Dienstag, 11. Februar 2025

Tja - das war's mit dem Nähflow - Joni von Tilly and the Buttons


 Den Jersey hat mir eine Nähfreundin vor sehr, sehr langer Zeit geschenkt. Das Buch habe ich vor mittellanger Zeit im Sale bei Jokers erworben, zusammen mit dem anderen Buch von Tilly and the Buttons, das sich mit Webware beschäftigt und m.E. viel schönere Schnittmuster enthält.

Der Ringeljersey schien mir jedenfalls geeignet und gerade ausreichend für ein kurzärmliges Shirt. Normale Shirts kann man auch kaufen, also wollte ich etwas Besonderes, der Twist gefällt mir, aber die Konstruktion ist - im Vergleich mit dem leider ausrangierten und weggeschmissenen Ottobre Knotenkleid etwas dilettantisch.

Ich habe das obere Oberteil verlängert, an der eingezeichneten Linie, das führte zu einem riesigen Knubbel beim Drehen des anderen halben Vorderteils. Da dachte ich mir schon, dass das komisch ist, aber ich habe trotzdem brav alles fertig genäht.

Anziehen werde ich das Teil nicht, es hätte nochmal 20 cm länger sein können, denn das Verlängern hat wenig gebracht, durch das In-sich-Verdrehen geht mindestens die Hälfte der Verlängerung verloren und außerdem hat es extrem viel Stoff vor der Brust. Das muss anders konstruiert werden, wenn die Empiretaille tiefer sein soll. Es braucht dann eine andere Knotenform. 

Für bauchfrei fühle ich mich zu alt. Wenn meine Tochter aus Italien zurück kommt, kann sie anprobieren, vielleicht passt und gefällt es. 

Selten ist so schnell nach dem Nähen klar, dass es sich um einen Fail handelt. Dabei gefiel mir der Stoff und ein Shirt hätte ich für den Sommer brauchen können. 

Viele Grüße
Anja

Freitag, 7. Februar 2025

Geobag von Pattydoo x 4 zum Verschenken

Kürzlich zeigte Muriel ihre kunstledernen Geobags, wo ihr leider das Kunstleder direkt nach dem Nähen abgeplatzt ist bzw. kaputt gegangen ist. Geobag ist ein gratis Schnittmuster von Pattydoo, erhältlich in 4 Größen, ich finde klein schon ziemlich klein, insofern war es richtig, dass ich die beiden noch kleineren gar nicht erst ausgeschnitten habe. 

Jedenfalls fiel mir dadurch ein, dass ich a) mal wieder kleine Geschenke produzieren kann und b) meine Stoffreste verwerten kann (incl. diverser Reißverschlüsse, die ich aus der Haushaltsauflösung bei meiner Mutter mitgenommen habe).

Tatsächlich sind Geobags nicht wirklich ein Projekt für Stoffreste, weil man recht große Stücke benötigt, die man zwar stückeln kann (was ich gemacht habe), aber dadurch wird das Projekt aufwändiger als es für ein Täschchen sowieso schon ist. 

Entstanden sind eine große und 3 kleine Geobags, den Baumwollstoff habe ich mit dem letzten Rest sehr fester Vlieseline bebügelt, denn eigentlich brauche ich diese Vlieseline schon lange nicht mehr, weil ich nicht mehr viele Täschchen nähe. Die große Geobag ist mit einem Stepprest gefüttert, die karierte hält ihre Form, weil die Wolle sehr dick und fest ist.

Geobags sind auch nicht wirklich ein Projekt für gemusterte Stoffe. Die tollen Nähte kommen kaum zum Vorschein, insofern hätte ich genauso gut ein normales Kosmetiktäschchen nähen können. Aber nichts geht darüber, endlich einmal das Schnittmuster auszuprobieren. Es funktioniert sehr gut und die Form des Täschchens gefällt mir auch.

Das Schöne ist, dass über die kleinen Projekte in der letzten und vorletzten Woche mein Nähmojo wiedergefunden habe. Ich habe endlich auch einen Jerseyrest rausgelegt, der gerade noch für ein schlichtes Sommer T.-Shirt reicht udn der mir vor langer Zeit geschenkt wurde. 

Die Täschchen sind (bis auf die große, die folgt in 3 Wochen) gleich heute verschenkt worden. 

Ich wünsche euch ein schönes Wochenende, lieben Gruß, Anja

Mittwoch, 5. Februar 2025

Inspired by Window Shopping - Me Made Mittwoch im Februar

Im letzten Post hatte ich am Ende schon geschrieben, dass ich im Herbst beim Besuch meiner Tochter in Siena im Schaufenster etwa gesehen hatte, das ich gerne nachnähen wollte. Aus Zeitmangel und weil ich mir auch nicht sicher war, ob ich das so ohne Schnitt hinkriege habe ich dann das Objekt aus dem Schaufenster gekauft. Bei Instagram habe ich noch ein altes Schaufensterfoto gefunden, so dass ihr eine Idee meiner Inspiration bekommt.


Von dem sehr schönen Boucle aus Paris von Malhia Kent, aus dem ich dieses Kleid genäht habe, hatte ich diverse Stücke übrig behalten - nichts Halbes und nichts Ganzes - könnte man zu den Resten sagen.

Ich habe erstmal das Schnittmuster erstellt, indem ich es von dem Kaufobjekt abgenommen habe und teils weiter zerlegt habe. Für das Futter konnte ich dann die zerlegten Stücke wieder zusammenkleben. Einen Reißverschluss hatte ich in passender Länge (und zum Glück habe ich rechtzeitig vor dem Einsetzen gemerkt, dass mir der nichts nützt, weil ich einen Jackenreißverschluss brauche, den hatte ich in der fast passenden Farbe und habe ihn entsprechend gekürzt). Die Webkante mit Fransen hatte ich auch nicht weggeworfen, so dass ich Fransen an die obere Kante ansetzen konnte. Nach zwei Bouclekleidern, an denen ich mühevoll die Fransen heraus gezupft hatte, wollte ich mir das nämlich keinesfalls nochmal antun. Unten seht ihr Schnitt, die flach auf den Boden gelegte fertige Corsage sowie eine Innenaufnahme mit Futter und Reißer.

Angezogen sieht das Ganze dann so aus, ich habe einfach mal eine Hose und einen Rock dazu angezogen. Es geht natürlich auch ein Rolli drunter, auch in die Hose/Rock gesteckt, also viele Möglichkeiten in unterschiedlichen Farbkombinationen, um einerseits den Look etwas aufzupeppen und andererseits einen warmen Oberkörper zu haben.

In dem oben gezeigten Outfit (die Hose ist Vogue) war ich gestern bei der Arbeit und mir wurde gesagt "Can I give you a compliment, you always look so amazing", das hat  mich natürlich sehr gefreut.

Von hinten der Reißverschluss, das Anziehen ist etwas fummelig. Aber es trainiert die Armgelenkigkeit.




Zusammenfassung:

Schwierigkeitsgrad: einfacher als ich dachte, aber schon komplex von der Konstruktion und der Anpassung an die Passform, ich habe ein Probeteil genäht, musste aber am fertigen Objekt wegen anderer Dicke und Futter nochmal ändern.

Zeitaufwand: genäht an einem Nachmittag, die Konstruktion und den Zuschnitt habe ich über mehrere Abende verteilt, ich kann nicht sagen, wieviele, zwischendurch lag das Teil auch mal eine Weile herum und wurde nicht bearbeitet.

Kosten: nahezu keine, Stoffrest, Futterrest, der Reißverschluss aus der Karstadtauflösung, vielleicht ein Euro?

Schön, dass es den Me Made Mittwoch gibt, danke den Organisatorinnen und allen, die vorbeischauen, und ich freue mich schon jetzt auf alle Beiträge.

Herzlichen Gruß

Anja


Montag, 3. Februar 2025

Immer dabei: Die Tasche - eine Ausstellung im Ledermuseum Offenbach

Derzeit gibt es im Ledermuseum wieder eine wirklich interessante und sehr umfassende Ausstellung zu sehen. Es geht um die Tasche als Transportmittel, Statussymbol, für Einkäufe, Reisen, Geld, am Gürtel, in der Hand, über die Schulter, für Selbstgemachtes oder einfach zum Mitnehmen in diversen verschiedenen Größen, Modellen, Farben, Materialien. Früher und heute. Wie das im Ledermuseum so ist (auch bei der Handschuh- und der Schuhausstellung) verlasse ich das Museum am Ende etwas überfrachtet mit Eindrücken und neuem Wissen. Und das bei Taschen, wo ich gedacht hätte, soviel Neues gibt es da nicht.

Spannend war für mich der persönliche Rückblick durch Taschen in meinem gesamten Leben, Kindergartentäschchen, Schulranzen, Kinderhandtasche, Handarbeitskorb, gehäkelte Basttaschen in den 70ern, Jute statt Plastik-Beutel, eine Plastikcomicuntertasche in den 80ern und irgendwann als ich gearbeitet habe diverse Modelle von Handtaschen, passend zu Schuhen oder Koffern - wie es das Business verlangte. Irgendwann mit dem Nähen kamen dann Beutel, Kunstledertaschen, und am Ende sogar selbstgemachte Ledertaschen zu mir, nur ein Designerprodukt habe ich nie besessen.


Durchleuchtet wurde auch die Beziehung der Träger*innen zu ihrer Tasche. Siehe Videofotos. Männer, die Taschen tragen, sind immer noch eine Randgruppe, wenn man mal von Aktentaschen, Hipsterbags, Rucksäcken und einzelnen Schultertaschenmodellen absieht.


Weitere Videos zeigten Taschen, die irgendwann nach ihren Träger*innen benannt wurden: Jackie, Birkin, Kelly, De - tatsächlich hatten sie vorher "eigene" Namen. 


In einem separaten Raum wurde in einer Vitrine von Skizze, über Schnittmuster, Bestandteilen gezeigt, wie eine Handtasche peu a peu entsteht. Dass Taschen ein sehr komplexes Thema sind, ist jedem, der schon mal eine Tasche genäht hat, klar. Bei einem Luxusmodell mit Innentaschen, Verschlüssen, Futter usw. wird das noch einmal sehr deutlich. Die fertige Tasche (Modell Weimar 4929, ohne Foto, sorry, aber irgendwo habe ich bei der Bildauswahl eine Grenze gesetzt) ist von der einzigen im Kreis Offenbach verbliebenen Firma, die noch im oberen Segment produziert, Picard.


Im sogenannten Studioraum wurden die Luxustaschen gezeigt. Und es gab dazu Videos von Tanner Leatherstein, die ich mir angeschaut habe. Er kauft Luxustaschen, zerlegt sie und bewertet sie hinsichtlich Material und Preis. Die Ergebnisse sind durchaus unterschiedlich: der Preis ist fast immer viel zu hoch, bei der Nano Tote von Strathberry, einem neueren britischen Label, war alles perfekt (Megan Markle trug deren Tasche oben), bei Louis Vuitton war die Qualität prima, aber der Preis irgendwie 16 x so hoch wie vertretbar gewesen wäre. Bei einer Yves Saint Laurent Tasche entsprach die Qualität eher dem Mittelmaß, die Preisüberhöhung war nicht ganz so extrem. Am absurdesten schien Leatherstein die Jaquemus Micro Bag.


Aber nun zu exemplarischen Taschen in der Ausstellung: Beruf (Hebammenkoffer aus den 50er Jahren, Tornister für einen Sanitäter 39/40, aufgrund der Fellbespannung als "der Affe" bezeichnet)



Taschen aus anderem Material als Leder: rechts Ozelot 1910, längst vom Handelsverbot geschützt, links bedrucktes Kuhfell, 1997.



Unten die obere Tasche aus 393 Computertasten auf Nylon aufgebracht (2008), die untere Tasche die bekannte Pliage von Longchamps 2024 (entworfen 1993), immer wieder in unterschiedlichen Farben neu aufgelegt. Entschuldigt bitte die Fotoqualität, es ist leider sehr dunkel in dem Museum, was sicher mit dem Schutz der Objekte zusammen hängt).




Bei dieser Tasche oben hat mich besonders das Fach an der Seite fasziniert, wo Dame von Welt ihre Kosmetikprodukte unterwegs sicher verstauen kann (1940, Goldpfeil für Elizabeth Arden).



Erinnern sich einige von euch noch als alle Welt mit diesen Taschen mit den Schlössern rumlief? Diese ist von 2004. Die Taschen waren omnipräsent im Stadtbild, wo sind sie geblieben?

Unten ein Blick in die Ausstellung, jedes Taschenmodell ist in dem Heft, das man mit nach Hause nehmen kann, ausführlich beschrieben. Alles zu lesen, halte ich für unmöglich.




An einigen Modellen hingen seitlich Materialproben zum Anfassen. Insbesondere bei den Taschen, die aus Ersatzprodukten gefertigt waren.

Die Handtasche unten hat im Boden ein Schmuckfach, unglaublich, was sich Designer schon alles ausgedacht haben. Dagegen sind die Entwürfe heute weniger praxisorientiert. Haben Handtaschen separate Fächer für Mobiltelefon, Schlüssel usw. In die Jaquemus Microbag passte nicht einmal der Autoschlüssel des Testers.

Es gab auch eine Handtasche mit Beleuchtung, Straeter Lite-on von 1953, sie enthielt einen drehbaren Make-up Spiegel, Magnethalter für Lipstick und Parfümfläschchen (hatten die früher Magneten?), Zigarettenetui (sowieso sehr verbreitet), zusätzlich Innen- und Außenbeleuchtung für das Öffnen von Türschlössern im Dunkeln, wow). Loewe hat das Design 2019 mit seiner Lantern Bag aufgenommen.



Die Tasche oben aus Reptilienhaut (leider kann ich nicht mehr nachvollziehen, welches) fand ich eher abstoßend, wenn man genau schaut, sieht man, dass vorne die Pfoten/Beine/Krallen sichtbar aufgepresst/eingearbeitet sind). Gruselig bis häßlich.

Einen Teil der Einkaufsbeutel unten dürfte jede/r von uns kennen, gerade vorhin saßen tatsächlich 2 Frauen mit dem Hugendubel Beutel in der U-Bahn, es gibt ihn schon ewig, seit den 10er Jahren sind diese Beutel bei jungen Leuten wieder sehr beliegt als Taschenersatz. 




Interessant und überraschend auch die Entwürfe von Absolventen der Pforzheimer Hochschule, unten eine Collage, sie waren über die ganze Ausstellung verteilt und wurden immer da gezeigt, wo sie farblich, materialmäßig oder designmäßig passten.

Vielleicht gehe ich nochmal hin, beim Blättern durch das Heft zuhause fiel mir auf, dass ich nicht alles wahrgenommen habe, was interessant gewesen wäre. Zum Glück sind es für mich nur 10 Minuten mit der Bahn.

Danke fürs Schauen und viele Grüße

Anja