Donnerstag, 17. November 2022

Ledermuseum Offenbach - Der Handschuh - Mehr als ein Mode-Accessoire

 Ich hatte Besuch von einer ebenso näh- und modebegeisterten Freundin wie ich es bin. Auffgrund eines - wie sagt man - Büroversehens - hatte sie eineinhalb Tage bei mir zu überbrücken bevor es für sie weiter nach Essen ging. Üblicherweise checken wir die Kunstausstellungen, diesmal ziemlich Fehlanzeige, aber ich hatte im Hinterkopf, dass das Ledermuseum im November eine neue Ausstellung avisiert hatte. Und tatsächlich, es war so: Thema Handschuhe. Meine Freundin war doppelt begeistert, denn seit einem Projekt bei Roeckl kennt sie den dortigen Werksverkauf und trägt Handschuhe. Sie hatte sogar ein wunderschönes Paar dabei. Ob mir früher ihre tollen Handschuhe nie aufgefallen sind? Nein, waren sie nicht, Handschuhe haben für mich in erster Linie einen funktionalen Charakter. Der Unterschied zwischen den beiden Roeckls, von denen die eine in München am Roecklplatz residiert, war mir auch nicht bekannt. Also nix wie los, Weiterbildung in Sachen Handbekleidung.

Entstanden ist die Idee zu der Ausstellung während der Pandemie, als das Handschuh tragen aus Hygienegründen einen neuen Stellenwert erlangte. 

Unterschieden wird in der Ausstellung zwischen allen Arten von Funktionshandschuhen, auch aus Bereichen, die ich nie auf dem Schirm hatte, und der Handschuhmode im Lauf der Zeit, teils gibt es natürlich auch Überschneidungen. Gezeigt werden Kopien der Handschuhe berühmter Persönlichkeiten, auch aus der heutigen Zeit, Karl Lagerfeld, Bernie Sanders.

Ein Teil der Ausstellung befasst sich mit der Herstellung von Lederhandschuhen, Größenerstellung, Schnittmustern, Werkzeug - wertige Handschuhe werden immer noch handgefertigt, das erklärt ihren Preis. Die verschiedenen Handschuhleder sind erklärt, die Verarbeitung ebenso.

Unten links: Hope Brothers, Kalbleder, England 20. Jh, unten rechts: Fendi, Kalbfell im Leolook bedruckt, 21. Jh.



Oben: vermutlich  Marc Jacobs für Louis Vuitton, 2008 (bin mir nicht mehr sicher)
Unten: Hermes, Seidenjersey, 21. Jh

Unten links: VEB Erzgebirge, 1984, unten rechts: Karibupelz, Kanada, um 1940



Und als es um die Handschuhe für das Autofahren früher ging, wurde uns bewusst, warum es im Auto ein Handschuhfach gibt und warum das so heißt. Vor dem Fach im Armaturenbrett hatten die Autos eine Schublade unter dem Fahrersitz, in die der Fahrer seine Handschuhe legen konnte. Zu Beginn des 20. Jh hatten Autos weder eine Windschutzscheibe noch ein Verdeck, erst in den 30er Jahren kam die Autoheizung auf und dünnere Modelle mit kurzem Schaft wurden populär.


Martin Margiela hat gerne Handschuhe verfremdet eingesetzt: unten eine Handschuh Geldbörse, Kooperation mit H&M 1999

Kurios die Handschuh Bralette Florence Icy Green, T-Label, 2021

In einem separaten Raum wurden Arbeiten von Studenten des Studiengangs Accessoire Design aus Pforzheim gezeigt, die neue und ungewöhnliche "Hanschuh"-Ideen übernommen haben.

Die Ausstellung geht noch bis weit ins nächste Jahr hinein. Klein, aber fein. Ich habe Lust bekommen, aus feinem Leder (Schnittmuster schon gefunden) Handschuhe mit langem Schaft selbst zu fertigen. Die wären perfekt zu Cape oder meiner neuen Indoor-Outdoor-Jacke (zeige ich am nächsten Me made Mittwoch).

Grüße aus Frankfurt, Anja



2 Kommentare:

  1. Ich erinnere mich sehr gern an den gemeinsamen Besuch des Museums im Frühjahr. Eine Ausstellung über Handschuhe hätte ich mir auch gern angeschaut. Daher herzlichn Dank fürs virtuelle Mitnehmen. Liebe Grüße Manuela

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