Sonntag, 7. November 2021

Step by Step - Schuh.Design im Wandel im Deutschen Ledermuseum

Nur 4 Stationen mit der S-Bahn von mir entfernt gibt es ein Museum, das ein Aschenputtel Dasein unter den Museen führt. Auch ich habe die dortigen Ausstellungen nicht wirklich auf dem Schirm. Es gibt wenig Öffentlichkeitsarbeit, so dass man selbst in Frankfurt wenig von dem, was im Deutschen Ledermuseum in Offenbach passiert, erfährt.


In Zusammenhang mit einer Recherche bin ich auf die seit einem Jahr laufende Ausstellung über Schuhe gestoßen. Sie endet am 16.1.2022. Jedes der weniger Male, die ich nach Offenbach gefahren bin, war ich von den Ausstellungen begeistert. Gestern hatte ich die Kamera dabei, so dass ich es endlich schaffe, einmal im Blog zu berichten.

Es gibt 2 Ausstellungsteile, im ersten geht es kurz um die Schuhherstellung und ausführlich um die verschiedenen Schuhformen. Es werden immer 2 Paare aus sehr unterschiedlichen Epochen nebeneinander gestellt, die einen ähnlichen Zweck erfüllen: Hier die Querriemenduschsandale Adilette von 1972 und hölzerne Badeschuhe für öffentliche Badeanstalten, Syrien, Mitte 19. Jahrhundert

Diese Spitzentanzschuhe stammen aus Russland, 19./20. Jahrhundert, daneben Ballerinas, die erstmalig Mitte der 50er Jahren getragen wurden und heute noch aktuell sind (dieses Modell ist von 2019).

Roger Vivier verwendete für diesen Pumps von 1962 für Dior Seidendamast, der Sneaker Nike Air Max wurde 2015 lanciert und nimmt auf ganz anderem Material das Muster auf.

In der Ausstellung gab es keine Schautafeln, sondern man konnte jeweils den thematischen Überblick und ausführliche Texte zu jedem Schuh in einem zusammengetackerten Heft lesen. Das ist hier auch in anderen Museen üblich. Ich finde es etwas umständlich. Gut ist hingegen, dass ich jetzt zuhause alles nachlesen kann und die Hefte ganz sicher aufbewahren. So habe ich auch zuhause nachgelesen, dass Vans ursprünglich als Skaterschuhe konzipiert waren, daher die Sohlenriffelung. Uggs wurden in der 50erJahren erdacht, um nach dem Surfen schnell die kalten nackten Füße in den Fellschuh zu stecken und aufzuwärmen.

In zweiten Teil der Ausstellung geht es um die Entstehung des Absatzes, das Material, die Bedeutung von Schuhen, Sexiness.

Man denkt nicht, dass der zweifarbige hintere Pumps von 1775 stammt, seine Form ähnelt auffallend dem Pumps von Vivier von 1987 aus Krokodilleder.

Auch die in den 90er Jahren populäre Plateaumode (hier Buffalos) ähnelte auffallend den Chopines aus dem Venedig des 16. Jahrhunderts.

Der aerodynamische Kabukischuh (unten rechts) von Beth Levine stammt von 1964, seine Sohle ist hölzern, das Obermaterial Vinyl. Auch Nicholas Kirkwood verwendete transparentes Vinylband am Rist, um die Sandalette Peggy von 2019 tragbar zu machen.

2 ähnliche Stiefeletten, 1870 hat Francois Pinet die bestickte Schnürstiefelette entworfen, 2019 Alexander McQueen die Stiletto Stiefelette.

Der sogenannte Hochfrontpumps mit rotem Absatz stammt aus dem 18. Jahrhundert, unter Louis XIV avancierten rote Absätze zu einem Statussymbol. Ähnlich ist es mit den modernen Pumps von Louboutin mit roter Sohle.


Alles in allem eine ganz tolle, sehr empfehlenswerte Ausstellung, am ersten Samstag im Monat ist sogar der Eintritt frei und es war trotzdem total leer. Es gibt auch viele interessante Führungen, wie gesagt leider nur noch bis Mitte Januar.

Statt des etwas drögen Museumscafes gibt es gleich gegenüber ein sehr nett eingerichtetes Cafe:




Viele Grüße

Anja



4 Kommentare:

  1. Schön, dass Du das Aschenputtel hervorgeholt hast... Wirklich spannend! Danke fürs virtuelle Mitnehmen und liebe Grüße Manuela

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    1. Das ist so lieb, dass du immer kommentierst und dich freust, wenn man was schreib, danke auch an dich. LG Anja

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  2. Schade, dass so viele schöne Ausstellung immer woanders sind. Gerade seit Corona fühlt sich da viel unerreichbar weit weg an. Aber schön es bei dir lesen zu können.
    Grüße Sabrina

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    1. Ich habe auch ganz oft das Gefühl, dass die schönen Ausstellungen immer woanders sind, lg Anja

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