Schon lange wollte ich ins Fashion and textile Museum. Während der Pandemie habe ich zahlreiche virtuelle Veranstaltungen gebucht, einige waren super, andere so lala, aber immerhin ein netter Zeitvertreib in Zeiten, wo wenig möglich war. Für meine sehr spontane Reise nach London hatte ich nicht viele Pläne, also bot es sich an, endlich das Museum in Bermondsey zu erkunden. Im Übrigen habe ich den Eindruck, dass das Viertel hinter dem Borough Market, der London Bridge, dem Shard durch zahlreiche Brachen, die derzeit bebaut werden und nette, coole Locations, die noch nicht in den Reiseführern stehen, lohnt. Meine Freundin meinte, das Museum sei immer leer, ich brauche nicht vorbuchen, auch wenn die Website das suggeriert. Ich gehe sowieso lieber dann, wenn es mir passt, irgendwo hin. Hat super funktioniert.
Ich habe mich kurz über die laufende Ausstellung informiert. Sagte mir erstmal nichts, der Name kam mir bekannt vor. redete nicht meine etwas über 70jährige Tante früher davon, dass sie so gerne zu Biba geht. Aber das deutsche Biba (ich glaube, auch nahe meiner Heimatstadt in Herford gab es einen Laden, der so hieß) hat nur den Namen gemeinsam. Inwieweit er aus der Masse des britischen Biba, das aufgelöst wurde, kommt, habe ich nicht herausgefunden.
Die Grafikerin und Modezeichnerin Barbara Hulanicki wollte Mode zu kleinem Preis anbieten. Im swingenden London der 60er Jahre war das Interesse dafür da. Zeitgleich wurden Twiggy, Mary Quant, später Vivienne Westwood bekannt. Das erste Modell, einfach geschnitten, schnell produziert, war das Vichy Kleid mit Kopftuch, das an Brigitte Bardot erinnerte und von der Presse gefeiert wurde. Und von den Kundinnen gekauft. Der kleine Laden reichte bald nicht mehr aus, Barbara entwarf weitere Kleider und zog um und nochmal um. Die Läden waren immer dekoriert, um ein Einkaufserlebnis zu schaffen. In der damaligen Zeit war das neu. Jedenfalls im Segment der preisgünstigen Mode für jederfrau. Später auch Kind und Mann.
Biba wuchs und expandierte. Eigene Stoffmuster wurden in Auftrag gegeben, Accessoires, Schuhe, Parfüm, Notizhefte, Kosmetik kamen mit in die Läden. Irgendwann gab es ein richtiges Biba Warenhaus auf mehreren Etagen. Eine Biba Welt. Eine Vorreiterin dessen, was andere Marken erst viel später umsetzten. In den Läden wurde laute Musik gespielt, das Licht war nicht hell, manche Bereiche regelrecht dunkel (hat mich total an Hollister hier in Frankfurt erinnert, laut und dunkel, anfangs Warteschlange von Jugendlichen davor, schreckliche Einkaufsatmosphäre, man kann kaum erkennen, was man kaufen soll, aber die Jugend mag es so).
In den 70ern boomte der Fakefell Look. Unten einige Zeichnungen von Barbara Hulanicki, ganz Sixties, eine Mode, die mir gut gefällt.
In dem Raum mit den Zeichnungen konnte man sich DIY-mäßig ausprobieren. Zeichnen, Stoffreste zusammen stellen, Papier Anziehpuppen basteln, ich habe drauf verzichtet. Fand aber die ganze Ausstellung und das Museum klasse konzipiert. Und auch recht leer. Keine Touristen, ein paar englische Frauen in meinem Alter, evtl. älter, die sich an Biba erinnerten und erzählten, dass sie auch dies und das hatten. Als ich rausging kam eine Gruppe mit kleineren Kindern, mglw. Ferienprogramm zum Basteln.