Sonntag, 28. November 2021

Look! Enthüllungen zu Kunst und Fashion im MARTa Museum Herford

 Zufällig wurde ich durch eine Dokumentation auf Arte auf die Ausstellung aufmerksam. Glücklicherweise kurz bevor ich sowieso zu Besuch nach Herford fahren wollte. Ich bin also gemeinsam mit meiner Mutter, die sich immer schon für Mode- und Nähthemen interessiert hat und in den 50er Jahren als Damenschneiderin gearbeitet hat und sogar mal mit nach Paris fahren durfte, ins Museum gegangen, eine schöne Abwechslung für sie, die zur Zeit wegen der Pandemie nicht soviel erlebt. 

Wie in fast allen Museen, die ich im letzten Jahr besucht habe, war es auch hier angenehm leer.


Das MARTa, geplant von Frank O. Gehry, ist auch ein eindrucksvolles Gebäude, liegt nahe am IC-Bahnhof, sehr zu empfehlen, es gibt immer wieder gute Ausstellungen, moderne Kunst, Architektur, Innenarchitektur.

Look ist mehr Kunst als Fashion, man kann eigentlich sagen, es ist Kunst aus Fashion, zum größten Teil aus alten Kleidern und Schuhen, aber es gibt auch (bearbeitete, verfremdete) Fotos und Videoinstallationen. Teilweise werden auch neue Materialien zu Kunst, gleich zu Beginn der Ausstellung ist dieser Dschungel, Anfassen erlaubt

Schautafeln erläutern die Themen Fast Fashion und Fair Fashion. Beeindruckend war ein Video "15 Stunden", in dem die Monotonie der Arbeit in einer chinesischen Nähfabrik spürbar wurde, selbst wenn man nur 10 Minuten zuguckte. Meine Mutter erinnerte sich, dass eine Nachbarin früher bei Ahlers (eine Textilfabrik aus Herford, die heute sicher in Asien herstellt, eine ihrer Marken ist Pierre Cardin) gearbeitet und den ganzen Tag Knöpfe angenäht hat. D. h., dass es derartig monotone Arbeit auch noch Anfang der 70er Jahren in Deutschland gab. Der Zusammenhang zwischen den Schautafeln, den Objekte, wo man selbst Fragen beantworten konnte und den Kunstobjekten erschloss sich mir nicht ganz. Manches stand ohne Bezug zueinander im Raum, aber vielleicht wirkt das auch auf jemanden, der sich noch nicht mit der Herstellung von Fashion beschäftigt hat, anders.

Diverse Objekte zeigten Häkel- und Strickarbeiten, verfremdet, neu zusammengesetzt, die im Endzustand wieder an Fashion erinnerten, Kopfbedeckungen und Umhänge, teils fühlte ich mich auch an die umstrickten Lampenmasten und Fahrradständer erinnert, davon gab es aber hier nichts, auch keine Fotos





Hier gebrauchte Outdoorkleidung neu zusammengesetzt zu einer überdimensionalen Weste


bzw. riesige Stoffbahnen zu einem Hemd vernäht, mit Acrylfarbe bemalt, so dass der Eindruck eines Hawaiihemdes entsteht, bestimmt 2,5 bis 3 m hoch, das kommt aus dem Foto nicht heraus


Verfremdete Schuhe, eine Skulptur, man erkennt noch die Riemen der Trekkingsandalen


Interessant auch die Geschichte dieser Kleidung aus Fliesen einer alten Seidenweberei auf einem Metallgestell von eben dieser Weberei in der ehemaligen UdSSR, etwas mehr Hintergrund zur Entstehungsgeschichte, zur Idee wäre schön gewesen, interessant war das Objekt allemal


Von der Ästhetik gefiel mir diese Baumskulptur mit bunten Plastiktüten unglaublich gut, wobei ihre Bedeutung an der Stelle zwischen den verfremdeten Selbstbildnissen nicht ganz klar wurde


Am Ende der Ausstellung war ein Raum in eine sogenannte Insel umfunktioniert, hier besteht die Möglichkeit, selbst kreativ zu werden und mit alten Kleidern, Garn, Knöpfen, Reißverschlüssen, Bändern Kunstwerke zu erschaffen. Mehrere Nähmaschinen standen bereit und tatsächlich war dieser Raum am vollsten, 3 oder 4 Personen werkelten, eine Mitarbeiterin erklärte und half.


Eine ganz andere Art von Modeausstellung, keine Mode-, sondern eine Kunstausstellung, die einen neuen Blick auf Mode wirft. Neben den textilen Objekten war Fotografie / Selbstinszenierung / Video ein Thema. Für mich hat sich der Besuch gelohnt, auch wenn man sicher noch ein bisschen mehr Erläuterungen zu den einzelnen Objekten hätte bringen können.

Ich finde es überhaupt spannend, in wie vielen Museen und Ausstellungen es mittlerweile etwas zu diesen Themen gibt, mir scheint, dass es immer mehr wird. Bei Twill und Heftstich gibt es auch immer wieder interessante Berichte von Ausstellungen, die ich nicht auf dem Schirm habe.

Viele Grüße
Anja


2 Kommentare:

  1. Mir gefällt besonders die überdimensionierte Weste und das übergroße Hawai-Hemd gut. Think Big and so...
    Das MARTa kannte ich noch gar nicht.
    Danke fürs Zeigen und die Erwähnung.
    Liebe Grüße Manuela

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    1. Das ist auch so ein Aschenputtel Museum in der Provinz, außer dem Museum bietet nun Herford auch arg wenig. LG Anja

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