Donnerstag, 11. April 2024

Vogue 8812 aus Waxprint

Das Schnittmuster Vogue 8812 habe ich bei einem Online-Nähtreffen zugeschickt bekommen/getauscht. Ich mochte vor längerer Zeit diese Retroschnitte sehr und habe sie gerne vernäht. Man findet glücklicherweise auch immer Besprechungen in meist englischsprachigen Blogs dazu. 

Als ich in Köln kürzlich Waxprint gekauft habe und die Tochter in den Semesterferien zu Besuch kam und meinte, sie braucht dringend ein Sommerkleid, fiel die Wahl schnell auf dieses hier:


Von den beiden Stoffen, die ich gekauft habe, hat sie sich den blauen ausgesucht. Aus dem roten habe ich mir dann das Karijini Kleid genäht. Der Prozess des Nähens von Vogue 8812 zog sich ein wenig, weil die Tochter zwischendurch in Urlaub und bei ihrem Freund war und ich wegen der notwendigen Anpassung nicht weitermachen konnte. Ich habe mich bei den ersten Schritten und dem Zusammensetzen von Ober- und Unterteil an den Maßen orientiert, aber es war klar, dass es im Brustbereich und beim Annähen der Träger nicht ohne Abstecken am Menschen geht.

Mittlerweile konnten die letzten Nähte und auch der Saum genäht werden. Das Kleid ist fertig und wird am Wochenende zum Semesterbeginn mit nach Bayreuth genommen.

Das Kleid schließt hinten mit 4 Knöpfen, ich habe dafür 4 Paspelknopflöcher genäht, was wirklich sehr ordentlich aussieht und im Schnittmuster gut erklärt ist. Das Verschließen der Knöpfe hinten ist allerdings ein Riesenproblem, benötigt wird eine Anziehhilfe. Die Knöpfe sitzen zudem ein bisschen eng, es könnten 1 - 2 cm mehr in der Naht sein, aber die Tochter meint, es ginge so, notfalls hätte ich einen Keil eingesetzt. Vorne und an den Seiten hingegen war durch das Gerüsche ziemlich viel Volumen, das schiebt sich allerdings nicht bis zur Knopfleiste. Wie ich bei Seamracer gelesen habe, braucht es wirklich reichlich Anpassung im Brustbereich. Da mein Stoff auch von dem für das Modell angedachten abweicht, was sich vor allem bei den Rüschen vorne auswirkt, war ich mir zwischendurch auch völlig unsicher, ob es überhaupt etwas wird.


Oben und unten Detailaufnahmen von vorne und hinten. Es gibt auch noch einen Gürtel, ob der getragen wird, ist fraglich. 


Zusammenfassung:

Schwierigkeit: das Nähen des sogenannten Korsetts war aufwändig, ebenso die Knopfleiste mit den Knöpfen und den Knopflöchern. Die Erläuterungen bei Vogue sind immer super, aber die Passform ist in diesem Fall schwierig, schmale Taille, große Brust, eben retro, aber die meisten Frauen heute sehen anders aus, die Brust mit dem Innen- und Außenteil, den Rüschen und dem Unterbrustbereich, der in 4 Teile geteilt ist, ist wahrlich nicht einfach anzupassen. Es ist auch nur semioptimal gelungen.

Zeitaufwand: irgendwie gefühlt sehr lange, weil zwischen Zuschnitt und Fertigstellung mindestens 3 Wochen vergangen sind. Genau kann ich es nicht beziffern.

Kosten: der Waxprint (5 m) kostete 15 Euro, es sind noch 2 m übrig, die Knöpfe und alles andere aus dem Bestand.

Viele Grüße, Anja

Dienstag, 9. April 2024

Sommerseidenkleid Modell 1 aus La mia Boutique 6/2013

Platz im Schrank schaffen, das ist derzeit mein Ziel. Mit dem vernähten Seidencoupon, 1,60 m, gekauft im Max Mara Outlet in Sesto Fiorentino letzten November schaffe ich zwar nicht soviel Platz, aber es geht in die richtige Richtung. 

Und Sommerkleider nähen ist meiner Meinung nach sehr befriedigend, es geht relativ schnell, sie sind sehr nützlich, denn die heißen Tage werden kommen, ich besitze viele Schnittmuster, die mich schon viele Jahre anlachen und die ich noch nähen möchte.  Eines davon ist dieses aus der La mia Boutique:


Hier das Foto dazu, es ist auch das Titelmodell des bereits über 10 Jahre alten Heftes:


Ich habe in letzter Zeit oft ähnliche Modelle gesehen, allerdings wollte ich die Falten vorne nicht bis zur Brust herunter nähen, sondern nur oben auffächern, habe auch überlegt, einzukräuseln, aber das wird bei mir oft nicht wirklich ordentlich und vor dem Material Seide habe ich immer noch Respekt. Also habe ich einfach in den oberen Ausschnitt kleine Fältchen gelegt.

Ich habe Größe 42 abgepaust, die sitzt bei mir auch komfortabel, will heißen, das Kleid fällt eher groß aus, das Model trägt vermutlich eine zu kleine Größe, bei mir ist das Kleid auch deutlich länger, trotz meiner Länge, ich musste nicht verlängern, habe das aber sicherheitshalber vorher ausgemessen, denn die Länge auf dem Foto wäre mir zu kurz gewesen. Mit meinen 1,60 m bin ich ganz genau ausgekommen. Ein Schrägband musste ich stückeln, den Schalkragen habe auch auch in 3 Teile gestückelt. Den nahtverdeckten Reißverschluss an der Seite habe ich weggelassen. Das Kleid wird über den Kopf angezogen, an der Schleifenseite befinden sich 2 Knöpfe, das Anziehen bzw. eher Schließen der Knöpfe auf der Schulter finde ich etwas fummelig, das kann aber auch noch daran liegen, dass mein linker Arm nicht ganz einsatzfähig ist. Alle Nähte sind als Rechts-Links Naht genäht (französische Naht) und diesmal ordentlich gebügelt. Ich habe auch an die entsprechend große Nahtzugabe gedacht. Nachdem der Rollsaum mit dem Rollsaumfüßchen nach 40 cm am Saum nicht wirklich gut aussah und ich die Fadenspannung nicht gut justiert bekam, habe ich mich entschieden, den Saum anzuhexen. Dauert gar nicht so lange. Dafür sind Knöpfe und Knopflöcher maschinengenäht, besser würden Paspel- oder handgenähte Knopflöcher aussehen. Aber der Verschluss wird sowieso von der Schleife verdeckt.

Die Schleife kann gebunden werden oder locker vorn und hinten herunterfallen. Beides gefällt mir nach entsprechender Drapierung gut. Ich bin sehr zufrieden mit meinem neuen Kleid.

Mit Schluppe bzw. mit Schleife, aber in dem grafischen Muster muss man genau gucken, um das zu erkennen. Insofern zeigt sich wieder, dass ein aufregender Stoff keinen aufregenden Schnitt braucht.






Zusammenfassung:

Schwierigkeitsgrad: einfach, gut verständliche Anleitung, gutes Schnittmuster, mit La mia Boutique bin ich immer wieder sehr zufrieden, leider ist die Zeitschrift im Winter eingestellt worden, sehr schade! Das Schneiden und Vernähen der flutschigen Seide klappt auch immer besser. Langsam bekomme ich Übung, ebenso bei den französichen Nähten.

Kosten: der Coupon kostete um die 30 Euro, genau erinnere ich mich nicht mehr. Knöpfe von Annette Görtz, 40 Cent, da erinnere ich, wie billig sie waren. Alles andere aus dem Bestand.

Zeitaufwand: ca. 2 Tage mit Schnittmuster kopieren und Stoff bügeln (!)

Auf den kommenden Sommer, Anja


Sonntag, 7. April 2024

Kunsthalle München - Viktor & Rolf - Fashion Statements

Gestern war ich mit Tina verabredet, um mir die Ausstellung Viktor & Rolf - Fashion Statements anzuschauen. Tina hat eine Information dazu in unserer virtuellen Nähdels-Montags-Nähgruppe gepostet und da ich sowieso gerne nach München fahre, haben wir einen Termin vereinbart. Mit dem ICE geht das entspannt von Frankfurt aus als Tagestrip. Die Ausstellung ist in der Kunsthalle, in der auch bereits die Thierry Mugler und die Paul Gaultier Ausstellung stattfanden.

Das unten abgebildete Ausstellungsplakat ist aus der aktuellen Upside-Down Kollektion von 2023. Im RtW Sale gibt es ein nicht ganz so ausgefallenes Kleidungsstück zur Nähinspiration.


Meine Fotos sind unsortiert, also nicht in der Reihenfolge der Räume. Falls euch Details zur Ausstellung und zu Viktor&Rolf interessieren, empfehle ich den Audioguide, den man einfach abrufen kann. Kunst und Mode überschneiden sich hier noch mehr als bei Iris van Herpen. Ein spannendes Designer-Künstlerteam mit erfrischenden Ideen, was Design, Präsentation, Shows betrifft. Es lohnte sich auch, die vielen Videos von den Schauen anzugucken, die immer wieder anders, ungewohnt, neu gestaltet waren.



In manchen Jahren war es Victor&Rolf zuviel, den Anforderungen des Modemarktes zu genügen, sie streikten, sie bauten ein No in ihren Designs ein, oben verwendeten sie nur alte Materialien, Überbleibsel aus früheren Kollektionen.

Tüll und Schleifen sind eines ihrer Markenzeichen, aber nie so verwendet, wie wir es erwarten würden.





Oben Miniaturen mit jeweils einem Kleid aus einer Kollektion, für die Ewigkeit. Es gab auch gewirkte Wandteppiche mit Zeitungsartikeln über die Kollektionen, Papier ist vergänglicher als ein Teppich.

Unten die Kostüme für den Freischütz von Robert Wilson. Heute wird er in München mit den Originalkostümen aufgeführt.


Da ich letzte Woche viel Waxprint vernäht habe, habe ich mir die Kollektion van Gogh Girls von 2015 genauer angeschaut, wieder einmal überraschendes Design mit afrikanischem (natürlich eigentlich holländischem) Stoff.

Unten die völlig verrückte Kollektion der Kleidungsstücke mit Elementen von Bilderrahmen. Am Ende der Show haben die Designer den Models die Kleider abgenommen und die Rahmen an die Wand gehängt.



Während der Finanzkrise 2008 kam die Cutting Edge Kollektion heraus, Prinzessinenkleider, denen Elemente unterschiedlicher Art fehlten, um auf das fehlende Geld aufmerksam zu machen.

Die Bells Kollektion unten, lauter kleine Glöckchen an den Kleidungsstücken, wurde in einem völlig vernebelten Raum präsentiert, erst dann lichtete sich der Nebel und neben dem Klingeln konnte man die Kleider sehen (hier eine Puppe aus der Miniaturen Sammlung).



Neben dem NO aus der No-Kollektion gab es immer wieder Statements in/an/auf den Kleidungsstücken. Mit Text oder Symbolen.




Oben die Puppe aus dem Streik, nur in Nessel gekleidet mit Schild.

Es war ein ganz toller Tag und es ist immer so nett, Nähfreundinnen in echt zu treffen. Das Wetter hat uns beim anschließenden Radler im Biergarten und Spaziergang auf Isarkieseln mitgespielt. Es war fast zu heiß.

Bis dahin, Anja

Mittwoch, 3. April 2024

Me made Mittwoch - Karijini Dress

Als ich im Januar die Übersicht der am liebsten getragenen Kleider von Carolyn & Cassie sah, schockverliebte ich mich in ein Kleid. Aber ich habe es in ihrem Shop nicht gefunden und auch sonst nirgends gefunden. Es geriet dann in Vergessenheit, bis ich diesen Blogbeitrag gelesen habe: das Karijini Dress ist nun erhältlich - das war das Kleid, das Carolyn bereits mehrfach genäht hat und das ich unbedingt nachnähen wollte. Ich habe es mir sofort gekauft und zum Plotten geschickt. Den richtigen Stoff dazu, einen Waxprint, hatte ich 2 Wochen zuvor im bekannten Laden in der Steprathstraße in Köln erworben (leider finde ich keine Homepage dieses Minigeschäfts mit Afrikatextil). Da das Schnittmuster mehrfach überlappt braucht man nicht wenig Stoff, da kam mir das Panje Waxprint gerade recht.


Ostern hatte ich freie Nähzeit und so ist mein erstes Sommerkleid 2024 fertig geworden. Fehlen nur noch die Temperaturen, um es zu tragen.



Auf den nächsten Fotos erkennt man vielleicht besser den raffinierten asymmetrischen Schnitt mit den gedoppelten locker fallenden Elementen:




Das Kleid hat komfortable Taschen. Ich habe die Größentabelle studiert. Da mein Stoff nicht so locker fällt, wollte ich keinen Sack, die Fertigmaße bei Größe 38 schienen mir genau richtig und sie passen perfekt (normalerweise hätte ich Größe 42 genäht). Ich habe das Kleid bei 176 cm Körpergröße ca. 3 cm verlängert, ich hätte es vielleicht noch weitere 2 cm verlängern können, beim nächsten Mal.

Der Nähprozess gestaltete sich nicht ganz einfach. Auch wenn hier keine Reißverschlüsse, Knöpfe nötig sind, war es notwendig Step by Step der Anleitung zu folgen. Und richtig viel zu bügeln. Mit dem Übertragen der Markierungen bin ich manchmal etwas nachlässig, das führte zu Problemen beim Festnähen des vorderen Überwurfs auf das Vorderteil, aber ich konnte noch ungefähr feststellen, wohin die Naht sollte. Die beiden Briefecken sind super erklärt. Überhaupt ist alles perfekt erklärt, viele kleine Einschnitte erleichtern das Zusammennähen und Übereinanderstülpen der Teile.

Insgesamt bin ich sehr begeistert und bereue keine Sekunde, den Schnitt gekauft zu haben. Ein neues Lieblingskleid ist entstanden.

Zusammenfassung:

Schwierigkeitsgrad: wenn man der Anleitung ganz exakt folgt, einfach, aber die Anleitung ist in Englisch und manchmal musste ich doch 2 oder 3 mal lesen, bevor ich verstanden habe, was ich tun soll. Die Bilder verdeutlichen den Prozess aber sehr gut. Ich habe auch keine Fehler entdeckt, wie zuletzt häufig bei Indie Schnittmustern.

Kosten: 35 Euro; Schnittmuster mit Rabatt 11 Euro, Plotter 9 Euro, Stoff 15 Euro, aber vom Stoff ist noch was übrig und sicher werde ich den Schnitt noch weitere Male nähen

Zeitaufwand: 2 Tage

Und damit verlinke ich diesen Beitrag beim Me Made Mittwoch im April. Bis dahin, Anja


Dienstag, 2. April 2024

Pyjama aus Burda 12/21

Dieser Stoff, eine günstige Stenzo Baumwolle vom Stoffschrottplatz aus Münster, liegt seit fast 3 Jahren in meinem Schrank. Ich weiß, warum ich sie gekauft habe: die Farben Orange und Himmelblau gefallen mir, die Kombination dieser Farben gefiel mir, ebenso das Muster, also sind 2,5 m in den Einkaufskorb gewandert, abgeschnitten wurden mehr als 3 m. 

Ich habe den Stoff ziemlich sicher nicht angehalten, denn schon zuhause habe ich gemerkt, dass mir der Stoff in Gesichtsnähe überhaupt nicht steht. Die Tochter wollte ihn auch nicht, also blieb er lange liegen. Mittlerweile wurden meine Pyjamahosen knapp, dafür finde ich den Stoff o.k., da es soviel war, habe ich noch ein Oberteil dazu genäht. Das Schnittmuster war bereits abgepaust, denn aus einem anderen Joop Stoff habe ich damals direkt nach dem Stoffschrottplatzbesuch einen Pyjama für die Tochter genäht (für mich nur eine Hose). Mit großzügiger Nahtzugabe habe ich auf ein Abpausen des Schnittmusters in meiner Größe verzichtet.

Ich habe auf Taschen und Bindegürtel verzichtet, außerdem das Oberteil mindestens 8 cm gekürzt und die Ärmel mindestens 5 cm verlängert. Auf die Umschläge an den Ärmeln habe ich verzichtet. Es ist ein einfaches schnelles Projekt gewesen. Ich hatte keine Vlieseline mehr im Haus, war zu faul, welche zu holen und habe auch das Bebügeln von Kragen und Knopfleiste gelassen. Also alles in allem quick and dirty, aber fertig und Ziel erreicht, ein Stoff weniger in meinem Schrank.


Zusammenfassung:

Schwierigkeit: sehr einfach und schnell, weil ich auf alles Schwierige und Komplexe verzichtet habe

Kosten: vermutlich 12 Euro, ein halber Meter Stoff ist noch übrig, Knöpfe aus dem Bestand

Zeitaufwand: ein ganzer Ostermontag und ein Abend

Bis morgen, am Me Made Mittwoch zeige ich ein neues wundervolles Kleid.

Viele Grüße, Anja

Montag, 25. März 2024

Iris van Herpen - Sculpting the senses

Letzte Woche war ich in Paris und wie üblich habe ich mir eine Modeausstellung angeschaut. Wobei sich die Werke der Designerin Iris van Herpen, die derzeit noch bis Ende April im Kunstgewerbemuseum in Paris gezeigt werden, im Grenzbereich zwischen Mode, Architektur, Kunst, Malerei, Bildhauerei bewegen.

Modelle der letzten Jahre aus den entsprechenden Kollektionen werden gezeigt, sortiert nach den jeweiligen Themen: Luft, Wasser, See, Meerestiere usw. In den Räumen waren neben den Kleidern auch Inspirationsbeispiele der Themen, Skelette von Meerestieren, Videos von Wellen, Muscheln, Skulpturen von verwandten Künstlern aus den Bereichen, dazu wundervolle meditative Musik in genau der richtigen Lautstärke, die perfekt passte und eine surreale Stimmung erzeugte. An einem Werktag spätnachmittags war es nicht sehr voll, es war auch nicht notwendig ein Ticket vorab zu buchen. Wir sind spontan in die Ausstellung gegangen, waren eigentlich nach langem Fußmarsch schon sehr erledigt, aber durch die angenehme Atmosphäre war die Ausstellung Erholung statt anstrengendes Lesen/Arbeiten/Nachdenken.


Die Kleider, Objekte, Werke, ich weiß gar nicht, als was ich die Modelle bezeichnen soll, sind ungewöhnlich, überraschend, auf den ersten Blick untragbar für normale Menschen und man fragt sich, wie sie in Bewegung aussehen, ob sie bequem sind (vor allem dort, wo mit Acryl gearbeitet wurde).


An einer Wand wurden Fotos der Stars gezeigt, die Iris van Herpens Mode anlässlich verschiedener Roter Teppich Events tragen. Im zweiten Stock durfte man - endlich - Mini Modelle und Materialien anfassen, und sie waren überraschend angenehm anzufassen, überraschend beweglich, flexibel.




In einem sehr interessanten Film wurde auf den Herstellungsprozess der Kollektionen eingegangen, da sah man dann detailliert, wie aus einem Entwurf ein tragbares Kleid wurde und mit welchen Materialien, Maschinen, Färbeprozessen und unendlich geduldiger Handarbeit hergestellt wird.



In Filmen der Fashion Shows sah man dann auch, dass die Kleider angezogen gut tragbar waren und im oberen Geschoss habe ich die Modelle vor diesem Hintergrund tatsächlich als Kleider und nicht mehr als Objekte gesehen. Sie schienen mir plötzlich tragbar und inspirierend. Allerdings brauche ich vorerst kein Abendkleid.

Auf der gegenüberliegenden Seite des Museums war noch eine Sportkleidungsausstellung, im Schnelldurchlauf habe ich sie mir angeschaut. Hängen geblieben bin ich bei den Modellen der deutschen Nationalmannschaft für die Olympiade1972 in München, kurios, was man damals getragen hat und aus welchen Gründen. Farbe und Schnitt sollten weit weg von jeder Erinnerung an das Hitler-Regime sein. Aus diesem Grund wurde auch auf Dirndl verzichtet. Verfremdete Dirndl wurden dann doch nach einer Diskussion für die Hostessen gestaltet.



Zur Winterolympiade wurden die Schweizer Sportler in diesen Anzug gesteckt. Ich glaube, wenn ich nicht so müde gewesen wäre, hätte ich mir diese ganze Ausstellung auch genauer angeschaut, aber es war dann doch an einem Tag hintereinander etwas viel.

Über Iris van Herpen in Paris habe ich hier im Feuilleton der FAZ einen Artikel gefunden. Zur Sportmodeausstellung gibt es auch hier einen kurzen Bericht.

Fazit: tolle Ausstellung, hat sich sehr gelohnt, viel gelernt.

Auf bald, Anja


Dienstag, 20. Februar 2024

Aran stricken

Dieser Post mit den Fotos schlummert seit fast einem halben Jahr auf meinem Blogger Dashboard. Zeit, endlich den Text dazu zu schreiben. Und sich an den Strickhimmel, Inspirationen und Pläne zu erinnern und an die irische Westküste zu beamen. Auch wenn wegen meines Arms derzeit noch nicht an Handarbeit zu denken ist. Immerhin: Das beidhändige Tippen nach dem Abnehmen der Schiene klappt schon mal erstaunlich gut.

Im September 2023 waren wir eine Woche in Dublin und Galway. Meine erste Reise nach Irland - ehrlich gesagt, war ich etwas enttäuscht. Soviele Leute schwärm(t)en von Irland, ich fand es nicht so spektakulär wie z. B. Norwegen oder auch Schottland, eher vergleichbar mit Wales oder Cornwall, aber im Gegensatz dazu war es leider überall ziemlich überfüllt. Eine bekannte Billigairline fliegt von ganz Europa dorthin, weil sie ihre Basis in Dublin hat.

Am meisten begeistert haben mich die Woll- und Stoffwaren. Bei meinen früheren Reisen habe ich mich nicht für Textiles interessiert, insofern war dieser Aspekt neu für mich. Und da ich ein Buch über die Strickmuster der Aran Inseln habe und daraus bereits gestrickt habe, lag es nahe, diesen Mustern auf den Grund zu gehen. Überall gab es Geschäfte mit unfassbar schönen, bunten, unterschiedlich gemusterten Pullovern (und Mützen, Jacken, allem). Die Preise waren viel zu günstig, auch wenn es wegen Sale reduziert war. Trotzdem: 30 - 50 Euro für einen zwar maschinengestrickten Pullover aus 100 % Wolle und 120 - 150 Euro für einen handgestrickten Aran Pullover aus Wolle (gefertigt sicher in Asien, die Maschinengestrickten allerdings in Fabriken in Irland oder England). Dagegen ist Wolle kaufen und selbst wochenlang stricken nicht konkurrenzfähig.

Ich wollte keinen Pullover kaufen auch wenn die Versuchung groß war. Mein Plan war eigentlich, im Herbst Wolle zu kaufen und dann noch einen selbst zu stricken. Oder ein Tuch. Dazu ist es bisher aus unterschiedlichen Gründen nicht gekommen. Meinen zweiter Aranpullover aus dem Buch von Alice Starmore habe ich immerhin in den Urlaub mitgenommen und oft angezogen. Ich liebe ihn sehr und hab ihn auf der Fahrt auf die Aran Inseln getragen - und fotografiert. Hier zu Hause ziehe ich ihn viel zu selten an, die Farbe ist nicht so kombinationsfreudig. Der Pullover strahlt vielleicht auch eher für sich.





Bei einer Wanderung sind diese Aufnahmen entstanden. Ähnliche Bilder finden sich in dem Buch und die Namen der Gegenden haben Alice Starmore zu den Namen ihrer Designs inspiriert. Die Bucht unten heißt wie mein schwarzer Aranpullover, der stark pillt, an einigen Stellen aufribbelt und daher bald auseinanderfällt. Er wird dauergetragen, das Muster orientiert sich an den Steinplatten. Schwarz lässt sich besser kombinieren, aber das Design ist nicht so sichtbar. Ich habe ihn hier noch einmal fotografiert, es ist das Titelmodell des oben erwähnten Buches, stark aufgehellt, damit ihr das Muster in der schwarzen Wolle erkenne könnt:





Wenn ich nochmal auf die Shetland Inseln oder Harris & Lewis komme, werde ich dem Fair Isle und dem Tweed nachspüren. Als ich dort war, habe ich die Wollkultur zwar wahrgenommen, aber andere Dinge standen im Vordergrund der Reisen. Schade rückblickend betrachtet. Aber nicht zu spät. Denn grundsätzlich mag ich neben Italien den Norden lieber als den Süden.

Viele Grüße, Anja