Ich bin derzeit wirklich im Blogschreibe- und Nähmodus wie schon lange nicht mehr. Und natürlich habe ich flott an meinem Teil weiter gearbeitet. Nach dem letzten Treffen habe ich mich erstmal mit der Verarbeitung von Organza beschäftigt (wie Seide, also völlig machbar, da habe ich inzwischen Routine), außerdem verlangte mein Schnittmuster in Teilen leichte Einlage, kurz vor der Beschaffung (ich hatte nur weiß zuhause), kam der Hinweis, dass in der Couture auch Organza als Einlage verwendet wird, Christiane schickte mir noch eine Anleitung für ein Organzahemd aus der frisch erschienenen Juli Burda (Foto unten), wo ebenfalls auf Einlage verzichtet wird. Damit hatte sich der Ladenbesuch erübrigt.
Danke an alle, die mir Tipps gegeben haben.
Ich habe dann noch ein paar ähnliche Mäntel gegoogelt, um festzustellen, wie diese verarbeitet sind. Dabei fiel mir auf, dass meist deutlich einfachere Schnitte verwendet werden. Wozu soll ich eine Manschette machen, wenn diese irgendwie nicht notwendig ist? Der Kragen hingegen ist ein markantes Element der Soprabiti, die ich gesehen habe. In meiner Schnittsammlung ist eine bereits mehrfach genähte gut passende und ebenfalls als Überwurf geeignete Manteljacke. Unten die beiden Schnittmuster im Vergleich. Ich habe nun die Hauptelemente von dem Burdamantel, den ich bereits zweifach genäht habe und der gut passt, genommen, ohne Taschen, ohne Teilungsnähte. Die Ärmel hingegen verlängert und deren Form nach unten zulaufen lassen, außerdem einen großen Kragen, nochmal deutlich größer als im LMB Beispiel, ohne Steg allerdings. Ob ich Taschen nähe, wollte ich im Verlauf entscheiden, eher nicht, die werden bei diesem Teil kaum genutzt.

Hier seht ihr meine Schnittmuster, der neue Ärmel wird noch um ca. 11 cm verlängert. Ich habe mich für die untere Kragenform entschieden, die obere ist das Original, die mittlere dann doch zu groß. Von dem Kragen habe ich aus Bettwäsche ein Modell geschnitten und an den Hals gelegt. Auf den Kragensteg verzichte ich, da ich den Kragen auf der gesamten Breite an das Hauptteil nähen möchte.
Im Bild oben die geänderten Hauptteile, eine Mischung aus beiden Schnitten und oben ebenfalls ein Modell von Max Mara, vielleicht ist es das sogar, das ich im Frühjahr im Schaufenster gesehen habe. Denn ich will mir schon lange so etwas nähen, hatte aber nie das richtige Material.
Unten habe ich den Organza ordentlich vor dem Zuschnitt ausgebreitet. Damit er beim Schneiden nicht verrutscht auf einem Bettlaken. Zuerst habe nur die Vorderteile und das Rückenteil im Bruch zugeschnitten. Nach einigen Probenähten mit dem feinen Material wurden diese aneinander genäht. Danach habe ich den Ärmel zugeschnitten und die Länge definiert. Das funktioniert am besten, wenn der Körper angezogen ist, so dass ich bestimmen kann, wo mein Ärmel enden soll.
Die Knopfentscheidung habe ich erstmal vertagt, aber grundsätzlich wollte ich die schönen in der Farbe passenden und leicht changierenden Knöpfe aus dem Fabrikverkauf von Annette Görtz schon verwenden. Doch erstmal sehen, wie sich der teure und empfindliche Stoff verarbeiten lässt.
Unten seht ihr den Rohling mit bereits angenähten Ärmeln und aufgesetzten Taschen. Im Anschluss habe ich gesäumt, kein Rollsaum, ich fand es schön, unten eine sichtbare Kante zu haben. Des Weiteren habe ich mich entschieden, doch Ärmelmanschetten zu nähen. Dazu habe ich dieses
wunderbare Video gefunden. Sprachlich ist es zwar etwas - nennen wir es - kurios, aber ich konnte prima folgen und mir wurde klar, wie akkurat man arbeiten muss.
Aus meinem dünnen Organza wollte ich allerdings keinen Schrägstreifen zuschneiden. Also habe ich den oberen Teil geschlossen gelassen und unten den Ärmel in 2 kleine Falten gelegt, diese fixiert und nach Gutdünken einem breiten Streifen zugeschnitten, dreifach gelegt und um die unteren Ärmel genäht - mit einem Teilstück, das sich über den anderen Abschnitt legt. Versteht man, was ich meine? Das ist sozusagen eine fake Manschette. Foto folgt, wenn alles fertig ist.

Großen Respekt hatte ich vor den Knopflöchern. Ich habe einige Probeknopflöcher genäht, die alle gut funktionierten und gut aussahen. Beim ersten richtigen Knopfloch habe ich leider aus Versehen an der Nähmaschine zu weit oder zu schnell gedrückt, jedenfalls merkte ich, dass ich einige Stiche des oberen Riegels statt der linken Raupe nähte: oh Gott. Aber zum Glück ließ sich das trennen. Vorher hatte ich gelesen, dass man unbedingt jegliche Nähfehler vermeiden soll, weil Nähte nicht aufgetrennt werden können und sich der zarte Stoff "zerlegt". Kann ich nicht bestätigen. Die Ränder fransten bei mir auch nicht aus. In diesem Fall war es einfacher, die Stiche zu trennen als kürzlich bei meinem Seidenkleid, wo ein Knopfloch auch nochmal gemacht werden musste. Das lag aber glücklicherweise unter der großen Schleife.

Beim Einnähen der Knopflöcher bin ich auch anders vorgegangen als sonst, da ich oft Schwierigkeiten mit gleichen Abständen habe. Ich habe mit einem Knopfloch zwischen den Brüsten angefangen und mich dann mit gleichem Abstand jeweils von der unteren Raupe in 12 cm Schritten vorgearbeitet.
Ich glaube, es liegt mir eher, selbst etwas zu entwickeln als strikt nach einer Anleitung oder einem Schnittmuster vorzugehen. Ich habe eigentlich noch nie verstanden, warum in Schnittmustern die genaue Position der Knöpfe eingezeichnet ist.
Jedenfalls bin ich mit dem Ergebnis sehr zufrieden. Einen Probeknopf habe ich ebenfalls mit der Maschine aufgenäht. Und damit müssen jetzt noch 4 Knöpfe an die vordere Blende, 2 an die Manschetten und die restlichen 2 als Dekoration auf die Taschen genäht werden (dort dann mit der Hand. Im nachhinein denke ich, eine Rückenpasse wäre auch schön gewesen, aber zum Zeitpunkt des Zuschnitts wusste ich überhaupt noch nicht, wie sich der Stoff verhält. Da ich gelesen habe, so wenig Nähte wie möglich, habe ich die Passe weggelassen.
Ich fand es im Übrigen auch viel einfacher französische Nähte in Organza als in anderem Stoff zu nähen, weil man genau sieht bis wohin der Stoff der vorherigen Naht liegt. Bügeln war auch einfach, alles in allem ein gelungenes Projekt, vor dem ich viel Respekt hatte.
Auch wenn mein Hemdblusenmantel fertig ist, zeige ich euch die finalen Bilder erst in 2 Wochen.
Liebe Grüße
Oh, das sieht schon richtig richtig gut aus. Der Organza erfordert auf jeden Fall sehr exaktes Arbeiten und mein erster Gedanke war tatsächlich auch: Ob sich da Knopflöcher nähen lassen? Aber deine Erfahrung macht uns alle reicher - danke für den Test.
AntwortenLöschenDanke auch für die Idee mit dem Bettlaken bei rutschigem Stoff, dass ich da noch nicht selber drauf gekommen bin? Werde ich mir merken, hier liegt nämlich noch so ein flutschiges Seidenstöffchen rum, das ich mich noch nicht anzufassen getraue...
Dein Kleid-Mantel finde ich auf jeden Fall große Klasse - das ist mal was ganz anderes und definitiv richtig schön umgesetzt.
LG Miriam
Vielen Dank, die Idee mit dem Stoff unterlegen stammt aber nicht von mir, habe es irgendwo gefunden, als ich das erste Mal Seide vernäht habe. Mich würde ja eigentlich mal interessieren, ob sich Organza immer so gut verhält, bei Seide, auch Satinseide gibt es ja doch Unterschiede hinsichtlich der Dicke wie mir aufgefallen ist. LG Anja
LöschenInteressante Ausführungen und eine schönes Projekt. Ich bin gespannt, wie du das fertige Kleid kombinieren wirst. Vor so empfindlichen Stoffen habe ich immer großen Respekt und muss in Stimmung sein. Der Organza schien sich wider Erwarten ganz gut vernähen zu lassen. LG Carola
AntwortenLöschenIch hab mir abgewöhnt, empfindliche Stoffe nur zu Gelegenheiten zu tragen, hatte den Mantel diese Woche 3 oder sogar 4 x über etwas in unterschiedlicher Kombi an, bin damit Rad gefahren und nehme null Rücksicht, eigentlich ein Allerweltskleidungsstück im nachhinein, Fotos dann in 2 Wochen. LG Anja
LöschenJetzt möchte ich natürlich auch so ein transparentes "Soprabiti". Ganz großes Kino Anja, gefällt mir total gut! Zufällig oder nicht, zeigst Du damit das andere Ende des Hemdblusenkleides, wie "couturig" man dieses Kleidungsstück eben auch denken kann... Und Deine Erfahrungen mit Organza machen Mut. Ziemlich lässig damit Fahrrad zu fahren, mein Schwiegervater hat immer das Silberbesteck seiner Mutter in den Geschirrspüler gesteckt... LG Manuela
AntwortenLöschenIch stecke auch das Silberbesteck meiner Oma in den Geschirrspüler, vielen Dank, liebe Manuela
LöschenEigentlich das nutzloseste aller Kleidungsstücke, ein Mantel/Bluse der/die weder wärmt noch bedeckt oder anderweitig schützt, die Taschen kann man auch nicht wirklich benutzen und trotzdem will ich schon seit ich vor Jahren in einer alten Sex and the City Folge eine komplett transparente Bluse gesehen habe so ein Teil haben. Dein Mantel lässt diese Begehrlichkeit wieder aufflammen. Nur Seide möchte ich aus ethischen Gründen nicht mehr kaufen und dann weiß ich auf die Schnelle kein gutes Material. Aber ich habe noch so viele Nähpläne, wenn dieser akut wird komme ich auf jeden Fall auf deinen Beitrag zurück.
AntwortenLöschenGrüße, Tina
Mich würde theoretisch mal interessieren, wie sich dieser künstliche Organza anfühlt, so billig wie er ist, hätte ich damit auch Bauchschmerzen. Eine transparente Bluse finde ich auch sehr schick, aber ich hätte dafür selten Einsatzmöglichkeiten. Ich finde den Mantel übrigens nicht nutzlos, sondern ich fühle mich im Office mit schulterfrei oder Trägertop an den brutal heißen Tagen unwohl, dieses Kleiderstück überdeckt ohne zu wärmen, was für meine Einsatzzwecke perfekt ist. Der Wind des Ventilators zieht hindurch, nicht ohne Grund hatte ich es letzte Woche fast jeden Tag an, lg Anja
LöschenDas nutzlos war auch nicht negativ gemeint, er erfüllt halt nicht den grundlegenden Nutzen von Kleidung. Wir schmücken uns halt aber auch gerne mit Kleidung und das kann dieser Mantel auf jeden Fall. Wenn du dich dann auch noch im Büro angezogener fühlst ohne zu schwitzen perfekt.
LöschenBara Stoffe hat vor Monaten mal angekündigt, dass sie Ende Juli ihr Lager für einen Verkauf öffnet, ich hoffe dass das noch stattfindet, dann werde ich bei ihr nach Alternativen suchen. Weil lieber als ein Polykratzding ist mir kein Mantel.
Grüße, Tina
Gib mir Bescheid, auf der Homepage finde ich nix dazu, bin ja nächstes Wochenende wegen dem Kocherlball in München und reise Samstag schon an, vielleicht ist das schon Ende Juli, lg Anja
LöschenIch bin auch schwer beeindruckt, sehr gespannt bin ich auf deine Kombinationen von dem lässigen Teil. Schonen und auf die guten Gelegenheiten zum Tragen eines schicken Teiles zu warten bringt ja nichts. Schön zu lesen das die Verarbeitung doch einfacher war wie gedacht. LG Jeanette
AntwortenLöschenDanke für dein Feedback, liebe Jeannette, jetzt überlege ich fast noch weitere Fotos zu machen, denn eigentlich kann ich das Teil zu fast allem anziehen, die Farbe fügt sich super in meine Garderobe ein, lg Anja
LöschenDanke für die detaillierte Beschreibung des Nähprozesses! Da waren ja einige Neuheiten zu meistern. Schön auch, dass das mit dem Schnittmuster-Crossover für dich geklappt hat.
AntwortenLöschenVielen Dank, liebe Kathrin, jetzt bin ich auf dein Kleid gespannt
LöschenEine tolle Idee, jetzt bin ich auf das Ergebnis gespannt! CB
AntwortenLöschenJa,meine Liebe, da musst du nicht mehr lange warten ...
LöschenSo interessant, Deine Verarbeitung! Das wird ein Traumteil werden. Organza mit der vollen Sichtbarkeit aller Nähte verzeiht ja nichts! Umso größer ist mein Respekt vor Deinem Nähprojekt!
AntwortenLöschenBei der Positionierung der Knöpfe gehe ich ganz genauso vor wie Du. Der Knopf zwischen den Brüsten ist ja der wichtigste, um ein späteres Aufklaffen der Leiste zu verhindern. Da ja die Brusthöhe bei Jedem variiert, macht es Sinn, sich daran zu orientieren.
Ich freue mich schon sehr darauf, Dein Modell beim Finale bewundern zu dürfen.
Also tatsächlich hat dieser Organza, ob das nun an der Qualität liegt oder woran auch immer, einiges verziehen, ich habe schon heftigere Stoffe vernäht, meinen Regenmantel z.B. oder auch den Seidentaffetta, an dem ich jetzt dran bin, der verzeiht keinen falschen Stich und sogar unsichtbare Handnaht unmöglich, es sei denn ich hätte eine noch feinere Nadel beschafft, ich glaube, Organza wird überbewertet. LG Anja
LöschenIn meiner Erinnerung ist Organza je etwas steif und lässt sich dadurch prima umknicken bzw. bügeln und ist auch nicht so flutschig wie Seide oder Viskose. Daher glaube ich dir gerne, dass die Verarbeitung gar nicht so schwierig war, wie jeder denkt.
AntwortenLöschenDein Mantel ist jedenfalls klasse geworden, toll, dass du in fleißig trägst, wäre ja auch zu schade, ihn nur zu besonderen Anlässen herauszuholen. Ich bin gespannt auf die Fotos, wie du ihn kombinierst.
Liebe Grüße Christiane
Ja genau, steif und kleine Stiche bilden sich zurück
LöschenGefällt mir sehr gut, Dein Mantelkleid, was für ein lässiges Teil! Und ich kann mir gut vorstellen, daß es viele Einsatzmöglichkeiten dafür gibt, man muß halt nur was unten drunter tragen. Aber über jeans und Trägertop sieht das sicher gut aus, oder über einem anderen Kleid. Bin schon gespannt auf Deine Kombinationen, die Du nächste Woche zeigst! Ist das jetzt Seiden-organza oder Polyester? Klingt spannend, sowas habe ich noch nie verarbeitet.
AntwortenLöschenLiebe Grüße, Barbara
Das ist Seidenorganza, den ich auf Empfehlung von rebekka, gemeine wildrebe bei New tess gekauft habe, LG Anja
LöschenDein Hemdblusenkleidmantel klingt nach einem perfekten Sommerteil. Gut angezogen fürs Büro und jede Gelegenheit, und doch dünn genug, dass es luftig ist. Gut kombinierbar noch dazu. Und das Material, Seidenorganza, klingt nach Tragekomfort und Wohlbefinden. Nix kratziger Polyorganza, wunderbar. Deine Verarbeitungstipps werde ich mir merken, auch wenn mir derzeit kein Teil aus ähnlichem Material vorschwebt. Aber ein Topp aus Seide wartet endlich auf Umsetzung, und im Gegensatz zu dir habe ich da schon Respekt davor. Der Trick mit dem Betttuch zum Zuschneiden kam mir auch schon vor Jahren, das ist logisch, mehr Reibung als eine glatte Tischfläche. So habe ich auch schon manch glatte Viskose gebändigt. Auf deine Trage- und Kombifotos bin ich nun jedenfalls sehr gespannt.
AntwortenLöschenLiebe Grüße, heike
Dann solltest du dein Seidentop nähen, mit einem Top habe ich auch angefangen, war nicht ganz einfach, aber mit jedem Stück habe ich den Stoff besser gebändigt. Ich nehme auch die Geradstichplatte und natürlich Microtexnadel und Microstecknadeln und immer französische Nähte, außer am Armloch, wo es sonst leicht zu eng wird. LG Anja
LöschenWas Du von Deinem Mantel zeigst, sieht schon mal richtig schick aus und auch so akurat verarbeitet! Das erinnert mich daran, dass ich noch einen transparenten Stoff für eine Hemdbluse im Schrank habe, die ich mir auch mal irgendwann nähen wollte... Ich bin schon gespannt auf Deine Tragebilder.
AntwortenLöschenVIele Grüße, Stefanie
(PS: Mein Silberbesteckt kommt auch in die Spülmaschine. Man muss es nur hinterher gleich mit einem Tuch abreiben, dann wird es wunderbar.)
Oh, danke für dein Lob, so akkurat ist es allerdings nicht verarbeitet, da ist noch viel Luft nach oben, aber man sieht sowas ja in der Regel nicht auf den Fotos. LG Anja
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