Dienstag, 13. Mai 2025

Museum Wäschefabrik in Bielefeld

Meine Zeit ist Ostwestfalen-Lippe ist dem Ende entgegen gegangen. Ich hatte noch einige Sachen auf meiner Agenda, die ich unbedingt sehen, erledigen wollte. Dazu gehört das Museum Wäschefabrik in Bielefeld. Die Öffnungszeiten sind nicht optimal, nur sonntags geöffnet. Und um am Sonntag dorthin zu kommen, brauchte ich eine Mitfahrgelegenheit. Eine Freundin mit PKW war sehr dankbar, dass ich den Anstoß gab, dorthin zu fahren. Und zufälligerweise sind wir in eine Führung geraten, was super war, denn ohne diese hätten wir deutlich weniger erfahren und hinter zahlreichen Absperrungen bleiben müssen. Die Wäschefabrik liegt wirklich sehr versteckt. Unten der Eingang von der Straße in der Nähe der Ravensberger Spinnerei, die inzwischen umgebaut ist und ein schönes Kino, Museum und Cafe beherbergt. Von der Leineweberstadt Bielefeld sind überwiegend nur noch Industriedenkmale geblieben.

Gegründet von einem sehr jungen Mann jüdischer Herkunft, entwickelte sich die Fabrik vor dem 2. Weltkrieg sehr gut, neben der Fabrik baute sich der Besitzer eine Unternehmervilla, die man ebenfalls besichtigen kann und in der manchmal noch Abendveranstaltungen stattfinden. 1938 musste er seine Fabrik verkaufen, er und seine Familie haben das Land verlassen, haben sich aber nach dem Krieg nicht mehr wieder gesehen, eine tragische Geschichte über einen mutigen Gründer. Einen Überblick über die Geschichte gibt es hier.



Die Büroräume, der Empfangsraum (mit Zigarrenkiste und Cognacschwenkern), die gesamte Ausstattung, Kalender, Familienfotos im Chefzimmer sind original so wie das Gebäude ca. 1980 verlassen wurde. Eine Tageszeitung liegt in der Ecke, Stempel stehen im Karussell auf dem Schreibtisch, Telefonbücher im Regal - als ob die Räume soeben verlassen wurden - eine Zeitreise in die 80er Jahre.

Der Nähsaal mit den Maschinen, Zuschneidetische, Schnittmuster, ein separates Bügelzimmer, Knopfannähmaschinen - lauter Geräte, die sehr alt wirken. Tatsächlich befindet sich ein Konglomerat unterschiedlichster Maschinen in der Fabrik, alles wurde solange repariert und genutzt wie es ging. Ich stelle mir das Arbeiten in dem Raum (der immerhin gutes Tageslicht hatte, wie von der Museumsführerin betont wurde) sehr furchtbar vor: laut, schlechte Luft, eng. Der Pausenraum war im Keller und aus heutiger Sicht wirklich ungemütlich, klein und dunkel.

Im Flur ist ein Regal mit Stoffen, die bereits eingekauft waren, aber nicht mehr verwertet wurden. Alles wird exakt so konserviert wie es verlassen wurde.



Im Anschluss an die Besichtigung der Fabrik, hatten wir noch Gelegenheit in die Unternehmervilla zu gehen und dort einige Räume zu sehen. Eine Zeitreise in die 50er und 60er Jahre als die Fabrik und die Villa von den beiden Brüdern Winkel und ihren Familien bezogen wurden.


Kein großes Museum, aber sehr lohnenswert. Ich glaube, einige, die sich regelmäßig zur AnNäherung in der Jugendherberge Bielefeld treffen, kennen es bereits.

Am Bahnhof noch die Seidensticker Werbung. Wie wir in der Führung gehört haben, werden auch bei Seidensticker weiter massiv Arbeitsplätze abgebaut. Produziert wird anderswo.


Viele Grüße, Anja


1 Kommentar:

  1. Ich habe durch die Teilnehmerinnen an der Annäherung Bielefeld zwar immer mal wieder von der Wäschefabrik gehört, bisher aber nichts gesehen. Schön mal ein paar visuelle Eindrücke davon zu bekommen. Herzlichen Dank und liebe Grüße, Manuela

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