Im Polestar Showroom (bis gestern wusste ich nicht, was Polestar ist, bin nur immer wieder an dem Laden mit großen Autos im Schaufenster vorbei gelaufen, wie ich verstanden habe, ist es ein schwedisches besonders nachhaltiges Auto, ich habe nicht weiter recherchiert) werden derzeit in Kooperation mit der Fair Fashion Week und der nachhaltigen Modemesse Neonyt besondere Kleidungsstücke bzw. Accessoires und Schuhe gezeigt, ganz viel Upcycling, alles nachhaltig, langlebig usw.
Diesem Kleid sieht man nicht an, dass es aus 5 sehr ähnlichen Herrenhemden hergestellt wurde. Ein tolles Detail am Rücken, aber auch die Manschetten in bunten Streifen. Wenn man weiß, dass es Hemden waren, kann man noch die Elemente erkennen, auch am Gürtel, sehr interessant zusammen gestellt.
Dieser Sneature, so nennt die Designerin Emilie Burfeind, den Schuh, besteht aus gestricktem Chiengora, das ist ein Garn aus Hundehaaren. Er ist kombiniert mit einem Feuchtigkeitsschutz aus Naturkautschuk, die Sohle ist aus Pilzmyzel. Der Schuh hat einen Preis der Hessen Design Competition 2021 gewonnen.
Oben abgebildet ist ein Regencape, das vollständig aus benutzten Festivalzelten hergestellt ist. Die Designer stellen aus reißfestem und wasserdichtem Zellstoff, der auf regionalen Festivals eingesammelt wurde, Regen- und Fahrradjacken unter dem Label ENORM her. Sie haben dafür 2019 den einen Preis der Hessen Design Competition gewonnen.
Ich hatte mich in dem Showroom angemeldet, der diese Woche als Frankfurt Design und Fashion Showroom firmiert, weil dort eine Podiumsdiskussion zu nachhaltiger Mode stattfinden sollte. Interessanter als die Teilnehmer vorne, waren die Zuschauer anzuschauen, viele sehr extravagante Outfits, Mützen, Taschen, Frisuren, Schuhe. Aber einige sahen auch normal aus, ich war nicht die Einzige, die in ihrem Tagesoutfit dorthin gekommen ist. Schade fand ich, dass ein Teil der Zuschauer in Kleingruppengesprächen (mit Prosecco oder so) am Rand stand, teils sogar Handys bimmelten. Vielleicht waren das die Leute, die nur gekommen sind, um gesehen zu werden?
Spannend die moderierte Diskussion, an der die Leiterin der Neonyt, der Inhaber von Got Bag, zwei Berater, die in nachhaltiger Unternehmensentwicklung unterwegs sind und jemand von Polestar teilnahmen. Es ging also nicht nur um Mode, sondern generell um nachhaltige Produktion, gespaltenes Käuferverhalten (She in wächst sehr rasant, aber auch die meist kleinen Marken im nachhaltigen Modebereich, große Marken schreiben sich immer mehr Nachhaltigkeit auf die Fahne, teils Greenwashing, teils echte Versuche). Auffallend auch, dass doch Produktion aus Asien nach Europa zurück geholt wird. Das hat auch mit der Pandemie zu tun. Der gesamte Veränderungsprozess läuft schon seit geraumer Zeit, erst mehr im Verborgenen, jetzt immer sichtbarer, in Deutschland wird es gesetztliche Regelungen geben, um Produkte, wie die von She in zu vermeiden (Lieferkettengesetz), wie die Praxis dann aussieht, wird man sehen. Aber alle Teilnehmer blicken sehr hoffnunsvoll in die Zukunft.
Heute endet die Fashion Week mit ihren Satelliten, die überwiegend die fair Fashion repräsentiert haben. Ich freue mich bereits auf die nächste Frankfurt Fashion Week im Juli, dann hoffentlich mit mehr echtem Programm und mehr Mode zum Anfassen in der Stadt. Liebe Grüße, Anja