Montag, 18. November 2024

Palazzo Pitti - Museo della Moda e del Costume - Florenz

Erst im Laufe dieses Jahres wurde die sogenannte Kostümgalerie in einem Seitenflügel des Palazzo Pitti nach unendlich langen Restaurierungsarbeiten wieder eröffnet. Früher - also in den 50er und 60er Jahren als Italien mit Frankreich in der Mode konkurrierte, entwickelte sich Florenz zu einer Modemetropole. Die Messen Pitti Uomo und Pitti Donna, die im und um den Palazzo Pitti (z. B. auch den Boboli Gärten) stattfanden, waren sehr bedeutend (in der Ausstellung wurden auch ein paar Film gezeigt). Ich habe den Eindruck, dass mittlerweile die Mailänder Fashion Week die Florentiner Modewochen deutlich überstrahlt. Von Pitti habe ich lange nichts mehr gehört, Google sagt mir aber, dass es sie noch gibt.

Letzte Woche war ich jedenfalls erstmalig im Palazzo Pitti. In der Verlinkung habt ihr die Möglichkeit den gesamten Bestand, der in der Präsenzausstellung gezeigt wird, zu sehen. Mit Erläuterungen auch auf Englisch. Allerdings ein wenig durcheinander - wie ich finde. 

Wie üblich ist die Ausstelllung chronologisch sortiert. Beginnt im 18. Jahrhundert, bewegt sich durch das 19. Jahrhundert, im 20. Jahrhundert sind die Stücke nach den einzelnen Jahrzehnten gezeigt. Eine Ausnahme bilden verschiedene Stücke in zwei sehr abgedunkelten Nebenräumen mit Kleidung von Cosimo de Medici und Eleonora di Toledo aus dem 16. Jahrhundert, ein restauriertes flach aufliegendes Seidenkleid, das mehr als 500 Jahre alt ist. Und diverse Ledersachen.

Sehr gut gefiel mir die Präsentation: mit passenden Gemälden aus der jeweiligen Epoche im Hintergrund, also eine Mischung aus Kunst- und Modeausstellung und das Ganze in unfassbar glamourösen Räumen mit seidenbezogenen Wänden, Kassettendecken, Kronleuchtern usw. Die ganz alten Kleider in Vitrinen, neuere Stücke nur hinter einer Bandabsperrung.




Wie ihr oben und unten seht, handelt es sich bei sehr vielen Stücken der Sammlung um Abendkleidung oder auch Hochzeitskleider, nicht unbedingt in weiß wie bei uns. Man hat fast den Eindruck, dass die Italienerinnen immer sehr, sehr schicke ausgefallene, reich bestickte und dekorierte Kleider getragen haben. Das fand ich ein bisschen schade, denn interessant ist auch, was die Mehrheit der Bevölkerung trägt, aber vermutlich hat das keinen Sammlungswert. Accessoires ergänzen die Kleidung: Hüte, Schuhe, Fächer, Taschen ...




Oben Modelle aus den 20er Jahren, Das orangene Kleid mit der Dekoration an der Seite hat mich sehr begeistert. Der sogenannte Opernmantel dahinter hatte eine interessante Ärmel- und Kragenkonstruktion. Das Kleid unten ist bereits aus den 40er Jahren, ein sparsames Kriegsmodell wie der Text erläuterte.

Ende




Weiter geht es durch die 50er Jahre (das Abendkleid mit den Federn, einfach irre; das knielange Kleid mit den vielen Bogenkanten, soviel Arbeit) über die 60er Jahre (Miniabendkleid und normale Tagesmodelle) hin zu den 70er und 80er Jahren (unten)




In den letzten zwei Räumen wurden aktuelle Stücke gezeigt, auch ein Ausblick auf das 21 Jahrhundert (wo wir längst sind) und dass angeblich soviel recycled wird, kann ich nicht bestätigen, aber vielleicht ist das das Ziel.

Reisen nach Italien inspirieren mich immer sehr. Es gibt dort unfassbar tolle Stoffe zu kaufen (diesmal aber nichts mitgenommen, habe noch genug), unfassbar schöne Kleidung (ausnahmsweise gekauft) und Schuhe (auch einen Spontankauf getätigt) in den Schaufenstern zu sehen, dann die Lederwaren auch nicht ganz uninteressant. Jedenfalls bin ich nach den paar Tagen, die ich bei meiner Tochter, die derzeit ihr Erasmus Auslandssemester in Siena macht, sehr bereichert nach Hause gekommen.

Ich schenke euch noch ein wenig Sonne und Wärme, die ich gespeichert habe, viele Grüße, Anja

Mittwoch, 6. November 2024

Me made Mittwoch - November - Pullover recycled

Dieses Jahr passiert bei mir wirklich nicht viel, was Nähen betrifft. Aber ich trage weiterhin fast nur selbst genähte Kleidung, Mäntel, Hosen, Röcke, denn ich habe mir über die letzten Jahre eine gut kombinierbare und haltbare, qualitativ wertige Garderobe angefertigt. Da sich meine Maße zum Glück nicht verändern, kann ich alles immer noch tragen. Und in letzter Zeit habe ich auch einige Teile "ausgegraben", die schon mehr als 20 Jahre alt sind und auch noch super tragbar sind (meist von meiner Mutter für mich genäht). Vor einigen Tagen war ich in einem Laden, weil ich einen schlichten schwarzen Rolli ersetzen wollte, die Qualität der Materialien - selbst bei Stücken, die zwischen 50 und 100 Euro kosten sollen - ist wirklich gruselig. Ein Rolli aus einer Wollmischung von Armedangels fühlte sich hochwertig an und machte zusätzlich einen gut verarbeiteten Eindruck. Aber bei 89 Euro, die er (in einem Einzelhandelsgeschäft) kosten sollte, habe ich mich dann doch entschieden, nach einem Stoff zu suchen und selbst zu nähen. Denn so ein Rolli ist keine große Sache (ich wurde am Wochenende auf dem Stoffmarkt Holland hinsichtlich Baumwoll-Lyocell fündig und habe marineblau und schwarz gekauft. Der blaue Rolli war an einem Abend zugeschnitten und genäht. Fotos folgen.

Aber ich schweife ab. Ich bin in freien Momenten dabei, meine Wollreste von den zahlreichen Islandpullovern zu verarbeiten. Damit es jetzt in der kühleren Jahreszeit etwas wärmer über Blusen ist, habe ich eine Kopie von diesem Pullunder gestrickt. Etwas schmaler, die Bündchen etwas enger an Arm und Hals, das ist der Vorteil, wenn man etwas zum zweiten Mal macht.. Die Wolle stammt von diesem mittlerweile aufgeribbelten Pullover. Ich mag die Farbe sehr, der Pulli passte meiner Tochter längst nicht mehr, ich war unsicher, ob sich die Lettlopi ribbeln lässt, da sie etwas filzt, aber es ging mit Vorsicht und etwas Zeitaufwand. Mit dem Ergebnis bin ich mehr als zufrieden, seht selbst:



Das Bündchen ist geteilt und hinten etwas länger als vorne. Das Design habe ich, wie ihr in dem verlinkten Post lesen könnt, kopiert. Dieser Pullunder ist allerdings rund gestrickt und nicht Vorderteil/Hinterteil getrennt wie bei dem grauen Exemplar.

Auf den Fotos trage ich dazu ein weißes Hemd, oversized. Und die Vogue Hose habe ich auch nochmal in der Taille angepasst, es ist jetzt ein festerer und breiterer Gummizug hinten eingenäht, dadurch rutscht sie nicht mehr. Im Zuge dieser Änderung habe ich auch die Seitennahttaschen besser fixiert. Die Hose gefällt mir jetzt richtig gut, sie ist superweit und sehr bequem. Nur, wenn ich viel gehe, dann finde ich die Wolle unangenehm an den Beinen, bei einer erneuten Verwendung würde ich eine solche Hose immer innen füttern. Ich bin etwas geschockt, dass die Hose bereits fast 3 Jahre alt ist, dafür habe ich sie selten angehabt.

Für den nächsten Pullunder muss ich Farben mixen, er wird vermutlich in blau-grau-weiß Tönen in Fair Isle gestrickt. Das gratis Muster habe ich mir von Marie Wallin herunter geladen. E handelt sich um Finch angepasst auf meine Wolle, ganz unten, aber ich schweife schon wieder ab, dazu mehr bei einem anderen Post sobald der Pullunder fertig ist. Mit dem Muster geht es nicht ganz so fix, außerdem muss ich immer schauen, wie ich die Reste sinnvoll mische.

Diesen türkisen Pullunder verlinke ich mit der Novemberparty des Me made Mittwoch.

Viele Grüße, Anja


Mittwoch, 11. September 2024

Easy peasy Restetasche

Platz schaffen, das ist sehr oft mein Hauptanliegen beim Nähen. Irgendwie absurd, denn wenn ich keine Stoffe kaufen würde oder die Stoffmenge besser an das zu nähende Kleidungsstück angepasst wäre, würde ich mir darüber keine Gedanken machen müssen. Alternativ kann ich natürlich auch in eine größere Wohnung umziehen, mir einen größeren Schrank kaufen und Lagerhaltung betreiben. Keine ernst zu nehmende Variante.

Von meinem sehr gern getragenen Regenmantel, der bei Regen dauernd im Einsatz ist, in dem ich mich wohl fühle, weil sehr schön, der temperaturmäßig genau richtig ist, nicht zu dünn, nicht zu dick, dessen Kapuze gut schützt, also der wirklich alle Bestandteile beinhaltet, die ein Regenmantel erfüllen soll - zu Fuß und auf dem Fahrrad, ist ein riesiges Stück übrig geblieben, ca. 1 qm mit einigen Anschnitten an den Ecken und Seiten. Der Stoff hat Stand, ist dick und somit wirklich gut für Taschen geeignet.

Auf Instagram fiel mir die Pure Bag oder so ähnlich von einer Gloria auf, ungefüttert, wenige Schnittlinien und dennoch nicht ganz "normal", weil die Verbindungsnaht in der Mitte des Taschenkörpers liegt. Ich habe mir ein Blatt genommen, konstruiert, geklebt, dann zugeschnitten, Abnäher hinein, genäht und dann - als alles etwas zu groß war und der Boden zu quadratisch - weitere Abnäher in den Boden genäht, um der Tasche Form zu geben. Der Träger ist an der einen Seite etwas verrutscht, ja, ich konnte diesen Stoff nicht mehr gut vernähen, mir fehlt die Praxis. Außerdem hatte ich keine Universalnadel mehr und habe mit einer Jeansnadel genäht, bisschen groß sind die Löcher geworden, wo ich den Griff getrennt habe. Ich werde noch irgendwas auf die Stelle setzen, nähen, kleben, irgendwann.


Mittig sind 2 Karabiner, die man ineinander verhaken kann, aber das wäre nicht nötig gewesen, es fällt nichts raus. Die Tasche ist sehr geräumig und sehr stabil. Außerdem ein wirklicher Hingucker.



Ich bin gerne damit unterwegs, irgendwann fällt sie auseinander, dann hat der Stoff seine Schuldigkeit getan.

Viele Grüße, Anja

Mittwoch, 4. September 2024

Me made Mittwoch - Bleistiftrock aus Stoffrest

Nach sehr, sehr, sehr langer Zeit habe ich wieder genäht. Es kam mir wie eine Ewigkeit vor. Ich war nicht mehr so geübt darin, mein Material zusammen zu suchen, die Maschine aufzubauen, ich musste mich sortieren, welche Knöpfe, welche Reißverschlüsse, welche Garnfarben habe ich überhaupt.

Ich trage derzeit weniger bunte, sondern oft schlichte, seriöse Kleidung, gerne in dezenten zurückhaltenden Farben. Alles in allem ein bisschen langweilig, aber damit es nicht zu langweilig wird, können wir ja selbst nähen und irgendwelche Gadgets in den Schnitt einbauen.

Ich hatte einen Rest von diesem Stoff, also von dem Stoff, aus dem dieses ebenfalls schlichte dezente Kleid genäht ist. Der Stoffrest ließ sich um meine Hüfte wickeln, war aber nahezu quadratisch, mehr war es nicht. Für eine Hose zu wenig, für einen weiten Rock ebenfalls viel zu wenig. Für einen schmalen Rock genau richtig. Eine weitere Shorts brauche ich nciht.

Unten die Rückansicht:


Für einen Bleistiftrock muss ich am Grundschnitt, hier meine noch immer aktuelle Anleitung, nicht mehr viel verändern. In meinem Montagsnähkränzchen hatte ich verschiedene Ideen zum Aufpeppen diskutiert, Teilungsnähte, Volants, Reißverschlüsse schräg und querverlaufend, Taschen, aber all das scheiterte tatsächlich an der Stoffmenge. Die Breite reichte exakt für einen Bleistiftrock ohne weitere Teilungsnähte, für einen Bund oder eine Doppelung oben war auch genug in der Länge vorhanden, das war es dann aber auch. Um noch ein bisschen mehr Weite zu gewinnen, habe ich mich entschieden, wenigstens einen der beiden 1 m langen Reißverschlüsse (für je 1 Euro bei Annette Görtz erworben, schwarz, aber egal) zu verwenden und hinten mittig einzusetzen. Jemand meinte noch, das könnte unbequem zum Sitzen sein (ist es nicht, kann ich jetzt sagen, der Reißverschluss ist ziemlich flach). De Stoff wirft aber ziemliche Falten vom Sitzen, das lässt sich nicht ändern. Vielleicht sieht es auf dem Foto auch schlimmer aus als in der Realität.

Da sich die Abnäher hinten und vorne kaum unterscheiden, habe ich theoretisch auch die Möglichkeit den Rock mit dem Reißverschluss vorne zu tragen. Mir gefällt er hinten allerdings besser. 

Leider habe ich erst zwei Wochen nach Fertigstellung meines Rocks diesen deutlich spannenderen Rock entdeckt. Allerdings ist mein Reißverschluss kein 2-Wege-Modell, trotzdem hätte ich es gerne versucht, einzig hatte ich nicht die Idee bzw. war mir unsicher, ob es gelingt, den Reißverschluss so halbkreisförmig verlaufend einzunähen. Vielleicht gibt es ein nächstes Mal, es gibt jedenfalls noch einen identischen Reißverschluss.

Auf Taschen habe ich wegen der Körpernähe verzichtet. Der Bund ist einfach gerade und ziemlich hoch geschnitten, der Rock sitzt in der Taille und endet oberhalb des Knies, ich habe das Maximum aus dem Stoff heraus geholt. Schön, wenn dann keine Reste mehr bleiben. Außer für so ein Ding, mit dem sich die Haare zusammen binden lassen, das war dann noch fix genäht, leider kein Foto.

Genäht habe ich größtenteils mit marineblauem Garn, nichts farblich abgesteppt, manchmal hat sich ein schwarzer Unterfaden eingeschlichen, wenn die Spule gerade leer war und ich zu faul zum Umspulen. Es liegen hier theoretisch noch Unmengen von Hinguckerknöpfen, aber das wäre mir dann wieder zuviel. Jetzt ist es halt ein Reißverschlussrock und kein Knopfrock geworden.

Um das langweilige Outfit aufzuhübschen habe ich in letzter Zeit aus Stoffresten Ketten gebastelt. Im Fall dieser Kette habe ich schmale Streifen des Chanel Boucle Rests genommen und um übrig gebliebenene Duschvorhangbefestigungsringe gewickelt, das ganze dann miteinander verbunden und hinten ein paar biegsame Drahtringe als Verschluss. Ich bin sehr begeistert, was sich aus Abfall in wirklich extrem kurzer Zeit zaubern lässt.


Hier noch eine Detailaufnahme, wuchtig, aber zu dem schlichten Shirt und dem langweiligen Rock genau richtig.

Verlinkt am Me made Mittwoch im September, das Jahr rast förmlich.

Bis dahin, viele Grüße aus Frankfurt

Anja


P.S. Ich ergänze noch ein Foto von der noch banaleren zweiten selbst gemachten Kette. Ich habe einfach einen Streifen Seide, die übrig geblieben ist, ab und zu verknotet und hinten ebenfalls ein paar Kettenglieder angeknotet. Arbeitszeit: 5 Minuten



Sonntag, 11. August 2024

Fashion and Textile Museum London - Die Biba Story

Schon lange wollte ich ins Fashion and textile Museum. Während der Pandemie habe ich zahlreiche virtuelle Veranstaltungen gebucht, einige waren super, andere so lala, aber immerhin ein netter Zeitvertreib in Zeiten, wo wenig möglich war. Für meine sehr spontane Reise nach London hatte ich nicht viele Pläne, also bot es sich an, endlich das Museum in Bermondsey zu erkunden. Im Übrigen habe ich den Eindruck, dass das Viertel hinter dem Borough Market, der London Bridge, dem Shard durch zahlreiche Brachen, die derzeit bebaut werden und nette, coole Locations, die noch nicht in den Reiseführern stehen, lohnt. Meine Freundin meinte, das Museum sei immer leer, ich brauche nicht vorbuchen, auch wenn die Website das suggeriert. Ich gehe sowieso lieber dann, wenn es mir passt, irgendwo hin. Hat super funktioniert.

Ich habe mich kurz über die laufende Ausstellung informiert. Sagte mir erstmal nichts, der Name kam mir bekannt vor. redete nicht meine etwas über 70jährige Tante früher davon, dass sie so gerne zu Biba geht. Aber das deutsche Biba (ich glaube, auch nahe meiner Heimatstadt in Herford gab es einen Laden, der so hieß) hat nur den Namen gemeinsam. Inwieweit er aus der Masse des britischen Biba, das aufgelöst wurde, kommt, habe ich nicht herausgefunden.


Die Grafikerin und Modezeichnerin Barbara Hulanicki wollte Mode zu kleinem Preis anbieten. Im swingenden London der 60er Jahre war das Interesse dafür da. Zeitgleich wurden Twiggy, Mary Quant, später Vivienne Westwood bekannt. Das erste Modell, einfach geschnitten, schnell produziert, war das Vichy Kleid mit Kopftuch, das an Brigitte Bardot erinnerte und von der Presse gefeiert wurde. Und von den Kundinnen gekauft. Der kleine Laden reichte bald nicht mehr aus, Barbara entwarf weitere Kleider und zog um und nochmal um. Die Läden waren immer dekoriert, um ein Einkaufserlebnis zu schaffen. In der damaligen Zeit war das neu. Jedenfalls im Segment der preisgünstigen Mode für jederfrau. Später auch Kind und Mann.


Verschiedene Modelle aus  den 60er Jahren, der Blütezeit von Biba. Man sieht, die nicht ganz so perfekt zusammengesetzten Stücke, die Details siind weniger aufwändig als bei großen Designern. Das reduziert die Kosten. Die Stoffe sind auch billiger, keine Seide, keine Wolle. Aber die Designs entsprechen der aktuellen Mode. Mich haben viele Kleider an Miss Dior erinnert, die Billiglinie von Dior aus der Zeit, auch viel schlichter als die Dior Kleider zur gleichen Zeit. Vermutlich aber teurer als Biba.




Biba wuchs und expandierte. Eigene Stoffmuster wurden in Auftrag gegeben, Accessoires, Schuhe, Parfüm, Notizhefte, Kosmetik kamen mit in die Läden. Irgendwann gab es ein richtiges Biba Warenhaus auf mehreren Etagen. Eine Biba Welt. Eine Vorreiterin dessen, was andere Marken erst viel später umsetzten. In den Läden wurde laute Musik gespielt, das Licht war nicht hell, manche Bereiche regelrecht dunkel (hat mich total an Hollister hier in Frankfurt erinnert, laut und dunkel, anfangs Warteschlange von Jugendlichen davor, schreckliche Einkaufsatmosphäre, man kann kaum erkennen, was man kaufen soll, aber die Jugend mag es so).


In den 70ern boomte der Fakefell Look. Unten einige Zeichnungen von Barbara Hulanicki, ganz Sixties, eine Mode, die mir gut gefällt.


In dem Raum mit den Zeichnungen konnte man sich DIY-mäßig ausprobieren. Zeichnen, Stoffreste zusammen stellen, Papier Anziehpuppen basteln, ich habe drauf verzichtet. Fand aber die ganze Ausstellung und das Museum klasse konzipiert. Und auch recht leer. Keine Touristen, ein paar englische Frauen in meinem Alter, evtl. älter, die sich an Biba erinnerten und erzählten, dass sie auch dies und das hatten. Als ich rausging kam eine Gruppe mit kleineren Kindern, mglw. Ferienprogramm zum Basteln.


Wie ging es weiter mit Biba? Barbara Hulanicki und ihr Ehemann, mit dem sie das Unternehmen betrieb brauchten Geld, verkauften Anteile, es wurde eine Ltd. Gesellschaft gegründet, die Einflüsse bzw. Entscheidungen der Finanzgeber und der neuen Gesellschafter erreichten nicht die erwünschten Ergebnisse, Umsatz, Gewinn brachen ein. Biba wurde 1975 geschlossen. Der Name existierte in unterschiedlichen Zuammenhängen weiter. Auch Barbara Hulanicki hat weiter entworfen. Aber das Kapital Biba Story war hiermit beendet. 

Ich habe mir im Shop die Autobiografie von Barbara Hulanicki gekauft, ich glaube, sie ist spannend. Hier ein Auszug, meine Version ist vom V&A verlegt. Gab es für schlappe 10 Pfund im Shop. Constanze hat eine andere Version, aber noch nicht gelesen. Vielleicht lohnt sich eine Übersetzung. Überhaupt gab es im Shop viele tolle Nähbücher, die ganze Reihe der Pattern Magic, in die ich schon immer gerne reinstöbern wollte.

Fashion and Textile Museum, ich komme gerne wieder. Yours, Anja



Sonntag, 4. August 2024

Victoria & Albert - Taylor Swift Songbook Trail und ein bisschen aus der Costume Gallery und anderen Abteilungen

Vor ein paar Tagen habe ich bereits über die im Victoria & Albert Museum in London stattfindende Naomi in Fashion Ausstellung berichtet. Zeitgleich findet eine Ausstellung mit den Kleidern/Outfits von Taylor Swift statt. Der sogenannte Taylor Swift Songbook Trail führt an 20 Stationen, die im gesamten Erdgeschoß und ersten Stock des Gebäudes platziert sind. Die Beschilderung ist perfekt und da das Museum riesig ist, verteilten sich die jungen Mädchen (manche mit ihren Müttern, männliche Wesen habe ich keine gesehen) über die breiten Wege, nirgends herrschte Gedränge. Wenn ich mal nicht genau wusste, wo es weiter geht, bin ich einfach den Swifties gefolgt. Auch in England boomt die Sängerin. Ich habe mich bisher überhaupt nicht mit ihrem Leben, ihren Songs, ihrer Karriere geschweige denn ihren Videos oder Kleidern beschäftigt. Aber zur Zeit kommt man ja auch in Deutschland nicht an ihr vorbei. In 2 Räumen spielte ihre Musik im Hintergrund, gar nicht so schlecht. Eigentlich wollte ich mich hinterher noch damit beschäftigen, habe aber noch keine Zeit dafür gefunden, so wichtig ist es mir dann doch nicht.

Der Trail kostet nichts, da das Museum freien Eintritt hat. Gut gefiel mir, dass ich einfach mal fast überall hingekommen bin und einen Überblick über die riesige Sammlung bekommen habe, man kann Tage im V&A verbringen, der Winter ist sicher die bessere Jahreszeit dafür. Es war ziemlich warm im Museum (draußen natürlich noch wärmer), Klimaanlage Fehlanzeige. Bei so vielen alten und wertvollen Gegenständen überraschte mich das.


Leider weiß ich nicht mehr, welches Outfit zu welchem Songbook gehört. In dem obigen Outfit hat Taylor Swift jedenfalls einen Playboy auf einer Yacht dargestellt. Komplett als Mann. An jeder Station waren Bilder oder Videos des Originalevents, an dem Taylor Swift das gezeigte Kleidungsstück getragen hat.

Unten eine gemütliche Strickjacke aus der Zeit der Pandemie, die Taylor Swift übrigens in London verbracht hat. Wie mir meine Freundin erzählte, wohnte sie bei ihrem boy friend in Crouch End.




Leider erinnere ich mich an kein einziges Album mehr, oben eine Auswahl der Kleider, ganz oft präsentiert mit Gitarren oder ähnlichem. Schuhe, Stiefel, Fotos. Echte Swifties erkennen sofort, um welches Kleid es sich handelt, glaube ich. Die Mädchen haben auch beim Anschauen der Sachen, Lieder geträllert. Für mich war die Atmosphäre am spannendsten. Eine tolle Idee des Museum, junge Leute hinein zu bekommen.

Der Songbook Trail führte - wie schon gesagt - durch das ganze Museum. Spannend unten der gestrickte Badeanzug aus den 20er Jahren. Nass möchte ich ihn nicht anhaben, was ziemlich dick.



Oben die Strickjacke von Harry Styles, die einen Nachstrickboom in der Pandemie ausgelöst hat. Leider ist das auch an mir vorbei gegangen. Aber ich habe es hier nachrecherchiert, die Strickanleitung gibt es auch noch. Es war auch nicht bezeichnet, welches das Original und welches die Kopie war, aber nach meiner Recherche zuhause erkenne ich es.

Unten ein Kleidungsstück überraschenderweise aus den 20er Jahren aus der Koreaabteilung. Komplett aus Stoffresten, Kreisen hergestellt. Ich hatte die Erläuterung abfotografiert, leider versehentlich gelöscht. Auf dem Foto unten nicht entzifferbar, sorry. Es sieht so modern aus.


Soviel zu meinem Vormittag im V&A, am nächsten Tag war ich noch im Fashion and Textile Museum, wo ich schon lange hinwollte. Bericht folgt. Grüße aus Frankfurt, Anja


Mittwoch, 31. Juli 2024

Victoria & Albert Museum London - Naomi in Fashion

 Ich bin sehr spontan nach London geflogen, eigentlich wollte ich endlich nach Bordeaux, aber als standby Passagierin ist es in der Ferienzeit nicht so einfach, hin- und auch wieder zurück zu kommen. Schließlich möchte ich nicht irgendwo tagelang warten bis ein Platz frei ist. London ist immer schön und ich habe meine 2 Freundinnen, die ich aus unterschiedlichen Zusammenhängen kenne, auch bereits 6 Jahre nicht mehr besucht. Also London. Und Ausstellungen gibt es dort auch immer. Wegen Naomi wäre ich nicht extra gefahren, aber wenn ich schon einmal da bin, Naomi.

Um welche Naomi es sich handelt ist jedem klar. Ich hatte ein paar Skandale in Erinnerung, wusste aber sonst wenig über diese Frau. In der Ausstellung gibt es Informationen zu ihrer Kindheit und Jugend, dann wieder zu ihren Charity und politischen Aktivitäten, vermutlich alles nach den Skandalen. Über Skandale, Drogen, Alkohol, exzentrisches Verhalten habe ich nichts gelesen. Vielleicht erinnere ich das aber auch falsch. Hier bei Wikipedia ein paar Informationen. Und hier ein guter Überblick über alle Exponate. Kein beneidenswertes Leben, finde ich. In ihren 20ern jettete sie manchmal mehrmals wöchentlich zwischen Paris und New York hin und her, Concorde Tickets dokumentierten die vielen Reisen.

Die kleine Ausstellung ging über 2 Etagen in einem eigens gestalteten Einbau in einen Kuppelbereich. Insofern war es unten dunkel, eng und sehr warm, die Ventilatoren halfen wenig. Oben gab es Sicht, Licht und Platz. Ungünstig war oben allerdings, dass die Kleider in 2 Vitrinen übereinander gezeigt wurden (die oberen waren kaum zu erkennen, ähnlich erlebte ich es bei Dior in Paris, gefiel mir auch nicht). Überhaupt Vitrinen, sie reflektieren, die Struktur der Stoffe ist kaum erkennbar, Spiegel, um die Rückseite zu erkennen, gab es auch nicht. Man kann es wirklich besser machen. 

Naomi Campbell war das erste dunkelhäutige Model, das es auf ein Cover schaffte. Hier Cover und Jacke aus dem Shooting. Es gab auch einen  Überblick über andere schwarze Models vor ihrer Zeit, keine von ihnen war wirklich bekannt oder zumindest mir nicht bekannt.

Ein Blick in die obere Etage. Es gab in der Mitte - sehr witzig - ein Video, in dem Naomi erklärte, wie ein Model laufen soll. Dazu ein Übungsparcours mit Kameraaufnahme. Die Videos werden nach 24 Stunden gelöscht. Nur vereinzelte Kinder liefen über den Catwalk (heißt das so?). Es war auch nicht voll in der Ausstellung, angehende Topmodels habe ich nicht gesichtet, für die ist Naomi vermutlich aus einer anderen Zeit.

Die blauen Schuhe von Vivienne Westwood haben das Model zu Fall gebracht, das Video wurde gezeigt und sie ist total symphatisch lachend wieder aufgestanden. Der rechte Schuh ist von Azzedine Alaia in Kooperation mit Maison Margiela. Der Absatz ist der Figur von Naomi Campbell nachempfunden. Azzedine Alaia war so etwas wie ihr Ziehvater, denn sie ist mit 17 alleine nach New York gegangen und ohne Vater aufgewachsen.

Insofern hat Alaia auch etliche Outfits auf Naomi Campbell zugeschnitten.

Das Pantherkleid von John Galliano 1996 ist nicht aus Stretch, sondern im schrägen Fadenlauf (ihr seht die Knopfleiste an der Seite), ob man sich gut bewegen kann?


Naomi Campbell liebte den Leolook, Anfang der 90er Jahre war das total trendy, ich erinnere mich nicht daran.

Gezeigt wurde auch das Engagement von Naomi im Rahmen verschiedener against racism Bewegungen sowie ihr politisches Statement für Nelson Mandela. Auch heute ist sie noch aktiv für Black lives matter und unterstützt im Rahmen von Charity Auftritten.


Beeindruckende Modelmaße. Das Burberry Trenchabendkleid auf dem Foto unten hat Naomi Campbell 2022 zum Platinum Jubelee von Queen Elizabeth getragen, zusammen mit Kate Moss war sie eingeladen. 


Hier 2 Modelle von afrikanischen Designern, zu deren Shows geht sie ohne Bezahlung, um sie zu unterstützen und Aufmerksamkeit zu erlangen. Das Fish&Chips Hoodie Kleid ist von Magugu aus 2022, deren Label 2016 in Johannesburg gegründet wurde.

Das gestreifte Mantelkeid von Kenneth Ize ist aus handgewebtem Yoruba Stoff, Nigeria. Der Designer verwendet überwiegend traditionelle Stoffe. Ich glaube, bei den afrikanischen Designern gibt es echt noch Entdeckungen zu machen. 


In diesem Burberry Cape, das über einem Covid Schutzanzug getragen wird, ist Naomi Campbell während der Pandemie 2020 geflogen. Es gibt wohl ikonische Fotos und Videos, die zeigen, wie genau sie ihre Flugzeugsitze desinfiziert hat.

Wenn man sowieso in London ist und sonst nichts Konkretes zu tun hat und sich für Mode interessiert, ist die Ausstellung nett. Ich hätte mir mehr Informationen gewünscht, mehr Videos, mehr Struktur, eine bessere Platzsituation. 18 Pfund Eintritt ist auch nicht wenig, aber wenigstens war es nicht so überfüllt wie bei Frida Kahlo (das war 2018, ich habe nicht darüber berichtet wie ich gerade merke). Und es gibt im V&A noch mehr zu sehen. 

Bis zum nächsten Bericht, viele Grüße, Anja