Nun bin ich doch beim Me made Mittwoch. Obwohl das genähte Kleidungsstück zwar fertig ist, aber noch geändert werden muss. Es fehlt nicht mehr viel und natürlich mache ich es fertig, denn Ufos sind nicht meine Sache. Allerding steigen die Temperaturen wieder und die Jahreszeit, in der das genähte Kleidungsstück getragen werden kann/soll, ist noch weit entfernt. Wenn die Kisten mit den Wintersachen wieder ausgepackt werden, treffe ich eine endgültige Entscheidung, ob es geändert für mich tragbar ist oder nicht.
Der Mantel Halla, den ich mit viel Engagement und Elan in der letzten Woche zugeschnitten und genäht habe, passt nämlich nicht. Da ich bereits das Saraste Dress aus dem Buch der beiden Named Schwestern genäht habe, liegt es kaum an der Größe, denn das Kleid passt perfekt. Vermutlich fehlt an dem Mantel erhebliche Mehrweite oder mein Stoff ist zu dick und trägt die gesamte Mehrweite auf oder ich bin zu anspruchsvoll geworden, was die Passform/Bequemlichkeit eines Mantels betrifft. Mir fällt gerade ein, dass ich schon einmal einen Mantel mit dem gleichen Problem genäht habe (Stokx Stadtmantel). Das Hauptproblem, ich nenne es schon mal vorab, sind die Ärmel. Dass sie zu kurz sind, ist eine Sache, das kann ich noch ändern, indem ich Futterstoff innen ansetze. Aber sie sind mir auch zu eng. Jedenfalls werde ich keine gestrickten Wollpullover darunter anziehen können, das ist klar. Ich finde nicht, dass ich besonders dicke Oberarme habe, es muss also an meiner Einstellung zum Ärmel oder am Schnitt liegen.
Begonnen hat das ungewöhnliche Sommerprojekt damit, dass das Buch "Breaking the Pattern" in deutscher Übersetzung in der Bibliothek für mich bereit lag. Bestellt hatte ich es aus einem anderem Grund, der sich zwischenzeitlich erledigt hatte. Am vorletzten Tag der Karstadt Auflösung Ende Juni (bis dahin bin ich stark geblieben und habe nur platzsparende Knöpfe, Garn und Reißverschlüsse gekauft) waren die noch verbliebenen Stoffe um 90 % reduziert. Verblieben waren insbesondere Winter- und Karnevalsstoffe sowie reichlich Venezia Futter in allen möglichen Farben. Bei den Preisen und den Stoffen, die da noch lagen, konnte ich nicht Nein sagen und bin mit 13 m Stoff nach Hause marschiert (davon 6 m Futter, das zählt vielleicht nicht so ganz).
U.a. lagen auf 2 Rollen 2 unterschiedlich gefärbte Fake Fur in, ich nenne es mal, Nerzoptik, die waren bereits mehrfach reduziert, leider war von jedem Stoff nur noch ca. 1 m da, auch etwas schief geschnitten, also im Bruch nicht mal 1 m. Aber zusammen kann man daraus etwas nähen. Von dem Mantel Halla aus dem Named Buch gibt es etliche Bilder, auf denen Kragen und falsches Revers in Kontrastfarbe genäht sind. Passendes Futter hatte ich im Mai bei Annette Görtz gekauft.
Somit hatte ich eine Inspiration, habe den Schnitt und die Anleitung kopiert und geschaut, wie ich mit dem Stoff hinkomme. Vorder- und Rückenteil, Tasche (verkleinert und ohne Klappe) und die oberen Besätze sind aus Stoff Nr. 1, Ärmel, Belege, Gürtel und Gürtelschlaufen aus Stoff Nr. 2 - und damit war alles restlos aufgebraucht. Ich habe den Mantel um ca. 13 cm gekürzt und ich konnte die Ärmel nicht verlängern. Damit bin ich hinsichtlich der Ärmel ein Risiko eingegangen. Aber irgendwie dachte ich, es ist vielleicht nicht so schlimm.
Ich habe dann zugeschnitten und eigentlich war der Plan, die Teile im Herbst zu einer Nähreise mitzunehmen. Das Wiegen ergab fast 1,7 kg Stoff. Da ich zu der Nähreise mit Flugzeug und 8 kg Handgepäck reise, keine so gute Idee. Da schon alles zugeschnitten war, es letzte Woche und vor allem am Wochenende nicht so heiß war, habe ich immer mal wieder genäht. Mit den Details (geflochtener Aufhänger, Etikett, kleines Herz an der Tasche) machte ich mir ein bisschen Mühe. Dafür habe ich auf Schulterpolster und Ärmelfische verzichtet. Einige Handnähte habe ich durch Maschinennähte ersetzt.
Bis zum Ansetzen der Frontbelege an den Mantel passte auch alles prima, sogar das Einsetzen der Ärmel verlief reibungslos. Mir ist dann die aufgebügelte Einlage förmlich "abgefallen", vermutlich ist sie "überlagert". Dann stimmte irgendwas mit der Länge der Belege auf der einen Seite nicht. Da ich die Gürtelschlaufen (weil sie so massiv aussahen) aus der Seitennaht getrennt hatte, war wieder ein bisschen Stoff da (habe den aufgetrennt und zu einem Stoffstück zusammen genäht), um den Beleg unten anzugleichen.
Als nächstes ergab die Anprobe, dass die Ärmel massiv zu kurz sind, sie endeten gut 2 cm oberhalb des Handgelenks: weiter kürzen zu 3/4 Ärmeln ist bei einem Wintermantel keine Option. Was tun? Ich habe den Gürtel auf einer Länge von 2 x des Ärmelumfangs aufgetrennt und daraus Besätze genäht. Der Gürtel wurde somit zum Binden zu kurz, er bekam einen D-Ring aus dem Fundus zum Schließen.
Abschließend habe ich die Besätze unten an die Ärmel genäht und den Futtermantel an den Mantel genäht, über die Öffnung gewendet, die Ärmel ans Futter genäht. Und blöderweise habe ich das Futter nicht in der Länge angepasst, jetzt zieht das Futter den Ärmel in die Höhe und verkürzt ihn wieder. Wenn man genau schaut, sieht man das auf den Fotos unten. Futter ist noch reichlich da. Mittlerweile sind die Ärmel vom Futterärmel getrennt. Das sieht dann so aus:
Meine Lust weiterzumachen, ist im Moment gering. Es wird auch wieder wärmer. Und - wie gesagt - der Ärmel ist mir vermutlich auch zu eng.
Für die Fotos (vor dem Auftrennen der Ärmelsäume) habe ich eine Jeans und eine langärmlige Bluse angezogen (mit Blusen geht es), vorne habe ich 2 dicke Druckknöpfe angenäht. Die Wendeöffnung ist noch offen, denn zur Verlängerung der Futterärmel und zum Zusammennähen brauche ich die noch. Vielleicht nimmt auch meine Tochter den Mantel, er könnte ihr passen, ich habe das Gefühl, dass mir der ganze Mantel zu klein ist bzw. die Ärmelweite oben nicht meine Anforderungen an einen gemütlichen Wintermantel erfüllt. Ich trage lieber oversize. Aber die Haptik ist sensationell, so weich.
Schwierigkeitsgrad: machbar, die Anleitung ist gut verständlich, der Teil mit dem Futter etwas unklar, aber da habe ich mich an dem Video zum Mantel Tiffany orientiert. Das Nähen mit dem dicken Fake Fur war an manchen Stellen etwas fummelig, es hat zum Glück nicht so schlimm gefusselt wie ich befürchtet habe. Ich habe mich nicht akribisch an die Anleitung gehalten, das zumindest habe ich vom letzten Projekt, dem Calvari Dress, mitgenommen. Mein Fehler, dass ich vorher nicht ordentlich ausgemessen und angepasst habe.
Kosten: gering, 9 Euro Stoff aus der Karstadt Insolvenz und Futter vom Annette Görtz Outlet Sale, D-Ring, Druckknöpfe, Garn aus dem Bestand
Zeitaufwand: reichlich, ca. eine Woche immer mal wieder abends und am Wochenende mindestens 2 halbe Tage.
Der Mantel hat einen Bindegürtel, damit finde ich die Optik suboptimal, erinnert an einen Bademantel:
Was habe ich gelernt: immer, wirklich immer die Ärmel überprüfen und verlängern. Schnittmusterteile mit meinen Maßen abgleichen, wo es wie bei einem Mantel nicht geht, die Maße mit einem gut sitzenden fertigen Teil vergleichen. Bzw. wenigstens den Schnitt ausmessen, was ich diesmal nicht getan habe. Auch Blogbeiträge und Fotos des fertigen Mantels, sofern verfügbar, sind hilfreich, vorher und nicht hinterher recherchieren. Auf denen sieht man (übrigens sogar auf dem Originalfoto aus dem Buch, unten in der oberen Reihe links) zu kurze Ärmel, auf einigen Fotos blitzt der Pullover fast 4-5 cm heraus.
Im Herbst gehe ich den Mantel nochmal an, bis dahin habe ich sicher Muße, die Ärmel zu verlängern und kann gucken, welche Wintergarderobe darunter passt.
Wenn dann die Ärmel verlängert sind, wird er so aussehen:
Verlinkt beim
Me made Mittwoch und der einzige Wintermantel, den es heute dort zu sehen gibt, aber es gibt jemanden in einem winterlichen Kleid, allerdings von der Südhalbkugel:-).
Viele Grüße
Anja