Sonntag, 11. August 2024

Fashion and Textile Museum London - Die Biba Story

Schon lange wollte ich ins Fashion and textile Museum. Während der Pandemie habe ich zahlreiche virtuelle Veranstaltungen gebucht, einige waren super, andere so lala, aber immerhin ein netter Zeitvertreib in Zeiten, wo wenig möglich war. Für meine sehr spontane Reise nach London hatte ich nicht viele Pläne, also bot es sich an, endlich das Museum in Bermondsey zu erkunden. Im Übrigen habe ich den Eindruck, dass das Viertel hinter dem Borough Market, der London Bridge, dem Shard durch zahlreiche Brachen, die derzeit bebaut werden und nette, coole Locations, die noch nicht in den Reiseführern stehen, lohnt. Meine Freundin meinte, das Museum sei immer leer, ich brauche nicht vorbuchen, auch wenn die Website das suggeriert. Ich gehe sowieso lieber dann, wenn es mir passt, irgendwo hin. Hat super funktioniert.

Ich habe mich kurz über die laufende Ausstellung informiert. Sagte mir erstmal nichts, der Name kam mir bekannt vor. redete nicht meine etwas über 70jährige Tante früher davon, dass sie so gerne zu Biba geht. Aber das deutsche Biba (ich glaube, auch nahe meiner Heimatstadt in Herford gab es einen Laden, der so hieß) hat nur den Namen gemeinsam. Inwieweit er aus der Masse des britischen Biba, das aufgelöst wurde, kommt, habe ich nicht herausgefunden.


Die Grafikerin und Modezeichnerin Barbara Hulanicki wollte Mode zu kleinem Preis anbieten. Im swingenden London der 60er Jahre war das Interesse dafür da. Zeitgleich wurden Twiggy, Mary Quant, später Vivienne Westwood bekannt. Das erste Modell, einfach geschnitten, schnell produziert, war das Vichy Kleid mit Kopftuch, das an Brigitte Bardot erinnerte und von der Presse gefeiert wurde. Und von den Kundinnen gekauft. Der kleine Laden reichte bald nicht mehr aus, Barbara entwarf weitere Kleider und zog um und nochmal um. Die Läden waren immer dekoriert, um ein Einkaufserlebnis zu schaffen. In der damaligen Zeit war das neu. Jedenfalls im Segment der preisgünstigen Mode für jederfrau. Später auch Kind und Mann.


Verschiedene Modelle aus  den 60er Jahren, der Blütezeit von Biba. Man sieht, die nicht ganz so perfekt zusammengesetzten Stücke, die Details siind weniger aufwändig als bei großen Designern. Das reduziert die Kosten. Die Stoffe sind auch billiger, keine Seide, keine Wolle. Aber die Designs entsprechen der aktuellen Mode. Mich haben viele Kleider an Miss Dior erinnert, die Billiglinie von Dior aus der Zeit, auch viel schlichter als die Dior Kleider zur gleichen Zeit. Vermutlich aber teurer als Biba.




Biba wuchs und expandierte. Eigene Stoffmuster wurden in Auftrag gegeben, Accessoires, Schuhe, Parfüm, Notizhefte, Kosmetik kamen mit in die Läden. Irgendwann gab es ein richtiges Biba Warenhaus auf mehreren Etagen. Eine Biba Welt. Eine Vorreiterin dessen, was andere Marken erst viel später umsetzten. In den Läden wurde laute Musik gespielt, das Licht war nicht hell, manche Bereiche regelrecht dunkel (hat mich total an Hollister hier in Frankfurt erinnert, laut und dunkel, anfangs Warteschlange von Jugendlichen davor, schreckliche Einkaufsatmosphäre, man kann kaum erkennen, was man kaufen soll, aber die Jugend mag es so).


In den 70ern boomte der Fakefell Look. Unten einige Zeichnungen von Barbara Hulanicki, ganz Sixties, eine Mode, die mir gut gefällt.


In dem Raum mit den Zeichnungen konnte man sich DIY-mäßig ausprobieren. Zeichnen, Stoffreste zusammen stellen, Papier Anziehpuppen basteln, ich habe drauf verzichtet. Fand aber die ganze Ausstellung und das Museum klasse konzipiert. Und auch recht leer. Keine Touristen, ein paar englische Frauen in meinem Alter, evtl. älter, die sich an Biba erinnerten und erzählten, dass sie auch dies und das hatten. Als ich rausging kam eine Gruppe mit kleineren Kindern, mglw. Ferienprogramm zum Basteln.


Wie ging es weiter mit Biba? Barbara Hulanicki und ihr Ehemann, mit dem sie das Unternehmen betrieb brauchten Geld, verkauften Anteile, es wurde eine Ltd. Gesellschaft gegründet, die Einflüsse bzw. Entscheidungen der Finanzgeber und der neuen Gesellschafter erreichten nicht die erwünschten Ergebnisse, Umsatz, Gewinn brachen ein. Biba wurde 1975 geschlossen. Der Name existierte in unterschiedlichen Zuammenhängen weiter. Auch Barbara Hulanicki hat weiter entworfen. Aber das Kapital Biba Story war hiermit beendet. 

Ich habe mir im Shop die Autobiografie von Barbara Hulanicki gekauft, ich glaube, sie ist spannend. Hier ein Auszug, meine Version ist vom V&A verlegt. Gab es für schlappe 10 Pfund im Shop. Constanze hat eine andere Version, aber noch nicht gelesen. Vielleicht lohnt sich eine Übersetzung. Überhaupt gab es im Shop viele tolle Nähbücher, die ganze Reihe der Pattern Magic, in die ich schon immer gerne reinstöbern wollte.

Fashion and Textile Museum, ich komme gerne wieder. Yours, Anja



Sonntag, 4. August 2024

Victoria & Albert - Taylor Swift Songbook Trail und ein bisschen aus der Costume Gallery und anderen Abteilungen

Vor ein paar Tagen habe ich bereits über die im Victoria & Albert Museum in London stattfindende Naomi in Fashion Ausstellung berichtet. Zeitgleich findet eine Ausstellung mit den Kleidern/Outfits von Taylor Swift statt. Der sogenannte Taylor Swift Songbook Trail führt an 20 Stationen, die im gesamten Erdgeschoß und ersten Stock des Gebäudes platziert sind. Die Beschilderung ist perfekt und da das Museum riesig ist, verteilten sich die jungen Mädchen (manche mit ihren Müttern, männliche Wesen habe ich keine gesehen) über die breiten Wege, nirgends herrschte Gedränge. Wenn ich mal nicht genau wusste, wo es weiter geht, bin ich einfach den Swifties gefolgt. Auch in England boomt die Sängerin. Ich habe mich bisher überhaupt nicht mit ihrem Leben, ihren Songs, ihrer Karriere geschweige denn ihren Videos oder Kleidern beschäftigt. Aber zur Zeit kommt man ja auch in Deutschland nicht an ihr vorbei. In 2 Räumen spielte ihre Musik im Hintergrund, gar nicht so schlecht. Eigentlich wollte ich mich hinterher noch damit beschäftigen, habe aber noch keine Zeit dafür gefunden, so wichtig ist es mir dann doch nicht.

Der Trail kostet nichts, da das Museum freien Eintritt hat. Gut gefiel mir, dass ich einfach mal fast überall hingekommen bin und einen Überblick über die riesige Sammlung bekommen habe, man kann Tage im V&A verbringen, der Winter ist sicher die bessere Jahreszeit dafür. Es war ziemlich warm im Museum (draußen natürlich noch wärmer), Klimaanlage Fehlanzeige. Bei so vielen alten und wertvollen Gegenständen überraschte mich das.


Leider weiß ich nicht mehr, welches Outfit zu welchem Songbook gehört. In dem obigen Outfit hat Taylor Swift jedenfalls einen Playboy auf einer Yacht dargestellt. Komplett als Mann. An jeder Station waren Bilder oder Videos des Originalevents, an dem Taylor Swift das gezeigte Kleidungsstück getragen hat.

Unten eine gemütliche Strickjacke aus der Zeit der Pandemie, die Taylor Swift übrigens in London verbracht hat. Wie mir meine Freundin erzählte, wohnte sie bei ihrem boy friend in Crouch End.




Leider erinnere ich mich an kein einziges Album mehr, oben eine Auswahl der Kleider, ganz oft präsentiert mit Gitarren oder ähnlichem. Schuhe, Stiefel, Fotos. Echte Swifties erkennen sofort, um welches Kleid es sich handelt, glaube ich. Die Mädchen haben auch beim Anschauen der Sachen, Lieder geträllert. Für mich war die Atmosphäre am spannendsten. Eine tolle Idee des Museum, junge Leute hinein zu bekommen.

Der Songbook Trail führte - wie schon gesagt - durch das ganze Museum. Spannend unten der gestrickte Badeanzug aus den 20er Jahren. Nass möchte ich ihn nicht anhaben, was ziemlich dick.



Oben die Strickjacke von Harry Styles, die einen Nachstrickboom in der Pandemie ausgelöst hat. Leider ist das auch an mir vorbei gegangen. Aber ich habe es hier nachrecherchiert, die Strickanleitung gibt es auch noch. Es war auch nicht bezeichnet, welches das Original und welches die Kopie war, aber nach meiner Recherche zuhause erkenne ich es.

Unten ein Kleidungsstück überraschenderweise aus den 20er Jahren aus der Koreaabteilung. Komplett aus Stoffresten, Kreisen hergestellt. Ich hatte die Erläuterung abfotografiert, leider versehentlich gelöscht. Auf dem Foto unten nicht entzifferbar, sorry. Es sieht so modern aus.


Soviel zu meinem Vormittag im V&A, am nächsten Tag war ich noch im Fashion and Textile Museum, wo ich schon lange hinwollte. Bericht folgt. Grüße aus Frankfurt, Anja