood usw. Stoffe, sehr schön, wenn man mal anfassen möchte, um die Qualität und die Farbe in echt zu sehen. Viele Biostoffe, auch Kinderstoffe und Wachstuch diverser gängiger Hersteller. Sehr ansprechend eingerichteter Laden mit Nähkursen am Wochenende.



Ich werde demnächst auch versuchen, noch eine Karte einzufügen, auf der die Lage der Geschäfte zu erkennen ist.

Ein schönes Wochenende

Anja



Sonntag, 7. November 2021

Step by Step - Schuh.Design im Wandel im Deutschen Ledermuseum

Nur 4 Stationen mit der S-Bahn von mir entfernt gibt es ein Museum, das ein Aschenputtel Dasein unter den Museen führt. Auch ich habe die dortigen Ausstellungen nicht wirklich auf dem Schirm. Es gibt wenig Öffentlichkeitsarbeit, so dass man selbst in Frankfurt wenig von dem, was im Deutschen Ledermuseum in Offenbach passiert, erfährt.


In Zusammenhang mit einer Recherche bin ich auf die seit einem Jahr laufende Ausstellung über Schuhe gestoßen. Sie endet am 16.1.2022. Jedes der weniger Male, die ich nach Offenbach gefahren bin, war ich von den Ausstellungen begeistert. Gestern hatte ich die Kamera dabei, so dass ich es endlich schaffe, einmal im Blog zu berichten.

Es gibt 2 Ausstellungsteile, im ersten geht es kurz um die Schuhherstellung und ausführlich um die verschiedenen Schuhformen. Es werden immer 2 Paare aus sehr unterschiedlichen Epochen nebeneinander gestellt, die einen ähnlichen Zweck erfüllen: Hier die Querriemenduschsandale Adilette von 1972 und hölzerne Badeschuhe für öffentliche Badeanstalten, Syrien, Mitte 19. Jahrhundert

Diese Spitzentanzschuhe stammen aus Russland, 19./20. Jahrhundert, daneben Ballerinas, die erstmalig Mitte der 50er Jahren getragen wurden und heute noch aktuell sind (dieses Modell ist von 2019).

Roger Vivier verwendete für diesen Pumps von 1962 für Dior Seidendamast, der Sneaker Nike Air Max wurde 2015 lanciert und nimmt auf ganz anderem Material das Muster auf.

In der Ausstellung gab es keine Schautafeln, sondern man konnte jeweils den thematischen Überblick und ausführliche Texte zu jedem Schuh in einem zusammengetackerten Heft lesen. Das ist hier auch in anderen Museen üblich. Ich finde es etwas umständlich. Gut ist hingegen, dass ich jetzt zuhause alles nachlesen kann und die Hefte ganz sicher aufbewahren. So habe ich auch zuhause nachgelesen, dass Vans ursprünglich als Skaterschuhe konzipiert waren, daher die Sohlenriffelung. Uggs wurden in der 50erJahren erdacht, um nach dem Surfen schnell die kalten nackten Füße in den Fellschuh zu stecken und aufzuwärmen.

In zweiten Teil der Ausstellung geht es um die Entstehung des Absatzes, das Material, die Bedeutung von Schuhen, Sexiness.

Man denkt nicht, dass der zweifarbige hintere Pumps von 1775 stammt, seine Form ähnelt auffallend dem Pumps von Vivier von 1987 aus Krokodilleder.

Auch die in den 90er Jahren populäre Plateaumode (hier Buffalos) ähnelte auffallend den Chopines aus dem Venedig des 16. Jahrhunderts.

Der aerodynamische Kabukischuh (unten rechts) von Beth Levine stammt von 1964, seine Sohle ist hölzern, das Obermaterial Vinyl. Auch Nicholas Kirkwood verwendete transparentes Vinylband am Rist, um die Sandalette Peggy von 2019 tragbar zu machen.

2 ähnliche Stiefeletten, 1870 hat Francois Pinet die bestickte Schnürstiefelette entworfen, 2019 Alexander McQueen die Stiletto Stiefelette.

Der sogenannte Hochfrontpumps mit rotem Absatz stammt aus dem 18. Jahrhundert, unter Louis XIV avancierten rote Absätze zu einem Statussymbol. Ähnlich ist es mit den modernen Pumps von Louboutin mit roter Sohle.


Alles in allem eine ganz tolle, sehr empfehlenswerte Ausstellung, am ersten Samstag im Monat ist sogar der Eintritt frei und es war trotzdem total leer. Es gibt auch viele interessante Führungen, wie gesagt leider nur noch bis Mitte Januar.

Statt des etwas drögen Museumscafes gibt es gleich gegenüber ein sehr nett eingerichtetes Cafe:




Viele Grüße

Anja



Mittwoch, 3. November 2021

Me made Mittwoch - Castelbajac Kleid aus Burda 12/2014

Muriel vom Blog Nahtzugabe5cm und Chrissy vom Blog Chrissies Nähkästchen, den es anscheinend nicht mehr gibt, haben Ende Oktober zum zweiten Mal ein virtuelles Nähwochenende "Zwischen Nadel und Faden" organisiert. Danke nochmal an die Beiden, es war genau wie beim ersten Mal supertoll!

Schon bei Anmeldung wusste ich, dass ich dieses Kleid noch einmal nähen möchte. Ich hatte es 2016 schon einmal in einer Winterversion genäht und unglaublich gerne getragen, wurde sehr oft darauf angesprochen und als die Wolle total usselig war, kam es vor 2 Jahren in den Müll (der Stoff, den ich damals verwendete war recht günstig). Das Schnittmuster war bereits ausgeschnitten, die Anleitung kopiert (das Heft hatte ich nicht mehr, es ist von 2014), als Stoff plante ich eine graue Wolle mit kleinen roten Streifen, da ich das Kleid schon mal genäht hatte, dachte ich, ein Karostoff ist eine neue Herausforderung.


Eine Woche vor dem Nähtreffen, habe ich den Stoff gebügelt, den Schnitt rausgesucht und - oh je, es fehlten 2 Schnittteile: die Innentasche lässt sich leicht konstruieren, der Raglanärmel - nicht so einfach zu ersetzen - war allerdings auch nicht auffindbar. Und dank der supertollen Nähcommunitiy, fand sich bei Muriel genau das Burdaheft 12/2014, sie ist einfach toll organisiert. Noch toller war, dass sie genau an dem Abend auf ein Konzert in Frankfurt gehen wollte, ich habe mir ein paar Videos angehört und gedacht, tolle Musik, es gibt noch Karten, es ist gleich um die Ecke, da gehe ich auch hin. So gelangte die Burda nach dem Konzert in meine Hände (und ist bereits längst weiter unterwegs zu jemandem, der das Kleid ebenfalls nähen möchte). 

Wie man an der technischen Zeichnung oben erkennt, werden große Einsätze mit Taschenklappen in das Vorderteil eingearbeitet. Das heißt, das hätte bei dem Karostoff den Zuschnitt verkompliziert. An dem Abend, an dem ich die Schnittteile suchte und schon dachte, ich kann es nicht nähen, begann ich nach Alternativen für meinen grauen Stoff zu suchen, fand sie auch und dachte dann, wahrscheinlich ist es so gewollt. Dann kamen die Schnittteile und ich brauchte einen anderen Stoff. Wahrscheinlich ist es sowieso besser, dieses Kleid in uni zu nähen. Was eignete sich mehr dafür als ein Erinnerungsstoff von meiner letzten Reise nach Rom, ein roter Wolltweed von Bassetti Tessuti.

Der Stoff war butterweich im Zuschnitt, zog auch nur wenige Fäden, so dass ich schnell mit dem Zusammennähen der ersten Nähte beginnen konnte. Die Taschen in den großen Teilen, die wie Taschen aussehen, aber nur Faketaschen sind, zogen sich ein wenig, vor allem das saubere Einsetzen dieser Teile in Vorder- und Rückenteil. Ich habe mehr geriehen und gebügelt als genäht. Am Sonntag folgte noch der Kragen, der wattiert und abgesteppt ist, siehe Foto unten. 


Den Saum habe ich nur mit Schrägband versäubert und umgeklappt. Obwohl ich den Schnitt gute 5 cm verlängert habe, ist es mir bei 176 Körpergroße doch noch recht kurz. Ich finde jedoch, mit Strumpfhose geht es, 2 - 3 cm mehr wären besser, den Stoff hätte ich gehabt, man lernt nie aus. Diese Fotos sind nach dem Nähtreff vor einem finalen Bügeln entstanden, die kleine Falte, die sich am Kragen auf dem Foto zeigt, habe ich mittlerweile mit ein paar Handstichen entfernt.



Auf diesem Bild sieht man den Tascheneingriff von der Seite, die Klappentaschen sind nur eine Attrappe. Laut Anleitung wird das Kleid gefüttert, darauf habe ich verzichtet, da es recht kurz ist, bleibt da auch nicht soviel hängen. Mittlerweile habe ich die Fahrradprobe gemacht, das Kleid hat sie bestanden, denn tatsächlich ist der Rock nicht besonders weit, wenn er deutlich länger wäre, hätte ich vermutlich Probleme beim Pedalieren.


Ich freue mich, das Kleid diesen Winter oft mit Strumpfhosen, Wollstrumpfhosen oder Leggings zu tragen, kann mir auch blau und grau dazu vorstellen, die passenden Longsleeves finden sich auch in meinem Kleiderschrank.

Diesen Beitrag verlinke ich am heutigen Me made Mittwoch. Das regnerische Wetter lädt dazu ein, bei einer Tasse Tee am Bildschirm zu sitzen und die anderen Beiträge anzuschauen, Das mache ich nachher auch noch.

Viele Grüße, Anja