Freitag, 21. November 2025

Lederrock statt Lederhandschuhen

Vor mindestens 3, wenn nicht sogar 4 Jahren, habe ich auf dem Stoffmarkt Holland, wo es einen Lederstand gibt, ein größeres Stück dünneres Leder gekauft. Keine Handschuhqualität, aber doch so, dass es für Handschuhe geeignet schien. Ich wollte mir gerne Handschuhe nähen, die weit bis zum Ellenbogen reichen. Lt. dem Lederhändler hatte mein Stück Rockgröße. Ein Weinrot, das ein wenig ins Bräunliche geht, d.h. bei Tageslicht Rot, bei Kunstlicht leicht Braun. Das habe ich aber erst zuhause festgestellt. Ich habe noch einen anderen Stoff, der zuhause nicht mehr Rot war, sondern eher Braun wirkte, aber das ist ein anderes Thema.

Voller Elan habe ich damals die Größe bestimmt, ein Schnittmuster aus einem Handschuhnähbuch kopiert und einen Probehandschuh genäht: aus einem haptisch ähnlichen Stoff mit ähnlicher Dicke. Was für ein Fail! Was für eine Fisselbarbeit! Dann viele Handstiche, sehr exaktes Arbeiten gefordert! Nein, das war so gar nicht meins. Also landete das Leder wieder im Schrank. Immer mal wieder angefasst, ausgemessen, wird es eine Tasche, reicht es für den schönen Rock, den Carola diesen Herbst vorstellte? Alles Fehlanzeige.

Aber da das Leder wirklich zu den ältesten "Stoffen" in meinem Schrank gehört und mir bei der Recherche oft Leder begegnete (übrigens auch interessante Oberteile) ging es los, ein ganz schlichter Rock sollte es werden, für mehr hätte das Stück auch nicht gereicht. Ich habe ebenfalls Teilungsnähte in die Mitte genäht, denn ohne diese wäre der Rock sehr kurz geworden. 

Unten meine Inspiration:


Und nun zum Ergebnis:







Von hinten knittert der Rock leider sehr, so ist das Leben nach 3 Stunden auf dem Stuhl:



Da man Ledernähte nicht flachbügeln kann, habe ich alle Nähte beidseitig abgesteppt, siehe Detailfoto unten. Der Saum ist abgesteppt, der Reißverschluss doppelt gesteppt, ich hatte nicht genug Material, um noch einen Innenbund zu nähen, daher habe ich oben ganz schmal umgeklappt und umgesteppt, damit das Futter nicht herausschaut. Da ich sicher niemals etwas trage, was ich in den Rock hinein stecke, kann ich mit der etwas unsauberen Lösung leben.

Ursprünglich habe ich mit einer Ledernadel angefangen zu nähen: entweder diese einzige Nadel, die mir noch nicht gebrochen ist, war zu dick oder das Leder eben doch sehr viel feiner als alle bisherigen Leder, die ich vernäht habe. Die Naht war total unsauber, fiel fast auseinander, Unter- und Oberfaden verbanden sich nicht. Ich bin dann zu einer Jeansnadel umgeschwenkt, was funktioniert hat.

Ich habe wirklich versucht das Maximum an Länge herauszuholen. Leider habe ich kein Foto davon, wie ich die selbst konstruierten Bleistiftrockstücke aufgelegt habe, aber glaubt mir, es passte so gerade.

Leder hat zwar keinen Strich, aber offiziell soll man es schon in einer Richtung auflegen, in Wuchsrichtung. Vor langer Zeit recherchiert und nie beachtet.

Ich bin ganz zufrieden mit dem sehr schlichten Rock. Durch das Material hat er doch etwas Besonderes. Im Endeffekt ist die Farbe schön herbstlich und vermutlich trage ich den Rock genauso oft wie ich Handschuhe tragen würde.

Einen Makel habe beim Sitzen in der U-Bahn bemerkt. An einer Stelle, siehe Foto, schimmert die Strumpfhose durch, da sind zwei kleine Löcher in einer Linie, wo mal ein Faltenbruch oder ähnliches war (auf dem Foto ganz links etwas oberhalb des Saums erkennbar). Habe ich weder beim Kauf noch beim Zuschnitt gemerkt. Ich hoffe nun, dass die Löcher erstmal nicht größer werden bzw. sich nicht miteinander verbinden.



Zusammenfassung: 

Zeitaufwand: Ich habe eine ganze Woche jeden Abend etwa 2 Stunden an dem Rock gearbeitet, Schnittkonstruktion, Zuschnitt planen, Futterrock und Rock nähen, Reißverschluss einigermaßen ordentlich einsetzen. Alle Nähte umkleben und steppen. Eine Menge Zeit für einen einfachen Bleistiftrock. Das Material lässt grüßen.

Schwierigkeitsgrad: einfach, die Konstruktion eines Rockes ist keine große Sache, selbst konstruiert passt er dann auch, das Einnähen des Reißverschlusses in der gekrümmten Seitennaht etwas tricky, nachdem ich die richtige Nadel hatte, funktionierte auch das Zusammennähen gut.

Kosten: Futterrest von Annette Görtz, 2 Euro, Reißverschluss aus der Karstadt Auflösung, 1 Euro, Leder vom Stoffmarkt: 60 oder 70 Euro, erinnere es nicht mehr genau.

Herbstliche Grüße

Anja






Montag, 17. November 2025

Catwalk: The Art of the Fashion Show - im Vitra Design Museum in Weil am Rhein

Mein Bruder lebt in Freiburg, ich fahre generell gerne nach Baden. Und auch wenn sich sonst niemand in seiner Familie für Design interessiert, schaue ich immer, was im Vitra Museum gerade geboten wird. Mal abgesehen davon, dass der ganze Campus ein wunderbares Ausflugsziel ist, ständig neue kleine Gebäude entstehen, es ein schönes Café gibt und die Umgebung zum Wandern in den Weinbergen einlädt. Im Übrigen kann man von dort auch sehr schön nach Riehen (Fondation Beyeler) oder bis zum Badischen Bahnhof in Basel laufen.

Nun also: diese Ausstellung.


Um den Tag zu komplettieren, habe ich noch einen Workshop gebucht. Das Ticket für die Ausstellung hätte 16 Euro gekostet, der Workshop mit Ausstellungsbesuch 20 Euro. Überhaupt fand ich das gesamte Beiprogramm ziemlich cool. Leider für mich zu weit weg, um mehr Termine wahrzunehmen.

Die Ausstellung blickt auf etwa 100 Jahre zurück: Worth mit ersten Präsentationen für Kundinnen, Lucille mit aufwändigeren Shows, Chanel, die ihre Spiegeltreppe geschickt nutzte. Über alle Epochen liefen raumhohe Videos und zusätzlich kleine Monitore, die man mit Kopfhörer nutzen konnte. Die Filmdauer lag zwischen 2 und 20 Minuten. Viel anzuschauen, ich habe mich auf Fragmente beschränkt, weil ich nicht soviel Zeit eingeplant hatte.

Es gab Eintrittskarten (manchmal waren stattdessen auch Objekte verwendet worden, gerade später, als die Shows aufwändiger wurden), Skizzenbücher, Stuhlmodelle, Menüreihenfolgen, Architekturmodelle von Räumlichkeiten, natürlich auch vereinzelt besondere Kleidungsstücke.

Auf dem Tuch von Dior unten sind die Stühle, auf denen damals die Kundinnen Platz nahmen, gedruckt. Es handelt sich um besonders schmale Stühle, damit viele Gäste in den kleinen Atelierräumen sitzen konnten.




Oben Farbpaletten mit Modellen von Balenciaga, anhand dieser Karten wurden die Modelle in den Raum geschickt, sie bildeten in der Frühzeit die Reihenfolge ab.

Anhand der Videos konnte man wunderbar verfolgen, wie sich der Charakter von einfachem ruhigen Schreiten und exakter Präsentation der Modelle in kleinen Ateliers mit einem Conferencier, dann in größer werdenden Sälen, über mehr Bewegung mit klassischer Musikbegleitung, ganz viel wilden Tanz in Boutiquen und Diskotheken (60er Jahre) hin zu den heute üblichen Fashion Shows während der Fashion Weeks an immer entfernteren oder mindestens besonderen oder skurrilen Orten (Chinesische Mauer, Glasstege auf der Fontana di Trevi, Lagerhallen in Vororten von Paris, Grand Palais) mit opulenter Dekoration verändert hat. Es war auch eine Zeitgeschichte der Mode, von der Haute Couture zum Pret-a-Porter.

So wie sich die Mode im letzten Jahrhundert verändert hat, unten Metallkleider von Paco Rabanne, deren Präsentation auf dem Laufsteg sichtlich schwierig war. Ebenso bei Victor&Rolf und anderen Designern, deren Namen ich noch nie gehört hatte.





Als Langvideos gab es Shows von Chanel, hier wurden Accessoires präsentiert. Außerdem sah man, mit welchem unglaublichen Aufwand der Grand Palais innen verändert wurde. Passende Deko, passende Musik (Rocket Man während eine fiktive Rakete startet). Der Zusammenhang zwischen Kleidungsstücken und Showambiente war gering aus meiner Sicht. Es gab immer die gleichen Tweedsachen von Chanel, nur die Accessoires waren an das Ambiente (unten Supermarkt) angepasst. Die milchtütenförmigen Taschen wird es vermutlich nie im Laden gegeben haben.



Auf architektonische Elemente bei Kleidung wurde auch Bezug genommen. Leider habe ich vergessen, von wem das Oberteil unten ist.



Oben ein Pullover, der während der Show angezogen wurde, die Anleitung jeweils daneben, es gab dann mehrere Varianten, wie man ihn tragen kann.

Politik in der Mode, unten Bezüge zum Europaparlament, Kleidung in Europablau und/oder Anzüge, die Politiker so wirklich tragen, die Show entlang eines dem Parlament ähnlichen Saals. Auch wurden Videos der Klimakatastrophenshows (Überflutung, Schneesturm) gezeigt. War das Gucci, ich weiß nicht mehr. Sehr eindrucksvoll, wenn auch die Mode total im Hintergrund stand, bei den Schneesturmshows war eigentlich nichts erkennbar.


Ja, und um 14 Uhr startete dann meine Lecture Class: The Art the Image: Photography and Styling. Es handelte sich mehr um einen Workshop für Studenten, 3 Masterstudenten führten kurz anhand einer semi Powerpoint Präsentation in das Thema ein, insbesondere wurde auf einen britischen Underground Designer verwiesen, dessen Namen ich leider auch schon vergessen habe. Sein Styling ist extrem exzentrisch. Die Gesichter erinnerten an Karneval. 

Danach wurden wir in Gruppen eingeteilt und alle anderen "erwachsenen" Besucher, außer mir noch 3 Herren, die vermutlich auch über die Ausschreibung auf der Website auf die Lecture gestoßen sind, merkten, dass das nicht das war, was sie erwarteteten. Oder der Style doch sehr abwegig war.

Ich habe noch eine Weile beim Schminken zugeschaut, beim Perücken und Hutdinger drapieren, es gab auch viele Glitzer, Plastik und sonstige Teile, die man oben herum anziehen konnte. Für den Abschluss war ein Shooting in einer Photo Box geplant.





Oben ein paar Anregungen, wie wir uns stylen und später posen könnten.

Ich habe es dann vorgezogen, noch im Hellen zum Bahnhof zu gehen. Es war dennoch interessant. allerdings frage ich mich schon, was all diese Bachelor- und Mastermodestudenten später für Mode kreieren. Nicht für meine Generation. Oder sie werden in Jobs landen, wo sie Geld verdienen, aber kaum ihre Träume ausleben können. Aber das ist ein anderer Diskurs.

Auf bald, Anja


Mittwoch, 5. November 2025

Celine - Phoebe Philo - Tabard aus der Resort Collection 2016 - nachgenäht

Über die Seite Archive Dot auf Instagram oder so ähnlich, wo Sachen aus älteren Kollektionen von Celine/Phoebe Philo verkauft werden, bin ich auf mein zuletzt genähtes Kleid gestoßen und auch auf dieses interessante Kleidungsstück, für das ich den letzten Rest des Stoffes von Annette Görtz verwendet habe.

Ich hatte mir ein paar Screenshots gemacht, oben eine kleine Zusammenstellung. Später habe ich dann gezielt gesucht, mir fehlte eine Bezeichnung, was das eigentlich ist: kein Pullunder, kein Kleid, kein Poncho .... so kam ich auf eine andere Seite, in der eben jenes Kleidungsstück in Grün abgebildet war, beide entstammen der Resort Collection 2016 und heißen Thabard oder Tabard oder Tappert oder auf Deutsch Wappenrock. Stimmt, an so etwas erinnert das Teil. Bei Celine werden noch die Cut-outs erwähnt, es sind aber keine Cut-outs, sondern es wird eindeutig geknöpft.

Das Schnittmuster ist sehr einfach. Mein Problem war die Stoffbreite, denn ich bekam nicht beide Stücke mit angeschnittenen Knopf-/Knopflochriegeln nebeneinander auf meinen Stoffrest (es ist der Rest von Kleid/Jacke, nur habe ich die andere, die graue Stoffseite verwendet). Also entschied ich mich, die Riegel separat zuzuschneiden und anzunähen. Gerne hätte ich alles gedoppelt, aber nur der rückwärtige Riegel ist gedoppelt, für alles andere hatte ich nicht genug Stoff. Ein echtes Resteprojekt. Gerade noch genug, um für die Paspelknopflöcher Wendestücke zuzuschneiden.


In meiner Konstruktion waren ein paar Denkfehler: besser hätte ich die Riegel unter der rechten Seite angenäht, damit wären die Nähte weniger sichtbar gewesen. Und noch besser hätte ich die Knopfteile auf die hinteren Riegel genäht, wie im Original. Bei mir schaute man von vorne auf die Öffnung. Ich habe aber keine Lust, alles nochmal aufzutrennen. Dann kam mir der Gedanke, dass ich das Kleidungsstück einfach drehe und Hinter- und Vorderteil tausche. Die Schnittteile sind identisch. Ich habe lediglich den Halsausschnitt vorne weiter aufgeschnitten und gesäumt (das aufgenähte Label wurde abgetrennt und auf die neue hintere Mitte platziert). So geht es.

Ich muss sowieso schauen, wie und wann ich das Teil anziehen kann. Es wird ausschließlich mit Hosen getragen, scheint mir. Wichtig ist auch eine Kontrastfarbe. Jeans habe ich, wären geeignet, sind für mich aber nur in der Freizeit eine Option. Gut wärmen tut der Tabard in jedem Fall.

Einen ersten Versuch habe ich mit der blauen Cordhose und dem dunkelblauen Rolli gestartet. Ein noch größerer Kontrast wäre noch besser, damit man die Cut-Outs richtig sieht.

Der Text des Labels, das Tina selbst gemacht hat und uns allen zum Nähdelstreffen in Frankfurt mitgebracht hat, lautet: Wunderbar. Frankfurt 2025. Danke nochmal an dieser Stelle.




Der Tabard wärmt gut, passt zum Glück unter einen sehr übergroßen von meinem Vater übernommenen Wintermantel und jetzt brauche ich eigentlich weitere einfarbige Hosen. Nein, so ist nicht die Idee. Aber ich trage ihn und habe bereits Komplimente bekommen.

Gezeigt beim Me Made Mittwoch im November, einem Monat, in dem das Kleidungsstück gerne getragen wird, Lagenlook ist einfach super. Weitere Kombinationen stehen noch vor dem Ausprobieren.

Zusammenfassung:

Schwierigkeitsgrad: die größte Schwierigkeit war die Denkleistung hinsichtlich meiner eingeschränkten Stoffmenge und ob das überhaupt Sinn gibt oder für den Mülleimer ist. Zu gerne hätte ich alle Riegel gedoppelt. Zu gerne hätte ich es an einem Stück zugeschnitten.

Zeitaufwand: 4 Tage, jeden Abend, zzgl. Handstiche für 6 Paspelknopflöcher und 4 Knöpfe

Kosten: keine, Stoffrest, für den ich sonst keine Verwendung gehabt hätte, Garn, Knöpfe aus dem Bestand. Und es ist wirklich max. ein Stück 20 x 30 cm übrig geblieben.

Viele Grüße

Anja

Freitag, 31. Oktober 2025

Bustier-Gürtel-Westen-Dingsbums

Von diesem Rock hatte ich noch Stoff übrig, ca. 1 m mit angeschnittenen Teilen. also eine gute Menge, aus der noch etwas Vernünftiges werden konnte. Idealerweise passend zu dem Rock zum Kombinieren.

Die Reihenfolge der Bilder ist jetzt etwas verwirrend. Etliche meiner Nähfreundinnen rieten zu Westen oder Bustiers. Eine Weste habe ich knallhart abgelehnt, weil mich das an Business in den 90ern erinnerte und ich sogar noch 2 oder 3 Kaufwesten, so richtig klassische, passend zu den Hosenanzügen (deren Hosen nicht überlebt haben) im Schrank habe. Bustier schien mir ein guter Gedanke, aber eigentlich hatte ich zuviel Stoff für das, was ich damals aus Resten genäht habe.

Dieses Bustier aus Burda 8/2015 ist mir erst begegnet als ich schon etwas anderes zugeschnitten hatte. Sehr ärgerlich, weil es anders ist, hinten diagonal überlappend und mit dem Gürtel aus mehreren Schnittteilen interessant gebunden. Den Schnitt habe ich jetzt zum Kopieren aus der Bücherei geholt. Dieses Bustier möchte ich unbedingt noch nähen, allerdings habe ich derzeit nicht den passenden Stoffrest. Blöd gelaufen.

Natürlich habe ich vorher auch im Netz recherchiert. Caroline Herrera bot unten gezeigtes Teil an, gefiel mir irgendwie nur so semi zum Nachnähen. Doppelreiher stehen mir als Jacke nicht, vielleicht hat die Assoziation bereits gereicht.


Aus das Thema gekommen bin ich über etwas Anderes: gegen Ende der Great British Sewing Bee trug die Moderatorin neben der tollen Bluse einen spannenden Gürtel. Der verbrauchte allerdings wenig Stoff, nur eine Teilmenge des vorhandenen Rests, selbst wenn ich ihn komplett aus dem Wollrest genäht hätte. Also habe ich den Gürtel erstmal ad acta gelegt.


Dann durchsuchte ich mehrmals meine Burdas bis ich irgendwann an diesem Modell hängen blieb. Nicht so klassisch. Die Druckknöpfe gefielen mir nicht, die Kragenform auch nicht, aber alles lässt sich ändern. Gesagt, getan. Schnitt kopiert, Schnittteile ausgeschnitten und zugeschnitten. Es passte tatsächlich perfekt mit dem Rest. Es ist nur ein kleines Fitzelchen geblieben. Immerhin damit bin ich zufrieden. Unten seht ihr den Rest, aus dem ich noch den alternativen Kragen konstruiert habe.


Das Nähen zog sich ein wenig, viele Schnittteile. (Das oben gezeigte Bustier aus der August Burda ist auch nicht viel besser, unglaublich viele Schnittteile zu kopieren). Aber alles fügte sich prima zusammen, die Anleitung war klar. Im Fundus gab es noch einen passenden kontrastierenden Reißverschluss und einen Knopf als Detail im Rücken in gleicher Farbe.

Hier Tragefotos mit dem Rock. Mir etwas zu spießig, ich muss noch experimentieren und andere Unterteile suchen. Oder mit einem Rollkragen ausprobieren.





Oben noch der Knopf in groß.

Im nachhinein glaube ich, besser wäre es gewesen, wenn ich das Unterteil nicht gedoppelt hätte. Es ist jetzt ziemlich dick, der Originalstoff ist dünner und elastisch. Außerdem verzieht es den dicken Reißverschluss ein wenig. Passen tut die Weste super. Warm ist sie auch. Und eigentlich ist sie auch nicht schlecht, wenn ich nicht hinterher noch das tolle Bustier gefunden hätte.

Hier habe ich die Weste anders kombiniert, gefällt mir persönlich besser, trotzdem kein Lieblingsteil und zu dem Rock habe ich bessere Alternativen.





Zusammenfassung:

Schwierigkeitsgrad: Ich habe nicht mehr geschaut, wieviele Punkte der Schnitt hat. Ich habe nichts angepasst, sondern ihn fertig verwendet. Der Stoff ließ sich super vernähen, einzig das Einkräuseln auf den unteren Teilen auf beiden Seiten fand ich etwas schwierig, ist auch nur semi gelungen. Das ist leider beim Einkräuseln immer der Fall, obwohl ich Stichbreite verstelle, Unterfaden lockere, 2 oder sogar 3 x parallel nähe: beim Zusammenziehen wird es einfach nicht gleichmäßig.

Zeitaufwand: mehr als ich dachte, denn es waren viele Nähte und viel Bügelarbeit. Gefühlt eine ganze Woche mit Kopieren, Ausschneiden und letzten Handnähten.

Kosten: keine, Stoffrest von Annette Görtz Outlet, Reißverschluss für 1 Euro oder so aus der Karstadt Auflösung, Knopf und Garn aus dem Fundus.

Viele Grüße

Anja


Freitag, 17. Oktober 2025

Kostümwesen - Führung in den Städtischen Bühnen Frankfurt

Während ich auf die U-Bahn warte, studiere ich immer die Plakate in der Station. So fiel mir vor ziemlich langer Zeit die Kostümwesen Führung im Kalender der Oper Frankfurt auf. Sie findet alle 2 Monate statt und es gibt einen bestimmten Buchungstag, ab dem die Tickets erhältlich sind. Es brauchte einige Anläufe bis ich die Möglichkeit hatte, an der Führung teilzunehmen. Erst war ich zu spät für ein Ticket, dann passte der Termin nicht, dann war Sommerpause. Gestern hat es geklappt. Und es hat sich wirklich gelohnt. Die Gruppe war größer als erwartet, aber es passten alle in alle Räume und der Leiter der Kostümabteilung, auf dessen Podcast "Maasgefertigt" ich hier gerne verweise, hat laut, deutlich, anschaulich erzählt. Dabei ging es natürlich auch um Hintergrundinformationen zu den Produktionen, für die die Kostüme sind, die da gerade in den Räumen genäht wurden.

Vorab ist zu sagen, dass die Städtischen Bühnen Frankfurt in einem Gebäude untergebracht sind, das aus mehreren Epochen stammt und dementsprechend verschachtelt ist. Sämtliche Räume entsprechen nicht mehr dem, wie man es heute bauen würde, der Brandschutz ist ein Problem, die Barrierefreiheit ebenso. Deswegen ist seit unglaublich langer Zeit ein Neubau, Umbau oder was auch immer geplant. Schon vor 2 (oder sogar 3) Jahren wurde dazu im Architekturmuseum eine Ausstellung zu Bühnenbauten gezeigt, ich erinnere mich an tolle Beispiele aus den nordischen Ländern und absolute Fails in Köln und Stuttgart, soweit ich weiß, immer noch nicht fertig. In Frankfurt ist immerhin eine erste Entscheidung getroffen, was bleibt (Denkmalschutz) und wo das Schauspiel neu gebaut wird, wann es losgeht, wie die Übergangsphase gestaltet wird, wie es weiter geht, alles offen. 

Insofern sind die Räume in einem Zustand (den der Leiter im Vergleich zu anderen Räumen als noch ziemlich gut beschrieben hat), den ich als beengt, dunkel, oll bezeichnen würde. Ehrlich gesagt, Arbeitsbedingungen, die für mich sehr gewöhnungsbedürftig wären. Dabei geht es nicht einmal um Temperaturen, die vermutlich im Sommer in grauenhafte Höhen steigen, das will ich nicht wissen, selbst in vielen modernen Gebäuden mit sogenannten Klimadecken und vorhandener Außenverschattung erreichen die Innentemperaturen in Frankfurt im Sommer an den heißen Tagen gerne mal die 27 Grad Marke, bei der mir das Denken und Arbeiten schwer fällt. Das ganze Mobiliar, die Wandfarben, das "Gerümpel", das überall im Weg stand, aber notwendig war, die Ordnung, die für mich nicht erkennbar war, sowas hemmt meine Kreativität. Aber da ist jeder anders und meine Bekannte, die als Lehrerin in einer Schule arbeitet, meinte, dort sei es auch nicht anders.

Im Kostümbereich arbeiten 120 Personen zzgl. Hospitanten, FSJ-ler, es gibt Azubis im Schneiderhandwerk, Schumacherhandwerk und Modistenlehrlinge. Dies, damit auch in Zukunft die Möglichkeit besteht, individuell anzufertigen.

Ausgelagert ist das Kostümdepot und ein weiteres Stoffdepot. Ich erinnere die Zahlen nicht mehr, es muss riesig sein, denn die Stoffsammlung, in der wir waren, war bereits sehr groß.

Bei 30 Neuproduktionen und 30 Wiederaufnahmen pro Spielzeit mit ggf. anderen Spielern ist ziemlich viel zu tun, entsteht auch Zeitdruck. Nicht alles wird neu hergestellt, Vor allem für die Chöre wird auf vorhandene Sachen zurück gegriffen, die dann geändert werden. 

Die Kostümbildner sind meist Externe, bringen ihre Zeichnungen mit und dann geht es los, etwa 2 Jahre vor der Premiere. Die Gewandmeisterin erstellt die Schnitte, viele Damen- und Herrenschneider setzen um. Während der Proben wird auch anprobiert, angepasst. Das Kostüm verleiht dem Schauspieler bzw. dem Sänger erst das richtige Gefühl für die Rolle, d.h. auch die, die am Ende die Kostüme tragen, werden integriert. Der ganze Prozess hat mich an Haute Couture erinnert, wo für eine bestimmte Kundin und einen bestimmten Anlass ein Kleidungsstück angefertigt wird. Im Extremfall werden auch die Schuhe maßgefertigt, wenn für die Rolle ein bestimmtes Modell notwendig ist und am Markt nicht erhältlich oder zu teuer ist, im Beispiel ging es um Schuhe, die 700 Euro gekostet hätten und das Budget gesprengt hätten.


Wie schon gesagt, es war überall sehr eng, die Stühle, an denen die Schneiderinnen vor der Nähmaschine sitzen, sehen aus wie alte Kneipenstühle. Überall hängen halbfertige Kostüme, halbfertige Hüte, unbesohlte Stiefel. Fast überall in diesem Fall Sachen für "Boris Godonov", das demnächst startet.

Auch die Obergewandmeisterin hat nicht mehr Platz, die Zuschneidetische sehr begrenzt an der Zahl. Wenn in einem Nähraum 24 Machinen rattern, möchte ich nicht wissen, wie laut es da ist. Hat mich irgendwie an die Bielefelder Wäschefabrik erinnert, wo in der Führung auf das große Fenster und die hohe Decke hingewiesen wurde - die wurde vor 100 Jahren gegründet. Nun ja, die Städtischen Bühnen sind natürlich auch irgendwie vor und nach dem Krieg gewachsen. Es waren oft Rohrleitungen an den niedrigen Decken und das Ambiente erinnerte mich eher an Kellerräume als an 3. oder 5. Obergeschoß. Es gab immerhin große Fensterfronten in den meisten Räumen. Die Ankleiden waren zwar groß mit vielen Spiegeln, einen Vergleich mit den Modehäusern darf man nicht anstellen. 


Oben ein Modell für "Punch and Judy", die Führung hat auf die Inszenierungen neugierig gemacht. Es ist gelungen, ich habe mir vorhin für 3 Vorstellungen Tickets besorgt. Auch "Punch and Judy"

Neben der Schumacherei gab es ein riesengroßes Schuhdepot. Leider war mein Foto verschwommen. Unglaublich, was es dort gab, Absätze, Sohlen, Schuhe, die Riesenfüße machen - und Laufen müssen die Schauspieler darin.


Unten einige Detailaufnahmen aus verschiedenen Räumen: Vorräte an Bändern, Borten, Knöpfen, Gummis usw. - unendlich.


Halbfertige Kostüme: schaut euch die Fahrradschläuche auf dem schwarzen Mantel unten an, Wahnsinn!



Oben ein kleiner Teil der Stoffsammlung und die Färberei. Ich hätte nie und nimmer gedacht, mit welchem Aufwand Kostüme gemacht werden.

Wir sind fast 3 Stunden durch die Gänge und Räume gelaufen, es war superinteressant. Falls es so eine Führung auch in eurer Stadt gibt, geht hin. Am Ende war ich aber wirklich platt.

Schöne Grüße und ein feines Wochenende

Anja

Donnerstag, 16. Oktober 2025

Unterziehrolli - einfach, schnell und immer brauchbar

Da ich gerne und oft Trägerkleider trage und ein paar wintertaugliche kurzärmlige Kleider habe, brauche ich im Winter dünne Unterziehsachen. Vor ca. 2 -3 Jahren habe ich schon einmal eine dünne, sehr dünne Wolle von Haider Ackermann als Jersey bei The Fabric Sales bestellt und bei meinem Besuch im September dort, habe ich einen weiteren Wolljersey - vermutlich aus der gleichen Serie - gekauft. Der Preis meines Stoffes liegt weit, sehr weit unter dem, den mein Modell von Caroline Herrera kosten soll. Dabei handelt es sich allerdings auch um eine Woll-Seiden-Mischung.



Mein Schnitt ist der gleiche wie für das graue Shirt. In dem verlinkten Post, wird es weiter unten beschrieben. Identische Länge, identische Ärmellänge, nur habe ich diesmal einen Rollkragen angefertigt. Da ich keinen Ripp habe, sieht das Ergebnis dann anders aus als auf dem Bild oben, aber der Gesamteindruck wird ja durch Farbe und Form geprägt, insofern bin ich ziemlich zufrieden mit dem Ergebnis.


Ich habe den Rolli jetzt einmal mit diesem älteren Latzrock nach einem Schnitt aus La mia Boutique kombiniert. Er trägt sich sehr angenehm, weiche Wolle, schön lange Ärmel, der Rollkragen könnte am Hals ein wenig enger sitzen, aber manchmal geht es bei einer eigenen Kreation auch nicht so aus wie es soll. Bei der Anprobe des Rollkragens vor dem Festnähen schien er mir enger. 

Zusammenfassung:

Schwierigkeitsgrad: einfach, schnell, der Schnitt war bereits abgepaust, die Länge des Rollkragens ergab sich aus dem verbleibenden Stoff, er ist gedoppelt und so breit wie das Ausschnittloch, da konnte ich dann auch nichts mehr enger machen.

Zeitaufwand: 2 -3 Stunden

Kosten: ca. 15 Euro, der Stoff, Wolljersey von Haider Ackermann über The Fabric Sales, liegt fast 175 cm breit, gekauft habe ich 1,30 m, insofern habe ich ein riesiges quadratisches Stück übrig, ich weiß noch nicht, wofür ich das verwenden kann. 

Und nun widme ich mich den finalen Arbeiten (händisch Knopf annähen) an einer experimentellen Resteverwertung. Mehr dazu sicher im nächsten Post, ein spannendes Projekt. Und gestern habe ich erst erfahren, wie man das Kleidungsstück nennt.

Herbstliche Grüße aus Frankfurt

Anja

Sonntag, 28. September 2025

Karo-Fake-Wickelrock Burdastyle #117 aus 12/2018

Den Stoff von Max Mara (Outlet bei Florenz) habe ich schon vor fast 2 Jahren mit dem Ziel ein Trägerkleid daraus zu nähen gekauft. Mittlerweile habe ich ziemlich viele Trägerkleider und brauche keins mehr. Röcke habe ich zwar auch nicht wenige, aber man kann sie doch vielseitiger kombinieren als ein Trägerkleid. Insofern habe ich für den Karostoff diesen Karorock ausgewählt. Ein bisschen deshalb, weil es schnell gehen sollte und der Schnitt bereits kopiert und im wesentlichen angepasst herum lag. Diesen Rock hatte ich daraus bereits genäht. Er lag lange herum, aber letzten Herbst und Winter habe ich ihn viel und gerne in anderer Kombi mit längerem und dünnerem blauen Rolli getragen.

Der Rock sollte etwas länger werden, es hätten noch einige cm mehr sein können. Ich glaube, das Problem ist, dass ich vor dem Spiegel messe und es - wenn ich von oben herab schaue - länger aussieht. Inzwischen sind schon mehrere Kleidungsstücke kürzer geworden als ich wollte - und immer wäre noch Stoff da gewesen. Aber die Länge ist o.k. Ansonsten gibt es wenig zu berichten. Der seitliche Reißverschluss ist nicht nahtverdeckt, ich habe einen aus dem Bestand verwendet. Das Futter ist grün wie die Karos (Annette Görtz Outlet). Auf dem Fotoausflug trage ich dazu einen Pullover, schon alt und immer noch sehr geliebt, aus Mohair einfach gerade gestrickt mit geradem Rollkragen , anscheinend nicht verbloggt, jedenfalls finde ich ihn nicht auf Anhieb. Weiter unten diese Manteljacke, auch sehr geliebt und gerne getragen.




Aufnahmen von hinten mit und ohne Jacke:



Karo auf Karo, ich mag Mustermix/Farbmix einfach gerne.



Etwas unzufrieden bin ich mit dem Bund. Ich glaube, bei dem dicken Stoff wäre ein angeschnittener Bund ohne Form (also nur umgeklappt) besser gewesen. Ich habe vorne, wo 2 Lagen Stoff auf 2 Lagen Bund treffen, einen ziemlichen Knubbel, habe zwar viel zurück geschnitten, aber es bleibt ja immer noch was übrig. Das finde ich doch sehr unansehnlich. Ich habe wie verrückt gebügelt, aber besser wird es nicht. Und fusseln tut der Stoff wie verrückt - auch noch nach dem Versäubern.

Zufrieden bin ich damit, dass überall die Karos aufeinander treffen oder irgendwie harmonieren, vor allem am nicht vorzeigbaren Bund. Tja. Der Rock hat heute seine Bewährungsprobe bestanden. Er ließ sich gut und komfortabel tragen.

Zusammenfassung:

Schwierigkeit und Zeitaufwand: einfach und schnell, Zuschnitt und zusammen nähen an einem Abend, der Rest an einem anderen kurzen Abend, die letzten Hand in der Nacht von Freitag auf Samstag nach einem inspirierenden Film und Wein und Essen mit Nähdels-Freundinnen.

Kosten: leider erinnere ich mich nicht mehr, was der Coupon (ca. 1,60 m) gekostet hat. Aber nicht viel, vermutlich unter 20 Euro, denn ich habe ihn eigentlich nur mitgenommen, weil alle meinten, der steht mir so gut und passt zu dem Mantelstoff usw. Wirklich gebraucht habe ich ihn nicht und meine Gepäckobergrenze war damals auch schon erreicht.

Herzliche Grüße und einen wunderbaren Herbstbeginn, Anja