Irgendwann vor ein paar Wochen wurde mir eine Seite in meinen Instagram Account gespült. Ein Kleid, wie es mir sofort gefiel, ich habe es abgespeichert und sehr schnell für so gut befunden, dass ich es sehr bald für den Herbst genäht habe.
Bei dem Kleid handelt es sich um ein Modell von Phoebe Philo für Celine aus der Herbstkollektion 2013. Diese Angaben stammen aus dem Instagram Account, der Vintage Sachen von Celine verkauft, selbst nachprüfen konnte ich das nicht. Ich habe die Kollektion nicht gefunden.
Ich mag diese schlichten Kleider, die dennoch aufgrund von einigen Besonderheiten besonders sind: Teilungsnähte, raw edges, tiefe Taschen, elegant und gleichzeitig sportlich.
Einen Stoff, der ursprünglich für einen Mantel gedacht war (Woll Doubleface grau-weinrot) aus dem Fabrikverkauf von Annette Görtz (knapp 2,5 Jahre alt, einer der alten Stoffe aus meinem Schrank, ältere habe ich nicht, daher gut abgelagert :-) Ich hatte 4 m gekauft, 30 Euro dafür bezahlt, aber der Stoff ist ziemlich dünn. Für einen Wintermantel zu dünn. Für ein Winterkleid prima. Das oben gezeigte Modell ist aus Kaschmir (-mischung?), insofern passt Wolle auch irgendwie.
Als Basis für den Schnitt habe ich ein wenig ausgestelltes A-Linien-Kleid genommen, obligatorische Schulter- und Brustabnäher eingefügt. Dann die Teilung der Vorder- und Rückenteile entsprechend der Bilder geschnitten. Im Anschluss habe ich Teile des seitlichen Rückens an das seitliche Vorderteil montiert, den dortigen Teil des Brustabnähers integriert und die große Tasche ergänzt (dort liegt der Stoff am Ende doppelt.
Das Probeteil aus Bettwäsche passte auf Anhieb gut. Also habe ich zugeschnitten. Siehe unten.
Platzsparend wie immer, insofern blieb sehr viel Stoff übrig. Dazu in einem der nächsten Posts, denn - wie ihr euch denken könnt - ein Wollwinterkleid mit kurzen Ärmeln ist irgendwie nicht das Wahre.
In der Realität wird es (leider) in den nächsten Tagen wieder warm, so dass ich das Kleid nicht zu dem geplanten Event am Wochenende anziehen werde. Ganz ohne Bluse oder Rolli darunter - wie in den Fashion Show Bildern oben - finde ich auch ein Winterkleid sehr merkwürdig. Ich habe hier für das Foto einfach eine weiße Bluse untergezogen.
Alle Nähte sind unversäubert, der Stoff franst nicht aus. Ich habe jede Naht erneut sichtbar abgesteppt. Die ursprünglich geplante offenkantige Mitte vorn habe ich gegen eine normale Naht rechts auf rechts ausgetauscht. Die Taschen sind ein bisschen tief. Tatsächlich ist das bei dem Modell auch so, ich persönlich hätte sie jetzt allerdings lieber etwas höher.
Um dem ganzen noch ein bisschen Pfiff zu geben habe ich unten die Gardinenringe, die von meinem
Mantel übrig geblieben sind, eingebaut. Ein Bandrest als Label auf der inneren Rückseite, das ist es schon.
Auf den Detailbildern sieht man ein bisschen was von der Konstruktion, die mir gut gefällt. Bei einem erneuten Versuch würde ich die Taschen höher setzen, überall etwas Länge zugeben, vor allem in der vorderen Mitte, da hatte ich später mehr weggeschnitten als ich wollte, um diese Krümmung zu erzielen. Es ist o.k. so, aber geplant war etwas länger.
Zusammenfassung:
Schwierigkeitsgrad: Die Konstruktion war sicher eine der komplexesten, die ich bisher ausgeführt habe, insofern habe ich ein wenig getüftelt, das hat Zeit gekostet, war aber nicht schwer. Es musste ja nur ein Basisschnitt zerschnitten und neu zusammen gefügt werden. Aber das ist natürlich immer subjektiv. Das Nähen einfach, ich habe mir mit dem Innenleben keine besondere Mühe gemacht, eher mit der Wirkung nach außen.
Zeitaufwand: sehr hoch, von der Recherche über das Austüfteln, kleben, Probemodell, Zuschneiden, Verändern am fertigen Modell, insgesamt eine Woche mit einem ganzen Wochenendtag und allen Abenden.
Materialkosten: Der Stoff war günstig obwohl er haptisch hochwertig ist, Wolle mit wahrscheinlich noch etwas anderem drin. Es ist noch mehr als die Hälfte übrig, also ca. 12 - 15 Euro. Garn, Gardinenringe, Band aus dem Bestand.
Herzlichen Dank fürs Schauen, viele Grüße
Anja
Hinterher ist es meistens nicht schwer, wenn man die Konstruktion einmal verstanden hat. Jedoch der Weg dahin… Patternhacks machen Spaß, sind aber schon aufwendig, gerade von Couture. Lässig! Ich mag den Clash von Mantelstoff und Kleid. Rolli drunter und kniehohe Stiefel dazu und Du bist für den Winter gerüstet. LG Manuela
AntwortenLöschenIch merke, dass mir Konstruieren wirklich Spaß macht, mehr noch als fisselig zu nähen, da bin ich eher quick and dirty, habe inzwischen auch aufgegeben, mich da zu vergleichen, es macht mir einfach keinen Spaß. Ich hatte immer schon ein Faible für Mathematik und die braucht es ja beim Konstruieren. LG Anja
LöschenWie gut dass du noch Detailfotos zeigst, so sieht man deine Konstruktion besser. Spannend, die Konstruktion des Kleides. Deine Farbe jedenfalls gefällt mir um einiges besser als die des Originals. Und der Wollstoff scheint auch perfekt dafür zu sein. Taschenkonstruktionen wie auch diese hier finde ich ja immer sehr spannend. Und erwische mich auch dabei, wie ich über die Art der Konstruktion nachdenke. Nur bis zur Umsetzung gelangt es bei mir so gut wie nie. Da bist du definitiv besser darin :)
AntwortenLöschenMit der Länge könntest du recht haben, ein paar Zentimeter länger wären auch gut gewesen. Aber hei, du kannst es tragen. Und wie Manuela schreibt, Rolli und hohe Stiefel, und das Kleid ist perfekt wintertauglich.
Liebe Grüße, heike
Danke, liebe Heike, genau für passende Rollis habe ich mir am Freitag Stoff gekauft. Rolli nähen ist nur leider deutlich langweiliger als so ein Kleid. Ich hoffe, dass es bald etwas wird, lg Anja
LöschenAnja der Hammer, dein mutiges herangehen an die Konstruktion ist toll, und das Ergebinss spricht für sich. Das Kleid finde ich toll- die Länge mit einer blickdichten Strumpfhose passt gut zu dir, meiner Meinung nach. Beim mutigen Umsetzen von Couture Stücken bist du mein Vorbild. Liebe Grüsse Jeanette
AntwortenLöschenDanke, liebe Jeannette
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