Dienstag, 21. Februar 2023

Steppkleid in A-Linie - selbst konsturiert

Schon bei der Recherche für die Stepphose bin ich auf Steppkleider gestoßen. Als ich dann vor kurzem das Steppkleid von Frau März auf Instagram gesehen habe und der Steppstoff von Stoffbox Naber auf dem Weg zu mir war, wusste ich, dass ich bald eines nähen möchte. Zu gerne trage ich bei dieser Witterung die Hose und inzwischen auch den Rock. Inspiriert haben mich auch unten gezeigte Modelle von Woolrich und Prada.

Ich wollte mir allerdings nicht unbedingt extra ein Heft kaufen. In meiner Burda- und La Mia Boutique Sammlung fand ich zwar ein A-Linien Kleid, aber nicht in meiner Größe. Den Ausschnitt wollte ich nicht als V, sondern eher als U-Boot. Ich orientierte mich für die wirklich einfache Konstruktion an diesem tollen  Video1. Sehr gut gefiel mir die Abwandlung mit der Tasche und dem eingenähten Brustabnäher in dem anderen Video2, so dass ich beide Schnitte kombinierte. Den Grundschnitt oben habe ich ja vor langer Zeit einmal erstellt und konnte ihn weiterverwenden. Die Taille, die sich in den Jahren verändert hat, ist für die A-Linie irrelevant.



 Ich habe etwas Länge zugegeben und den Ausschnitt verändert. Da habe ich mich an einem Vogue Schnitt orientiert. Meinen Rückenabnäher habe ich beibehalten, den Brustabnäher sowieso. Beim Zuschneiden fiel mir dann noch ein, dass bei Steppstoff vielleicht die Teilungsnaht aus Video 2 vorne nicht der Hit ist, innen sieht das echt nicht schön aus, also habe ich die Papierstücke wieder zusammen geklebt und statt der Nahttaschen aufgesetzte Taschen geschnitten. Es war eine ziemliche Fummelarbeit, sie korrekt aufzusetzen. Dabei habe ich mich mit der Höhe vertan, sie könnten, um die Hände bequem aufzunehmen, gut 7 cm tiefer sitzen. Aber ein Auftrennen ist bei Steppstoff nicht möglich. Schon als der Unterfaden leer war und ich eine halbe Taschenseite ohne es zu merken genäht habe, waren viele kleine sichtbare Einstiche im Material. Ich habe die Naht dann genau darauf platziert. Innen ist es mit Belegen und teils Schrägband versäubert, die Konstruktion passte am Ende zum Glück.

Das Kleid wurde gestern Abend beim virtuellen Nähdelsabend aka Montagsnähen fertig:


Der Stoff hat schon verdammt viel Stand, möglich, dass ich an der Seite noch ein bisschen was wegnehme, es steht arg zur Seite. Wenn ich einen Mantel offen darüber trage (heute geschehen) drückt es den Stoff nach vorne und wölbt sich unschön (das Kleid ist ideal für ein Cape). Es ist optisch wie erwartet. Die Trageeigenschaften: hmm, ich weiß nicht so recht, sehr leicht, das ist toll, kein Rascheln und Rauschen, kein Flattern, das ist in Ordnung, der Ausschnitt vorne könnte 1 cm tiefer sitzen, zu den Taschen habe ich mich schon geäußert. Ansonsten etwas gewöhnungsbedürftig hinsichtlich der Optik, interessant auf jeden Fall.



Von der Rückseite ganz schlicht, nur mit 2 kleinen Abnähern oben:



Kosten: Stoff 9,50 Euro (incl. anteiligem Porto), alles andere aus dem Bestand

Zeitaufwand: 1 Nachmittag Konstruktion und Zuschnitt, 1 1/2 Abende Nähen, wobei ich diesmal wirklich ordentliche Belege usw. gemacht habe. Beim Stepprock ist das Schrägband innen an einigen Stellen wurschtelig angenäht, hier habe ich mir Mühe gegeben. Dennoch muss ich beim Anziehen aufpassen, dass die Ärmelbelege drinnen bleiben. Steppstoff lässt sich ja auch nicht so heiß bügeln.

Schwierigkeit: einfach zu nähen, auch die Konstruktion eines A-Linien-Kleides ist keine große Sache, wenn man einen Oberteil Grundschnitt hat. Ich habe kein langes Lineal, aber bin da auch nicht so pingelig, wenn die Linien ein bisschen schief sind. Die Teile werden dann ja sowieso auseinander geklappt. Die Konstruktion in Video 2 fand ich jedenfalls etwas dilettantisch, weswegen ich mich an Video 1 mit dem 10-Bahnen-Rock orientiert habe. Im nachhinein habe ich vorne viel Stoff, den ich bei Stepper nicht brauche, vielleicht wäre die Konstruktion aus Video 2 doch o.k. gewesen.

Und damit beende ich die Steppstoffexperimente, nähe auch erstmal nichts mehr für den Winter und mache eine kreative Pause. Ich freue mich darauf, dann im Frühling all die schönen Sachen aus den letzten Jahren wieder anzuziehen.

Viele Grüße

Anja

Review im November 2024:

Lieblingskleid. Mehr muss ich dazu nicht sagen. Die Taschen habe ich nochmal verkleinert und etwas tiefer gesetzt, kleine Löcher sind im Stoff, aber dennoch, ich trage das Kleid gaaaanz oft und werde auch immer wieder darauf angesprochen.


Donnerstag, 16. Februar 2023

Stepprock / Daunenrock nach Burdastyle #117 aus 12/2018

 Ich bin schon wieder von  Langsame Schildkröte geinfluenced worden. Meine Stepphose ziehe ich wirklich wahnsinnig gerne an. Auf meiner Agenda stand sowieso noch eine weitere Hose und ein Etuikleid aus Steppstoff. Dann zeigte Sabine ihren Stepprock und verwies auf eine Stoffquelle. Mit dem Steppstoff war sie super zufrieden, er sei viel besser als der Fibremood Stoff. Erstmal habe ich gegoogelt und weitere tolle Rockexemplare gefunden. Diese beiden (Moncler bzw. Woolrich) gefielen mir besonders:


Ich bin jedoch keine Freundin von Wickelröcken und erinnerte mich an einen Schnitt aus Burda 12/2018 (den ich natürlich erstmal suchen musste), der zwar Wickeloptik hat, aber komplett zusammengenäht ist und der durch einen Schlitz unter dem Wickelteil Beweglichkeit garantiert, diesen hier:


Den Steppstoff, der nur 1/4 von dem Fibremoodstoff der Hose kostete (mit dessen Qualität ich zudem unzufrieden war), bezog ich wie Sabine von Stoffbox Naber. Blöd ist lediglich, dass man dort nur in 0,5 m Schritten bestellen kann. für den Rock gibt Burda 1,2 m an, von den Stoffresten wollte ich noch Stulpen und einen Kragen für einen Pullover machen. Da habe ich mich nicht getraut, nur 1 m zu bestellen (bei Burda reicht ja meist weniger), natürlich habe ich jetzt reichlich übrig, zuviel für das Kleingedöns, das ich machen möchte.

 Ich hatte Montag kurz vor 12 meine Bestellung aufgegeben und keine 24 Stunden später war mein Paket da. Was für ein Service. Beide Stoffe (weinrot für das Kleid) haben keine gezogenen Fäden und schienen perfekt für meine Projekte geeignet.

Der Stoff ließ sich auch viel besser vernähen als der von Fibremood, die Rückseite war nicht so rutschig und die Füllung gleichmäßiger verteilt bzw. nicht ganz so fluffig. Da ich auf Abnäher, Bügeln und Handnäherei verzichtet habe, außerdem keinen Reißverschluss eingenäht habe, sondern oben einen breiten Gummizug eingefügt habe, war der Rock ratzfatz fertig, an einem Abend. Ich war es gar nicht mehr gewohnt, dass Nähen auch so schnell gehen kann. Bei diesem Stoff habe ich auch einen Saum genäht, ich habe die innere Seite mit Farbenmix Stylefix, das ich vor langer Zeit einmal in einem Adventskalender hatte, eingeklebt und dann sauber genäht. Nur am inneren Bund und an der Schlitzkante habe ich Schrägband angenäht habe. Hier sieht man ein wenig vom Innenleben des Rockes:




Der Schlitz garantiert eine gute Beweglichkeit ohne Einblicke zu gewähren. Eine gute Konstruktion.

Von den Resten des Steppstoffs habe ich Manschetten/Stulpen und einen Rollkragen/Schal, der sich variabel drapieren lässt, mit Druckknopf zu meinem geänderten (und noch suboptimalen) Fair Isle Pullover vom letzen Me Made Mittwoch gemacht. Es gibt auch noch rote Stulpen und 2 rote Krägen aus Mantelwollresten, aber mit der Passform der Krägen bin ich (noch) nicht zufrieden.


Kosten: Stoff (incl. anteiligem Porto) 9,50 Euro, Garn, Burda, Gummiband aus dem Bestand, aus den Stoffresten kann ich noch einiges machen, wenn ich es auch nervig finde, fast einen halben Meter übrig zu haben.

Zeitaufwand: rasant schnell, am aufwändigsten war das Kopieren und Ausschneiden des Schnittmusters

Schwierigkeitsgrad: einfach, dieser Stoff ließ sich viel besser vernähen als der andere Steppstoff. Allerdings hatte ich mich natürlich schon im Vorfeld der Hose mit den Besonderheiten des Nähens mit Stepper beschäftigt.

Viele Grüße

Anja

Review im November 2024:

Schrankleiche. Auch wenn ich die Länge angepasst habe, ist jetzt 5 - 6 cm kürzer. Ich glaube, es liegt an der Farbe, dieses helle Blau ist einfach keine gute Winterfarbe. Ich muss mal schauen, ob ich Möglichkeiten sehe, den Rock diesen Winter zu tragen.

Montag, 13. Februar 2023

Hauptsache Hüte - ein Ausstellungsbesuch

Als ich mit einer Freundin aus München in der Handschuhausstellung war, meinte sie, das nächste Mal treffen wir uns in München, wo eine Hutausstellung stattfindet. Es gibt bereits einen wunderbaren Bericht über diese Ausstellung von Petersilie und Co., wo auch über einen Hutworkshop berichtet wird.

Hüte oder Hauben sind nicht gerade das, an was ich bei Mode denke. Für mich sind Kopfbedeckungen in erster Linie ein Sonnen-, Kälte- oder Nässeschutz oder manchmal nutze ich auch einen Helm zum Ski- oder Radfahren. Als Schmuck habe ich sie nie wirklich gesehen. Ich kann mich auch nicht erinnern, jemals einen Hut - außer zum Fasching - aufgesetzt zu haben.

Zu dem Bericht von Silvia Franziska habe ich nicht viele Ergänzungen. Ein Ausstellungsbesuch ist immer auch subjektiv. Mich interessieren weniger die historischen Hüte, auch wenn ein Blick in die Geschichte auf jeden Fall sinnvoll ist. Ich persönlich fand, dass im Verhältnis weniger historische Hüte der Ausstellung gut getan hätten. Es war einfach sehr, sehr umfangreich und bis ich dann in der "Neuzeit", die für mich mit dem Beginn des 20. Jahrhunderts anfängt, angekommen war, war ich langsam "müde" und mochte nicht mehr jede Schautafel genau lesen. Begleitet hat uns übrigens Tina vom Blog Sie näht schon wieder, immer schön, wenn virtuelle Bekanntschaften zu echten Treffen führen.

Super waren die Erklärfilme zur Hut- und Mützenherstellung von Stetson (in einem Nebenraum am Beginn der Ausstellung, alles sehr verschachtelt, insofern habe ich diese Filme erst am Ende angeschaut). Ein echtes Highlight war für mich der "Anprobierraum", wo man ganz viele verschiedene Hutmodelle aufsetzen konnte. Da wurde mir so richtig klar, dass wie bei Kleidung auch bei Hüten die Passform ein Thema ist, ich trage bei Helmen eine große Größe, aber die meisten Hüte saßen bei mir nicht richtig, offensichtlich habe ich einen schmalen, aber langen Kopf. Dann muss der Hut zur Brille passen oder mit der Brille gut am Kopf sitzen, auch ein nicht unbedeutendes Thema. In dem tollen Spiegelsaal konnte man auch super fotografieren.


Erst danach ging es zu den moderneren Hüte, die mich schon faszinierten. Wie bei der Handschuhausstellung hatte ich am Ende den Eindruck, dass der Hut mehr als nur ein Schutz ist, sondern wirklich ein stylishes Accessoire sein kann. Mit ganz vielen Einsatzmöglichkeiten und Stylingvarianten. Allerdings völlig in Vergessenheit geraten. Ich bin durch die Ausstellung für ein ganz neues Thema sensibilisiert.

Hier noch einige Eindrücke einiger faszinierender moderner Hüte, besonders gefielen mir die Hüte der 50er und 60er Jahre, ansonsten verweise ich auf den Blogbeitrag von Silvia Franziska mit vielen Fotos:





Einen Hut zu tragen, kann ich mir derzeit nicht vorstellen. Er muss für mich zu einem bestimmten Einsatzzweck passen, den sehe ich in meinem Tagesablauf derzeit nicht. Da bleibe ich doch lieber bei Mützen, irgendwo ist noch eine Baskenmütze, und ich suche auch einmal den Wickelturban aus Samt, den ich von meiner Mutter bekommen habe. Mal schauen, ob ich damit etwas machen kann. Ja - und bei den Sonnenhüten besteht auch Handlungsbedarf. Die kann ich im Sommer gut einsetzen.

Viele Grüße

Anja


Dienstag, 7. Februar 2023

Manteau en Feutre - aus Wolle statt Filz

Ich wusste - seit dem Kauf des Buches Mon Cours de Style, - dass ich mir den Mantel daraus irgendwann nähen möchte. Es ist kein "normaler" Mantel, der im Herbst oder Winter wärmt, er hat kein Futter, er hat keinen Verschluss, er sieht allerdings speziell aus, vor allem durch die riesigen Ösen. Wenige Schnittteile, wenige Nähte, ein schnelles einfaches Projekt laut Beschreibung.

Als mein Regenmantelstoff kam, dachte ich, wow, der ist perfekt auch für den Mantel, aber ich wollte und brauchte dringend einen  Regenmantel und nichts, das keinen wirklichen Einsatzzweck hat. Eine kleine Umfrage unter den Nähfreundinnen hat diese Annahme bestätigt.

 Da der Sale bei The Fabric Sales noch andauerte und ich mit Service und Qualität mehr als zufrieden war, habe ich nochmal bestellt: einen Wollstoff Double Face, der mir auch für den Mantel aus dem Buch geeignet schien. Es gab mehrere Farbkombinationen, ich habe mich letztendlich für einen roten (mit olivbeiger-senffarbener Rückseite, nicht gerade mein Farbtraum, aber alles andere gefiel mir noch weniger) entschieden. Der Stoff ist haptisch ein Traum, er fällt fließend, was für das Modell nicht perfekt ist, aber ich wollte es ausprobieren.

Nun fehlten mir noch die Riesenösen. Im Buch steht, dass man in einem Spezialgeschäft solche Ösen in den Stoff einarbeiten lassen soll. Keine Ahnung, welches Spezialgeschäft das in Frankfurt gemacht hätte. Es sind Ösen wie ich sie in meinen Gardinen habe. Man kann solche Ösen im Internet kaufen, mindestens 10, aber auch 250 auf einen Schlag. Sie sind leider alle aus Kunststoff in Metalloptik. Die in meinen Gardinen sind aus Metall. Vermutlich hätte das Spezialgeschäft sie auch aus Metall gehabt. So habe ich mit Plastik, das wie Metall aussieht, Vorlieb genommen. Ich habe die kleinste günstige Menge in einer Metalloptik, die mir vom Bild her, gefiel, bestellt. 10 Stück - und man kann eigentlich viele tolle Sachen daraus machen, nicht unbedingt ein Gardinenband.


Erstmal das Schnittmuster aus dem Buch abgenommen, alles gut beschriftet, zur größten Größe, der französischen 42 noch einen Zentimeter zugegeben, 5 cm Länge ergänzt. Die Ärmel so gelassen, sie schienen sehr lang. Sieht man auch auf dem Foto, aber da ich sehr lange Arme habe, wollte ich nicht riskieren, dass sie nachher zu kurz werden. Sie sind zu lang und ich werde sie noch 5 cm kürzen und zusätzlich vermutlich dauerhaft umschlagen. Stoff zugeschnitten, franst nicht, so soll es für dieses Modell sein. Dann ging es daran, Probeösen in Stoffreste einzuarbeiten. Das einzig Aufwändige war das Ausprobieren und letztendlich Berechnen des richtigen Durchmessers. Man kann auch teurere Ösenpakete mit Schablonen bestellen. Ich habe ein Schnapsglas als Schablone zu Hilfe genommen. Der runde Ausschnitt muss genau 4 cm sein, die Ösen sind innen 3,5 cm, außen 5,5 cm. Es brauchte einige Versuche, bis ich es raus hatte, wie man die Öse in den dicken Mantelstoff einsetzt. Aber man kann sie jedes Mal wieder heraus montieren und hat somit unendlich viele Versuche frei.

Wie man sieht, hat das mit der Probeöse irgendwann gut geklappt. Dann ging es ans Nähen.

Die Anleitung ist grundsätzlich auch ohne Französischkenntnisse verständlich, da alles gut bebildert und der Schnitt sehr einfach ist. Es fehlten Markierungen, um den vorderen und hinteren Ärmel zu unterscheiden, aber da muss man ja nur den Raglanärmel mit einem anderen Raglanärmel vergleichen und erkennt den Unterschied. Ansonsten passten alle Teile perfekt zusammen.

Alles wird offenkantig verarbeitet und bis auf den Ärmel rechts auf links genäht. Dies ist dem Filz, der eigentlich verwendet werden soll, geschuldet. Bei meinem Regenmantel hätte ich das auch so machen können, kam aber nicht auf die Idee. Erst als ich am Ende ein Ursprungsmodell für den Stoff von Annemie Verbeke gesehen habe, wurde mir klar, dass bei so schweren, dicken und unbeweglichen Stoffen, die nicht fransen, gerne rechts auf links genäht wird.

Ich habe versucht, die Abstände beim Nähen gleichmäßig zu verteilen (man sieht ja immer nur die eine Stoffseite und es kann - obwohl ordentlich gesteckt - ein bisschen was beim Nähen verrutschen, musste dann auch am Kragen noch überschüssigen Stoff abschneiden, da die Naht nicht 100 % gerade verlief.

Etwas Kopfzerbrechen hat mir noch der Übergang vom Ärmel (rechts auf rechts) zum Hauptteil gemacht (rechts auf links), im Buch wird darauf hingewiesen, dass manche Maschinen zu klein dafür seien, das war jedoch nicht mein Problem. Ich hatte an einer Seite ein kleines Loch an der Bruchstelle, das ich im zweiten Versuch zugenäht habe. Wer schaut schon an diese Stelle unter dem Ärmel?

Als alles fertig war, entdeckte ich, dass mir die eigentlich linke Seite auch gut gefällt. Ich fragte mich, ob es nicht möglich sein sollte, den Mantel zu wenden und je nach Lust und Laune zu tragen. Die linke Seite hatte nur keine Taschen und die fehlten mir schon. Beim nachträglich Aufnähen hätte ich die Nähte der Taschen auf der anderen Mantelseite genau treffen müssen, was mir illusorisch schien. Also musste eine andere Lösung her. Im Prinzip sind beim Tragen der linken Seite die Brustabnäher sichtbar (es gibt ja Designermode, wo das gewollt ist, hätte mich insofern auch nicht gestört), die Ärmelabnäher liegen unter dem umgeklappten Kragen. Ich habe Brusttaschen zugeschnitten, die über den Äbnähern liegen. Damit habe ich quasi 2 Fliegen mit einer Klappe geschlagen.

Rot ist die eigentlich geplante Außenseite:



Andersrum geht es auch, bitte die Stecknadel an der Brusttasche ignorieren, ich habe vor dem Nähen der Taschen und dem Kürzen der Ärmel flott Fotos gemacht, weil das Licht in der Wohnung außerordentlich gut war.



Ich bin wirklich schwer begeistert von dem neuen Mantel. Ich glaube, dass ich ihn prima bei milderen Temperaturen draußen tragen kann, aber auch jetzt kann ich ihn als Überziehdings drinnen anziehen, wenn die Temperaturen niedrig sind. So eine Art Strickjacken- oder -mantelersatz wie meine karierte Manteljacke, die im Dauereinsatz ist. Oder eine Decke zum Anziehen.

Da noch Stoff da war, habe ich noch einen Bindegürtel genäht, eher geschnitten und um eine Öse gewicketl. Angezogen sieht es nicht wirklich gut aus, es sei denn man drapiert aufwändig am Mantel hin und her, so geht es einigermaßen:


So auf gar keinen Fall, ein Bindegürtel ist in dem Modell auch nicht vorgesehen und das hat seinen Grund:



Kosten: Wollstoff Della, 3 m, es bleiben Reststücke vom Zuschnitt, für die ich schon eine Idee habe, gekauft im Sale mit 20 % Rabatt zzgl. Porto (geteilt durch 3 Stoffe): 53 Euro; Ösen: 5 Euro, Schnittmuster, Garn usw. aus dem Bestand: insgesamt 58 Euro

Zeitaufwand: sehr wenig, ein sehr schnelles Projekt, einige wenige Stunden, die meiste Zeit habe ich mit dem Ausprobieren, wie das mit den Ösen geht, verbracht

Schwierigkeitsgrad: supereinfach, totales Anfängerprojekt, wenn man eine Maschine hat, unter die man gut dicke Stoffe legen kann, der Stoff könnte mehr Griff haben, Filz wäre schon besser gewesen, dann hätte der Mantel soviel Stand wie auf den Fotos im Buch


Beim letzten Nähtreffen wurde darüber diskutiert, inwiefern man darauf achtet, ob die Kleidung, die man anhat, zum Mantelstoff, insbesondere zum Mantelfutter, passt. Ich würde sagen, nur, wenn sie sichtbar ist, dann sollte es harmonieren. Das ist bei diesem Mantel immer der Fall, da er offen getragen wird. Die Kleidung muss für mich daher zur Außenseite und zur Innenseite des Double Face Stoffes passen. Ich werde nun austesten, was mein Kleiderschrank dazu hergibt, bin aber recht zuversichtlich, dass sich genug findet. Die Länge ist dann natürlich auch ein Kriterium, wenn man es genau nimmt, der  Zipfel vom Kleid (übrigens auch aus dem Buch) ist zufällig das gleiche Rot wie der Mantel. 

Viele Grüße, Anja

Review November 2024:

In dem Winter, in dem das Gas so teuer wurde und wir wenig heizen sollten (vermutlich gleich Anfang 23) habe ich den Mantel auch indoor wie einen Überwurf getragen. Sehr gemütlich. Im Herbst hatte ich ihn fast täglich beidseitig in Italien an, ebenso im Herbst 23, wo es in Deutschland gemischte Temperaturen hatte. Der Mantel passt perfekt zu 15 Grad, wenn es etwas kühler ist, geht es auch noch. Für deutsche Normalwinter ungeeignet. Aber gern getragen. Mittlerweile fransen die offenen Kanten etwas aus. Ich habe ein Video gespeichert, wo erklärt ist, wie man Double Face eigentlich verarbeitet. Ob ich mich daran wage? Ist bloß sehr zeitraubend. So könnten die offenen Kanten "gerettet" werden.


Mittwoch, 1. Februar 2023

Me Made Mittwoch - abgelegte Hose und geänderter Pullover

 In diesem  Post habe ich die Hose für meine Tochter vorgestellt, das Schnittmuster war ein Mix aus La Mia Boutique (Jeans) und Burda (Beinweite) mit Abwandlungen. Als sie Weihnachten nach Hause kam, gefiel ihr die Weite der Hose nicht, sie machte sehr dicke Beine. Dann lag die Hose erstmal herum, ein enger Nähen der Beine hätte vermutlich nur zu einem suboptimalen Ergebnis geführt. Also habe ich an den Seiten je einen cm heraus gelassen, der Knopf war bewusst noch nicht angenäht, er sitzt jetzt am äußersten Rand und aufgrund der natürlichen Dehnbarkeit des Cords passt die Hose mir. Sie ist nicht unbequem, allerdings finde ich die Optik am Bauch nicht schön, weshalb ich bevorzugt hüftlange Oberteile trage. Auf dem Foto nicht, weil der geänderte Pullover farblich perfekt zur Hose passt.


Zu der Hose habe ich einen sehr geliebten und 1996 auf den Shetland Inseln gekauften Pullover im Fair Isle Muster (Fair Isle ist eine der weit im Atlantik gelegenen Shetland Inseln, insofern sind Fair Isle Muster nicht einfach mehrfarbig gestrickte Muster wie oft irrtümlich gedacht wird, sondern sie folgen einer bestimmten Farb- und Musterfolge) geändert. Der Pullover war sehr oversize und unglaublich warm (weshalb ich ihn leider nie besonders oft angezogen habe). Bedauerlicherweise fanden sich von Jahr zu Jahr immer mehr Löcher, vor allem in den Bündchen. Ich habe die Löcher geflickt, aber den Pullover trotzdem nie getragen, weil die Optik einfach nicht mehr zeitgemäß war. Wenn er nicht ein Reiseerinnerungsstück gewesen wäre, hätte ich ihn vermutlich längst aussortiert.

Nachdem ich auf diese und diese Seite gestoßen bin, habe ich mich endlich getraut, den Pullover zu zerschneiden. Zumal ja wegen der reduzierten Temperaturen überall warme Kleidung geht. Das Ergebnis ist mir im Vergleich zu den verlinkten Modellen noch viel zu "normal", insofern kann es gut sein, dass ich nochmal verändere. Mich stören auch die einen Tick zu kurzen Ärmel.


Weiter zur Hose, leider macht bei dem bedeckten Himmel mein Handy nur sehr körnige Fotos. Von hinten sitzt die Hose perfekt. Die Taschen würde ich für mich allerdings tiefer setzen.


Bei dem Stoff handelt es sich einen Rest von einem Baumwollcord aus dem Kaufhaus, das vermutlich bald schließen wird. Den Cord habe ich vor Jahren gekauft, um einem Sessel eine neue Hülle zu geben, dabei habe ich die Menge sehr großzügig kalkuliert, so dass mir 1,40 m übrig geblieben sind - genau richtig für eine Hose. Das eigentliche Knallorange des Sessels passte nicht mehr zur Einrichtung (früher war eine Wand in genau derselben Farbe gestrichen) und außerdem war der nur abwaschbare Bezug sehr fleckig. Mittlerweile liegt eine große Decke über dem Sessel, die passt wiederum zu dem irgendwann auch neu bezogenen Sofa und anderen Sessel. Es ist doch schön, wenn man selbst nähen kann und seine Einrichtung gestalten kann wie man will und nicht gleich alles austauschen muss.  Vor dem Ligne Roset Sofa mit den Reißverschlüssen habe ich noch Respekt, aber das wird irgendwann auch dran sein, geht nämlich, wie Julia gezeigt hat.


Nun verlinke ich noch beim Me Made Mittwoch, wo Melanie heute mit deutlich besserer Fotoqualität zum ersten Mal präsentiert.

Viele Grüße, Anja


P.S. Aus den Wollresten des roten Mantels habe ich mittlerweile Stulpen genäht und 2 verschiedene Umlegekrägen. Die Variante mit dem eingearbeiteten Troyerkragen sah leider überhaupt nicht gut aus, ich hatte es gesteckt, angezogen und sofort wieder abgetrennt. Das Risiko, einen Lätzcheneffekt zu haben ist sehr groß. Mittlerweile ist auch Steppstoff bei mir eingezogen. Aber ich zerschneide den Pullover nicht weiter, sondern werde weitere Stulpen und einen Umlegekragen aus den Resten machen. Wenn ich dann sehe, wieviel Stepper übrig bleibt.


Review im November 2024:

Eine gern getragene und gut sitzende Hose. Quasi im Dauereinsatz, vor allem seit ich die braune Cordhose ausgemistet habe. Der Pullover fristet allerdings weiterhin ein Schrankleichendasein. Ob ich nochmal was dran ändere? Aber was?