Letzte Woche war ich in Paris und wie üblich habe ich mir eine Modeausstellung angeschaut. Wobei sich die Werke der Designerin Iris van Herpen, die derzeit noch bis Ende April im Kunstgewerbemuseum in Paris gezeigt werden, im Grenzbereich zwischen Mode, Architektur, Kunst, Malerei, Bildhauerei bewegen.
Modelle der letzten Jahre aus den entsprechenden Kollektionen werden gezeigt, sortiert nach den jeweiligen Themen: Luft, Wasser, See, Meerestiere usw. In den Räumen waren neben den Kleidern auch Inspirationsbeispiele der Themen, Skelette von Meerestieren, Videos von Wellen, Muscheln, Skulpturen von verwandten Künstlern aus den Bereichen, dazu wundervolle meditative Musik in genau der richtigen Lautstärke, die perfekt passte und eine surreale Stimmung erzeugte. An einem Werktag spätnachmittags war es nicht sehr voll, es war auch nicht notwendig ein Ticket vorab zu buchen. Wir sind spontan in die Ausstellung gegangen, waren eigentlich nach langem Fußmarsch schon sehr erledigt, aber durch die angenehme Atmosphäre war die Ausstellung Erholung statt anstrengendes Lesen/Arbeiten/Nachdenken.
Die Kleider, Objekte, Werke, ich weiß gar nicht, als was ich die Modelle bezeichnen soll, sind ungewöhnlich, überraschend, auf den ersten Blick untragbar für normale Menschen und man fragt sich, wie sie in Bewegung aussehen, ob sie bequem sind (vor allem dort, wo mit Acryl gearbeitet wurde).
An einer Wand wurden Fotos der Stars gezeigt, die Iris van Herpens Mode anlässlich verschiedener Roter Teppich Events tragen. Im zweiten Stock durfte man - endlich - Mini Modelle und Materialien anfassen, und sie waren überraschend angenehm anzufassen, überraschend beweglich, flexibel.
In einem sehr interessanten Film wurde auf den Herstellungsprozess der Kollektionen eingegangen, da sah man dann detailliert, wie aus einem Entwurf ein tragbares Kleid wurde und mit welchen Materialien, Maschinen, Färbeprozessen und unendlich geduldiger Handarbeit hergestellt wird.
In Filmen der Fashion Shows sah man dann auch, dass die Kleider angezogen gut tragbar waren und im oberen Geschoss habe ich die Modelle vor diesem Hintergrund tatsächlich als Kleider und nicht mehr als Objekte gesehen. Sie schienen mir plötzlich tragbar und inspirierend. Allerdings brauche ich vorerst kein Abendkleid.
Auf der gegenüberliegenden Seite des Museums war noch eine Sportkleidungsausstellung, im Schnelldurchlauf habe ich sie mir angeschaut. Hängen geblieben bin ich bei den Modellen der deutschen Nationalmannschaft für die Olympiade1972 in München, kurios, was man damals getragen hat und aus welchen Gründen. Farbe und Schnitt sollten weit weg von jeder Erinnerung an das Hitler-Regime sein. Aus diesem Grund wurde auch auf Dirndl verzichtet. Verfremdete Dirndl wurden dann doch nach einer Diskussion für die Hostessen gestaltet.
Zur Winterolympiade wurden die Schweizer Sportler in diesen Anzug gesteckt. Ich glaube, wenn ich nicht so müde gewesen wäre, hätte ich mir diese ganze Ausstellung auch genauer angeschaut, aber es war dann doch an einem Tag hintereinander etwas viel.
Fazit: tolle Ausstellung, hat sich sehr gelohnt, viel gelernt.