Freitag, 31. Oktober 2025

Bustier-Gürtel-Westen-Dingsbums

Von diesem Rock hatte ich noch Stoff übrig, ca. 1 m mit angeschnittenen Teilen. also eine gute Menge, aus der noch etwas Vernünftiges werden konnte. Idealerweise passend zu dem Rock zum Kombinieren.

Die Reihenfolge der Bilder ist jetzt etwas verwirrend. Etliche meiner Nähfreundinnen rieten zu Westen oder Bustiers. Eine Weste habe ich knallhart abgelehnt, weil mich das an Business in den 90ern erinnerte und ich sogar noch 2 oder 3 Kaufwesten, so richtig klassische, passend zu den Hosenanzügen (deren Hosen nicht überlebt haben) im Schrank habe. Bustier schien mir ein guter Gedanke, aber eigentlich hatte ich zuviel Stoff für das, was ich damals aus Resten genäht habe.

Dieses Bustier aus Burda 8/2015 ist mir erst begegnet als ich schon etwas anderes zugeschnitten hatte. Sehr ärgerlich, weil es anders ist, hinten diagonal überlappend und mit dem Gürtel aus mehreren Schnittteilen interessant gebunden. Den Schnitt habe ich jetzt zum Kopieren aus der Bücherei geholt. Dieses Bustier möchte ich unbedingt noch nähen, allerdings habe ich derzeit nicht den passenden Stoffrest. Blöd gelaufen.

Natürlich habe ich vorher auch im Netz recherchiert. Caroline Herrera bot unten gezeigtes Teil an, gefiel mir irgendwie nur so semi zum Nachnähen. Doppelreiher stehen mir als Jacke nicht, vielleicht hat die Assoziation bereits gereicht.


Aus das Thema gekommen bin ich über etwas Anderes: gegen Ende der Great British Sewing Bee trug die Moderatorin neben der tollen Bluse einen spannenden Gürtel. Der verbrauchte allerdings wenig Stoff, nur eine Teilmenge des vorhandenen Rests, selbst wenn ich ihn komplett aus dem Wollrest genäht hätte. Also habe ich den Gürtel erstmal ad acta gelegt.


Dann durchsuchte ich mehrmals meine Burdas bis ich irgendwann an diesem Modell hängen blieb. Nicht so klassisch. Die Druckknöpfe gefielen mir nicht, die Kragenform auch nicht, aber alles lässt sich ändern. Gesagt, getan. Schnitt kopiert, Schnittteile ausgeschnitten und zugeschnitten. Es passte tatsächlich perfekt mit dem Rest. Es ist nur ein kleines Fitzelchen geblieben. Immerhin damit bin ich zufrieden. Unten seht ihr den Rest, aus dem ich noch den alternativen Kragen konstruiert habe.


Das Nähen zog sich ein wenig, viele Schnittteile. (Das oben gezeigte Bustier aus der August Burda ist auch nicht viel besser, unglaublich viele Schnittteile zu kopieren). Aber alles fügte sich prima zusammen, die Anleitung war klar. Im Fundus gab es noch einen passenden kontrastierenden Reißverschluss und einen Knopf als Detail im Rücken in gleicher Farbe.

Hier Tragefotos mit dem Rock. Mir etwas zu spießig, ich muss noch experimentieren und andere Unterteile suchen. Oder mit einem Rollkragen ausprobieren.





Oben noch der Knopf in groß.

Im nachhinein glaube ich, besser wäre es gewesen, wenn ich das Unterteil nicht gedoppelt hätte. Es ist jetzt ziemlich dick, der Originalstoff ist dünner und elastisch. Außerdem verzieht es den dicken Reißverschluss ein wenig. Passen tut die Weste super. Warm ist sie auch. Und eigentlich ist sie auch nicht schlecht, wenn ich nicht hinterher noch das tolle Bustier gefunden hätte.

Hier habe ich die Weste anders kombiniert, gefällt mir persönlich besser, trotzdem kein Lieblingsteil und zu dem Rock habe ich bessere Alternativen.





Zusammenfassung:

Schwierigkeitsgrad: Ich habe nicht mehr geschaut, wieviele Punkte der Schnitt hat. Ich habe nichts angepasst, sondern ihn fertig verwendet. Der Stoff ließ sich super vernähen, einzig das Einkräuseln auf den unteren Teilen auf beiden Seiten fand ich etwas schwierig, ist auch nur semi gelungen. Das ist leider beim Einkräuseln immer der Fall, obwohl ich Stichbreite verstelle, Unterfaden lockere, 2 oder sogar 3 x parallel nähe: beim Zusammenziehen wird es einfach nicht gleichmäßig.

Zeitaufwand: mehr als ich dachte, denn es waren viele Nähte und viel Bügelarbeit. Gefühlt eine ganze Woche mit Kopieren, Ausschneiden und letzten Handnähten.

Kosten: keine, Stoffrest von Annette Görtz Outlet, Reißverschluss für 1 Euro oder so aus der Karstadt Auflösung, Knopf und Garn aus dem Fundus.

Viele Grüße

Anja


Freitag, 17. Oktober 2025

Kostümwesen - Führung in den Städtischen Bühnen Frankfurt

Während ich auf die U-Bahn warte, studiere ich immer die Plakate in der Station. So fiel mir vor ziemlich langer Zeit die Kostümwesen Führung im Kalender der Oper Frankfurt auf. Sie findet alle 2 Monate statt und es gibt einen bestimmten Buchungstag, ab dem die Tickets erhältlich sind. Es brauchte einige Anläufe bis ich die Möglichkeit hatte, an der Führung teilzunehmen. Erst war ich zu spät für ein Ticket, dann passte der Termin nicht, dann war Sommerpause. Gestern hat es geklappt. Und es hat sich wirklich gelohnt. Die Gruppe war größer als erwartet, aber es passten alle in alle Räume und der Leiter der Kostümabteilung, auf dessen Podcast "Maasgefertigt" ich hier gerne verweise, hat laut, deutlich, anschaulich erzählt. Dabei ging es natürlich auch um Hintergrundinformationen zu den Produktionen, für die die Kostüme sind, die da gerade in den Räumen genäht wurden.

Vorab ist zu sagen, dass die Städtischen Bühnen Frankfurt in einem Gebäude untergebracht sind, das aus mehreren Epochen stammt und dementsprechend verschachtelt ist. Sämtliche Räume entsprechen nicht mehr dem, wie man es heute bauen würde, der Brandschutz ist ein Problem, die Barrierefreiheit ebenso. Deswegen ist seit unglaublich langer Zeit ein Neubau, Umbau oder was auch immer geplant. Schon vor 2 (oder sogar 3) Jahren wurde dazu im Architekturmuseum eine Ausstellung zu Bühnenbauten gezeigt, ich erinnere mich an tolle Beispiele aus den nordischen Ländern und absolute Fails in Köln und Stuttgart, soweit ich weiß, immer noch nicht fertig. In Frankfurt ist immerhin eine erste Entscheidung getroffen, was bleibt (Denkmalschutz) und wo das Schauspiel neu gebaut wird, wann es losgeht, wie die Übergangsphase gestaltet wird, wie es weiter geht, alles offen. 

Insofern sind die Räume in einem Zustand (den der Leiter im Vergleich zu anderen Räumen als noch ziemlich gut beschrieben hat), den ich als beengt, dunkel, oll bezeichnen würde. Ehrlich gesagt, Arbeitsbedingungen, die für mich sehr gewöhnungsbedürftig wären. Dabei geht es nicht einmal um Temperaturen, die vermutlich im Sommer in grauenhafte Höhen steigen, das will ich nicht wissen, selbst in vielen modernen Gebäuden mit sogenannten Klimadecken und vorhandener Außenverschattung erreichen die Innentemperaturen in Frankfurt im Sommer an den heißen Tagen gerne mal die 27 Grad Marke, bei der mir das Denken und Arbeiten schwer fällt. Das ganze Mobiliar, die Wandfarben, das "Gerümpel", das überall im Weg stand, aber notwendig war, die Ordnung, die für mich nicht erkennbar war, sowas hemmt meine Kreativität. Aber da ist jeder anders und meine Bekannte, die als Lehrerin in einer Schule arbeitet, meinte, dort sei es auch nicht anders.

Im Kostümbereich arbeiten 120 Personen zzgl. Hospitanten, FSJ-ler, es gibt Azubis im Schneiderhandwerk, Schumacherhandwerk und Modistenlehrlinge. Dies, damit auch in Zukunft die Möglichkeit besteht, individuell anzufertigen.

Ausgelagert ist das Kostümdepot und ein weiteres Stoffdepot. Ich erinnere die Zahlen nicht mehr, es muss riesig sein, denn die Stoffsammlung, in der wir waren, war bereits sehr groß.

Bei 30 Neuproduktionen und 30 Wiederaufnahmen pro Spielzeit mit ggf. anderen Spielern ist ziemlich viel zu tun, entsteht auch Zeitdruck. Nicht alles wird neu hergestellt, Vor allem für die Chöre wird auf vorhandene Sachen zurück gegriffen, die dann geändert werden. 

Die Kostümbildner sind meist Externe, bringen ihre Zeichnungen mit und dann geht es los, etwa 2 Jahre vor der Premiere. Die Gewandmeisterin erstellt die Schnitte, viele Damen- und Herrenschneider setzen um. Während der Proben wird auch anprobiert, angepasst. Das Kostüm verleiht dem Schauspieler bzw. dem Sänger erst das richtige Gefühl für die Rolle, d.h. auch die, die am Ende die Kostüme tragen, werden integriert. Der ganze Prozess hat mich an Haute Couture erinnert, wo für eine bestimmte Kundin und einen bestimmten Anlass ein Kleidungsstück angefertigt wird. Im Extremfall werden auch die Schuhe maßgefertigt, wenn für die Rolle ein bestimmtes Modell notwendig ist und am Markt nicht erhältlich oder zu teuer ist, im Beispiel ging es um Schuhe, die 700 Euro gekostet hätten und das Budget gesprengt hätten.


Wie schon gesagt, es war überall sehr eng, die Stühle, an denen die Schneiderinnen vor der Nähmaschine sitzen, sehen aus wie alte Kneipenstühle. Überall hängen halbfertige Kostüme, halbfertige Hüte, unbesohlte Stiefel. Fast überall in diesem Fall Sachen für "Boris Godonov", das demnächst startet.

Auch die Obergewandmeisterin hat nicht mehr Platz, die Zuschneidetische sehr begrenzt an der Zahl. Wenn in einem Nähraum 24 Machinen rattern, möchte ich nicht wissen, wie laut es da ist. Hat mich irgendwie an die Bielefelder Wäschefabrik erinnert, wo in der Führung auf das große Fenster und die hohe Decke hingewiesen wurde - die wurde vor 100 Jahren gegründet. Nun ja, die Städtischen Bühnen sind natürlich auch irgendwie vor und nach dem Krieg gewachsen. Es waren oft Rohrleitungen an den niedrigen Decken und das Ambiente erinnerte mich eher an Kellerräume als an 3. oder 5. Obergeschoß. Es gab immerhin große Fensterfronten in den meisten Räumen. Die Ankleiden waren zwar groß mit vielen Spiegeln, einen Vergleich mit den Modehäusern darf man nicht anstellen. 


Oben ein Modell für "Punch and Judy", die Führung hat auf die Inszenierungen neugierig gemacht. Es ist gelungen, ich habe mir vorhin für 3 Vorstellungen Tickets besorgt. Auch "Punch and Judy"

Neben der Schumacherei gab es ein riesengroßes Schuhdepot. Leider war mein Foto verschwommen. Unglaublich, was es dort gab, Absätze, Sohlen, Schuhe, die Riesenfüße machen - und Laufen müssen die Schauspieler darin.


Unten einige Detailaufnahmen aus verschiedenen Räumen: Vorräte an Bändern, Borten, Knöpfen, Gummis usw. - unendlich.


Halbfertige Kostüme: schaut euch die Fahrradschläuche auf dem schwarzen Mantel unten an, Wahnsinn!



Oben ein kleiner Teil der Stoffsammlung und die Färberei. Ich hätte nie und nimmer gedacht, mit welchem Aufwand Kostüme gemacht werden.

Wir sind fast 3 Stunden durch die Gänge und Räume gelaufen, es war superinteressant. Falls es so eine Führung auch in eurer Stadt gibt, geht hin. Am Ende war ich aber wirklich platt.

Schöne Grüße und ein feines Wochenende

Anja

Donnerstag, 16. Oktober 2025

Unterziehrolli - einfach, schnell und immer brauchbar

Da ich gerne und oft Trägerkleider trage und ein paar wintertaugliche kurzärmlige Kleider habe, brauche ich im Winter dünne Unterziehsachen. Vor ca. 2 -3 Jahren habe ich schon einmal eine dünne, sehr dünne Wolle von Haider Ackermann als Jersey bei The Fabric Sales bestellt und bei meinem Besuch im September dort, habe ich einen weiteren Wolljersey - vermutlich aus der gleichen Serie - gekauft. Der Preis meines Stoffes liegt weit, sehr weit unter dem, den mein Modell von Caroline Herrera kosten soll. Dabei handelt es sich allerdings auch um eine Woll-Seiden-Mischung.



Mein Schnitt ist der gleiche wie für das graue Shirt. In dem verlinkten Post, wird es weiter unten beschrieben. Identische Länge, identische Ärmellänge, nur habe ich diesmal einen Rollkragen angefertigt. Da ich keinen Ripp habe, sieht das Ergebnis dann anders aus als auf dem Bild oben, aber der Gesamteindruck wird ja durch Farbe und Form geprägt, insofern bin ich ziemlich zufrieden mit dem Ergebnis.


Ich habe den Rolli jetzt einmal mit diesem älteren Latzrock nach einem Schnitt aus La mia Boutique kombiniert. Er trägt sich sehr angenehm, weiche Wolle, schön lange Ärmel, der Rollkragen könnte am Hals ein wenig enger sitzen, aber manchmal geht es bei einer eigenen Kreation auch nicht so aus wie es soll. Bei der Anprobe des Rollkragens vor dem Festnähen schien er mir enger. 

Zusammenfassung:

Schwierigkeitsgrad: einfach, schnell, der Schnitt war bereits abgepaust, die Länge des Rollkragens ergab sich aus dem verbleibenden Stoff, er ist gedoppelt und so breit wie das Ausschnittloch, da konnte ich dann auch nichts mehr enger machen.

Zeitaufwand: 2 -3 Stunden

Kosten: ca. 15 Euro, der Stoff, Wolljersey von Haider Ackermann über The Fabric Sales, liegt fast 175 cm breit, gekauft habe ich 1,30 m, insofern habe ich ein riesiges quadratisches Stück übrig, ich weiß noch nicht, wofür ich das verwenden kann. 

Und nun widme ich mich den finalen Arbeiten (händisch Knopf annähen) an einer experimentellen Resteverwertung. Mehr dazu sicher im nächsten Post, ein spannendes Projekt. Und gestern habe ich erst erfahren, wie man das Kleidungsstück nennt.

Herbstliche Grüße aus Frankfurt

Anja