Sonntag, 5. Mai 2024

Palazzohose nach Paul Poiret

In der 20er Jahre Session des Behind the Seams Clubs von Alice&Co.Pattern ging es unter anderem um weite, sehr weite Hosen. Die kamen damals in Mode. Alice stellte ein Modell nach Paul Poiret vor, das sehr einfach aus einem Hosenschnitt abgewandelt wird. Oben kann man mit Knöpfen, Schleifen oder - wie ich letztendlich - mit Gummizug schließen. Ein schnelles Projekt für einen verregneten Tag.

Verwendet habe ich einen etwas changierenden taffettaartigen Stoff, sehr dünn, aber dennoch mit etwas Stand, den ich vor einem Jahr im Outlet von Annette Görtz gekauft habe. Ich hatte den Rest von der Rolle genommen, es waren ca. 2,20 m. Astrid hat den gleichen Stoff gekauft, aber meines Wissens noch nicht vernäht.

Erst war ich ganz scharf auf den Stoff, dann merkte ich aber, dass die Menge nicht für ein Kleid reicht. Röcke brauche ich nicht und für eine Hose fand ich ihn zu dünn. Außerdem fand ich bei Tageslicht, dass mir die Farbe nicht optimal steht. Also lag der Stoff erstmal im Schrank. Klar war, es geht nur ein Kleidungsstück für unten, gesichtsfern. Bloß was?

In Zusammenhang mit der Viktor&Rolf Ausstellung schaute ich mir deren Kollektion an und stieß auf diese Hose 


und erinnerte mich wieder an die Schnitterstellung von Alice&Co. zur Paul Poiret Hose, die ich in meiner Merkliste hatte. So kam eins zum anderen. Der Annette Görtz Stoff schien mir genau richtig, denn er ähnelte dem Viktor&Rolf Stoff. Unten seht ihr wie durch Aufspreizen aus der normalen Hose (ohne Seitennaht) ein sehr weites Hosenbein wird. Ich habe das Stoffstück komplett verwendet und aus den Seitenteilen noch den Beleg zugeschnitten.


Nach dem Zusammennähen der Teile dachte ich nach und überlegte, wie ich die Hose schließen möchte. Ich habe mich für die einfachste Lösung, den breiten Gummizug, entschieden. 



Das Ergebnis wirkt sehr mondän, geht mit einem einfachen T.-Shirt oder einer spannenden Bluse und ist somit für jeden Tag oder Anlässe geeignet.



Zusammenfassung:

Schwierigkeit: sehr einfach

Zeitaufwand: 1 Tag incl. Konstruktion

Materialkosten: ca. 10 Euro, der Stoff war ziemlich günstig für die sensationelle Qualität, aber das ist im Annette Görtz Stoffverkauf so. Er findet im Übrigen diesen Freitag und Samstag wieder in Gütersloh statt.

Ich habe jetzt überlegt, ob ich mit der Veröffentlichung bis zum nächsten Me made Mittwoch warte. Es ist immer so schade, wenn ich sehe, dass die Post von der Verlinkung in etwa 5x so häufig angeklickt (gelesen?) werden. Letzten Mittwoch hatte ich den direkten Vergleich, denn ich habe zuerst 2 Posts verlinkt (was nicht erlaubt ist) und dann den einen, wo ich das Kleid erst spontan am Vortag fertig genäht hatte, hinterher wieder heraus genommen. Aber es widerstrebt mir, Kleidungsstücke, die jetzt fertig sind, erst einen Monat später zu verlinken. Denn der Blog ist mein Nähtagebuch und um etwas aufzufinden, will ich a) ein Kleidungsstück pro Post haben und b) wissen, wann ich was genäht habe.

Ich weiß, es gibt einige treue Leserinnen, danke, dass ihr vorbeischaut. Das musste ich jetzt einfach mal sagen. 

Viele Grüße, Anja


Mittwoch, 1. Mai 2024

La mia Boutique Modell 1 aus Heft 5/2017 am Me made Mittwoch in 5/2024

Aus meiner Max Mara Seide habe ich schon vor einer ganzen Weile die Bluse 1 aus einer älteren La mia Boutique zugeschnitten. Ich wollte nicht viele Teilungsnähte, um das Muster nicht zu stören und keine normale Bluse, da mir das für die Seide zu schwierig zu nähen war. Aus dem anderen Stoff habe ich ein Kleid genäht. Komischerweise blieb beim Zuschnitt beim Kleid mehr Stoff übrig als bei der Bluse. Das liegt vermutlich an den riesigen runden Volants am Ärmel. Die stören übrigens nicht beim Essen oder anderem, weil sie asymmetrisch sind.

Zugeschnitten habe ich nach dem Ausmessen und Sichten meines bereits vorliegenden Schnittmusters Größe 42 - und da liegt schon der erste Fehler. Ich habe die Bluse schon mal genäht, hier (Anziehfoto hier) und hier. Einmal aus elastischem Stoff, einmal aus Webware. Der Schnitt ist für elastische Stoffe. Seide ist logischerweise nicht elastisch. Ich hätte die Größe anpassen müssen. Wie und warum ich bei der grün-weiß karierten Bluse kein Störgefühl hatte, erschließt sich mir nicht, ich kann mich auch nicht erinnern, diese Bluse je getragen zu haben, ich konnte mich überhaupt nicht mehr an sie erinnern. Die andere aus Jersey hingegen habe ich geliebt bis sie völlig verwaschen war.

Bedauerlicherweise habe ich beim Zuschnitt auch nicht daran gedacht, den Brustabnäher einzufügen. Ich habe den Schnitt auch nicht mit meinem Grundschnitt abgeglichen. Das alles führte zu Problemen. Aber erstmal lag der zugeschnittene Stoff 2 Monate im Regal. 


Bis ich mich dann - nachdem meine Schulter wieder einigermaßen ging - letzte Woche ans Nähen machte. Natürlich alles schön mit französischen Nähten. Klappte wunderbar - bis ich mir nach dem Zusammensetzen der Teile die Armlochgröße anschaute. Definitiv zu klein, also habe ich alles aus der Armkugel heraus geholt, was herauszuholen war und das Armloch nach unten und in in der Breite vergrößert, logischerweise ohne französische Naht genäht, denn dafür hätte die Nahtzugabe nicht mehr gereicht. Und wie blöd kann man eigentlich sein, wenn man den Ärmel einsetzt, siehe Foto unten. Die Markierungen des Schnittmusters waren durch die Veränderung des Armlochs verloren gegangen, die Konzentration vermutlich auch. Dabei passte alles so schön, so ordentlich eingehalten. Da blieb nur Auftrennen und neu einnähen.

Die nächste Anprobe ergab: bequeme Ärmel sitzen anders, weiter, gemütlicher, beweglicher, der Rücken ist zu schmal, vorne fühle ich mich eingeengt .... Die Lust an der Bluse war mir vergangen. Deshalb habe ich auch quick and dirty alle Säume statt mit der Hand mit dem Rollsaumfüßchen der Nähmaschine umgenäht. Das mit der Fadenspannung klappte besser als beim Seidenkleid, wo ich mich ja für eine Handnaht entschieden habe. Da der Unterfaden auf der rechen Seite bei dem Einnähen mit der Schnecke sichtbar ist, musste ich etwas regulieren. Perfekt ist die Naht nicht, aber sie geht.


Die Belege habe ich mit der Hand innen rundum befestigt. Ich mag es überhaupt nicht, wenn sie nur lose im Kleidungsstück hängen. Im Prinzip ein nähtechnisch gut gelungenes Kleidungsstück. Wenn ich es 2 Größen größer genäht hätte und an den Brustabnäher gedacht hätte, wäre es nahezu perfekt.

Kommen wir aber erstmal zur fertigen Bluse im Tragezustand: schön aussehen tut sie, das Modell gefällt mir nach wie vor, der Stoff ist toll - die Passform lässt allerdings zu wünschen übrig. Man sieht es nicht, aber man spürt es, Wäsche aufhängen geht nicht, tief bücken nur mit vorsichtigen Armbewegungen, damit bloß nichts reißt, in die Oper kann ich problemlos mit der Bluse gehen, im Restaurant sitzen und sogar essen wohl auch. Wie eng sie sitzt, hat auch etwas mit der Unterwäschewahl zu tun, je weniger, umso besser. Also am besten keine Unterwäsche.



Hier noch 2 Aufnahmen mit einem älteren grauen Rock, hineingesteckt, gefällt mir besser als lose über einem Kleidungsstück, der Rock ungebügelt, seit ca. 20 Jahren nicht mehr getragen, könnte was werden dieses Frühjahr, die Länge ist wieder aktuell.


Inwieweit die Bluse sich in meinen Alltag einfügt, wird sich zeigen. 

Zusammenfassung:

Schwierigkeit: nicht schwierig, mit Seide komme ich inzwischen gut klar, meine Fehler habe ich selbst zu verschulden. Schnittmuster, Anleitung, Bogen, Passzeichen perfekt in der La mia Boutique

Kosten: Seidencoupon aus dem Max Mara Outlet bei Florenz, ca. 30 Euro

Zeitaufwand: 2 - 3 Tage, ohne Zuschnitt, der ging diesmal schnell, weil ich gleich mehrere Sachen "im Akkord" zugeschnitten habe.

Vielen Dank fürs Schauen, einen schönen Mai, ich verzichte dieses Jahr voraussichtlich auf den Me made May, vielleicht packt es mich doch noch, glaube aber nicht. Aber immerhin beim Me made Mittwoch bin ich dabei.

Liebe Grüße, Anja


P.S. Hier findet ihr noch mein frisch fertig genähtes (Designer-)Kleid, das ich nicht mehr mit dem Me made Mittwoch verlinken konnte. Ich habe gerne nur einen Post pro Kleidungsstück, um irgendwann in meinen Posts alte Sachen wieder zu finden. Beim Me made Mittwoch ist nur ein Post erlaubt.

Marineblaues Kleid ähnlich einem Modell aus La mia Boutique 5/2023

Mit der La mia Boutique 5/2023 habe ich schon geliebäugelt als ich sie zum ersten Mal im Bahnhofsbuchladen gesehen habe - vermutlich vor einem Jahr. Da das Heft hier fast 20 Euro kostet, verzichtete ich dennoch darauf, es zu kaufen. Man kann manchmal in Italien die alten Hefte noch am Kiosk kaufen. Aber das Heft ist im Laufe des Jahres 2023 in Vergessenheit geraten. Bis ich kürzlich - durch den Post einer anderen Bloggerin - erinnert wurde, was ist eigentlich aus La mia Boutique geworden? Im März gab es nirgends mehr ein Heft in Italien und in unserer Bahnhofsbuchhandlung war Ende Dezember auch die letzte Ausgabe erschienen.

Auf der Verlagsseite ist ein Abverkauf, das Abo existiert nicht mehr. Wurde La mia Boutique eingestellt? Das wäre sehr schade, denn ich finde die Modelle oft extravagant und ihrer Zeit voraus. Auch die Schnittmusterbögen und die Anleitung sind sehr klar und übersichtlich. Die Präsentation im Heft ist allerdings leider sehr schrecklich. 

Im Zuge des Abverkaufs kam mir kurzzeitig der Gedanke, einige alte Hefte zu einer Freundin nach Rom zu bestellen und irgendwann abzuholen. Das Porto nach Deutschland ist leider immer noch sehr hoch, jedenfalls wenn man nur 2 oder 3 Hefte kaufen möchte. Ich habe die Idee dann aber wieder verworfen, denn ich habe genug Schnittmuster.

Dennoch blieb ich an oben gezeigtem Modell im Heft hängen. Nicht das, was mich ursprünglich so an dem Heft gereizt hat (das waren das Kleid 22 und der Rock 21). Lag da nicht noch eine große Menge schlichter marineblauer Baumwollstoff (mit Elasthan) vom Stroffschrottplatz im Schrank?

Ein schlichtes Trapezkleid mit weiten Ärmeln und Rüschen - dafür brauche ich kein Schnittmuster. Das kriege ich selbst hin. Einen A-Linien-Schnitt habe ich schon mal konstruiert. Ich habe ihn noch weiter aufgeklappt und die Ausschnitte vergrößert.

Außerdem die Ärmel aufgefächert. Hier zur Veranschaulichung das neue Schnittmuster des weiten Ärmels, heißt das Flügelärmel? Bin mir nicht sicher. Es ist nicht ganz so weit wie das Original, aber mein Stoff ist auch ein wenig sperriger.

Und nun das fertige Kleid:


Zugeschnitten war das Ganze sehr schnell, für die Rüschen habe ich die Webkanten genommen, so spare ich das Säumen der einen Seite. Für einige Steppnähte habe ich kontrastierendes Metallicgarn genommen (für 1 Euro vom Karstadt Abverkauf und irgendwann muss es ja mal vernäht werden). Nahttaschen hat das Kleid auch. 


Die Rüschen am Ausschnitt klappen leider sehr nach außen, da muss ich mir noch irgendwas überlegen, vielleicht nähe ich auch innen ein Band auf, damit man den Nahtansatz nicht sieht. Zum Verstärken ist es logischerweise zu spät. Anziehen kann man es so schon.

Hinsichtlich der Länge: ich habe erstmal 10 cm mehr zugeschnitten wie bei meinem anderen A-Linien-Kleid, aber letztendlich wieder 8 cm gekürzt. Es ist also ein kleines bisschen länger wie das rote Kleid, allerdings deutlich weiter - insgesamt 40 cm mehr Saumweite.

Der Stoff muss dauernd gebügelt werden. Das nervt ein bisschen. Außerdem bleiben Hundehaare sichtbar dran hängen. Dunkle Farbe halt. Hier noch ein Detail der Ärmel und des Ausschnitts:


Zusammenfassung:

Schwierigkeitsgrad: einfach

Kosten: ca. 12 Euro für 3 m Stoff, es ist noch was übrig, ich werde mir Haarbänder und Scrunchies daraus machen

Zeitaufwand: 2 - 3 Tage, konstruiert war der Kleiderschnitt schon, ich musste nur noch die Ärmel abwandeln

Und jetzt damit zum Me made Mittwoch, viele Grüße, Anja


P.S. Mittlerweile habe ich im Netz eine Videovorschau für die La mia Boutique 4 und 5/2024 gesehen. Allerdings weist die italienische YouTuberin darauf hin, dass sie in erster Linie alte Modelle enthält und hoffentlich bald wieder neue Modelle veröffentlicht werden. Ich beobachte es weiter. Vielleicht hat der Verlag ein paar Monate pausiert. Das gab es schon mal, als das Heft vor mindestens 10 Jahren eingestellt werden sollte und dann doch weiter geführt wurde.