Donnerstag, 23. November 2023

Textil- und Nähreise Toskana - Teil 2 - Gucci Garden

Bereits in Deutschland habe ich mich vorab informiert und wusste, dass das ehemalige Gucci Museum an der Piazza Signoria umgebaut worden ist und nun Gucci Garden heißt (mit angeschlossener Boutique, Trattoria, Cafe usw.). Außerdem hat es jeden Tag geöffnet, was an einem verregneten Montag eine hilfreiche Information ist. Hier kann man übrigens einen virtuellen Rundgang machen (mit Audioguide, deswegen verzichte ich in diesem Blogbeitrag auf weitere Fotos), in der Verlinkung befindet ihr euch bereits in den Gucci Visions, dann kann man in den 1. und 2. Stock weiter gehen und sich die Exponate in den einzelnen Räumen anschauen. Fotos der Boutique , die sich im Erdgeschoß des Palazzo befindet, sind hier. Aus meiner Sicht bietet der echte Rundgang vor Ort keinen Mehrwert, wenn man von dem Bambusgeruch im Bamboo Raum, dem Blütenduft im Flora Raum und der permanenten Musikbeschallung und Videoscreenwechseln vor Ort absieht. 

Wenn man allerdings Selfies machen will, ist man im Gucci Garden richtig, denn etliche Räume sind verspiegelt, von oben, unten, Seite, in einem Gang war ich froh, eine Hose zu tragen. Ohne Audioguide ist man im Gucci Garden verloren, denn schriftliche Erklärungen gibt es nur wenige und manchmal schlecht lesbar (weiße Schrift auf Spiegel) und auch das Aufsichtspersonal kann einem bei Fragen nicht weiterhelfen. Ich gehöre nicht zur Stammkundschaft von Gucci und mir waren die ikonischen Taschen mit ihren Begriffen unbekannt. Aber damit war ich die Ausnahme. Ich bewegte mich unter jungen AsiatInnen und Rapper Boys, die vor allem sich selbst fotografierten (o.k., vielleicht übertreibe ich ein wenig).

Länger verweilt habe ich im Fashion Raum, in dem Kleidungsstücke aus den Anfängen denen der heutigen Kreativdirektoren gegenüber gestellt wurden. Man sah, dass eigentlich alles beim Alten geblieben ist. Insofern bleibt das Haus seiner Historie treu. Ich war ein wenig entsetzt über die mangelnde Musteranpassung an manchen Kleidungsstücken unten auf dem Foto, da versuchen wir Hobbyschneiderinnen uns ja mehr Mühe zu geben. 

Der ganze Kram mit den Logos und den Pferdegebissen ist mir sowieso suspekt. Warum laufen Menschen bitteschön als wandelnde Litfasssäule herum? Die Anfänge des Unternehmens sind anerkennenswert und irgendwie ähneln sich die Geschichten der Personen, deren Namen gut 100 Jahre später teure Marken repräsentieren. Vielleicht habe ich in 2023 auch eine Überdosis an Firmenmuseen gehabt?




Hier sind die ikonischen Taschen, leider alles so verspiegelt und soviele und so in die Höhe gebaut, dass man sich mit den Einzelstücken kaum beschäftigen konnte, aber das steht wohl auch nicht im Vordergrund. Ein bisschen hat mich der Gucci Garden mit seinen Effekten und Experiences an das Dior Museum in Paris erinnert, aber viel kleiner und viel weniger informativ. Für einen Einblick und ein Gefühl für die Marke reicht es. Man muss sein Ticket wenigstens nicht vorab lösen und/oder Schlange stehen. Hingegen war das Louis Vuitton Dream in Paris (das nicht mal Eintritt kostete) um Längen interessanter (bei ähnlicher Besucherstruktur wie Gucci). Wo ich gerade darüber schreibe, kommt mir der Vergleich mit Schwimmbädern, es gibt die, in denen man schwimmen kann, und die, in den man Spaß haben soll, aber oft nicht mehr schwimmen kann. Ich gehöre eindeutig zur Fraktion Schwimmer.

Im Museumsshop, also der Boutique, wurde ich sofort von einer jungen Frau begleitet, deren Sprache und Verhalten auf mich allerdings aufgesetzt und "unecht" wirkte, sie lobte in einer Tour die Besonderheiten der einzelnen Stücke, ich fühlte mich nicht wohl und wäre lieber alleine herumgeschlendert, das war allerdings nicht vorgesehen. Aber immerhin habe ich mir einige der nur in diesem Shop erhältlichen Stücke genauer angeschaut. Das Material fühlt sich schon toll an und die Verarbeitung einer unterfütterten Hose konnte sich sehen lassen (für eine ähnliche Hose hatte ich den Stoff in meinem Gepäck, das die jungen Männer etwas missmutig hinter ihren Tresen stellten, eine Garderobe gab es nämlich nicht im Gucci Garden).

Soweit meine persönlichen Erfahrungen. Ich war da und froh, im Trockenen gewesen zu sein, bevor ich weiter gefahren bin.

Grüße, Anja

2 Kommentare:

  1. Danke, dass Du uns auf Deine Reise mitnimmst!
    Ich bin dem Link zu dem virtuellen Rundgang gefolgt, allerdings nur bis zum Bamboo Bag gekommen... Die Präsentation war mir zu emotionsgeladen und zu wenig informativ. Wenn man sie bspw. mit der TSATSAS Ausstellung vergleicht, wo man einen Einblick in den Design- und Produktionsprozess bekommen hat. Du klingst auch ein wenig enttäuscht und lieferst die Erklärung gleich mit. Vielleicht ist die Funktion von Firmenmuseen eher auch die der Legendenbildung (und damit Markenpflege) als die der Geschichtsschreibung.
    Dir ein schönes Wochenende. LG Manuela

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    1. Ja, genau, Emotionen statt Informationen, das ist es. Interessant war für mich an dem Tag, dass es bei Ferragamo ganz anders gehandhabt wurde. Aber jede Marke will auch etwas anderes vermitteln, mir fällt jetzt im nachhinein auf, dass die meisten BesucherInnen schneller waren als ich und sich mehr für sich als für die Exponate interessierten. Probier' den link im Zweifel noch mal ganz von vorne, wenn es dich interessiert https://guccipalazzo.gucci.com/#/en/ und dann auf visions, dann könnte es klappen. Aber die Informationen bleiben dürftig. LG Anja

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