Ich plante schon sehr lange, einmal nach Prato zu fahren. Bisher bin ich immer nur durchgefahren. Zu nah liegt Prato an Florenz, weswegen ich doch lieber dorthin gereist bin. Aber seit ich mich für Textiles und Stoffe interessiere, ist Prato auf meiner Reiseliste weit nach oben gerutscht. Ich wusste von Frau H. aus E. (Blog leider nicht mehr auffindbar), dass es ein lohnenswertes Museum gibt und sah bei Instagram, dass zahlreiche StoffverkäuferInnen ihre Deadstock (Designer-) Stoffe in den Hallen in Prato kaufen. Das Museum ist in der ehemaligen Textilfabrik Campolmi untergebracht. Es gibt auch einen Rundgang zu den alten Fabriken, die teils verfallen, teils aufwändig restauriert sind.
Wenn man hier in Deutschland Prato googelt, findet man einen Wikipediaeintrag, der nicht mehr aktuell ist. Es leben zwar weiterhin 60.000 Chinesen in Prato und es gibt eine riesige Chinatown, aber die Arbeitsverhältnisse haben sich geändert. Verhältnisse wie in Bangladesch mag es noch teilweise geben (sonst würden auf den italienischen Wochenmärkten nicht haufenweise günstige Klamotten "Made in Italy" verkauft) aber die Kontrollen sind auch in Italien gestiegen. Außerdem versucht Prato sein Image von Billig- und Massenware hin zu Nachhaltigkeit zu verändern. In der FAZ stand dazu etwas. Einzelne Unternehmen haben die Krise in den 70er Jahren überstanden, andere sind als Start-Ups im Textilbereich neu dazu gekommen. Leider habe ich überwiegend italienische Texte zu dem Thema gefunden. Im Textilmuseum kann man dafür perfekt auch auf Englisch in die lange und bewegende Geschichte der Textilindustrie in Prato eintauchen.
Gezeigt werden alte Webstühle, Drehspindeln, Blechschilder aus den Fabriken, Fotos zu den Arbeitsbedingungen, alte Messehefte mit Stoffmustern usw. In einem Schrank konnte man feste, schwere und dicke Wintermäntel aus Tweed aus den boomenden 50er Jahren anziehen, um ein Gefühl für das Material zu bekommen. Diese Qualität kenne ich heute nicht mehr. Hier ein Einblick in die historische Etage:
Eine Sonderausstellung beschäftigte sich mit der Mode im 19. und 20. Jahrhunderts, nichts Neues, aber eine schöne Wiederauffrischung, jeweils auch Stoffbeispiele, die mir in Italien ziemlich aufwändig für die Zeit im Vergleich zu Deutschland erschienen.
Die zweite Sonderausstellung war dem Kimono gewidmet. Dazu habe ich keinen Bezug, ich war aber von der Farben- und Mustervielfalt völlig erschlagen. Den Schnitt eines Kimonos habe ich dann auch am letzten Tag des Nähkurses verwendet, um eine Jacke zu nähen.
Das wird auf jeden Fall auf der Urlaubsliste vermerkt!
AntwortenLöschenGrüße, Tina
Unbedingt, ich gehe da auch nochmal hin, wenn andere Sonderausstellungen laufen. LG Anja
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