Vor mindestens 3, wenn nicht sogar 4 Jahren, habe ich auf dem Stoffmarkt Holland, wo es einen Lederstand gibt, ein größeres Stück dünneres Leder gekauft. Keine Handschuhqualität, aber doch so, dass es für Handschuhe geeignet schien. Ich wollte mir gerne Handschuhe nähen, die weit bis zum Ellenbogen reichen. Lt. dem Lederhändler hatte mein Stück Rockgröße. Ein Weinrot, das ein wenig ins Bräunliche geht, d.h. bei Tageslicht Rot, bei Kunstlicht leicht Braun. Das habe ich aber erst zuhause festgestellt. Ich habe noch einen anderen Stoff, der zuhause nicht mehr Rot war, sondern eher Braun wirkte, aber das ist ein anderes Thema.
Voller Elan habe ich damals die Größe bestimmt, ein Schnittmuster aus einem Handschuhnähbuch kopiert und einen Probehandschuh genäht: aus einem haptisch ähnlichen Stoff mit ähnlicher Dicke. Was für ein Fail! Was für eine Fisselbarbeit! Dann viele Handstiche, sehr exaktes Arbeiten gefordert! Nein, das war so gar nicht meins. Also landete das Leder wieder im Schrank. Immer mal wieder angefasst, ausgemessen, wird es eine Tasche, reicht es für den schönen Rock, den Carola diesen Herbst vorstellte? Alles Fehlanzeige.
Aber da das Leder wirklich zu den ältesten "Stoffen" in meinem Schrank gehört und mir bei der Recherche oft Leder begegnete (übrigens auch interessante Oberteile) ging es los, ein ganz schlichter Rock sollte es werden, für mehr hätte das Stück auch nicht gereicht. Ich habe ebenfalls Teilungsnähte in die Mitte genäht, denn ohne diese wäre der Rock sehr kurz geworden.
Unten meine Inspiration:
Und nun zum Ergebnis:
Von hinten knittert der Rock leider sehr, so ist das Leben nach 3 Stunden auf dem Stuhl:

Da man Ledernähte nicht flachbügeln kann, habe ich alle Nähte beidseitig abgesteppt, siehe Detailfoto unten. Der Saum ist abgesteppt, der Reißverschluss doppelt gesteppt, ich hatte nicht genug Material, um noch einen Innenbund zu nähen, daher habe ich oben ganz schmal umgeklappt und umgesteppt, damit das Futter nicht herausschaut. Da ich sicher niemals etwas trage, was ich in den Rock hinein stecke, kann ich mit der etwas unsauberen Lösung leben.
Ursprünglich habe ich mit einer Ledernadel angefangen zu nähen: entweder diese einzige Nadel, die mir noch nicht gebrochen ist, war zu dick oder das Leder eben doch sehr viel feiner als alle bisherigen Leder, die ich vernäht habe. Die Naht war total unsauber, fiel fast auseinander, Unter- und Oberfaden verbanden sich nicht. Ich bin dann zu einer Jeansnadel umgeschwenkt, was funktioniert hat.
Ich habe wirklich versucht das Maximum an Länge herauszuholen. Leider habe ich kein Foto davon, wie ich die selbst konstruierten Bleistiftrockstücke aufgelegt habe, aber glaubt mir, es passte so gerade.
Leder hat zwar keinen Strich, aber offiziell soll man es schon in einer Richtung auflegen, in Wuchsrichtung. Vor langer Zeit recherchiert und nie beachtet.
Ich bin ganz zufrieden mit dem sehr schlichten Rock. Durch das Material hat er doch etwas Besonderes. Im Endeffekt ist die Farbe schön herbstlich und vermutlich trage ich den Rock genauso oft wie ich Handschuhe tragen würde.
Einen Makel habe beim Sitzen in der U-Bahn bemerkt. An einer Stelle, siehe Foto, schimmert die Strumpfhose durch, da sind zwei kleine Löcher in einer Linie, wo mal ein Faltenbruch oder ähnliches war (auf dem Foto ganz links etwas oberhalb des Saums erkennbar). Habe ich weder beim Kauf noch beim Zuschnitt gemerkt. Ich hoffe nun, dass die Löcher erstmal nicht größer werden bzw. sich nicht miteinander verbinden.
Zusammenfassung:
Zeitaufwand: Ich habe eine ganze Woche jeden Abend etwa 2 Stunden an dem Rock gearbeitet, Schnittkonstruktion, Zuschnitt planen, Futterrock und Rock nähen, Reißverschluss einigermaßen ordentlich einsetzen. Alle Nähte umkleben und steppen. Eine Menge Zeit für einen einfachen Bleistiftrock. Das Material lässt grüßen.
Schwierigkeitsgrad: einfach, die Konstruktion eines Rockes ist keine große Sache, selbst konstruiert passt er dann auch, das Einnähen des Reißverschlusses in der gekrümmten Seitennaht etwas tricky, nachdem ich die richtige Nadel hatte, funktionierte auch das Zusammennähen gut.
Kosten: Futterrest von Annette Görtz, 2 Euro, Reißverschluss aus der Karstadt Auflösung, 1 Euro, Leder vom Stoffmarkt: 60 oder 70 Euro, erinnere es nicht mehr genau.
Herbstliche Grüße
Wieder etwas gelernt: Ich habe nicht gewusst, dass man bei Leder beim Zuschnitt die Richtung beachten muss... Ich habe noch nie welches verarbeitet. Momentan sieht man ja viel Leder. Mir gefällt Dein Rock, gerade auch in Kombi mir dem Pulli. Ich mag die verschiedenen Materialqualitäten: glänzend/matt, glatt/angeraut... LG Manuela
AntwortenLöschenIch mag den Rock auch wirklich sehr, in genau dieser Kombi und war kurz davor, mir wieder bei nächsten Stoffmarktbesuch Leder zu kaufen, bis das Problem, das ich unten bei 3hefecit geschildert habe, aufgetreten ist, das muss ich jetzt erstmal lösen. Bei Stoff unproblematisch, bei Leder, nun ja. LG Anja
LöschenBei Rauleder ist es klar. Bei Glattleder hätte ich jetzt nicht daran gedacht, die Wuchsrichtung zu beachten. Wieder was gelernt. Wobei ich nach meiner Ledertasche vom letzten Jahr jetzt erstmal eine Zeitlang genug habe vom Ledernähen. Ich freue mich jedoch mit dir, dass der Rock aus diesem kleinen Stück Leder so gut gelungen ist. Die Farbe spricht mich natürlich an. Aber die Konstruktion ist dir auch gut gelungen. Bezüglich der beiden kleinen Löcher frage ich mich, ob du nicht von hinten dünnes Vlies oder ein dünnes Stück Leder gegenkleben kannst, um die Lochränder zu fixieren. Wenn du Sorge hast, dass sich die Löcher vergrößern könnten.
AntwortenLöschenLiebe Grüße, heike
Ja, daran habe ich auch schon gedacht, habe es jetzt 2 Tage beobachtet. Mittlerweile ist (vielleicht von der Belastung auf dem Fahrrad - nach nur 2 Tagen, schrecklich) die hintere mittlere Naht an 2 Stellen auf gegangen, da die Umbrüche umgeklebt und ziergesteppt sind, wird die Reparatur noch Kopfzerbrechen bereiten. Das war vermutlich die Naht, wo am Anfang der Unterfaden wegen der falschen (Leder-) Nadel so locker saß, ich habe es weiter oben nachgesteppt, aber unten nicht, man sieht ja jedes Loch. Auftrennen ist daher keine Option. LG Anja
LöschenIch habe nochmal geschaut, es heißt Laufrichtung und hat etwas mit der Reißfestigkeit zu tun, von Kopf zu Schwanz ist es dehnbarer und reißt daher eher, in Längsrichtung reißt es nicht.
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