Sonntag, 5. Mai 2024

Palazzohose nach Paul Poiret

In der 20er Jahre Session des Behind the Seams Clubs von Alice&Co.Pattern ging es unter anderem um weite, sehr weite Hosen. Die kamen damals in Mode. Alice stellte ein Modell nach Paul Poiret vor, das sehr einfach aus einem Hosenschnitt abgewandelt wird. Oben kann man mit Knöpfen, Schleifen oder - wie ich letztendlich - mit Gummizug schließen. Ein schnelles Projekt für einen verregneten Tag.

Verwendet habe ich einen etwas changierenden taffettaartigen Stoff, sehr dünn, aber dennoch mit etwas Stand, den ich vor einem Jahr im Outlet von Annette Görtz gekauft habe. Ich hatte den Rest von der Rolle genommen, es waren ca. 2,20 m. Astrid hat den gleichen Stoff gekauft, aber meines Wissens noch nicht vernäht.

Erst war ich ganz scharf auf den Stoff, dann merkte ich aber, dass die Menge nicht für ein Kleid reicht. Röcke brauche ich nicht und für eine Hose fand ich ihn zu dünn. Außerdem fand ich bei Tageslicht, dass mir die Farbe nicht optimal steht. Also lag der Stoff erstmal im Schrank. Klar war, es geht nur ein Kleidungsstück für unten, gesichtsfern. Bloß was?

In Zusammenhang mit der Viktor&Rolf Ausstellung schaute ich mir deren Kollektion an und stieß auf diese Hose 


und erinnerte mich wieder an die Schnitterstellung von Alice&Co. zur Paul Poiret Hose, die ich in meiner Merkliste hatte. So kam eins zum anderen. Der Annette Görtz Stoff schien mir genau richtig, denn er ähnelte dem Viktor&Rolf Stoff. Unten seht ihr wie durch Aufspreizen aus der normalen Hose (ohne Seitennaht) ein sehr weites Hosenbein wird. Ich habe das Stoffstück komplett verwendet und aus den Seitenteilen noch den Beleg zugeschnitten.


Nach dem Zusammennähen der Teile dachte ich nach und überlegte, wie ich die Hose schließen möchte. Ich habe mich für die einfachste Lösung, den breiten Gummizug, entschieden. 



Das Ergebnis wirkt sehr mondän, geht mit einem einfachen T.-Shirt oder einer spannenden Bluse und ist somit für jeden Tag oder Anlässe geeignet.



Zusammenfassung:

Schwierigkeit: sehr einfach

Zeitaufwand: 1 Tag incl. Konstruktion

Materialkosten: ca. 10 Euro, der Stoff war ziemlich günstig für die sensationelle Qualität, aber das ist im Annette Görtz Stoffverkauf so. Er findet im Übrigen diesen Freitag und Samstag wieder in Gütersloh statt.

Ich habe jetzt überlegt, ob ich mit der Veröffentlichung bis zum nächsten Me made Mittwoch warte. Es ist immer so schade, wenn ich sehe, dass die Post von der Verlinkung in etwa 5x so häufig angeklickt (gelesen?) werden. Letzten Mittwoch hatte ich den direkten Vergleich, denn ich habe zuerst 2 Posts verlinkt (was nicht erlaubt ist) und dann den einen, wo ich das Kleid erst spontan am Vortag fertig genäht hatte, hinterher wieder heraus genommen. Aber es widerstrebt mir, Kleidungsstücke, die jetzt fertig sind, erst einen Monat später zu verlinken. Denn der Blog ist mein Nähtagebuch und um etwas aufzufinden, will ich a) ein Kleidungsstück pro Post haben und b) wissen, wann ich was genäht habe.

Ich weiß, es gibt einige treue Leserinnen, danke, dass ihr vorbeischaut. Das musste ich jetzt einfach mal sagen. 

Viele Grüße, Anja


Mittwoch, 1. Mai 2024

La mia Boutique Modell 1 aus Heft 5/2017 am Me made Mittwoch in 5/2024

Aus meiner Max Mara Seide habe ich schon vor einer ganzen Weile die Bluse 1 aus einer älteren La mia Boutique zugeschnitten. Ich wollte nicht viele Teilungsnähte, um das Muster nicht zu stören und keine normale Bluse, da mir das für die Seide zu schwierig zu nähen war. Aus dem anderen Stoff habe ich ein Kleid genäht. Komischerweise blieb beim Zuschnitt beim Kleid mehr Stoff übrig als bei der Bluse. Das liegt vermutlich an den riesigen runden Volants am Ärmel. Die stören übrigens nicht beim Essen oder anderem, weil sie asymmetrisch sind.

Zugeschnitten habe ich nach dem Ausmessen und Sichten meines bereits vorliegenden Schnittmusters Größe 42 - und da liegt schon der erste Fehler. Ich habe die Bluse schon mal genäht, hier (Anziehfoto hier) und hier. Einmal aus elastischem Stoff, einmal aus Webware. Der Schnitt ist für elastische Stoffe. Seide ist logischerweise nicht elastisch. Ich hätte die Größe anpassen müssen. Wie und warum ich bei der grün-weiß karierten Bluse kein Störgefühl hatte, erschließt sich mir nicht, ich kann mich auch nicht erinnern, diese Bluse je getragen zu haben, ich konnte mich überhaupt nicht mehr an sie erinnern. Die andere aus Jersey hingegen habe ich geliebt bis sie völlig verwaschen war.

Bedauerlicherweise habe ich beim Zuschnitt auch nicht daran gedacht, den Brustabnäher einzufügen. Ich habe den Schnitt auch nicht mit meinem Grundschnitt abgeglichen. Das alles führte zu Problemen. Aber erstmal lag der zugeschnittene Stoff 2 Monate im Regal. 


Bis ich mich dann - nachdem meine Schulter wieder einigermaßen ging - letzte Woche ans Nähen machte. Natürlich alles schön mit französischen Nähten. Klappte wunderbar - bis ich mir nach dem Zusammensetzen der Teile die Armlochgröße anschaute. Definitiv zu klein, also habe ich alles aus der Armkugel heraus geholt, was herauszuholen war und das Armloch nach unten und in in der Breite vergrößert, logischerweise ohne französische Naht genäht, denn dafür hätte die Nahtzugabe nicht mehr gereicht. Und wie blöd kann man eigentlich sein, wenn man den Ärmel einsetzt, siehe Foto unten. Die Markierungen des Schnittmusters waren durch die Veränderung des Armlochs verloren gegangen, die Konzentration vermutlich auch. Dabei passte alles so schön, so ordentlich eingehalten. Da blieb nur Auftrennen und neu einnähen.

Die nächste Anprobe ergab: bequeme Ärmel sitzen anders, weiter, gemütlicher, beweglicher, der Rücken ist zu schmal, vorne fühle ich mich eingeengt .... Die Lust an der Bluse war mir vergangen. Deshalb habe ich auch quick and dirty alle Säume statt mit der Hand mit dem Rollsaumfüßchen der Nähmaschine umgenäht. Das mit der Fadenspannung klappte besser als beim Seidenkleid, wo ich mich ja für eine Handnaht entschieden habe. Da der Unterfaden auf der rechen Seite bei dem Einnähen mit der Schnecke sichtbar ist, musste ich etwas regulieren. Perfekt ist die Naht nicht, aber sie geht.


Die Belege habe ich mit der Hand innen rundum befestigt. Ich mag es überhaupt nicht, wenn sie nur lose im Kleidungsstück hängen. Im Prinzip ein nähtechnisch gut gelungenes Kleidungsstück. Wenn ich es 2 Größen größer genäht hätte und an den Brustabnäher gedacht hätte, wäre es nahezu perfekt.

Kommen wir aber erstmal zur fertigen Bluse im Tragezustand: schön aussehen tut sie, das Modell gefällt mir nach wie vor, der Stoff ist toll - die Passform lässt allerdings zu wünschen übrig. Man sieht es nicht, aber man spürt es, Wäsche aufhängen geht nicht, tief bücken nur mit vorsichtigen Armbewegungen, damit bloß nichts reißt, in die Oper kann ich problemlos mit der Bluse gehen, im Restaurant sitzen und sogar essen wohl auch. Wie eng sie sitzt, hat auch etwas mit der Unterwäschewahl zu tun, je weniger, umso besser. Also am besten keine Unterwäsche.



Hier noch 2 Aufnahmen mit einem älteren grauen Rock, hineingesteckt, gefällt mir besser als lose über einem Kleidungsstück, der Rock ungebügelt, seit ca. 20 Jahren nicht mehr getragen, könnte was werden dieses Frühjahr, die Länge ist wieder aktuell.


Inwieweit die Bluse sich in meinen Alltag einfügt, wird sich zeigen. 

Zusammenfassung:

Schwierigkeit: nicht schwierig, mit Seide komme ich inzwischen gut klar, meine Fehler habe ich selbst zu verschulden. Schnittmuster, Anleitung, Bogen, Passzeichen perfekt in der La mia Boutique

Kosten: Seidencoupon aus dem Max Mara Outlet bei Florenz, ca. 30 Euro

Zeitaufwand: 2 - 3 Tage, ohne Zuschnitt, der ging diesmal schnell, weil ich gleich mehrere Sachen "im Akkord" zugeschnitten habe.

Vielen Dank fürs Schauen, einen schönen Mai, ich verzichte dieses Jahr voraussichtlich auf den Me made May, vielleicht packt es mich doch noch, glaube aber nicht. Aber immerhin beim Me made Mittwoch bin ich dabei.

Liebe Grüße, Anja


P.S. Hier findet ihr noch mein frisch fertig genähtes (Designer-)Kleid, das ich nicht mehr mit dem Me made Mittwoch verlinken konnte. Ich habe gerne nur einen Post pro Kleidungsstück, um irgendwann in meinen Posts alte Sachen wieder zu finden. Beim Me made Mittwoch ist nur ein Post erlaubt.

Marineblaues Kleid ähnlich einem Modell aus La mia Boutique 5/2023

Mit der La mia Boutique 5/2023 habe ich schon geliebäugelt als ich sie zum ersten Mal im Bahnhofsbuchladen gesehen habe - vermutlich vor einem Jahr. Da das Heft hier fast 20 Euro kostet, verzichtete ich dennoch darauf, es zu kaufen. Man kann manchmal in Italien die alten Hefte noch am Kiosk kaufen. Aber das Heft ist im Laufe des Jahres 2023 in Vergessenheit geraten. Bis ich kürzlich - durch den Post einer anderen Bloggerin - erinnert wurde, was ist eigentlich aus La mia Boutique geworden? Im März gab es nirgends mehr ein Heft in Italien und in unserer Bahnhofsbuchhandlung war Ende Dezember auch die letzte Ausgabe erschienen.

Auf der Verlagsseite ist ein Abverkauf, das Abo existiert nicht mehr. Wurde La mia Boutique eingestellt? Das wäre sehr schade, denn ich finde die Modelle oft extravagant und ihrer Zeit voraus. Auch die Schnittmusterbögen und die Anleitung sind sehr klar und übersichtlich. Die Präsentation im Heft ist allerdings leider sehr schrecklich. 

Im Zuge des Abverkaufs kam mir kurzzeitig der Gedanke, einige alte Hefte zu einer Freundin nach Rom zu bestellen und irgendwann abzuholen. Das Porto nach Deutschland ist leider immer noch sehr hoch, jedenfalls wenn man nur 2 oder 3 Hefte kaufen möchte. Ich habe die Idee dann aber wieder verworfen, denn ich habe genug Schnittmuster.

Dennoch blieb ich an oben gezeigtem Modell im Heft hängen. Nicht das, was mich ursprünglich so an dem Heft gereizt hat (das waren das Kleid 22 und der Rock 21). Lag da nicht noch eine große Menge schlichter marineblauer Baumwollstoff (mit Elasthan) vom Stroffschrottplatz im Schrank?

Ein schlichtes Trapezkleid mit weiten Ärmeln und Rüschen - dafür brauche ich kein Schnittmuster. Das kriege ich selbst hin. Einen A-Linien-Schnitt habe ich schon mal konstruiert. Ich habe ihn noch weiter aufgeklappt und die Ausschnitte vergrößert.

Außerdem die Ärmel aufgefächert. Hier zur Veranschaulichung das neue Schnittmuster des weiten Ärmels, heißt das Flügelärmel? Bin mir nicht sicher. Es ist nicht ganz so weit wie das Original, aber mein Stoff ist auch ein wenig sperriger.

Und nun das fertige Kleid:


Zugeschnitten war das Ganze sehr schnell, für die Rüschen habe ich die Webkanten genommen, so spare ich das Säumen der einen Seite. Für einige Steppnähte habe ich kontrastierendes Metallicgarn genommen (für 1 Euro vom Karstadt Abverkauf und irgendwann muss es ja mal vernäht werden). Nahttaschen hat das Kleid auch. 


Die Rüschen am Ausschnitt klappen leider sehr nach außen, da muss ich mir noch irgendwas überlegen, vielleicht nähe ich auch innen ein Band auf, damit man den Nahtansatz nicht sieht. Zum Verstärken ist es logischerweise zu spät. Anziehen kann man es so schon.

Hinsichtlich der Länge: ich habe erstmal 10 cm mehr zugeschnitten wie bei meinem anderen A-Linien-Kleid, aber letztendlich wieder 8 cm gekürzt. Es ist also ein kleines bisschen länger wie das rote Kleid, allerdings deutlich weiter - insgesamt 40 cm mehr Saumweite.

Der Stoff muss dauernd gebügelt werden. Das nervt ein bisschen. Außerdem bleiben Hundehaare sichtbar dran hängen. Dunkle Farbe halt. Hier noch ein Detail der Ärmel und des Ausschnitts:


Zusammenfassung:

Schwierigkeitsgrad: einfach

Kosten: ca. 12 Euro für 3 m Stoff, es ist noch was übrig, ich werde mir Haarbänder und Scrunchies daraus machen

Zeitaufwand: 2 - 3 Tage, konstruiert war der Kleiderschnitt schon, ich musste nur noch die Ärmel abwandeln

Und jetzt damit zum Me made Mittwoch, viele Grüße, Anja


P.S. Mittlerweile habe ich im Netz eine Videovorschau für die La mia Boutique 4 und 5/2024 gesehen. Allerdings weist die italienische YouTuberin darauf hin, dass sie in erster Linie alte Modelle enthält und hoffentlich bald wieder neue Modelle veröffentlicht werden. Ich beobachte es weiter. Vielleicht hat der Verlag ein paar Monate pausiert. Das gab es schon mal, als das Heft vor mindestens 10 Jahren eingestellt werden sollte und dann doch weiter geführt wurde.



Donnerstag, 11. April 2024

Vogue 8812 aus Waxprint

Das Schnittmuster Vogue 8812 habe ich bei einem Online-Nähtreffen zugeschickt bekommen/getauscht. Ich mochte vor längerer Zeit diese Retroschnitte sehr und habe sie gerne vernäht. Man findet glücklicherweise auch immer Besprechungen in meist englischsprachigen Blogs dazu. 

Als ich in Köln kürzlich Waxprint gekauft habe und die Tochter in den Semesterferien zu Besuch kam und meinte, sie braucht dringend ein Sommerkleid, fiel die Wahl schnell auf dieses hier:


Von den beiden Stoffen, die ich gekauft habe, hat sie sich den blauen ausgesucht. Aus dem roten habe ich mir dann das Karijini Kleid genäht. Der Prozess des Nähens von Vogue 8812 zog sich ein wenig, weil die Tochter zwischendurch in Urlaub und bei ihrem Freund war und ich wegen der notwendigen Anpassung nicht weitermachen konnte. Ich habe mich bei den ersten Schritten und dem Zusammensetzen von Ober- und Unterteil an den Maßen orientiert, aber es war klar, dass es im Brustbereich und beim Annähen der Träger nicht ohne Abstecken am Menschen geht.

Mittlerweile konnten die letzten Nähte und auch der Saum genäht werden. Das Kleid ist fertig und wird am Wochenende zum Semesterbeginn mit nach Bayreuth genommen.

Das Kleid schließt hinten mit 4 Knöpfen, ich habe dafür 4 Paspelknopflöcher genäht, was wirklich sehr ordentlich aussieht und im Schnittmuster gut erklärt ist. Das Verschließen der Knöpfe hinten ist allerdings ein Riesenproblem, benötigt wird eine Anziehhilfe. Die Knöpfe sitzen zudem ein bisschen eng, es könnten 1 - 2 cm mehr in der Naht sein, aber die Tochter meint, es ginge so, notfalls hätte ich einen Keil eingesetzt. Vorne und an den Seiten hingegen war durch das Gerüsche ziemlich viel Volumen, das schiebt sich allerdings nicht bis zur Knopfleiste. Wie ich bei Seamracer gelesen habe, braucht es wirklich reichlich Anpassung im Brustbereich. Da mein Stoff auch von dem für das Modell angedachten abweicht, was sich vor allem bei den Rüschen vorne auswirkt, war ich mir zwischendurch auch völlig unsicher, ob es überhaupt etwas wird.


Oben und unten Detailaufnahmen von vorne und hinten. Es gibt auch noch einen Gürtel, ob der getragen wird, ist fraglich. 


Zusammenfassung:

Schwierigkeit: das Nähen des sogenannten Korsetts war aufwändig, ebenso die Knopfleiste mit den Knöpfen und den Knopflöchern. Die Erläuterungen bei Vogue sind immer super, aber die Passform ist in diesem Fall schwierig, schmale Taille, große Brust, eben retro, aber die meisten Frauen heute sehen anders aus, die Brust mit dem Innen- und Außenteil, den Rüschen und dem Unterbrustbereich, der in 4 Teile geteilt ist, ist wahrlich nicht einfach anzupassen. Es ist auch nur semioptimal gelungen.

Zeitaufwand: irgendwie gefühlt sehr lange, weil zwischen Zuschnitt und Fertigstellung mindestens 3 Wochen vergangen sind. Genau kann ich es nicht beziffern.

Kosten: der Waxprint (5 m) kostete 15 Euro, es sind noch 2 m übrig, die Knöpfe und alles andere aus dem Bestand.

Viele Grüße, Anja

Dienstag, 9. April 2024

Sommerseidenkleid Modell 1 aus La mia Boutique 6/2013

Platz im Schrank schaffen, das ist derzeit mein Ziel. Mit dem vernähten Seidencoupon, 1,60 m, gekauft im Max Mara Outlet in Sesto Fiorentino letzten November schaffe ich zwar nicht soviel Platz, aber es geht in die richtige Richtung. 

Und Sommerkleider nähen ist meiner Meinung nach sehr befriedigend, es geht relativ schnell, sie sind sehr nützlich, denn die heißen Tage werden kommen, ich besitze viele Schnittmuster, die mich schon viele Jahre anlachen und die ich noch nähen möchte.  Eines davon ist dieses aus der La mia Boutique:


Hier das Foto dazu, es ist auch das Titelmodell des bereits über 10 Jahre alten Heftes:


Ich habe in letzter Zeit oft ähnliche Modelle gesehen, allerdings wollte ich die Falten vorne nicht bis zur Brust herunter nähen, sondern nur oben auffächern, habe auch überlegt, einzukräuseln, aber das wird bei mir oft nicht wirklich ordentlich und vor dem Material Seide habe ich immer noch Respekt. Also habe ich einfach in den oberen Ausschnitt kleine Fältchen gelegt.

Ich habe Größe 42 abgepaust, die sitzt bei mir auch komfortabel, will heißen, das Kleid fällt eher groß aus, das Model trägt vermutlich eine zu kleine Größe, bei mir ist das Kleid auch deutlich länger, trotz meiner Länge, ich musste nicht verlängern, habe das aber sicherheitshalber vorher ausgemessen, denn die Länge auf dem Foto wäre mir zu kurz gewesen. Mit meinen 1,60 m bin ich ganz genau ausgekommen. Ein Schrägband musste ich stückeln, den Schalkragen habe auch auch in 3 Teile gestückelt. Den nahtverdeckten Reißverschluss an der Seite habe ich weggelassen. Das Kleid wird über den Kopf angezogen, an der Schleifenseite befinden sich 2 Knöpfe, das Anziehen bzw. eher Schließen der Knöpfe auf der Schulter finde ich etwas fummelig, das kann aber auch noch daran liegen, dass mein linker Arm nicht ganz einsatzfähig ist. Alle Nähte sind als Rechts-Links Naht genäht (französische Naht) und diesmal ordentlich gebügelt. Ich habe auch an die entsprechend große Nahtzugabe gedacht. Nachdem der Rollsaum mit dem Rollsaumfüßchen nach 40 cm am Saum nicht wirklich gut aussah und ich die Fadenspannung nicht gut justiert bekam, habe ich mich entschieden, den Saum anzuhexen. Dauert gar nicht so lange. Dafür sind Knöpfe und Knopflöcher maschinengenäht, besser würden Paspel- oder handgenähte Knopflöcher aussehen. Aber der Verschluss wird sowieso von der Schleife verdeckt.

Die Schleife kann gebunden werden oder locker vorn und hinten herunterfallen. Beides gefällt mir nach entsprechender Drapierung gut. Ich bin sehr zufrieden mit meinem neuen Kleid.

Mit Schluppe bzw. mit Schleife, aber in dem grafischen Muster muss man genau gucken, um das zu erkennen. Insofern zeigt sich wieder, dass ein aufregender Stoff keinen aufregenden Schnitt braucht.






Zusammenfassung:

Schwierigkeitsgrad: einfach, gut verständliche Anleitung, gutes Schnittmuster, mit La mia Boutique bin ich immer wieder sehr zufrieden, leider ist die Zeitschrift im Winter eingestellt worden, sehr schade! Das Schneiden und Vernähen der flutschigen Seide klappt auch immer besser. Langsam bekomme ich Übung, ebenso bei den französichen Nähten.

Kosten: der Coupon kostete um die 30 Euro, genau erinnere ich mich nicht mehr. Knöpfe von Annette Görtz, 40 Cent, da erinnere ich, wie billig sie waren. Alles andere aus dem Bestand.

Zeitaufwand: ca. 2 Tage mit Schnittmuster kopieren und Stoff bügeln (!)

Auf den kommenden Sommer, Anja


Sonntag, 7. April 2024

Kunsthalle München - Viktor & Rolf - Fashion Statements

Gestern war ich mit Tina verabredet, um mir die Ausstellung Viktor & Rolf - Fashion Statements anzuschauen. Tina hat eine Information dazu in unserer virtuellen Nähdels-Montags-Nähgruppe gepostet und da ich sowieso gerne nach München fahre, haben wir einen Termin vereinbart. Mit dem ICE geht das entspannt von Frankfurt aus als Tagestrip. Die Ausstellung ist in der Kunsthalle, in der auch bereits die Thierry Mugler und die Paul Gaultier Ausstellung stattfanden.

Das unten abgebildete Ausstellungsplakat ist aus der aktuellen Upside-Down Kollektion von 2023. Im RtW Sale gibt es ein nicht ganz so ausgefallenes Kleidungsstück zur Nähinspiration.


Meine Fotos sind unsortiert, also nicht in der Reihenfolge der Räume. Falls euch Details zur Ausstellung und zu Viktor&Rolf interessieren, empfehle ich den Audioguide, den man einfach abrufen kann. Kunst und Mode überschneiden sich hier noch mehr als bei Iris van Herpen. Ein spannendes Designer-Künstlerteam mit erfrischenden Ideen, was Design, Präsentation, Shows betrifft. Es lohnte sich auch, die vielen Videos von den Schauen anzugucken, die immer wieder anders, ungewohnt, neu gestaltet waren.



In manchen Jahren war es Victor&Rolf zuviel, den Anforderungen des Modemarktes zu genügen, sie streikten, sie bauten ein No in ihren Designs ein, oben verwendeten sie nur alte Materialien, Überbleibsel aus früheren Kollektionen.

Tüll und Schleifen sind eines ihrer Markenzeichen, aber nie so verwendet, wie wir es erwarten würden.





Oben Miniaturen mit jeweils einem Kleid aus einer Kollektion, für die Ewigkeit. Es gab auch gewirkte Wandteppiche mit Zeitungsartikeln über die Kollektionen, Papier ist vergänglicher als ein Teppich.

Unten die Kostüme für den Freischütz von Robert Wilson. Heute wird er in München mit den Originalkostümen aufgeführt.


Da ich letzte Woche viel Waxprint vernäht habe, habe ich mir die Kollektion van Gogh Girls von 2015 genauer angeschaut, wieder einmal überraschendes Design mit afrikanischem (natürlich eigentlich holländischem) Stoff.

Unten die völlig verrückte Kollektion der Kleidungsstücke mit Elementen von Bilderrahmen. Am Ende der Show haben die Designer den Models die Kleider abgenommen und die Rahmen an die Wand gehängt.



Während der Finanzkrise 2008 kam die Cutting Edge Kollektion heraus, Prinzessinenkleider, denen Elemente unterschiedlicher Art fehlten, um auf das fehlende Geld aufmerksam zu machen.

Die Bells Kollektion unten, lauter kleine Glöckchen an den Kleidungsstücken, wurde in einem völlig vernebelten Raum präsentiert, erst dann lichtete sich der Nebel und neben dem Klingeln konnte man die Kleider sehen (hier eine Puppe aus der Miniaturen Sammlung).



Neben dem NO aus der No-Kollektion gab es immer wieder Statements in/an/auf den Kleidungsstücken. Mit Text oder Symbolen.




Oben die Puppe aus dem Streik, nur in Nessel gekleidet mit Schild.

Es war ein ganz toller Tag und es ist immer so nett, Nähfreundinnen in echt zu treffen. Das Wetter hat uns beim anschließenden Radler im Biergarten und Spaziergang auf Isarkieseln mitgespielt. Es war fast zu heiß.

Bis dahin, Anja

Mittwoch, 3. April 2024

Me made Mittwoch - Karijini Dress

Als ich im Januar die Übersicht der am liebsten getragenen Kleider von Carolyn & Cassie sah, schockverliebte ich mich in ein Kleid. Aber ich habe es in ihrem Shop nicht gefunden und auch sonst nirgends gefunden. Es geriet dann in Vergessenheit, bis ich diesen Blogbeitrag gelesen habe: das Karijini Dress ist nun erhältlich - das war das Kleid, das Carolyn bereits mehrfach genäht hat und das ich unbedingt nachnähen wollte. Ich habe es mir sofort gekauft und zum Plotten geschickt. Den richtigen Stoff dazu, einen Waxprint, hatte ich 2 Wochen zuvor im bekannten Laden in der Steprathstraße in Köln erworben (leider finde ich keine Homepage dieses Minigeschäfts mit Afrikatextil). Da das Schnittmuster mehrfach überlappt braucht man nicht wenig Stoff, da kam mir das Panje Waxprint gerade recht.


Ostern hatte ich freie Nähzeit und so ist mein erstes Sommerkleid 2024 fertig geworden. Fehlen nur noch die Temperaturen, um es zu tragen.



Auf den nächsten Fotos erkennt man vielleicht besser den raffinierten asymmetrischen Schnitt mit den gedoppelten locker fallenden Elementen:




Das Kleid hat komfortable Taschen. Ich habe die Größentabelle studiert. Da mein Stoff nicht so locker fällt, wollte ich keinen Sack, die Fertigmaße bei Größe 38 schienen mir genau richtig und sie passen perfekt (normalerweise hätte ich Größe 42 genäht). Ich habe das Kleid bei 176 cm Körpergröße ca. 3 cm verlängert, ich hätte es vielleicht noch weitere 2 cm verlängern können, beim nächsten Mal.

Der Nähprozess gestaltete sich nicht ganz einfach. Auch wenn hier keine Reißverschlüsse, Knöpfe nötig sind, war es notwendig Step by Step der Anleitung zu folgen. Und richtig viel zu bügeln. Mit dem Übertragen der Markierungen bin ich manchmal etwas nachlässig, das führte zu Problemen beim Festnähen des vorderen Überwurfs auf das Vorderteil, aber ich konnte noch ungefähr feststellen, wohin die Naht sollte. Die beiden Briefecken sind super erklärt. Überhaupt ist alles perfekt erklärt, viele kleine Einschnitte erleichtern das Zusammennähen und Übereinanderstülpen der Teile.

Insgesamt bin ich sehr begeistert und bereue keine Sekunde, den Schnitt gekauft zu haben. Ein neues Lieblingskleid ist entstanden.

Zusammenfassung:

Schwierigkeitsgrad: wenn man der Anleitung ganz exakt folgt, einfach, aber die Anleitung ist in Englisch und manchmal musste ich doch 2 oder 3 mal lesen, bevor ich verstanden habe, was ich tun soll. Die Bilder verdeutlichen den Prozess aber sehr gut. Ich habe auch keine Fehler entdeckt, wie zuletzt häufig bei Indie Schnittmustern.

Kosten: 35 Euro; Schnittmuster mit Rabatt 11 Euro, Plotter 9 Euro, Stoff 15 Euro, aber vom Stoff ist noch was übrig und sicher werde ich den Schnitt noch weitere Male nähen

Zeitaufwand: 2 Tage

Und damit verlinke ich diesen Beitrag beim Me Made Mittwoch im April. Bis dahin, Anja