Ich habe gerade Zeit und es wird wohl ein etwas längerer und textlastiger Post.
Vorab: als ich nachgedacht habe, was ich dieses Jahr genäht habe, fiel mir wenig ein, vor allem meine Chanelhose
und der Rock im Sommer, dann die gestrickten Pullunder vom Herbst (noch nicht vollständig verbloggt). Bei Sichtung meines Blogs kam dann aber doch mehr zum Vorschein: völlig verdrängt hatte ich mein im Sommer gerne getragenes Kleid a la "La mia Boutique".
Und jetzt im Winter ziehe ich auch gerne den Pseudo Missoni Rock an (im Dezember 2023 fertig gestellt und erst diesen Winter viel angezogen, zählt das noch?).
In Wirklichkeit habe ich 4 Kleider genäht (einmal für die Tochter), 2 Hosen, 3 Pullunder gestrickt (aus Restewolle), 1 Rock, 1 Tasche (beides aus Resten), 1 Pyjama, 1 Unterziehrolli. Deutlich mehr als ich in diesem nähschwachen Jahr vermutete. Aber wenig im Vergleich zu den Vorjahren. Dennoch hatte ich nicht das Gefühl, nichts zum Anziehen zu haben, es gab immer genug Lieblingsteile, die teilweise bereits viele Jahre auf dem Buckel haben und über die ich mich immer noch freue.
Woran liegt es, dass ich weniger genäht habe? Der Nähflow war nicht da, ich fühlte mich auch nicht durch irgendein tolles Schnittmuster oder Schaufenstermodell inspiriert. Es gab also nicht diesen "das muss ich unbedingt haben" Effekt". Und es kamen Umstände dazu, die zu weniger Nähzeit führten.
An sich habe ich mich seit November/Dezember 2023 auf 2024 gefreut, wir hatten einen großen Neujahrsempfang geplant, dazu eingeladen, selbst Essen und Getränke waren bereits beschafft. Mein Mann begann seine passive Phase der Altersteilzeit und ich plante nach 14 Jahren Haushalt (erst mit Kind, später mit Hund) wieder zu arbeiten. Vorher haben sich alle Projekte als schwer realisierbar heraus gestellt und Vollzeit war wegen Hund nicht machbar (vor der Pandemie als Home Office eher der Ausnahmefall war). Jetzt kann man natürlich sagen, Hund, aber wenn man seinen Hund auslasten möchte, körperlich und geistig, dann läuft der nicht so mit und geht mal kurz an der Leine raus.
Silvester begann dann die Pechserie, erst mit dem Fahrrad in eine nicht sichtbare Straßensperrkette hinein gefahren: Rippenprellung. Dann eine Woche später vom Hund - als ich einbeinig stand, um fremde Hundekacke unter der Schuhsohle zu entfernen - über einen Baumstamm gezerrt worden: Ellenbogen gebrochen, der Neujahrsempfang am Folgetag wurde abgesagt. Den Saum der Chanelhose habe ich noch händisch eingenäht als der Bruch nicht diagnostiziert war und die Notfallambulanz meinte, erstmal bis Montag abwarten.
Operation, Schiene, dann nach Krankengymnastik, vielleicht zu intensiv, Schulterschmerzen, Unfähigkeit, den Oberarm zu heben, Kalkschulter, Dehnübungen. Gefühlsmäßig war ich armtechnisch bis April ausgeknockt.
Mein neuer Arbeitgeber erwies sich als Fail: schlechtes Betriebsklima, ausgeprägte Hierarchien, Bürokratie zum Abwinken (ich hatte das Gefühl, ich wäre bei meinem ersten Arbeitgeber nach dem Studium, damals hieß es Bundesbahn, gelandet). Dazu eine Betriebslage, die mich dramatisch an eben diesen Arbeitgeber, den ich vor 25 Jahren verlassen habe, erinnerte. Nur, dass darüber nicht ständig gesprochen wird, weil die Anzahl der Bahnreisenden viel höher als die der Flugpassagiere ist. Ich habe mich nach 2 Monaten frei stellen lassen und bin innerhalb der Probezeit gegangen. Bin dann ein wenig exzessiv herum geflogen, was nur durch den Start der hessischen Sommerferien gebremst wurde als Stand-by Flüge nicht mehr in alle Destinationen verfügbar waren.
Mir war dennoch klar, dass ich nicht mehr zuhause sein will. Mein Mann hatte sich zu dem Zeitpunkt gut zu Hause "eingearbeitet" und was sollte ich dort die ganze Zeit machen, ich bin gerne beschäftigt. Also habe ich mich nochmal bei anderen gemeldet, die ich im Herbst/Winter 23 auf meiner Agenda hatte. In einem Pharmafamilienunternehmen wurde immer noch jemand gesucht. Atmosphärisch nett, inhaltlich Freiraum, auch etwa bürokratisch (hängt von den Menschen ab, aber siehe Freiraum, ich muss nicht mit jedem).
Ich bin sicher, dass der Nähflow wieder irgendwann kommt. Die Zeit nehme ich mir, wenn der Flow da ist. Stoff ist auch reichlich da, es war schön, wieder einige Nähbloggerinnen bei Ausstellungsbesuchen und beim Annette Görtz Stoffverkauf im Herbst zu treffen. Ich freue mich auf 2025, wo wieder ein paar Treffen sein werden.
Allen Me Made Mittwoch TeilnehmerInnen und -LeserInnen wünsche ich jedenfalls ein super Jahr.
Herzlichen Gruß, Anja
Dein La Mia Boutique ist wirklich ein Highlight, aber ich mag auch den Rock mit Reißverschluss im Rücken. Ich wünsche dir 2025 ein Jahr, das weniger unruhig ist und viele freudige Momente.
AntwortenLöschenGrüße, Tina
Dank, liebe Tina, bis bald in echt, ich freue mich schon, lg Anja
LöschenAch du liebe Zeit, da hattest du ja ganz schön was auf dem Teller im letzten Jahr! Auf dass es in diesem Jahr besser läuft - unabhängig vom Output beim Nähen.
AntwortenLöschenAlles Gute wünsche ich Dir!
Viele Grüße
Sandra
Danke, liebe Sandra, ich bin optimistisch, yes. LG Anja
LöschenDas klingt nach einem anstrengenden Jahr, kein Wunder dass von dir so wenig zu lesen war. Und doch hast du ein paar wunderbare Teile genäht. Das Kleid finde ich toll, aber auch den hier nicht aufgelisteten Rock mit Zipp in voller Länge. Und so einiges andere. Möge das kommende Jahr ein weniger forderndes für dich sein und dir auch wieder die Freude am Nähen bringen.
AntwortenLöschenGutes neues Jahr und liebe Grüße, heike
Ja, liebe Heike, vor allem das Kommentieren kommt bei mir auch zu kurz, aber ich lese deine Beiträge, auf jeden Fall ist selbst genähte Kleidung toll, von daher, wenn ich nicht mehr alles habe, was ich brauche, nähe ich sicher wieder, lg Anja
LöschenNähen soll ja Hobby sein und ohne Druck und Stress und begleiten. In diesem Sinne sind bei dir tolle Kleidungsstücke entstanden. Ich drücke dir die Daumen, dass 2025 der Nähflow zurück kommt.
AntwortenLöschenLG Miriam
Vielen Dank
Löschen