Inzwischen weiß ich, dass diverse Museen große Textilsammlungen, auch im Bereich von Mode des 20. Jahrhunderts haben. Und dass diese Museen immer wieder tolle Ausstellungen anbieten. Es lohnt sich also, die Augen offen zu halten, wenn man nach New York, Paris, London oder Florenz fährt. Manchmal kommen diese Ausstellungen auch als Wechselausstellung nach Deutschland. O.k., das habe ich inzwischen gecheckt. Letztes Jahr begann im Frankfurter MAK die Jil Sander Retrospektive, nächstes Jahr gibt es eine spannende Schau zu arabischer Mode.
In diesem Jahr bin ich einmal nach Berlin gefahren, gelohnt hat es sich nicht. Vor zwei Wochen war ich in London in der Frida Kahlo Ausstellung und habe mich wie an einem Samstag auf dem Frankfurter Weihnachtsmarkt gefühlt (obwohl die Tickets lange ausverkauft waren), im Halbdunkel waren die Texte kaum zu lesen, vor kleinen Monitoren und Fotos drängelten sich Dutzende Besucher, die Kleider waren dicht an dicht mehrreihig in einer einzigen schlecht beschrifteten Glasvitrine aufgebaut. Wenn man sich mit der Künstlerin bereits beschäftigt hat, ihre Lebensgeschichte kennt und ihre Bilder in Museen gesehen hat, wird man enttäuscht sein. Um einige rostige Salbentuben und aufgebrauchte Nagellackflaschen aus den 50er Jahren zu sehen, lohnt der Besuch nicht. Die Präsentation der meisten Objeke war mir zu eng, zu dunkel, zu unstrukturiert, das hätte man wirklich besser machen können. Platz ist im Victoria & Albert Museum vorhanden. Andere Schauen in dem Museum sind sicher besser (gewesen), diese hat sich für mich nicht gelohnt. Zum Glück habe ich andere tolle Sachen gemacht und Freunde getroffen.
Aber es gibt sie auch, die kleinen unbeachteten Ausstellungen, die man zwischendurch entdeckt. Auf der Rückreise in den Herbstferien in Arezzo. Ein zauberhafter kleiner feiner Rundumschlag durch die italienische Mode (Kleidung und Accessoires, Damen, Herren, Kinder) von der Jahrhundertwende bis in die 60er Jahre. Großzügig präsentiert, gut beschriftet (Italienisch und Englisch, was in Italien keine Selbstverständlichkeit darstellt), ein kleiner Genuss im Vorbeigehen, während meine Familie mit Hund in einer Pizzeria wartete.
Sehr empfehlenswert finde ich die Ausstellung zur Kostümbildnerin Barbara Baum, die derzeit im Frankfurter Filmmuseum läuft. Kostüme, die der Mode der jeweiligen Zeit entsprechen, werden mit den dazu gehörigen Filmszenen präsentiert. Dazu gibt es einen "Arbeitsbereich" der Designerin mit vielen Stoffproben. Material anfassen und fühlen nehmen einen weiten Bereich ein. Dazu kann man Interviews mit der Designerin hören, in denen sie aus dem Nähkästchen plaudert, oft weichen Wünsche der Regisseure von dem, was schneidertechnisch machbar ist, ab. Unten gefallen mir besonders das blaue Kostüm von Sabeth aus Homo Faber und der helle Wintermantel von Maria Braun. Eindrucksvoll die Stoffsammlung.
Der Originalstoff aus den 20er Jahren (unten rechts) aus der Auflösung der DEFA Studios wurde für die Bluse der Lili Marleen und das Kleid vernäht. Auch die beiden Stoffe (schwarzes Kostüm von Lola) und weißes Kostüm Lili Marleen sind gemeinsam spontan gekauft worden.
Im Vorraum der Ausstellung liegt das Stoff und Faden Lexikon von Nahtzugabe aus.
Außerdem gibt es in Offenbach (da fährt man aus Frankfurt eigentlich nahezu nie hin, obwohl es mit der S-Bahn nur ein paar Stationen sind, ich habe letzten Sonntag überrascht festgestellt, dass ich in 8 min. dort bin) ein völlig unbekanntes, unbeachtetes Ledermuseum.
Derzeit ist dort eine schöne Ausstellung zu Handtaschen zu sehen und eine ganz tolle Ausstellung zu verschiedenen Lederarten und deren Anwendung. Mit ganz viel Anfassen! Mein Favorit für eine neue Tasche Elchleder, weich, fest, schön strukturiert. Wow! Dieses Museum will ich im Auge behalten.
Hier einige Eindrücke aus Leder von A-Z, man kann alle Lederarten anfassen, dann öffnet sich ein Fenster mit Erläuterungen dazu, hier der Tisch mit den veganen Ledern:
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen