Freitag, 14. Januar 2022

Frankfurt Fashion Week - Episode 2

 Kino: Made in Bangladesh (Trailer in der Verlinkung)

In der Evangelischen Akademie wurde der Film der Bengalin Rubayat Hossein gezeigt. Als Splitter im Rahmen der Frankfurt Fair Fashion Week. Erst war ich mir nicht sicher: ist es ein Spielfilm, ist es ein Dokumentarfilm? Es ist ein Spielfilm, der auf Erfahrungen der Regisseurin und Drehbuchautorin und zahlreichen Interviews, die sie geführt hat, basiert. 

Man fragt sich, was kann es noch Neues geben zu diesem Thema, zu dem seit dem Einsturz von Raana Plaza im Jahr 2013 soviel gezeigt und geschrieben wurde. Anders war an diesem Film, dass er nicht ausschließlich von den Bedingungen in der Textilindustrie handelte, sondern das Leben von Shimu in den Mittelpunkt stellt, einer normalen verheirateten Frau vom Land, die in Dhaka als Näherin arbeitet. Das Besondere an Shimu ist ihr Mut und ihr Engagement, die Bedingungen in der Fabrik, in ihrer Ehe, mit ihrer Vermieterin, mit dem Arbeitsministerium (von dem sie eine Genehmigung für die Gründung einer Gewerkschaft benötigt) ändern zu wollen. Immer wieder kommen ihr jedoch Zweifel, sei es, wenn ihre Freundinnen/Kolleginnen oder ihr Ehemann ihr Tun in Frage stellen. Am Ende gibt es ein Happy End, wie es dann weiter geht, erfährt man leider nicht. Es ist eben ein Spielfilm mit wirklich tollen ProtagonistInnen und bunten Farben, der einen Eindruck vom Leben in Bangladesch vermittelt.

In der anschließenden Podiumsdiskussion ging es dann mit einer zugeschalteten Fairer Handel Spezialistin aus Berlin, einem Inhaber eines auf faire Mode spezialisierten Kleidergeschäfts, einem Fachmann für internationale Beziehungen und einer Bildungsreferentin der evangelischen Kirche, deren Schwerpunkt Gender und Fair Trade Fragen waren, um das neue Lieferkettengesetz, die Rolle der VerbraucherInnen, der Textilkonzerne, der Siegel und Zertifikate, Globalisierung im Großen und Ganzen, also den üblichen Programmpunkten zu diesen Thema. Interessant war die Frage, warum es so wenig Bewegung von unten auf faire und soziale Bedingungen in der Herstellung gibt, was die Menschen in Deutschland dazu bewegt, sich pro Jahr ca. 60 neue Kleidungsstücke zu kaufen, ob man durch diesen Film Identifikation mit den Näherinnen schaffen kann und damit zum Überdenken der Preisfrage kommt, welche Aufgabe Schule und Berufsschule haben, zumindest bei meiner Tochter wurde Globalisierung nie thematisiert, in Hessen ist es in der Oberstufe ein freiwilliger Punkt, den die Lehrer wählen oder nicht wählen können. Lösungen für das Ganze brauchen Zeit, aber auf die letzten 20 Jahre betrachtet ist schon wahnsinnig viel passiert - so das Fazit.

Ein Film, den es sich definitiv anzuschauen lohnt, er ist anders als die Filme, die man bisher zu dem Thema gesehen hat. Kommt bestimmt irgendwann im Fernsehen, in ausgewählten Kinos ist er wohl schon gelaufen.

Über die Seite, auf der ich auf den Film gestoßen bin, bin ich auch auf eine spannende Schaufenster- und Shopausstellung gestoßen. Leider in einem anderen Stadtteil, da komme ich wohl nicht hin. Aber die Informationen im Netz sind sehr aussagekräftig und kompakt zusammengefasst.

Hier noch ein Filmtipp für nächste Woche mit anschließendem digitalen Fachgespräch über Webex, Mode.Macht.Menschen  sowie eine auch hybride Veranstaltung zu nachhaltiger Bekleidung.

Viele Grüße, Anja

Fa

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