Ich habe mich durchgerungen - nach vielen Jahren der Überlegungen, immerhin gibt es die AnNäherungen bereits seit 10 Jahren, einmal im Norden Deutschlands (in der Stadt, die es doch gibt: Bielefeld) und einmal im Süden (wechselweise Würzburg, Heidelberg und jetzt in der Nähe von Wiesbaden) - habe ich mich angemeldet. In meinem Fall konnte ich wunderbarerweise mit der S-Bahn durchfahren, vom Bahnhof Niedernhausen fährt ein Bus zum Tagungshaus, sonntags nicht oft, aber auf Vorbestellung gibt es auch Taxis. Dennoch ist die Gepäckfrage nicht unerheblich. Neben der Nähmaschine sind auch noch die Stoffe und Zutaten, Schnittmuster und ggf. Bügeleisen, Bügeldecke mitzunehmen. Da bleibt nur wenig Platz für Pyjama und Anziehsachen. Aber es geht. Auf dem Rückweg hatte ich glücklicherweise von meiner Haltestelle Tragehilfe, auf dem Hinweg war mein Arm vom Ziehen schon recht lahm. Ich bin es auch einfach nicht gewohnt, mit soviel Gepäck zu verreisen.
Der Nähraum war super ausgeleuchtet und wirklich groß. Genug Platz für 16 oder 17 Nähmaschinen und was die Teilnehmerinnen sonst noch so dabei hatten. Manche sehr viel mehr Equipment als ich. Wir waren in Doppelzimmern untergebracht, das Essen war wirklich lecker. Für Getränke und viel Wein, Baileys und Süßigkeiten war gesorgt (fast schon zu gut).
Vorab hat jede einen Steckbrief erstellt, an der Pinnwand waren die Nähprojekte das ganze Wochenende über sichtbar, mit Stoffproben usw. Einige haben das ganze Wochenende an komplizierten Mänteln, Trenchcoats gearbeitet, eine andere hat schnell viele Jerseykleider (8 oder 9, mitzählen war schwierig) produziert.
Insgesamt war es ein sehr intensives, auch anstrengendes Wochenende. Ich habe noch nie in meinem Leben so viele Stunden genäht. Das lag sicher auch daran, dass ich - außer dem Essen und einem einstündigen Spaziergang im Wald - keine Pausen gemacht habe. Ich war extrem erledigt am Sonntag Nachmittag. Das lag natürlich an mir selbst, zum Stoffe kaufen und zur Stadtbesichtigung fahre ich nicht nach Wiesbaden, bin dort schon oft gewesen. Dafür habe ich fast 4 Projekte fertig genäht.
An der Heldinnentasche, die ich bereits mehrfach genäht habe, fehlte nur noch das Gurtband, habe ich zuhause innerhalb von 5 Minuten eingeschoben und festgenäht. Die Tasche ist diesmal aus Echtleder, was viel besser aussieht, aber an einigen Stellen, wo zuviele Lagen übereinander liegen, schwer zu nähen war. Ich musste teils von der sowieso schwer verständlichen deutschen Anleitung abweichen. Zum Glück hatte eine Teilnehmerin die englische Anleitung, die viel besser bebildert ist und die Arbeitsschritte tatsächlich in teils abweichender Reihenfolge enthält. Das Handytäschchen innen habe ich weggelassen, Futter in Eigenregie ergänzt.
Die Pantalon Wrap, auch bereits mehrfach genäht, wurde schnell fertig, sie besteht ja nur aus 2 Schnitteilen und einem Bindeband, ergänzt habe ich aufgesetzte Taschen, die fehlen mir bei der Hose, die ich schon habe. Die Hose ist eher für das Frühjahr, ich werde irgendwann Fotos machen. Einen kleinen Aufnäher von Jule Futterstoff habe ich aufgenäht, danke. Meine anderen Aufnäher von der AnNäherung habe ich leider beim Packen verloren, ich weiß jedenfalls nicht, wo sie geblieben sind. Die Abreise gestaltete sich wegen einer ausfallenden Bahn am Sonntag etwas plötzlich.
Viel Zeit habe ich mit einer Indoor-Jacke aus wundervoller Wolle von Anita Pavani verbracht. Das Innenleben wurde mit Schrägband aufgehübscht, die Armlänge mehrfach geändert, Belege und Säume mit Hand angenäht. Ich zeige die Jacke beim nächsten Me Made Mittwoch. Ich liebe sie schon jetzt und in kühlen Innenräumen ist sie der Knüller.
Samstag Abend war ich mit den 3 Projekten, die ich sicher nähen wollte, fertig, zum Glück hatte ich noch ein Jeansjäckchen aus einer älteren La mia Boutique für die Tochter zugeschnitten. Viel Kleinkram und Abstepperei am Sonntag, aber eine logische verständliche Anleitung, ich mag die Schnitte aus dieser Zeitschrift wirklich sehr. Nun fehlen noch die Ärmel, Bündchen, Linguette (wie heißt da auf Deutsch, sowas wie Manschetten, nicht ganz) und natürlich muss ich Knöpfe kaufen.
Es war ein sehr inspirierendes Wochenende, ich habe viele Frauen kennen gelernt, die ich vorher nur aus dem Internet oder gar nicht kannte, gleichzeitig war es anstrengend. Fahre ich nochmal zu einer AnNäherung? Ich weiß es nicht, das Gepäck, das Doppelzimmer, die mangelnden Pausen sind Negativpunkte. Bei Online-Nähtreffen fällt es mir leichter, zwischendurch ein- und auszuschalten und auch mal etwas anderes zu machen oder mich einfach zu verabschieden, wenn ich fertig bin. Insofern sind sie eine gute Alternative für mich. Dazu Treffen zum Quatschen und Besichtigung von Mode-/Nähinhalten oder ein Workshop mit einem Thema, wo man etwas Neues lernt. Gemischte Inhalte eben, mehr Abwechslung. Ich lasse das Wochenende noch auf mich einwirken, werde hoffentlich bald an der Jeansjacke weiter nähen und auch aus dem Weihnachtsstoff irgendetwas zum WKSA 2022 fabrizieren.
Novembergrüße, Anja