Samstag, 14. Januar 2023

Silvester-Neujahrs-Mantelprojekt Burdastyle #108 aus 10/22

Vor etwa einem Jahr habe ich nicht nur den Wollstoff für meine Manteljacke, sondern auch 2,80 m Wollstoff in anderem Farbschema bei Anita Pavani gekauft, aus der Restekiste, beides identische Qualität. Lange habe ich hin und her überlegt, was aus diesem etwas größeren Stück wird, ein Mantel, ja, aber welcher braucht nur 2,80 m Stoff und eignet sich für das große Karo? Letztendlich bin ich bei einem Mantehängen geblieben, der letzten Herbst veröffentlich wurde. Das Modell im Heft gefiel mir sehr gut. Ich habe den Schnitt schnell kopiert. Bei der Annäherung in Wiesbaden hat Angela (ohne Blog) den Schnitt genäht, aber ich habe am Ende ganz vergessen, den fertigen Mantel einmal anzuprobieren. Das optische Ergebnis gefiel mir jedenfalls sehr. An sich ist es ein klassischer und relativ normaler Mantelschnitt wie sie derzeit massenhaft durch die Stadt laufen. Er ähnelt auch meinem anderen Wintermantel, einem abgelegten uralten Teil meines Vaters, das ich prima tragen kann.

Beim spontan angesetzten virtuellen Nähen ins neue Jahr habe ich zugeschnitten, Mantelteile und Ärmel verlängert, sieht man nicht auf dem Bild, ihr müsst euch einfach unter den Körperteilen weitere 10 cm und unter dem Ärmel 4 cm denken. Es war jedenfalls fast ein Zero Waste Projekt, denn mir blieben am Ende quasi nur noch Fitzel von dem Stoff übrig, insbesondere aus dem Randstreifen, wo sich das Karo nicht ganz überlappte. Der Stoff ließ sich super zuschneiden, fusselt kaum, vernäht sich auch super. Das wusste ich schon von dem anderen Projekt. Meine Maschine schafft die Stofflagen ohne zu Murren.

An Neujahr machte ich mich ans Nähen, die Teile waren flott zusammengesetzt, einen offensichtlichen Fehler in der Anleitung bei den Ärmelriegeln enthüllte ich sofort. Dann kamen die Pattentaschen, die wollte ich besonders sorgfältig machen. Die Anleitung in der Burda war etwas kryptisch, also suchte ich ein Video, dem ich akribisch folgte. Das Video zeigte jedoch keine Tasche in einem Mantel, nur in einem Stoffstück. Es wurde zwar betont, dass man sie richtig rum einnähen muss, ist ja klar, dachte ich, habe ich auch schon einmal beim Poncho gemacht.

Als dann beide Pattentaschen fertig und aufgeschnitten waren, kam mir das Ergebnis komisch vor: ich hatte sie in die falsche Richtung genäht. Nun blieben mir 2 Möglichkeiten: abtrennen und exakt an den Aufschnitt annähen, was vermutlich ziemlich schwierig werden würde. Oder Rumdrehen und die Patte als Klappe nutzen, siehe Foto unten, damit sie nicht so aufspringt habe ich später 2 Druckknöpfe befestigt. Ich ärgerte mich dennoch. Durch das Umklappen ist die Tasche ziemlich klein und ich kann die Hände nicht unterwegs einfach so hineinstecken, andererseits ist alles, was in der Tasche ist, durch die Knöpfe sicher vor dem Rausfallen geschützt. 

Nach dem Taschendesaster ist mir der Kragen zum Glück gut gelungen, orientiert habe ich mich wieder an einem Video, an einen Aufhänger habe ich auch gedacht. Eigentlich wollte ich dann Druckknöpfe als Knöpfe nehmen, auf weitere Abenteuer hatte ich keine Lust mehr, aber einen Tag später hatte ich wieder Mut gefasst. Ich habe Paspelknopfloch 5-8 in meinem Leben genäht, sie werden immer besser je mehr ich nähe. Langsam gewinne ich auch Sicherheit hinsichtlich der Größe der Stoffstücke, die ich hinterlegen muss. Als Anleitung habe ich ein Video genommen, das ich leider nicht mehr zum Verlinken finde, und mir auch eine Schablone gefertigt, eine ziemlich gute Idee. Noch akkurater werden die Knopflöcher in diesem Video von Inge Szoltsyk-Sparrer genäht (in der Reihe gibt es noch ein paar gute Videos). Das war aber noch nicht verfügbar als ich genäht habe. Zum Glück, denn wenn schon halbe Profis pro Knopfloch eine Stunde und mehr brauchen, wie lange hätte ich daran gearbeitet? Nach dem Video von Inge hätte ich allerdings besser auf die farbliche Zusammensetzung des hinterlegten Stoffstreifens geachtet. Bei Karo nicht ganz unerheblich.

Am 2.1. besorgte ich Futterstoff, es gab ein wertiges Futter von Tommy Hilfiger im Laden in einer Farbe, die gut passte. Bei den Knöpfen hätte ich gerne etwas größere gefunden, aber mir gefielen am besten diese in einem leuchtenden Blau. Davon habe ich dann auch noch 2 nachgekauft, weil ich einen Tag später einen ähnlichen Mantel im Park mit einem Riegel hinten sah. An meinem Cape gefällt mir das sehr gut, also habe ich den ergänzt, klüger wäre es gewesen wie bei den Ärmelriegeln innen Futter zu verwenden, so wurde der Riegel ziemlich dick.


Eine Diskussion mit Nähgruppe und der Tochter ergab, dass der Riegel am angezogenen Mantel insgesamt zu wuchtig und mglw. falsch platziert ist. Ich habe ihn wieder abgetrennt und entsorgt.


Wie das Futter eingenäht werden soll, habe ich in der Burda Anleitung leider gar nicht verstanden, also habe ich wieder das Video vom Mantel Tiffany zu Rate gezogen und genau so gearbeitet, das hat wunderbar funktioniert.


Am Ende konnte ich glücklicherweise die Knöpfe mit der Maschine annähen und den Mantel gleich nachmittags und abends anziehen. Das Bügeln war mühselig.

Ich trage den Mantel gerne, ärgere mich mittlerweile auch nicht mehr über den Fehler mit den Taschen, er schließt eine Lücke in meinem Kleiderschrank und für den ersten wirklich richtigen Mantel bin ich doch zufrieden (den Stokx Kuschelmantel rechne ich nicht mit, der ist deutlich einfacher verarbeitet, den Burda Vintagemantel Kim damals habe ich sehr dilettantisch genäht und längst zu einer Jacke umgearbeitet).


Die Fotos draußen an den regnerisch-trüben Tagen waren mäßig brauchbar, weswegen ich in der Wohnung weitere Aufnahmen gemacht habe.


Wie ihr seht, habe ich auf die hintere Mittelnaht verzichtet, ich sehe darin keinen Mehrwert, verstehe auch nicht, warum bei gerade geschnittener Mittelnaht kein Bruch ist.


Und weil es soviel geregnet hat und hoffentlich noch eine größere Regenphase kommt, nähe ich mir als nächstes den ultimativen Regenmantel/-parka aus dem ultimativen roten Knautschlackstoff, den ich bestellt habe und der gestern angekommen ist.

Viele Grüße, Anja


Zusammenfassung Kosten, Schwierigkeitsgrad und Zeitaufwand:

2,80 Wollkaro von Anita Pavani: 85 Euro (incl. Porto)
2 m Futter (Tommy Hilfiger) von JP Stoffe: 12 Euro, abgeschnitten wurden 2,5 m, weshalb ich 0,5 m übrig habe
8 Knöpfe von Toko Kurzwaren: 8 Euro (2 habe ich übrig nach dem Abtrennen des Riegels)
Schnittmuster aus einer Burda aus der Stadtbücherei

Insgesamt also 105 Euro.

Genäht in ca. 2 Wochen mit Pausentagen, dabei mal länger und mal kürzer an der Maschine gesessen (Zuschnitt, Taschen, Knöpflöcher und Revers jeweils in einem Rutsch)
Insgesamt schwieriges Projekt mit einer Hängepartie nach dem falschen Einsetzen der Taschen.

Review nach 2 Jahren:

Ich ziehe den Mantel gerne an, meist an sehr kalten Tagen, er wärmt sehr, sehr gut. Dann muss aber ein Tuch in den Ausschnitt, perfekt passt der Mantel zu dem grünen fransigen Rock, den ich im September 23 genäht habe. Eine Lieblingskombi, Mustermix Karo und Streifen und ein schlichter olivgrüner Rolli. Relativ nervig sind weiterhin die Taschen, aber da ist nichts zu machen, schnell einen Schlüssel oder Handschuhe reinstecken geht nicht, ich muss jedes Mal die Druckknöpfe bedienen.


5 Kommentare:

  1. Super geworden!
    Und ich bin froh, dass du dich mit den Taschenklappen arrangieren konntest; solche Sachen passieren schon mal, aber was soll’s?.
    Ohne Riegel im Rücken gefällt mir dein Mantel auch besser.
    Ich bin schon gespannt auf deinen Knautschlack, aber ich wünsche mir WENIGER Regen; ich habe langsam das Gefühl, dass bei uns alles schwimmt.
    LG von Susanne

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    1. Danke, liebe Susanne, genau, was soll's beim nächsten Mal passe ich doppelt auf und diese Lernschleifen sind mir auch sehr wichtig, lg Anja

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  2. Dein Mantel ist total schick geworden. Ich bewundere die perfekte Karoverarbeitung. Mit den Taschen ist das natürlich pech, aber das wird Dir nie wieder passieren. Ich finde es übrigens gar nicht schlecht, dass man die Paspelknopflöcher so deutlich sieht, das ist ja schon auch ein auffwändiges Stil-Element, das darf man ruhig deutlich sehen. Ich glaube, für einen Riegel braucht man die Mittelnaht, sonst wirkt er so draufgepappt, ohne sieht es besser aus. In 14 Tagen einen Mantel zu schaffen finde ich bewundernswert, in meinen Augen ist ein gut sitzender Wintermantel die Königsklasse.
    LG, Stefanie

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  3. Ich hätte Dir auch von dem Riegel abgeraten; ohne kommt der schöne Stoff und die Raglankonstruktion viel besser zur Geltung; und ich bin auch schwer beeindruckt, in welcher Geschwindigkeit Du einen Mantel nähst. Die etwas ungewöhnlichen Pattentaschen wären mir übrigens in dem Karo, wenn Du es nicht geschrieben hättest, nicht aufgefallen. Danke für die vielen Lehrvideos. Pattentaschen und Paspelknopflöcher mache ich so selten, da greife ich gern auf verschiedene Anleitungen zurück. Liebe Grüße Manuela

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    1. Leider sind mir manche Videos verloren gegangen, wenn ich sie verlinke, finde ich sie selbst wieder, die letzten Paspelknopflöcher waren irgendwie anders, die Anleitung verschollen. LG Anja

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